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Sorten und Eigenschaften von Dauerlicht-Leuchten

Artikel dieser Reihe: Übersicht – Blitz oder Dauerlicht fürs Fotostudio? – Sorten und Eigenschaften von Dauerlicht-Leuchten – Sorten und Eigenschaften von Blitzgeräten – Lichtfarbe, Spektrum, CRI und TLCI – Lichtflimmern und sein Einfluss auf Foto und Video – Leuchtdauer von Blitzgeräten – Stromversorgung: Netzbetrieb oder Akku

Wenn man heute Dauerlicht für Foto- und Videozwecke verwendet oder gar ein ganzes Studio mit Dauerlicht ausstatten will, läuft es in den allermeisten Fällen auf foto- und videooptimierte LED-Leuchten hinaus. Ihre Vorteile überwiegen inzwischen klar: LED-Leuchten gibt es ohne Umwege mit Tagelicht-Charakteristik (wahlweise auch in anderen Farbvarianten oder mit regelbarer Farbe) und sie haben einen sehr guten Wirkungsgrad (d. h. gemessen am Stromverbrauch geben sie ziemlich viel Licht und nicht so viel Wärme ab). Ihre spektrale Lichtqualität kommt zwar noch nicht ganz an echtes Tageslicht oder Blitzlicht ran, aber sie sind dem heute schon näher als alle älteren künstlichen Dauerlicht-Sorten. Aus diesen Gründen befasst sich der größte Teil dieses Artikels, der ja eine Art Kaufberatung darstellt, mit Foto- und Videoleuchten auf LED-Basis. Andere Leuchtensorten werden aber weiter unten noch hinreichend erklärt.

Bauformen von LED-Leuchten

Im Wesentlichen unterscheidet man heute zwei Grundformen von LED-Leuchten: Flächenleuchten und Mono-LED-Leuchten.

LED-Flächenleuchten sind im Prinzip Platten mit vielen LEDs drauf; das können die klassischen halbrunden LEDs sein oder die flachen SMD-LEDs. Wenn man den Effekt der sichtbaren „Lichtpünktchen“ vermeiden will, kann man die mitgelieferten Diffusorscheiben draufmachen und somit eine relativ gleichmäßige Leuchtfläche erzeugen (um der Preis einer geringfügig reduzierten Lichtausbeute). Aufgrund der Fläche geben Flächenleuchten von vornherein ein etwas weicheres Licht ab als andere Leuchtenarten; im Gegenzug ist es komplizierter, ihre Leuchtfläche im Bedarfsfall noch weiter zu vergrößern (z. B. mit Hilfe von Softboxen – das müssen dann sehr spezielle Softboxen sein, deren hintere Öffnung groß genug für die jeweilige Flächenleuchte ist). Die Leuchtfläche zu verkleinern, um ein richtig hartes Licht zu bekommen, geht von vornherein nicht.
Durch die flache Bauart haben manche Flächenleuchten nur schwache Lüfter oder sind von vornherein passiv gekühlt (mit Hilfe von Kühlrippen auf der Rückseite). Das ist ein großer Vorteil, wenn man sie auch zur Aufnahme von Videos mit Ton einsetzen will.
Es gibt relativ kleine, preiswerte Flächenleuchten mit Kunststoffgehäuse, aber auch größere Profi-Modelle mit Metallgehäuse für hohe Lichtausbeute und harten täglichen Einsatz. Neben der gängigen rechteckigen Form in allerlei Größen findet man das Prinzip gelegentlich auch in Sonderformen, z. B. längliche Striplights oder kreisrunde Ringlichter.

Eine Mono-LED-Leuchte sieht auf den ersten Blick aus wie ein Studioblitzgerät, dem die Blitzröhre fehlt. Ihre Lichtquelle besteht meist aus einer einzigen, wenige Quadratzentimeter großen Flach-LED (seltener aus einer engen Anordnung von mehreren kleinen SMD-LEDs).
Mono-LED-Leuchten werden oft von Herstellern gebaut, die auch Studioblitze im Angebot haben. Deshalb sind auch dieselben Bajonett-Anschlüsse für Lichtformer vorhanden – bei preiswerten Leuchten fast immer das Bowens-S-Bajonett (mehr zu den Lichtformer-Bajonetten siehe Artikel zu Blitzgeräte-Eigenschaften). Wer schon über eine Ausrüstung mit Studioblitzen verfügt, kann daher die meisten vorhandenen Lichtformer in gewohnter Weise weiterverwenden. Das macht Mono-LED-Leuchten auch besonders universell einsetzbar. Im Fotostudio als Dauerlicht-Alternative zum Blitz sind sie heute klar erste Wahl.
Leider sind praktisch alle starken Mono-LED-Leuchten mit aktiven Lüftern ausgestattet. Ein direktes Ableiten der Wärme mittels Kühlrippen, so wie das manche Flächenleuchten tun, funktioniert beim Mono-LED-Prinzip aus Platzgründen kaum noch. Wer die Leuchten auch für Videos mit Ton einsetzen will, muss auf Modelle mit möglichst leisen Lüftern achten.

Qualitätsmerkmale von LED-Leuchten

Helligkeit

Das wahrscheinlich wichtigste Kriterium für ein LED-Dauerlicht ist die erzielbare Helligkeit. Davon kann man fürs Fotografieren bewegter Objekte nie genug haben, weil man mit Dauerlicht sowieso dauernd an der unteren Grenze des Helligkeitsbedarfs arbeitet (von sehr teuren, superstarken LED-Filmleuchten mal abgesehen). Mehr Lichtausbeute bedeutet, dass man bei gleicher Blende eine kürzere Belichtungszeit und/oder einen niedrigeren ISO-Wert verwenden kann; das kommt stets der technischen Bildqualität zugute.
Leider sind die Helligkeitsangaben der Hersteller wenig nützlich. Oft wird nur ein Lux-Wert genannt, der eigentlich ein Maß für die Beleuchtungshelligkeit ist (ähnlich wie der Lichtwert in der Fotografie). Als Vergleichsmaßstab für die Lichtleistung von Leuchten ist die Einheit Lux überhaupt nicht geeignet, denn sie hängt unmittelbar vom Abstrahlwinkel und vom Beleuchtungsabstand ab; sobald man Lichtformer verwendet oder indirekt leuchtet, sagt der Lux-Wert der nackten Leuchte nichts mehr aus. Trotzdem ist er allgegenwärtig – auch weil man ihn recht leicht mit einem Belichtungsmesser bestimmen kann.
Gelegentlich liest man Watt-Angaben. Wattzahlen können in der Praxis durchaus etwas nützlicher sein als Lux-Werte, weil sie nicht von der Abstrahlcharakteristik abhängen und (wenn man sie richtig interpretiert) Rückschlüsse auf die Gesamt-Lichtausbeute zulassen. Dummerweise ist bei unkommentierten Watt-Zahlen nicht immer klar, was gemeint ist. Eigentlich ist Watt ja nur eine Einheit der elektrischen Leistung, also des Stromverbrauchs – wird aber seit Erfindung der Glühbirne auch gern als Maß für deren Helligkeit zweckentfremdet. Doch LEDs arbeiten viel effektiver als Glühlampen. Man muss beim Kauf von LED-Leuchtmitteln mittlerweile genau hinschauen, ob es sich bei einer Watt-Zahl wirklich um die elektrische Stromaufnahme der LEDs handelt oder ob die Zahl bereits auf „äquivalente Glühlampen-Watt“ umgerechnet wurde (eine verwirrende Idee, die sich leider als vermeintliche Vereinfachung immer mehr verbreitet). Verwechslungen dieser Definitionen können zu Fehleinschätzungen um den Faktor 8 bis 10 führen – denn eine typische LED-Leuchte mit 100 Watt Stromaufnahme gibt in etwa so viel Licht ab wie eine Halogenleuchte mit 800 bis 1000 Watt Stromaufnahme. Das zeigt schon, dass wir auf längere Sicht nicht mehr Watt als Helligkeitsmaß benutzen sollten.
Am allerbesten und neutralsten als Vergleichsgrundlage geeignet ist eine Lumen-Angabe, die ein Maß für die gesamte abgegebene Lichtleistung ist und somit, anders als der Lux-Wert, unabhängig von verwendeten Lichtformern und Beleuchtungsabständen gilt. Eine Lumen-Zahl findet sich heute z. B. auf den Verpackungen von Haushalts-Leuchtmitteln (neben den besagten „äquivalenten“ Watt-Zahlen).
Leider kann man den Lumen-Wert nicht so einfach selber messen wie den Lux-Wert; man braucht für die Lumen-Messung einen komplexeren Testaufbau (z. B. in Form einer sogenannten Ulbricht-Kugel). Das ist wohl der Grund, warum in Leuchten-Testberichten bisher fast nie selbstgemessene Lumen-Werte drinstehen.

Die Helligkeit der foto- und videotauglichen LED-Leuchten sollte in einem weiten Bereich regelbar sein, so dass man sie im Bedarfsfall feinstufig anpassen kann. Mindestens eine der Leuchten im Aufbau wird man in den meisten Fällen auf 100 % Helligkeit belassen, damit die Gesamtlichtmenge nicht geringer als nötig ist. Man braucht aber die Regelmöglichkeit, sobald man die Helligkeitswerte mehrerer Leuchten aufeinander abstimmen will (so dass z. B. die Aufhellung nicht so dominant wie das Führungslicht rauskommt).

Lichtfarbe

Ein weiteres Kriterium von LED-Leuchten ist die Lichtfarbe. Man kann auch vom Weißpunkt sprechen. Die meisten LED-Leuchten verwenden sogenannte weiße LEDs – was erst mal noch nichts über die genaue Farbe sagt. Es gibt Versionen mit Tageslicht-Charakteristik (irgendwas zwischen 5000 und 6500 K), solche mit Halogen-Charakteristik (zwischen 2800 und 3400 K) und solche mit umschaltbarer oder mischbarer Charakteristik („Bi-Color“). Ein Sonderfall sind RGB-basierte Leuchten, die statt weißer LEDs ein Mischlicht aus roten, grünen und blauen LEDs erzeugen und damit eine völlig frei regelbare Lichtfarbe bieten.

Grundsätzlich kann man die Kamera ja per Weißabgleich auf nahezu jede Lichtfarbe abstimmen, so dass das Thema zunächst nebensächlich erscheint. Für die allermeisten Foto- und Videozwecke sind trotzdem die Tageslicht-Versionen zu empfehlen. Sie erzeugen nämlich das Licht, das mit gängigen Kamera-Bildsensoren am besten harmoniert und keinen der drei Farbkanäle vorzeitig ausfressen lässt. LEDs mit Halogen-Charakteristik braucht man nur, wenn man das Licht mit anderen vorhandenen Kunstlichtquellen mischen will – was ja schon einen Sonderfall darstellt.
Attraktiv erscheinen auf den ersten Blick sogenannte BiColor-Leuchten mit mischbarer Charakteristik. Sie arbeiten mit einer Anordnung aus zweierlei LEDs, so dass man entweder Tageslichtfarbe oder Halogenlichtfarbe oder eine Mischung daraus erhalten kann. Fürs Anpassen der Farbe an vorhandene Lichtquellen ist das zweifellos nützlich – was auch die große Beliebtheit von BiColor erklärt. Für Fotografen ist allerdings auch die Lichtausbeute sehr wichtig – und die maximale Helligkeit bekommt man aus Bi-Color-Leuchten nur raus, wenn man alle LEDs gleichzeitig nutzt und somit auf 50:50-Mischung schaltet. Das ist dann aber farblich nichts Halbes und nichts Ganzes mehr – und auch nicht mehr so optimal für den Kamerasensor passend wie reines Tageslicht. Ich würde LED-Leuchten mit Halogen-Charakteristik oder BiColor höchstens ergänzend für spezielle Zwecke kaufen, z. B. wenn Mischlichtsituationen bereits absehbar sind. Dagegen als Grundausstattung eines Studios sind reine Tageslicht-LED-Leuchten nach wie vor am effektivsten.
Eine jüngere Variante sind RGB-LED-Leuchten, die das Licht aus LEDs in den drei Grundfarben zusammenmischen und daher theoretisch auf jede beliebige Lichtfarbe abgestimmt werden können. Es gibt Leuchten mit getrennt angeordneten LEDs in drei Sorten (rote, grüne, blaue). Manchmal sind auch kompakte RGB-LEDs verbaut, die alle drei Farben in einem LED-Gehäuse vereinen. Das RGB-Spektrum weicht prinzipbedingt stark von natürlichem Tageslicht oder Halogenlicht ab und harmoniert daher nicht so gut mit den heutigen Kamerasensoren. Das gilt schon für den Normalbetrieb als „weißes“ Mischlicht. Als besonderes Problem kommt dann noch das Ausfressen einzelner Farbkanäle hinzu, sobald man eine RGB-Leuchte zu Effektzwecken stark auf eine einzelne Farbe einstellt.
Die Hersteller von foto- und videotauglichen Leuchten umgehen das Qualitätsproblem, indem sie RGB-LEDs mit herkömmlichen weißen LEDs kombinieren. Einige dieser Leuchten enthalten dann sogar fünf Sorten LEDs: rein rote, rein grüne, rein blaue sowie weiße mit Tageslichtcharakter und weiße mit Halogen-Charakter. Man kann hier zunächst grob zwischen Tageslicht und Halogenlicht überblenden (wie bei BiColor-Leuchten) und zusätzlich die leichten Abweichungen auf der Grün-Magenta-Achse mit Hilfe der RGB-LEDs korrigieren. Das ist recht flexibel nutzbar – und die negativen Auswirkungen auf die Lichtqualität sind verkraftbar, weil die RGB-Beimischung nur geringfügig ist. Wenn allerdings nur eine Mischung aus 50 % Tageslicht-LEDs und 50 % RGB-LEDs verbaut ist, kann Kunstlicht-Farbtemperatur nur noch über Zumischung von RGB-Anteilen hergestellt werden (was die spektrale Qualität deutlich verschlechtert).
Man kann die Kombileuchten immer auch auf reinen RGB-Betrieb schalten und Effektlichter erzeugen – wobei man hier aufpassen muss, was der Bildsensor verträgt. Natürlich wird man wegen der selektiven Nutzung der LEDs in der Regel nur einen Teil der Lichtausbeute erhalten, die der Hersteller werbewirksam als technische Maximalhelligkeit angibt bzw. man muss zwischen bester Lichtausbeute und bester Lichtqualität abwägen – denn man kriegt nicht beides zugleich. Ein weiterer Nachteil ist der derzeit noch recht hohe Preis der RGB-Weiß-Kombileuchten. Mit einfachen Tageslicht-LED-Leuchten kriegt man also ein Mehrfaches der nutzbaren Lichtausbeute fürs gleiche Geld.

Lichtqualität und Farbreproduktion

Es kann mit manchen Leuchten, deren Spektrum stark von dem des echten Tageslichtes abweicht, trotz korrektem Weißabgleich noch immer zu Abweichungen in bestimmten Farbbereichen (z. B. Hauttöne) kommen. Auf diesem Gebiet gab es seit Einführung der LED-Technik bereits enorme Fortschritte; heutige LED-Fotoleuchten bieten eine ungleich bessere Farbreproduktion als die LED-Leuchten aus der Anfangszeit. Aber komplett zu Ende entwickelt sind LEDs als Lichtquellen noch nicht.
Ein gängiges Maß dafür, wie gut die Farben relativ zueinander wiedergegeben werden, ist der Color Rendering Index (kurz CRI, manchmal auch RA genannt). Besser noch fürs Fotografieren und Filmen zu gebrauchen ist der Television Lighting Consistency Index (kurz TLCI), der aber leider noch nicht für alle Leuchten angegeben wird. Beide Index-Varianten haben im Idealfall jeweils den Wert 100. Je anspruchsvoller die Nutzung ist, desto genauer sollte man hinschauen.

Was noch häufiger eine Rolle spielt, sind Abweichungen der kompletten Lichtfarbe, also des Weißpunktes. Leuchten können eine falsche Farbtemperatur haben und auch Abweichungen in Richtung Grün oder Magenta. Besonders heftig davon betroffen waren Leuchtstoffröhren und frühe LED-Leuchten, aber auch heutige LED-Leuchtmittel sind noch nicht ganz frei von Farbstichen. So ein Farbstich stört immer dann, wenn man Lichtquellen unterschiedlicher Art mischen muss.

Eingehendere Informationen zu dem Themenkomplex gibt es im separaten Artikel über Lichtfarbe, Spektrum, CRI und TLCI.

Flimmern

Ein gewisses Flimmern kennt man insbesondere von einfachen Haushalts-LED-Lampen und Leuchtstoffröhren, die im Takt der Netzfrequenz heller und dunkler werden. Man sieht das nicht mit bloßem Auge – aber es macht Probleme fürs Videofilmen, wenn man eine nicht zur Netzfrequenz passende Framerate und/oder Belichtungszeit benutzt. Auch das Fotografieren kann negativ beeinflusst werden, nämlich wenn man sehr kurze Belichtungszeiten und/oder den elektronischen Verschluss verwendet.
Zum Glück sind heute praktisch alle LED-Leuchten, die speziell für Foto- und Videozwecke angeboten werden, flimmerfrei konstruiert. Flimmerprobleme hat man als Fotograf und Filmer aber noch, wenn man vor Ort vorhandenes Licht aus ungeeigneten Lichtquellen in die Aufnahmen mit einbeziehen muss – was leider nicht so selten vorkommt.

Näheres zu diesem Thema steht im Artikel zum Lichtflimmern und seinem Einfluss auf Foto und Video.

Lüftergeräusche und Tonaufnahme

Für manche Videoaufnahmen spielt die Tonkulisse vor Ort keine Rolle, weil man den Ton ohnehin erst später erstellt und vom Originalton gar nichts hörbar bleiben wird. Wer ausschließlich solche Videos dreht, kann auch Leuchten mit lauten Lüftern einsetzen.
In der Mehrzahl der Fälle will man aber den Originalton – sei es der Ton direkt aus der Kamera oder mit separatem Recorder synchron aufgenommen – fürs Video verwenden. Dann sollten die Leuchten möglichst leise oder im besten Fall komplett stumm sein. Eine stille Umgebung vereinfacht die O-Ton-Aufnahme erheblich, weil dann der Ton generell sauberer wird und zudem eine Abstandsänderung zwischen Mikrofon und Leuchten (z. B. beim Ton-Angeln) keine so große Rolle mehr spielt.

Während Halogen-Filmleuchten selbst mit mehreren Kilowatt Leistung stets lüfterlos konstruiert waren (sie wurden dann sehr heiß und mussten im Betrieb mit dicken Handschuhen angefasst werden), kommen die meisten LED-Leuchten aufgrund der wärmeempfindlichen LEDs nicht mehr ohne aktiven Lüfter aus. Es gibt jedoch große Unterschiede, wie laut diese Lüfter sind: Manche Foto-LED-Leuchten nehmen hier überhaupt keine Rücksicht und surren ähnlich vernehmlich wie gängige Studioblitzgeräte, andere sind schon auf die Videonutzung hin optimiert und liegen an der Grenze des hörbaren Bereichs. Für laute Mono-LED-Leuchten werden teilweise sogar schon Umrüstsätze angeboten, um sie mit leiseren Lüftern nachzurüsten.

Das Schlimmste für professionelle Videoaufnahmen sind aber gar nicht die etwas lauteren Leuchten sondern solche mit „geregeltem“ oder „automatisch zuschaltendem“ Lüfter. Deren Hersteller meinen das wahrscheinlich nur gut und wollen die Lärmbelästigung gering halten. Der Soundbearbeiter sieht das anders: Mit einer vorhandenen, gleichmäßigen Geräuschkulisse kann man in der Tonmischung einigermaßen umgehen. Sie stört auch bis zu einer gewissen Grenze die Zuschauer nicht. Was den Zuschauern aber immer sofort auffällt, ist eine plötzliche Veränderung der Geräuschkulisse, z. B. wenn nach einem Schnitt das Lüftergeräusch plötzlich auftaucht oder wegfällt. Die Tonbearbeiter müssen dann aufwendig ein passendes Geräuschsample aus einer anderen Aufnahme reinbasteln, um das Geräusch wieder „durchgehend“ zu kriegen. Temperaturabhängig geregelte oder nur nach Bedarf zuschaltende Lüfter sind also für professionelle Video-Tonaufnahmen nachteilig und sollten gemieden werden. 

Wie stark Leuchten für Video sein müssen

Über die Lichtempfindlichkeit von Videokameras und videotauglichen Fotokameras kursieren noch fragwürdige Fehleinschätzungen. Sie gehen zurück auf „analoge Zeiten“, als man Fotografie auf niedrigempfindlichem Filmmaterial und Videografie mit analogen PAL- oder NTSC-Camcordern praktizierte. Diese Camcorder, deren Bildsensoren nach heutigen Maßstäben alles andere als lichtempfindlich sind, galten damals als sehr gut für Schwachlicht brauchbar. Diese Interpretation hing wohl zusammen mit den automatischen Verstärkungsschaltungen der Camcorder (vergleichbar einer ISO-Automatik an heutigen Kameras) und der insgesamt eher schlechten analogen SD-Videoqualität, wo weitere Verschlechterungen nicht sofort ins Auge fielen. Dagegen an analogen Fotokameras konnte man höhere ISO-Werte nur umständlich mittels hochempfindlicher Filme bewerkstelligen.
In den Köpfen mancher Anwender hängt daher immer noch die Idee fest, für Foto bräuchte man deutlich mehr Licht als für Video. Das war damals schon ein Irrtum, sofern man für Video die bestmögliche Bildqualität anstrebte – und heute gilt es erst recht nicht mehr. Außerdem ist Video heute mit HD und UHD/4k viel höher auflösend als damals; ein verstärkungsbedingt erhöhtes Bildrauschen lässt sich nicht mehr in einer niedrigen Bildaufslösung oder in der verschwommenen Wiedergabe eines kleinformatigen Röhrenfernsehers verstecken. Schaut man alte Videos heute auf großen Flachbildschirmen an, kommen all die Qualitätsdefizite der Lowlight-Aufnahmen von damals voll zum Vorschein.

Wir benutzen heute oft dieselben Hybrid-Kameras für Foto und Video. Das lässt erst mal darauf schließen, dass sich die Schwachlicht-Eigenschaften nicht allzu sehr unterscheiden. Ironischerweise gibt es aber Kameras, die aus Performancegründen im Videomodus mit Crop (Beschränkung auf einen kleineren Teil des Sensors) oder mit Lineskipping (Auslassen von Bildzeilen) arbeiten. Das führt dazu, dass sie im Videomodus sogar weniger lichtempfindlich sind als im Fotomodus. Man bemerkt es daran, dass das Bildrauschen bei gleicher ISO-Einstellung in Videos sichtbar stärker ausfällt als auf Fotos.
Das gilt aber längst nicht mehr für alle Kameras. Die Mehrzahl der Kameras arbeitet heute mit „Linebinning“ (Gemeinsames Auslesen von Zeilenpaaren) oder sogar mit „Full Readout“ (also vollständiger Nutzung der Sensorauflösung auch im Videomodus). Dann ist ihre ISO-Performance im Foto- und Videomodus mehr oder weniger identisch.

Es gibt nur einen Aspekt, der dem Video einen praktischen Vorteil einräumen kann: die benötigte Verschlusszeit.
Ein gewisses Maß an Bewegungsunschärfe ist für Video durchaus erwünscht, weil Bewegungen dann geschmeidiger aussehen und nicht so abgehackt wirken. Bei Verwendung niedriger Frameraten wie 24, 25 oder 30 fps empfehlen sich bekanntlich Belichtungszeiten in der Größenordnung zwischen 1/40 und 1/60 Sekunde als guter Kompromiss (auch bekannt als die 180°-Shutter-Regel). Doch die meisten Fotos wünscht man sich, wenn man nicht gerade bewusst mit Bewegungsunschärfe als Stilelement arbeitet, komplett scharf – und dafür kann 1/50 oder 1/60 Sekunde je nach Motiv schon viel zu lang sein. Das ist übrigens auch der Grund, warum herausgenommene Einzelframes aus Videos häufig verwackelt erscheinen.
Die Unschärfe, die im Foto manchmal stört, gehört im Video also zum gewollten Look. In Situationen, wo man für scharfe Fotos eine kurze Belichtungszeit benötigt, hat Video demnach einen kleinen – zumindest indirekten – Lichtstärke-Vorteil. Der reicht natürlich nicht so weit, dass man für Video viel schwächere Leuchten anschaffen könnte. Und es gibt ja auch den umgekehrten Fall, wo man das Foto eines ruhigen Motivs deutlich länger belichten kann als das Video. Im Durchschnitt wird man fürs Filmen ähnlich viel Licht benötigen wie fürs Dauerlicht-Fotografieren.

Netz- und Akku-Betrieb

Für klassische Halogen-Filmleuchten brauchte man sehr viel Strom. An einen Betrieb per Akku war hier noch nicht zu denken (außer für sehr kleine Hilfslichter). Die sparsame LED-Technik hat nun endlich auch für größere Leuchten eine Stromversorgung aus Akkus möglich gemacht – wenn auch nicht immer ganz billig und nicht ohne Einschränkungen.

Näheres zur Abwägung zwischen Netz- und Akku-Betrieb steht im Artikel zur Stromversorgung von Leuchten und Blitzgeräten.

Müssen es professionelle LED-Leuchten sein?

Auch wenn man als Fotograf oder Filmer heute bevorzugt die speziellen LED-Foto-/Videoleuchten anschafft, hat man es doch immer wieder mit anderen Lichtsorten zu tun. Man kann sich ja nicht immer aussuchen, welche Lichtsorte in Räumen vorhanden ist. Vielleicht möchte man auch Geld sparen und statt aktueller LED-Fotoleuchten lieber gebrauchte Leuchten älterer Bauart kaufen oder mit Haushalts-Leuchtmitteln improvisieren. Von daher sollte man sich zumindest grundlegend mit anderen Licht- und Leuchtensorten auskennen – wobei diese kleine Übersicht hier helfen soll. (Auch in den Artikeln zu Lichtflimmern und Lichtfarbe wurden an vielen Stellen die Eigenschaften anderer Lichtsorten berücksichtigt.)

Haushalts-LED-Leuchtmittel

Vom Funktionsprinzip her sind Haushalts-LED-Lampen natürlich auch nicht anders gebaut als Video-LED-Leuchten. Allerdings dominieren bei Haushalts-LEDs nach wie vor die Warmton-Varianten, deren Farbe an klassische Glühlampen angelehnt ist. Zudem wird die angegebene Farbtemperatur oft nur sehr ungefähr getroffen, was ein Mischen verschiedener Hersteller und Modelle erschwert. Ein weiteres Problem ist, dass relativ viele (nicht alle) Haushalts-LED-Leuchtmittel in Netzfrequenz flimmern – was unter ungünstigen Bedingungen in Videos sichtbar werden kann.

Halogenleuchten und Glühlampen

Das älteste und billigste Studio-Dauerlicht, das auch jahrzehntelang das Bild von Filmsets prägte, sind Halogenleuchten. Man findet sie immer noch in manchen Film- und Fotostudios, sie haben aber leider aus heutiger Sicht drei Probleme: Sie brauchen viel Strom, so dass bei Einsatz mehrerer Leuchten die Sicherung in einem Haushalts-Stromnetz schnell an ihre Grenzen kommt. Sie geben sehr viel Hitze ab, was eine oft unerwünschte Aufheizung des Raumes mit sich bringt. Und sie haben ein relativ rötlich-gelbes Licht, das trotz Weißabgleich nicht optimal mit digitalen Kamerasensoren harmoniert. Halogenleuchten zeigen auch ein gewisses Netzflimmern; das ist aber im Gegensatz zum Flimmern der Haushalts-LEDs nicht sehr ausgeprägt und wird beim Fotografieren und Filmen in der Praxis selten zum Problem.
Billige Haushalts-Halogenleuchten (z. B. alte Halogen-Baustrahler oder Halogen-Glühbirnen aus der Übergangszeit) sind farblich ein Stück weit unkalkulierbar. Wenn überhaupt, sollte man daher nur spezielle Film- oder Foto-Halogenleuchten mit definierter Farbtemperatur benutzen. Wenn Farbgenauigkeit wichtig ist, sollte man zudem darauf verzichten, Halogenleuchten zu dimmen (dabei wird ihr Licht noch wärmer).

Eng mit den Halogenleuchten verwandt und in vieler Hinsicht ähnlich sind die guten alten Glühlampen in Birnen-, Kugel-, Kerzen- oder Stabform. Ihre Lichtqualität ist vergleichbar mit Halogenlampen (mit Tendenz zu etwas niedrigerer Farbtemperatur). Ihr Wirkungsgrad ist nochmal etwas schlechter.

HMI-Leuchten

Aus dem Filmbereich kennt man auch HMI-Leuchten, die ein dem Tageslicht angenähertes Licht von sich geben und dazu einen etwas höheren Wirkungsgrad haben als Halogenleuchten (wenn auch nicht so hoch wie der von LEDs). Mit der Lichtqualität von Blitzgeräten und LED-Leuchten neuerer Bauart können HMIs nicht mehr ganz mithalten. HMI-Leuchten sind technisch sehr aufwendig aufgebaut und waren, als sie noch gebaut wurden, entsprechend teuer – was keinen Rückschluss auf ihren heutigen Gebrauchswert zulässt. Ein Neukauf, sofern es noch Angebote gibt, lohnt ganz sicher nicht mehr. Aber wer noch HMI-Leuchten besitzt oder günstig gebraucht kaufen kann, kann sie natürlich weiterhin verwenden.

Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen

Wenn man Tageslicht-ähnlich leuchten will und nur ganz wenig Geld ausgeben kann, stößt man auf Angebote für Foto-Leuchtstoffröhren bzw. Foto-Energiesparlampen. Verkauft werden sie häufig im superbilligen Set mit Stativen und Softboxen. Auf dem Gebrauchtmarkt finden sich auch noch Flächenleuchten auf Basis von Röhren. Doch trotz Optimierung auf fotografische Anwendungen hat die Lichtqualität Defizite. Dazu kommt der Quecksilbergehalt, der im Fall von Beschädigungen zum Problem werden kann. Ob man Foto-Energiesparlampen mit all ihren Nachteilen noch anschaffen will, nur um allerbilligst wegzukommen, sollte also gut überlegt sein.

Technisch ähnlich aufgebaut sind auch die Haushalts-Leuchtstoffröhren und Haushalts-Energiesparlampen, die vor dem Siegeszug der LED-Lampen üblich waren. Sie werden zwar nicht mehr hergestellt, aber als Bestand sind sie noch in vielen Räumen zu finden und teils sogar noch in Baumärkten zu kaufen. Im Vergleich zu den speziellen Foto-Energiesparlampen sind sie meist schwächer, ihr Spektrum ist nochmal deutlich schlechter und sie leiden oft an starken Abweichungen von der angegebenen Farbtemperatur. Einfache Leuchtstoffröhren mit Trafo-Vorschaltgerät zeigen zudem ein starkes Netzflimmern.

Exoten-Lichtsorten

Neben den hier aufgezählten Leuchtensorten findet man gelegentlich auch noch Exoten mit völlig anderen Eigenschaften, z. B. orange-gelblich leuchtende Gasentladungslampen an Zebrastreifen und auf Parkplätzen oder bunte LED-Effektlichter als Bühnenbeleuchtung. Diese Exoten-Lichtsorten sind häufig monochromatisch (also geben im Prinzip nur eine einzige Wellenlänge ab), wodurch sie nicht gut mit Kamerasensoren harmonieren.

Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: Februar 2022
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