Achtung: Dieser Artikel ist schon etwas älter und entspricht teilweise nicht mehr dem Stand der Technik.
Man muss unterscheiden zwischen der physikalischen Auflösung eines Beamers (also der tatsächlichen Zahl einzelner Pixel, die der Beamer darstellen kann) und den Auflösungen, die der Beamer verarbeiten kann (die Auflösung des zugeführten Signals kann auch höher oder niedriger sein, und der Beamer rechnet sie auf seine physikalische Auflösung um). Besonders bei billigen Beamern geben die Hersteller manchmal nur die höchste Auflösung an, die der Beamer als Signal verarbeiten kann; das ist natürlich irreführend.
Die gängigsten physikalischen Beamer-Auflösungen sind heute:
- 800x600, 1024x768, 1400x1050 (Seitenverhältnis 4:3 = 1,33:1)
- 1280x800, 1920x1200 (Seitenverhältnis 16:10 = 1,60:1)
- 1280x720, 1920x1080 (Seitenverhältnis 16:9 = 1,78:1)
Daneben gab und gibt es noch weitere Auflösungen, aber die lasse ich hier der Übersicht halber weg.
Die physikalische Auflösung eines Beamers entscheidet über die mögliche darstellbare Detailschärfe. Allerdings sollte man sich davor hüten, die Auflösung zum obersten Kaufkriterium zu machen - besonders, wenn es um Beamer für öffentliche Vorführungen geht. In der Praxis ist die Auflösung viel weniger wichtig als man zunächst denkt, denn die für die Projektion notwendige Auflösung ergibt sich aus dem Verhältnis von Leinwandgröße und Betrachtungsabstand; eine höhere Beamer-Auflösung verpufft wirkungslos, sobald die Zuschauer zu weit von der Leinwand entfernt sind - und das ist in Veranstaltungsräumen mit vorgegebener Leinwandgröße schnell der Fall. In den meisten Situationen genügen für eine perfekt scharf wirkende Bildprojektion bereits 1024x768 Pixel, und das ist auch seit Jahren der Quasi-Standard für Präsentationsbeamer.
Seit Einführung von Blu-ray und HDTV ist unter den Beamer-Herstellern ein Preiskampf um höhere Auflösungen ausgebrochen. Die sogenannte Full-HD-Auflösung (1920x1080 Pixel) ist im Heimkino heute Standard, und es gibt schon erste Geräte mit 4k-Auflösung (3840x2160 Pixel). Da könnte leicht der Eindruck entstehen, alles Geringere sei Schnee von gestern. Aber wer aufgrund des Verhältnisses von Leinwandgröße und Betrachtungsabstand die höhere Auflösung nicht unbedingt braucht, darf den Trend getrost ignorieren und sich um andere Geräteeigenschaften kümmern. Um große Beamer-Auflösungen wirkungsvoll nutzen zu können, muss man die Zuschauer ziemlich nah vor die Leinwand setzen (was nur mit einer kleinen Zuschauerzahl geht) oder die Leinwand sehr groß machen (was dann richtig teure Beamer erfordert, die neben der hohen Auflösung auch eine hohe Lichtausbeute bringen).
In naher Zukunft wird es zumindest im 16:9-Format nichts Kleineres als 1920x1080 Pixel mehr geben; im Heimkino-Segment, wo die Leute tatsächlich sehr nah an der Leinwand sitzen, hat das auch einen Sinn. Wenn man jedoch für die hohe Auflösung einen heftigen Aufpreis zahlen muss (im Segment der lichtstarken Präsentationsbeamer sind hohe Auflösungen immer noch Luxus), sollte man genau prüfen, ob man sie wirklich braucht.
Mit der Auflösung wird auch das Seitenverhältnis des projizierten Bildes festgelegt. Naheliegend wäre, das physikalische Seitenverhältnis des Beamers gleich passend zum vorwiegend verwendeten Bildmaterial zu wählen. Aber man kann mit Beamern auch andere Seitenverhältnisse wiedergeben; es bleiben dann schwarze Streifen links/rechts oder oben/unten ungenutzt. Man kann den Beamer von vornherein entsprechend auf die Leinwand ausrichten bzw. das Leinwandformat so wählen, dass der ungenutzte Bildbereich des Beamers an der Leinwand vorbeistrahlt und die Zuschauer den "Trick" nicht bemerken.
Wird der Beamer für Projektion in einem Seitenverhältnis genutzt, das nicht seinem physikalischen entspricht, geht dies naturgemäß mit einer Reduzierung der Auflösung einher. Ist diese bereits knapp bemessen, wird es zum Problem. Etwa von den 800x600 Pixeln eines Einsteigerbeamers bleiben im 16:9-Format nur noch 450 Pixel in der Höhe übrig, was dann für die Zuschauer in den vordersten Reihen ziemlich unbefriedigend ist.
Eine wenig beachtete Stärke der aktuellen HD-Beamer (1920x1080) liegt übrigens in ihren enormen Auflösungsreserven für abweichende Formate. Der Extremfall wäre, wenn man Hoch- und Querformate in klassischer Dia-Manier auf eine Quadratleinwand projizieren will und somit rund zwei Drittel des Bildfensters ungenutzt lässt: Selbst dann hat man noch eine Pixelbreite bzw. -höhe von 1080 Pixeln übrig - also mehr als im Querformat auf einem Standardbeamer.
Die folgende Tabelle zeigt die effektiven Auflösungen, die bei Projektion verschiedener Seitenverhältnisse übrigbleiben:
1:1 (Quadrat) |
1,33:1 (4:3 Querformat) |
1:0,75 (3:4 Hochformat) |
1,50:1 (3:2 Querformat) |
1:0,67 (2:3 Hochformat) |
1,60:1 (16:10) |
1,78:1 (16:9) |
2,35:1 (Scope) |
|
800x600 (SVGA) |
600X600 (0,36 MP) |
800x600 (0,48 MP) |
450x600 (0,27 MP) |
800x533 (0,43 MP) |
400x600 (0,24 MP) |
800x500 (0,40 MP) |
800x450 (0,36 MP) |
800x340 (0,27 MP) |
1024x768 (XGA) |
768x768 (0,59 MP) |
1024x768 (0,79 MP) |
576x768 (0,44 MP) |
1024x683 (0,70 MP) |
512x768 (0,39 MP) |
1024x640 (0,66 MP) |
1024x576 (0,59 MP) |
1024x436 (0,45 MP) |
1280x720 (W-XGA) |
720x720 (0,52 MP) |
960x720 (0,69 MP) |
540x720 (0,39 MP) |
1080x720 (0,78 MP) |
480x720 (0,35 MP) |
1152x720 (0,83 MP) |
1280x720 (0,92 MP) |
1280x545 (0,70 MP) |
1280x800 (W-XGA) |
800x800 (0,64 MP) |
1067x800 0,85 MP) |
600x800 (0,48 MP) |
1200x800 (0,96 MP) |
533x800 (0,43 MP) |
1280x800 (1,02 MP) |
1280x720 (0,92 MP) |
120x545 (0,70 MP) |
1400x1050 (SXGA+) |
1050x1050 (1,10 MP) |
1400x1050 (1,47 MP) |
788x1050 (0,83 MP) |
1400x933 (1,31 MP) |
700x1050 (0,74 MP) |
1400x875 (1,23 MP) |
1400x788 (1,10 MP) |
1400x596 (0,83 MP) |
1920x1080 (W-UXGA) |
1080x1080 (1,17 MP) |
1440x1080 (1,56 MP) |
810x1080 (0,87 MP) |
1620x1080 (1,75 MP) |
720x1080 (0,78 MP) |
1728x1080 (1,87 MP) |
1920x1080 (2,07 MP) |
1920x817 (1,57 MP) |
1920x1200 (W-UXGA+) |
1200x1200 (1,44 MP) |
1600x1200 (1,92 MP) |
900x1200 (1,08 MP) |
1800x1200 (2,16 MP) |
800x1200 (0,96 MP) |
1920x1200 (2,30 MP) |
1920x1080 (2,07 MP) |
1920x817 (1,57 MP) |
Aber Vorsicht! Auflösung allein ist nicht alles. Eine wichtige Rolle spielt auch die Sichtbarkeit des Pixelrasters. Zu den großen Schwächen der älteren LCD-Beamer gehörte die Tatsache, dass zwischen den einzelnen leuchtenden Bildpunkten recht breite, dunkle Stege zu sehen waren. Dieses sichtbare Raster (scherzhaft auch "Fliegengitter" genannt) störte in der Praxis viel mehr als die niedrige Auflösung. Es galt sogar die Empfehlung, LCD-Beamer nicht komplett scharf zu stellen, so dass das Gitter etwas verwischt.
Bei den heutigen Beamern sind die Pixelstege immer noch sichtbar, aber nicht mehr so schlimm wie früher. DLP-Beamer haben von Haus aus nur sehr schmale (aber aus der Nähe durchaus noch sichtbare) Stege, und bei LCD-Beamern gab es auf dem Gebiet große Fortschritte bis hin zur LCoS-ähnlichen SmoothScreen-Technik. Mit zunehmender Auflösung verliert das Thema Pixelstege an Relevanz; bei den Einsteiger-Beamern mit 800x600 Pixeln wird das Pixelraster öfter mal stören, während es bei1024x768 in "saaltypischem" Betrachtungsabstand nicht schlimm ist. Praktisch gar keine Rolle mehr spielt es bei den Full-HD-Beamern.
LCoS-Beamern gelingt schon fast das Ideal, die Pixelgrenzen unsichtbar zu verschmelzen. Daher genügt bei LCoS-Beamern eine geringere Auflösung, um auch aus kurzer Betrachtungsdistanz einen homogenen Bildeindruck zu erzielen. Das ist ein Grund, warum die LCoS-Technologie besonders unter Fotografen so beliebt ist.
Vergleicht man Auflösungen laut obiger Tabelle im Hinblick auf eine bestimmte Anwendung, sollte man LCoS-Beamern einen Bonus einräumen; dasselbe gilt für LCD-Beamer mit SmoothScreen-Technik.
Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: August 2012
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