Achtung: Dieser Artikel ist schon etwas älter und entspricht teilweise nicht mehr dem Stand der Technik.
Der Schwarzwert (d. h. das dunkelste Schwarz, das wiedergegeben werden kann) ist eine prinzipbedingte Schwäche aller Projektionsverfahren. Wenn hellleuchtende Projektoren in einem abgedunkelten Wohnraum projizieren, kann das Schwarz nie optimal dunkel sein; schon allein das remittierte Licht von den Wänden hellt die weiße Leinwand auf und verhindert damit einen optimalen Kontrast.
Aber auch die Beamer selbst sind Teil des Problems; die frühen Geräte waren sogar schrecklich kontrastarm, während man inzwischen nahe an den Kontrastumfang von analogem Fimmaterial herankommt. Tendenziell sind nach heutigem Stand die DLP-Chips ein klein wenig kontrastreicher als LCoS-Chips, und LCoS-Chips nochmal deutlich kontrastreicher als LCD-Chips. Perfekt sind sie alle nicht.
Umso erstaunlicher ist, dass die Hersteller in ihren Datenblättern zum Kontrast Angaben wie "3000:1" machen - also der hellste Punkt soll angeblich 3000-mal so hell wie der dunkelste sein. Das ist unter Praxisbedingungen völlig absurd; selbst hochwertige Computermonitore, die mit ihrer Hintergrundbeleuchtung und ihrer dunklen Grundfarbe viel bessere Voraussetzungen haben als ein Beamer, schaffen kaum mehr als 1000:1.
Was die Beamer-Hersteller nennen, sind Werte, die unter Laborbedingungen ermittelt wurden: Für die Messung werden die Beamer in lichtschluckend ausgekleideten Testräumen eingesetzt, und es werden nacheinander (!) ganz weiße und ganz schwarze Flächen projiziert; aus der Differenz errechnet sich die katalogmäßige Kontrast-Angabe (der Fachmann spricht von On/Off-Kontrast), die dann bei guten Beamern 2000:1 bis 3000:1 betragen kann. Doch damit nicht genug: In vielen Fällen kommen noch kontraststeigernde Tricks wie eine automatische Blende oder eine regelbare Lichtquelle hinzu, die den Schwarzwert auf fast Null senken und somit den gemessenen Kontrast auf utopische Werte bringen.
Projiziert man hingegen in einem normalen, weiß gestrichenen Wohnzimmer geeignete Testbilder (z. B. ein Schachbrettmuster aus weißen und schwarzen Flächen), kommen selbst Spitzenbeamer nur auf Kontrastwerte von etwa 100:1. In dunkel gehaltenen Räumen kommt man vielleicht auf 300:1. Das ist die realistische Größenordnung für den sogenannten In-Bild-Kontrast, also den Unterschied zwischen den hellsten und dunkelsten Stellen innerhalb desselben Bildes - und auf den kommt es an.
Man kann aufgrund der vielfältigen Messtricks nicht runterrechnen, und die Zahlen sind nicht direkt vergleichbar. Es ist daher unmöglich, aus den Herstellerangaben für den Kontrastwert brauchbare Rückschlüsse auf die tatsächlichen Kontrasteigenschaften verschiedener Geräte zu ziehen. Wer glaubt, ein Beamer, der laut Hersteller phantastische 100.000:1 schafft, sei in jedem Fall kontrastreicher als einer, der laut Hersteller 2000:1 schafft, kann bitter enttäuscht werden. Wenn man weiß, dass die heute verbauten Chips gängiger Beamer nur von ganz wenigen Zulieferern gefertigt werden und daher dieselben Chips in verschiedensten Geräten stecken, kann man sich ausrechnen, dass die physikalischen Kontrastwerte der Beamer mit gleichem Chip auch fast dieselben sind. Wenn dann doch messtechnisch ganz unterschiedliche Werte rauskommen, hat es nur mit der internen Bildaufbereitung und mit kontraststeigernden Tricks zu tun. Doch der technische Kontrast, der innerhalb eines einzelnen Bildes auf die Leinwand gebracht werden kann, bleibt trotz aller Tricks in etwa gleich.
Das einzige verlässliche Prinzip, um die Kontrasteigenschaften eines Beamers vor dem Kauf festzustellen (wenn man sie denn als unbedingt kaufentscheidend einstuft), ist der vergleichende Test der in Frage kommenden Geräte unter identischen Bedingungen. Am ehesten geht sowas bei spezialisierten Fachhändlern, die mehrere Beamer nebeneinander betriebsbereit aufgebaut haben.
Bevor man viel Mehrpreis für ein vermeintlich besseres Kontrastverhältnis ausgibt, sollten zudem die Projektionsbedingungen geprüft werden. Etwa in einem Raum, der sich nicht vollständig abdunkeln lässt, wird man nie optimale Kontraste erhalten; das vorhandene Raumlicht überlagert dann die Projektion und verschlechtert so den Schwarzwert. Selbst wenn der Beamer von sich aus das perfekte Schwarz erzeugt, werden die schwarzen Stellen im projizierten Bild immer noch so hell sein, wie es das Raumlicht vorgibt; schließlich ist die Leinwand ja durch das Raumlicht schon bei ausgeschaltetem Beamer nicht komplett schwarz.
Wenn die totale Abdunklung möglich ist, wird der Beamer zur einzigen Lichtquelle im Raum. Das verhindert aber auch nicht, dass das projizierte Licht von Wänden und Decke remittiert erneut auf die Leinwand trifft und dort schwarze Stellen etwas überlagert. Besonders stark tritt das Phänomen auf, wenn die Leinwand in Relation zur Raumfläche sehr groß ist, wenn Wände und Decke sehr nah sind und wenn das projizierte Motiv viele helle und wenige dunkle Stellen enthält. Der ideale Projektionsraum hat mattschwarze Wände, mattschwarze Decke, mattschwarzen Bodenbelag und mattschwarze Bestuhlung, um die Remission zu unterbinden; aber in der Realität muss man vorhandene Räume meist so nehmen, wie sie sind.
Auf jeden Fall sollte man wissen und verstehen, dass die Kontrasteigenschaften des Beamers selber nur ein (durchaus wichtiges) Glied in einer Kette von Bedingungen sind, die gute Kontraste ermöglichen. Stimmen schon die Projektionsbedingungen nicht, kann das auch ein hervorragender Beamer nicht ausgleichen. Und gemessen an den negativen Einflüssen, die man sich durch die Projektionsbedingungen einfängt, sind die Qualitätsunterschiede der Beamer selber erstaunlich gering.
Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: August 2012
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