Artikel dieser Reihe: Übersicht – Blitz oder Dauerlicht fürs Fotostudio? – Sorten und Eigenschaften von Dauerlicht-Leuchten – Sorten und Eigenschaften von Blitzgeräten – Lichtfarbe, Spektrum, CRI und TLCI – Lichtflimmern und sein Einfluss auf Foto und Video – Leuchtdauer von Blitzgeräten – Stromversorgung: Netzbetrieb oder Akku
Bei Blitzen gibt es noch keine so unterschiedlichen Funktionsprinzipien wie beim Dauerlicht. Im Kern arbeiten sie alle gleich, nämlich mit Hilfe eines großen Kondensators und einer Blitzröhre. Wird der Blitz abgefeuert, wird die vorher geladene Energie aus dem Kondensator in die Blitzröhre entleert und somit ein kurzes, aber dafür sehr helles Licht erzeugt. Deshalb ist auch die Lichtqualität aller Blitzgeräte ähnlich. Sie entspricht nahezu einem echten Tageslicht.
Es gibt die kleinen Aufsteckblitze, die einen Fuß für die
Befestigung auf Kameras besitzen, aber die man im Bedarfsfall auch abseits der
Kamera „entfesselt“ verwenden und behelfsweise mit Lichtformern nachrüsten kann.
Wenn Aufsteckblitze spezielle Funktionen für ein bestimmtes Kamerasystem
bieten, werden sie auch Systemblitze genannt.
Die richtigen Studioblitze
sind von vornherein für die Verwendung auf Leuchtenstativen und in Verbindung
mit Lichtformern gedacht. Studioblitze teilen sich weiter auf in die kurz gebauten Blitzköpfe, für die
man dicke Anschlusskabel
und externe Generatoren
(Kondensatorpacks) benötigt, sowie die heute sehr verbreiteten
Kompaktblitze (kompakten Studioblitze), die die ganze Technik in einem einzigen Gerät vereinen, aber
dafür etwas länger und schwerer sind als klassische Blitzköpfe. Ferner gibt es
auch noch Kombinationen dieser Bauformen sowie Spezialformen (z. B.
besonders große Aufsteckblitze mit Einstelllicht, einfache Blitzlampen mit
E27-Gewinde, Ringblitze/Macroblitze mit externem Speiseteil, große Ringblitze zum Anschluss an Generatoren etc.).
Mancher Leser mag sich nun wundern, weil er die Begriffe teilweise etwas anders kennt. Die Begriffsdefinitionen im obigen Abschnitt und in den Abbildungen sind eigentlich die in Fachkreisen schon lange etablierten Bezeichnungen (weshalb ich mich auch innerhalb der ganzen Artikelreihe daran orientiere). Allerdings gehen heute nicht mehr alle Anwender und Händler sauber damit um, so dass die Bezeichnungen immer mehr verschwimmen und auch anders gebraucht werden. Häufig werden z. B. Kompaktblitze als Blitzköpfe bezeichnet oder Aufsteckblitze als Kompaktblitze. Selbst Aufsteckblitze werden manchmal Blitzköpfe genannt – wahrscheinlich, weil manche jüngere Anwender keine reinen Blitzköpfe mehr kennen und daher keine Verwechslungsgefahr sehen. Da muss man im Einzelfall aufpassen, was wirklich gemeint ist.
Die Ausstattung der heute verfügbaren Blitzgeräte ist vielfältig. Eine Kaufentscheidung orientiert sich sicherlich nicht nur an technischen Daten, sondern auch an praktischen Fragen wie der Verfügbarkeit von Lichtformern, der Kompatibilität mit evtl. schon vorhandenem Zubehör und natürlich dem Preis-Leistungs-Verhältnis insgesamt. Aber das sind Überlegungen, die man individuell anstellen muss. Dieser Abschnitt hier will lediglich bei der Entscheidung helfen, indem er die technischen Daten etwas genauer erklärt und einordnet.
Eine simple Helligkeitsangabe, die man direkt mit Dauerlicht vergleichen könnte, gibt es für einen Blitz naturgemäß nicht. Es zählt hier die kumulierte Lichtausbeute eines abgefeuerten Blitzes. Ob die dann mit sehr hoher Helligkeit innerhalb von 1/10.000 Sekunde oder mit einem Bruchteil dieser Helligkeit innerhalb von 1/100 Sekunde abgegeben wird, ist – zumindest für die Gesamt-Helligkeit des Fotos – egal.
Auch wenn Blitzgeräte für viele Zwecke genug Leistungsreserven haben und man sie selten „am Anschlag“ betreibt, will man als Käufer doch grundsätzlich wissen, wieviel Helligkeit maximal in dem Gerät steckt – gerade wenn man zwischen verschieden großen Blitzgeräte-Bauformen abwägen muss. Fragt sich erst mal, was überhaupt die richtige Maßeinheit für die Lichtausbeute von Blitzen ist.
Die häufigst gelesene Angabe zur Stärke von Blitzgeräten ist die sogenannte Leitzahl. Es gab sie schon vor Einführung automatischer Blitzsteuerungen; damals diente sie der manuellen Berechnung der Belichtung anhand des Beleuchtungsabstandes. Man kann heute noch anhand der Nenn-Leitzahl ziemlich exakt ausrechnen, welcher maximale Beleuchtungsabstand bei einer bestimmten Blende und einem bestimmten ISO-Wert möglich ist. Das große Problem der Leitzahl ist jedoch, dass sie nur fürs direkte Blitzen gilt, also z. B. wenn man in Reportage-Manier einen Aufsteckblitz auf die Kamera montiert und frontal aufs Motiv richtet. Bereits die Zoom-Einstellung heutiger Aufsteckblitze, die den Lichtkegel auf den benötigten Bildausschnitt konzentriert, verändert die Leitzahl stark. Wenn man indirekt blitzt oder eine Softbox vor den Blitz setzt, wird die für den nackten Blitz gültige Leitzahl nahezu wertlos. Bei Studioblitzgeräten bezieht sich eine Leitzahl immer auf den Betrieb mit einem relativ weitwinkligen Normalreflektor (was die recht niedrigen Leitzahlen im Vergleich zu Aufsteckblitzen erklärt, wo Leitzahlen werbewirksam für die längste Tele-Position angegeben werden). Die Leitzahl fürs Blitzen leidet an denselben Einschränkungen wie die Lux-Angabe bei Dauerlichtleuchten. Ein sinnvoller Vergleich der Gesamt-Lichtausbeute ist über die Leitzahl unmöglich; auch Faustregeln, die hierzu im Umlauf sind, sind aufgrund der ganzen Unwägbarkeiten sehr fragwürdig.
Die Alternative zur Leitzahl ist die Angabe der Blitzenergie in der Einheit Wattsekunden oder Joule (sind nur verschiedene Namen für dieselbe Einheit). Die Herleitung dieser Einheit ist recht anschaulich: Wenn eine Leistung von 1 Watt über die Dauer von 1 Sekunde abgegeben wird (also 1 Watt mal 1 Sekunde), spricht man von 1 Wattsekunde Energie. (Ich betone das eigens, weil man gelegentlich die unsinnige Einheitenbezeichnung „W/s“ bzw. „Watt pro Sekunde“ liest.)
Die Blitzenergie repräsentiert die Gesamt-Lichtmenge, die mit einem einzelnen Blitz „abgefeuert“ wird – erst mal ganz unabhängig von Reflektor, Softbox und Ähnlichem.
Streng technisch gesprochen ist auch Wattsekunde (Joule) nicht die ideale Einheit für die Blitzgeräte-Lichtausbeute, weil sie für eine elektrische Brutto-Energiemenge steht und nicht für die Lichtmenge. Solange noch alle Blitzgeräte ähnlich funktionieren und einen ähnlichen Wirkungsgrad haben, kann man mit dieser Vereinfachung leben. Sollte es aber in Zukunft mehr Blitzgeräte mit anderem Funktionsprinzip und völlig anderem Wirkungsgrad geben (so wie es sich jetzt schon in Form von LED-Blitzen andeutet), wäre ein Maß für die tatsächliche Lichtmenge wesentlich besser. Die korrekte SI-Einheit dafür wäre die Lumensekunde. Leider haben die Blitzgerätehersteller bisher die Notwendigkeit noch nicht erkannt und liefern noch keine entsprechenden Angaben. Daher müssen wir erst mal weiter mit Wattsekunden auskommen und ggfs. die Lichtmenge neuartiger Blitzgeräte als „Blitzröhren-äquivalente Wattsekunden“ angeben – also das gleiche dämliche Spiel, das wir heute schon mit den Watt-Angaben für LED-Dauerlicht erleben.
Besonders für Studioblitze werden vorzugsweise Blitzenergien in Wattsekunden angegeben, weil hier die Leitzahl-Angabe aufgrund der Vielzahl möglicher Lichtformer kaum Aussagekraft hat (wie oben erläutert). Hier ein Anhaltspunkt für die Größenordnungen: Kompakt-Studioblitze liegen meist zwischen 150 und 600 Ws. Es gibt aber auch Modelle bis 1200 Ws sowie Blitzanlagen aus Blitzköpfen und externem Generator, die dann 1500 Ws und mehr bringen können (wobei man die Kapazität eines Generators auf mehrere Blitzköpfe verteilen kann).
Für Aufsteckblitze nennen die Hersteller neben der Leitzahl nur
selten die Blitzenergie – vielleicht, weil die Werte weniger beeindruckend
aussehen würden. Die Leistungsfähigkeit von Aufsteckblitzen ist im Vergleich zu
Studioblitzen schon allein dadurch begrenzt, dass in einem Aufsteckgehäuse keine
allzu großen
Blitzkondensatoren untergebracht sein können. Man kann sich merken, dass
Aufsteckblitze in der Regel zwischen 40 und 60 Wattsekunden bringen;
außergewöhnlich
große Modelle oder Stabblitze schaffen auch mal 80 bis 90 Wattsekunden. Das ist zwar weniger als
bei Studioblitzen, aber auch mit 40 Ws kann man schon eine Menge anfangen.
Die Unterschiede zwischen 40, 60 und 80 Ws sind ohnehin nicht so groß wie man
denkt, weil eine Verdoppelung oder Halbierung der Blitzenergie gerade mal
einer Blendenstufe entspricht. Selbst der Unterschied zwischen 150 und
600 Ws beträgt erst zwei Blendenstufen (also so wie der Unterschied zwischen
ISO 100 und 400).
Beim Vergleich der Lichtausbeute von Studio- und Aufsteckblitzen sollte man ausschließlich die Blitzenergie in Wattsekunden (Joule) vergleichen und auf keinen Fall auf die irreführenden Leitzahl-Angaben zurückgreifen. Wenn man die genaue Stärke eines Aufsteckblitzes nicht kennt, geht man als Faustregel einfach von durchschnittlichen 50 Ws aus. Für einen groben Vergleich mit der Blitzenergie von Studioblitzen reicht das völlig aus.
Weitere Informationen zur Stärkeangaben von Blitzgeräten sowie zum Vergleich zwischen Blitz und Dauerlicht gibt es im Artikel über Leitzahl, Wattsekunde oder Joule. Der Artikel ist zwar schon etwas älter, aber die grundlegende Definition der Einheiten hat sich ja nicht geändert.
Bleibt die Frage, wie stark die Blitze denn nun
idealerweise sein sollen. Das hängt aber von vielen Faktoren ab.
Mal angenommen, ein Fotograf arbeitet im Studio gern offenblendig mit seinem
f1.4-Objektiv. Weiter angenommen, er nutzt recht kurze Beleuchtungsabstände
und einen nicht allzu stark lichtschluckenden Lichtformer. Dann
überschreitet er schnell die Grenze, über der sein Studioblitz schon viel zu viel Licht abgibt.
Anders als beim Fotografieren mit Dauerlicht hilft es beim Blitzen ja
auch nichts, die Kamera-Belichtungszeit zu verkürzen. Wenn der Blitz keinen
ausreichenden Regelbereich bietet (siehe auch nächster Abschnitt), helfen
nur noch ND-Filter – deren Handhabung jedoch etwas umständlich ist, so dass
man sie im Studio nicht täglich und als Dauerlösung haben möchte. Wer eine Vorliebe für
Offenblende und kein allzu großes Studio hat, tut also gut daran, seine
Studioblitze eher knapp zu dimensionieren; mehr als 150 Ws hätten dann
nur Nachteile.
Um einiges höher wird der Lichtbedarf, wenn man größere
Beleuchtungsentfernungen plant (z. B. um einen größeren Studioraum für ganze
Personengruppen auszuleuchten), wenn man stark lichtschluckende Lichtformer
bevorzugt (z. B. große Softboxen mit Zwischendiffusoren) und wenn man eher
zur Verwendung klassischer Studioblenden zwischen 11 und 16 neigt (knappe
Schärfentiefe ist nicht immer gewünscht; manchmal will man ein Porträt von der Nasenspitze bis zu den Ohrläppchen scharf haben und zudem den
Ausschuss durch fehlfokussierte Bilder minimieren). In solchen Fällen
können, wenn zugunsten bestmöglicher Bildqualität ein Erhöhen des ISO-Wertes
an der Kamera unbedingt vermieden werden soll, durchaus auch mal Blitzgeräte
mit 1000 Ws oder mehr nötig sein. Wie gesagt: Für jede Blendenstufe,
die man zusätzlich benötigt, muss die Blitzenergie sich verdoppeln.
Die Bedürfnisse der meisten
(Hobby-)Fotografen liegen irgendwo zwischen diesen Extremen. Viele
kommen sogar gut mit den rund 50 Ws von entfesselten Aufsteckblitzen aus.
Wer in Richtung Studioblitz geht, seine Bedüfnisse noch nicht selber
einschätzen kann und hauptsächlich im kleinen (Wohnzimmer-)Studio
fotografieren wird, tut gut daran, mit mäßig starken Blitzgeräten von
vielleicht 100 oder 200 Ws einzusteigen – noch dazu, wenn es preiswerte
Einsteiger-Geräte mit nicht
so üppigem Regelbereich sind. Im Ausnahmefall, wenn man wirklich mal was
Lichthungriges fotografiert, kann man dann immer noch mit dem ISO-Wert ein
Stück
hochgehen (z. B. der Sprung von ISO 100 auf ISO 800 kompensiert den
Unterschied zwischen 150 und 1200 Ws).
Richtig stark müssen Blitze
eigentlich erst werden, wenn man viel Lichtbedarf hat und gleichzeitig
den ISO-Wert unten halten möchte, oder wenn man richtig großen
Lichtbedarf für ganz spezielle Aufgaben hat. Wer mit kleinen Blitzen
eingestiegen ist und dann auf Dauer doch stärkere Studioblitze
benötigt, kann sich jederzeit später
noch welche nachkaufen und die kleineren Exemplare als Hintergrundlicht
oder Backup behalten. Blitzgeräte kann man als kreativer Fotograf eh nie
genug haben...
Dass man Blitzgeräte zugunsten flexibler Einsatzmöglichkeiten möglichst weit herunterregeln können sollte, wurde ja schon im vorigen Abschnitt erwähnt. Je höher die maximale Blitzstärke ist, desto häufiger wird man einen weiten Regelbereich benötigen. Wieviel Regelung man genau benötigt, hängt allerdings immer von den individuellen Gewohnheiten ab.
Der Regelbereich von Studioblitzgeräten und Aufsteckblitzen wird häufig
in Teilern angegeben, ausgehend von 1/1 (volle
Blitzenergie) bis zum Minimalwert. Ein typischer Minimalwert für einfache Studioblitzgeräte ist 1/32 –
also man kann die Blitzenergie bis auf 1/32 des Maximums herunterregeln,
z. B. von vollen 300 Ws auf dann 9,4 Ws. Ausgesprochene Billig-Studioblitze gehen
manchmal nur bis auf 1/8 runter. Hochwertige Geräte kann man auf 1/128
und weiter runterregeln.
Manche Hersteller geben statt der Teiler lieber einen
Regelbereich in Blendenstufen an (eine Blendenstufe heißt:
Verdoppelung oder Halbierung der Blitzenergie). Hier muss man etwas
aufpassen. Wenn es etwa heißt „Regelbereich über 6 Blendenstufen“ kann
man den Blitz tatsächlich nur um 5 Stufen (also auf 1/32) herunterregeln,
weil die Ausgangsposition mitgezählt wird. Das sind die sprachlichen
Tricks der Werbung...
Neben dem Umfang des Regelbereichs kann für bestimmte Anwendungen auch die Abstufung der Regelung wichtig sein. Im schlechtesten Fall gibt es nur die Regelmöglichkeit in ganzen Blendenstufen, aber für eine direkte Abstimmung der Belichtung sind mindestens Drittelstufen zu empfehlen (sonst muss man die Feinheiten jedesmal über die Blende oder den ISO-Wert nachregeln). Einige Geräte erlauben sogar Zehntel-Blendenstufen – was fast schon übertrieben ist.
Die Leuchtdauer von Blitzgeräten kann sehr unterschiedlich ausfallen und hängt oft (aber nicht immer) von der eingestellten Blitzenergie ab. Es gibt nämlich mehrere Arten, wie Blitzgeräte ihre abgegebene Blitzenergie regeln.
Einfache Studioblitze entleeren
ihre Kondensatoren mit jedem Auslösevorgang komplett. Für niedrigere Stufen
wird der Kondensator erst gar nicht so hoch
aufgeladen. Diese vollständige Entladung führt immer zu einer langsam
auslaufenden Helligkeitskurve, mit der das Einfrieren
von schnellen Bewegungen nicht klappt. Auch ein
Reduzieren der Blitzenergie macht die Leuchtdauer dann nicht kürzer.
Aufsteckblitze laden ihre Kondensatoren stets ganz voll und
reduzieren die Lichtmenge ggfs. durch ein abruptes Ende des Blitzablaufs. So
wird die Leuchtdauer immer kürzer, je geringer die Lichtmenge eingestellt ist
(bis hin zu erstaunlich kurzen Leuchtdauern von 1/25.000 Sekunde und
weniger).
Hochwertige Studioblitze verwenden zur
Steuerung eine Kompromisslösung: Wie die einfachen Studioblitze laden sie
den Kondensator immer nur auf die benötigte Lichtmenge auf. Zusätzlich
begrenzen sie aber die Leuchtdauer
durch ein Abriegeln des letzten Teiles der Leuchtkurve, so dass weniger
bewegungsbedingte Unschärfe entsteht. (Manche Geräte bieten
dann auch noch spezielle Kurzzeit-Blitzprogramme, mit denen sie besonders kurze
Leuchtzeiten erzielen.)
Um die Leuchtdauer praxisgerecht zu messen, nutzt man im
Profibereich die Norm „t=0.1“: Sie
misst die Zeit vom Auslösen bis zu dem Punkt, an dem nur noch 10 % der
Maximalhelligkeit vorhanden ist. Damit kann man, auch wenn der Blitz einer
langsam auslaufenden Helligkeitskurve folgt, die Leuchtdauer gut abschätzen.
Im Segment der günstigeren Studioblitze findet sich oft nur ein Wert
nach der fragwürdigen Norm „t=0.5“ (d. h. man misst
die Halbwertszeit des Helligkeitsverlaufs). Dadurch wird der Wert
erstaunlich klein und somit eine viel kürzere
Leuchtdauer vorgetäuscht. Die Bewegungsunschärfe fällt dann viel stärker aus
als man aufgrund des Leuchtdauer-Wertes erwarten würde.
Dieser Abschnitt ist nur die Kurzfassung. Auführliches zu Leuchtablauf und Leuchtdauer von Blitzgeräten steht in einem separaten Artikel.
Ein zentraler Nachteil von Blitzgeräten (und einer der Gründe, warum einige Fotografen lieber mit Dauerlicht arbeiten) ist die Notwendigkeit einer Nachladezeit bis zur nächsten möglichen Blitzauslösung. An Studioblitzgeräten gilt: Die Nachladezeit wird kürzer, je geringer die abgerufene Lichtmenge ist – aber man kriegt die Nachladezeit nie auf Null. Das gilt für klassische/einfache Studioblitze genauso wie für hochwertigere Studioblitze mit abgeriegelter Leuchtdauer.
Günstige Studioblitze mit hoher Lichtausbeute (1000 Ws oder mehr) können in
1/1-Einstellung durchaus 3 bis 4 Sekunden fürs Nachladen brauchen. Ein
schneller „Nachschuss“ ist damit nicht möglich und eine echte Serienaufnahme
erst recht nicht. Für viele Zwecke reicht es trotzdem aus, je nach Motiv und
Arbeitsweise des Fotografen.
Typisch für moderne Studioblitze bis 300 Ws
sind eher Nachladezeiten in der Größenordnung von 1 bis 2 Sekunden. Und mit jeder
Blendenstufe, um die man die Blitzenergie reduziert, geht es schneller. In
Einstellung auf 1/16 oder 1/32 können dann durchaus auch mal 2 oder sogar 3
Bilder pro Sekunde drin sein. Wer es ganz genau wissen will, muss es anhand
einer Testreihe mit den eigenen Blitzgeräten probieren.
Wenn man mehr
Geld in die Hand nimmt, findet man auch Hochgeschwindigkeits-Studioblitze,
die neben einer kurzen Leuchtdauer eine stark verkürzte Nachladezeit bieten
und damit die Nutzung des Serienbild-Modus an der Kamera erlauben
(aber meist begrenzt auf eine bestimmte Gesamtzahl von Aufnahmen, weil sonst
irgendwann das Blitzgerät überhitzt).
Und wer bestmögliche Performance
braucht, sollte vielleicht gleich über eine Anlage aus Blitzköpfen und
externem Generator nachdenken. Es gibt Generatoren mit einem speziellen
Highspeed-Modus, der dann in Sachen Serienbilder nahezu keine Grenzen mehr
setzt (ein Budget in der Größenordnung eines Kleinwagens vorausgesetzt).
In dem Moment, wo ein Studioblitz das erfolgreiche Nachladen anzeigt (per Piepston oder Wiedereinschalten des Einstelllichtes), ist nicht immer schon der komplette Kondensator geladen. Die Hersteller der günstigen Blitzgeräte tricksen hier etwas und geben sich mit z. B. 90 % des Maximums zufrieden, weil eine Ladung auf 100 % überproportional länger dauern würde. Wer wirklich sofort nach dem Signal wieder auslöst oder Serienaufnahmen an der Grenze der Fähigkeiten seiner Blitzgeräte macht, muss also ggfs. damit leben, dass einige der Bilder ca. 1/3 Blendenstufe dunkler sind als der Rest. Umgekehrt heißt das: Wer möglichst präzise reproduzierbare Belichtungen benötigt, sollte den Blitzgeräten einige Sekunden extra Zeit zum vollständigen Nachladen geben (oder einen wesentlich teureren Marken-Studioblitz kaufen, dessen Hersteller eine hohe Reproduzierbarkeit ausdrücklich garantiert).
Aufsteckblitze verhalten sich in Maximalstellung ähnlich wie Studioblitze, nur auf
niedrigerem Niveau. Ein Aufsteckblitz kann für das Nachladen nach dem
Abfeuern der vollen Blitzenergie schon mal 5 bis 10 Sekunden brauchen –
wobei sich die Zeit weiter verlängert, wenn die Akkus nicht mehr ganz voll
sind. Manche Profi-Aufsteckblitze bieten die Möglichkeit, ihre Nachladezeit
mit Hilfe eines zusätzlichen Akkus oder einer externen Stromversorgung zu
verkürzen.
Wenn deutlich niedrigere Einstellungen gewählt werden, weicht
das Verhalten der Aufsteckblitze allerdings von den klassischen
Studioblitzen ab. Da Aufsteckblitze den Kondensator immer randvoll laden und
nur Teilmengen abfeuern, kann man bei den niedrigen Einstellungen gleich
mehrere Blitze hintereinander abfeuern – also im Bedarfsfall ohne jede
Pause. Natürlich ist die Gesamtzahl solcher Aufnahmefolgen stark begrenzt,
aber für den „schnellen Nachschuss“ sollte es allemal reichen.
Mit der Lichtfarbe von Studioblitzen gibt es in der Praxis, anders als z. B. mit LED-Lampen, nur selten Probleme. Und wenn, dann handelt es sich eher um Feinheiten, die nur für farblich sehr anspruchsvolle Arbeit relevant sind.
Je nachdem, ob der Blitz eine
längere oder kürzere Leuchtkurve hat (und je nachdem, wo der Blitzablauf
ggfs. abgeriegelt wird) kann die genaue Farbe etwas variieren.
Aber da diese Abweichungen überschaubar sind und im Wesentlichen innerhalb
der Kelvin-Kurve stattfinden (d. h. ohne Abweichungen in Richtung
Grün oder Magenta), stören sie für die meisten Anwendungen nicht. Meist genügt
es sogar, wenn man davon ausgeht, dass ein Blitz „ungefähr
Tageslichtcharakter“ hat. (Das Tageslicht selbst ist schließlich auch
nicht immer gleich.)
Im Fotostudio empfieht sich trotzdem ein manueller Weißabgleich
auf die Farbe des Blitzes in seinen aktuellen Einstellungen und mit den
aktuellen Lichtformern.
Kamera-Voreinstellungen für Tageslicht oder Blitzlicht passen immer nur so
ungefähr.
Näheres zur Lichtfarbe von Lichtquellen steht im Artikel zu Lichtfarbe, Spektrum, CRI und TLCI. Wie sich die Form der Leuchtkurve auf die Blitzfarbe auswirken kann, wird im Artikel zur Blitz-Leuchtdauer erklärt.
Man kann diskutieren, wie stark ein Einstelllicht sein sollte. Eine gewisse Helligkeit muss es natürlich haben, damit es seinen Zweck erfüllt. Unter 100 Watt Halogenlampe (oder ca. 10 Watt LED) ist es im Zusammenhang mit größeren Lichtformern nicht mehr zu gebrauchen. Ich persönlich würde etwa 250 Watt Halogen bzw. 25 Watt LED als guten Kompromiss sehen. Wenn das Einstelllicht allerdings unnötig stark ist, braucht es nur unnötig Strom (was gerade für akkubetriebene Blitze relevant ist) und widerspricht auch der Idee, das Haupt-Aufnahmelicht per Blitz zu generieren. Es gab mal netzbetriebene Studioblitze mit optimistisch ausgelegten Halogen-Einstelllichtern von 1000 Watt, aber die sind wieder vom Markt verschwunden.
Die nächste Frage, die in Verbindung mit der Helligkeit steht, ist die
Regelbarkeit. Wer bestmögliche Helligkeit im Studio wünscht
(was z. B. für den Autofokus wichtig sein kann), wird das Einstelllicht
dauerhaft und unabhängig von der Blitzenergie auf 100 % schalten. Im Betrieb mehrerer Blitze sind die
Einstelllichter dann aber nicht mehr unbedingt
proportional zu den Blitzenergien – was die Vorschau aufs Ergebnis
verzerrt. Die Alternative, die es an den meisten Geräten gibt, ist
eine „proportionale“ Einstellung. Doch die ist auch nicht immer
praxistauglich, wenn nämlich die Blitzenergie sehr niedrig eingestellt wird
und wegen der Proportionalität nur noch ein schwacher Rest von Einstelllicht
übrig bleibt.
Optimal wäre, wenn man Blitzenergie und Einstelllicht
gänzlich unabhängig regeln könnte (was leider nur die besseren/teureren Blitze erlauben).
Dann kann man manuell die Proportionalität herstellen – und zwar so, dass
das Gerät mit der höchsten Blitzenergie das Einstelllicht auf 100 % belässt
und die anderen proportional angeglichen werden. Setzt voraus, dass der
Fotograf das auch korrekt errechnen kann.
Viele Fotografen
verzichten seit Einführung der digitalen Fotografie sogar bewusst auf die
Proportionalität ihrer Einstelllichter, weil sie das Ergebnis ohnehin noch
am Bildschirm kontrollieren. Für das rechtzeitige Erkennen von Spiegelungen
und dergleichen müssen die Einstelllichter nicht perfekt proportional
sein.
Neben seiner eigentlichen Aufgabe erfüllt das Einstelllicht häufig noch einen Nebenzweck, nämlich die Anzeige des Wiederaufladens. Das funktioniert so, dass das Einstelllicht im Moment des Blitzens abgeschaltet und erst nach dem Nachladen des Blitzes wieder eingeschaltet wird. Sobald das Einstelllicht wieder leuchtet, weiß der Fotograf: Ich darf jetzt erneut auslösen. Das ist einfach und intuitiv. Besonders wichtig ist so eine Anzeige in Verbindung mit Studioblitzen, die recht lange Nachladezeiten haben.
Das Einstelllicht geht immer erst kurz nach der Blitzauslösung aus. Nicht totzukriegen ist das Gerücht, Studioblitze könnten das Einstelllicht schon kurz vor der Auslösung abschalten, um seinen Einfluss aufs Bild zu verhindern. Dazu bleibt aber gar nicht genug zeitlicher Vorlauf – denn zum Zeitpunkt der Blitzauslösung (X-Synchronisation) ist der Kameraverschluss bereits vollständig geöffnet.
Wenn das Einstelllicht zugunsten der Proportionalität die einzige
Lichtquelle im Raum ist, hat das Abschalten auch seine Schattenseiten –
und zwar ganz wörtlich. Es ist recht unangenehm, wenn der Raum für zwei Sekunden nach jeder Aufnahme komplett dunkel wird. Hat man mehrere
Blitze gleichzeitig in Betrieb, kann man den Effekt etwas abmildern, indem
man die Abschaltung nur an dem Gerät mit der längsten Nachladezeit
aktiviert.
Wird diese Abschaltung des Einstelllichtes deaktiviert, geben
viele Geräte als Ersatz-Ladeanzeige einen Piepston ab. Das
behebt das Dunkelheits-Problem, aber manche Leute finden das Piepsen nach
jeder Auslösung ebenfalls nervig.
Nur die allereinfachsten und billigsten Studioblitze haben einen fest
angebauten Reflektor, der das Licht grob in eine Richtung lenkt. Für
einfache Zwecke (z. B. direktes, hartes Licht oder den Betrieb mit einem
Durchlichtschirm) kann so ein fester Reflektor ausreichend sein.
Die
meisten Studioblitze sind jedoch so konstruiert, dass ihre Blitzröhre am
nackten Gerät mehr oder weniger freiliegt. Man unterliegt dann keiner
Einschränkung und kann Lichtformer nach Wahl anbringen. Die Auswahl an
Lichtformern ist reichlich, von einfachen Reflektoren mit verschiedenen
Abstrahlwinkeln über Spot-Vorsätze, Beauty-Dishes und Lichtkugeln bis hin zu
Softboxen in allerlei Größen und Ausführungen. (Die optimale Verwendung
verschiedener Lichtformer füllt allein schon ganze Fachbücher.)
Für den Anschluss von Lichtformern ans Blitzgerät gibt es eine Reihe von
genormten Kupplungen, die man auch Bajonette nennt. Um ein Chaos in der
Ausrüstung zu vermeiden und flexibel zu bleiben, wird man Blitze und
Lichtformer möglichst so zusammenstellen, dass innerhalb der Ausrüstung
jeder Lichtformer auf jeden Blitz passt – also dass alle dasselbe Bajonett
verwenden. Wer sein erstes Studioblitzgerät sucht, sollte diesen
„Systemgedanken“ im Hinterkopf haben und nicht allein nach den Eigenschaften
des einzelnen Gerätes entscheiden. Mittlerweile beschränkt sich die
Kompatibilität nicht mehr nur auf Blitzgeräte, denn auch
Mono-LED-Dauerlichtleuchten sind mit Bajonetten der jeweiligen Hersteller
ausgestattet und können die fürs Blitzen gedachten Lichtformer mitbenutzen.
Große Studioblitzhersteller wie Elinchrom, Profoto oder Hensel verwenden
jeweils ihr eigenes Bajonett, das mit den anderen nicht kompatibel ist. Eine
Sonderstellung nimmt das (hier abgebildete) Bowens-Bajonett ein, denn man findet es außer bei
Bowens-Blitzen auch an zahlreichen günstigeren Blitzen asiatischer
Hersteller. Alles, was ein Bowens-Bajonett verwendet, ist im Prinzip miteinander
kompatibel – von gelegentlichen Fertigungs-Ungenauigkeiten mal abgesehen.
Lichtformer gibt es außer von den Blitzgeräteherstellern auch günstiger von Zubehörherstellern. An manchen Fremdhersteller-Softboxen kann man später noch die Anschlussringe tauschen, um sie an andere Bajonette anzupassen. Die meisten Lichtformer sind aber fest für jeweils ein Bajonett ausgelegt. Die größte Auswahl an Fremdhersteller-Zubehör gibt es sicherlich fürs Bowens-Bajonett.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt: Praktisch alle Studioblitze haben außer dem Bajonett noch eine Aufnahme für eine Schirmstange, in die man Durchlicht- und Reflexschirme stecken kann.
Wenn man Aufsteckblitze mit Lichtformern nachrüsten möchte, darf man
nicht auf die Hersteller der Blitze bauen. Man ist dann auf Bastellösungen
oder Fremdhersteller-Zubehör angewiesen. Es gibt z. B. Softbox-Adapterringe,
die eine eigene Stativbefestigung haben und den Blitz in einer
Klemmvorrichtung aufnehmen können. Außerdem gibt es Blitzneiger, die einen
Schuh für den Aufsteckblitz sowie eine Halterung für eine Schirmstange
haben.
Neiger und Schirm sind der preiswerteste und vermutlich gängigste
Weg, um das Licht von Aufsteckblitzen weicher zu machen.
Ein wirklich großes Sortiment an Lichtformern steht aber nicht zur Verfügung. Teil des Problems sind die fest angebauten Reflektoren der Aufsteckblitze. Sie verhindern, dass Licht in alle Richtungen (oder wenigstens im 180°-Winkel) abgestrahlt wird. Viele Lichtformer wie Softboxen oder Lichtkugeln, die für freiliegende Blitzröhren konstruiert sind, lassen sich dann nicht sinnvoll nutzen.
Das Auslösen eines Blitzgerätes ist an sich ein einfacher Vorgang, für den das Schließen eines elektrischen Kontaktes ausreicht. Trotzdem hat sich die Technik der Blitzauslöser über die Jahre enorm fortentwickelt.
Die „Mutter aller Blitzauslöser“ ist das Auslösekabel, wie es bis heute fast jedem Studioblitz beliegt. (Früher war es auch für Aufsteckblitze üblich.) In den meisten Fällen handelt es sich um ein relativ dünnes, 2poliges Kabel mit einem sogenannten PC-Stecker (einem sehr kleinen Koaxialstecker) an der Kameraseite. Das Kürzel PC steht für „Prontor-Compur-Synchronanschluss“ (man kann auch einfach „Blitzsynchronanschluss“ sagen). Verschlüsse für Großformatkameras und ältere mechanische Kameras vor der Einführung des Mittenkontakt-Blitzschuhs hatten nahezu immer eine PC-Buchse. Auch noch die meisten heutigen Profi-DSLRs und Profi-DSLMs haben PC-Buchsen eingebaut. Für andere Kameras gibt es PC-Adapterblöcke, die man auf den Blitzschuh stecken kann; da hierbei nur der Mittenkontakt des Blitzschuhs gebraucht wird, funktionieren diese Adapter herstellerübergreifend für alte und neue Kameras (von den Sonder-Blitzschuh-Formen bestimmter Minolta- oder Nikon-1-Kameras mal abgesehen).
Diese PC-Norm ist uralt und wurde teilweise schon zum Auslösen von Einweg-Blitzlampen verwendet – also noch vor Erfindung des Elektronenblitzes. Im Prinzip kann man daher auch ältere Analog-Kameras an modernen Blitzanlagen anschließen oder neue Kameras an älteren Blitzanlagen. Das Prinzip der Auslösung ist ganz einfach: Vom Blitzgerät her liegt eine Schaltspannung an und die Kamera schließt zur Auslösung den Kontakt. Anders geht es gar nicht, weil vollmechanische Kameras in Ermangelung einer Elektronik nur einen simplen Schaltkontakt schließen konnten (heute würde man das vielleicht anders lösen).
Aufpassen muss man mit sehr alten Blitzgeräten, die teils hohe Zündspannungen und/oder negative Polung verwenden und damit eine elektronische Kamera schädigen könnten. An modernen Blitzen liegt die Spannung stets unter 10 Volt, aber an alten Blitzen können es auch mal 200 Volt und mehr sein. Eine heutige Kamera erwartet den Pluspol im Mittelpin des PC-Steckers und den Minuspol außen; ältere Blitzgeräte, die vor Erfindung elektronischer Kameras gebaut wurden, machen es manchmal auch umgekehrt. (Beides lässt sich mit einem Multimeter leicht nachmessen.)
Ein Auslösekabel hat den Vorteil, die kürzestmögliche Auslöseverzögerung und die technisch zuverlässigste Auslösung zu bieten. Zudem gibt es keine Batterie, die unerwartet leer werden könnte. Trotzdem wird so ein Kabel heute fast nur noch in festen Aufbauten mit kurzen Wegen (z. B. in der Repro-Fotografie oder für Fotobooths) verwendet. Überall sonst nutzt man jetzt eher die drahtlosen Auslösevarianten, um Stolperfallen zu vermeiden. Als billiges Backup (etwa für den Fall, dass der Funkauslöser Probleme macht) kann das Kabel aber auf jeden Fall noch taugen.
Ein PC-Kabel überträgt grundsätzlich nur die reine Auslösung und ist somit nur für manuelle Blitzbelichtung geeignet. Vereinzelt gibt oder gab es auch mehrpolige TTL-Auslösekabel, die den entfesselten Einsatz von Blitzgeräten im Automatikbetrieb erlauben (kameraseitig über den Blitzschuh oder über eine vielpolige Buchse). Allerdings sind solche Spezialkabel seit der Einführung drahtloser Verfahren nahezu vom Markt verschwunden.
Der gängige Standard in Fotostudios ist heute die Funkauslösung. Dazu wird ein Funksender auf den Blitzschuh der Kamera gesteckt; die passenden Empfänger sind entweder schon in den Blitzgeräten eingebaut oder werden als externe Geräte an die Blitze gesteckt. Manchmal genügt es sogar, einen einzigen Blitz mit Funkempfänger auszurüsten, weil die anderen Blitze dann per optischer Slave-Schaltung (siehe nächster Abschnitt) mitblitzen können.
Selbst die ganz einfachen Mittenkontakt-Funkauslöser und die zugehörigen Empfänger lassen sich auf verschiedene Kanäle schalten; das vermeidet gegenseitiges Stören in großen Fotostudios, wo mehrere Fotografen parallel in benachbarten Räumen arbeiten und dabei die gleichen Auslösertypen verwenden. Es gibt aber ohnehin schon eine Vielzahl von verschiedenen Funkauslöse-Systemen, die miteinander inkompatibel sind – selbst innerhalb der Blitzgerätehersteller-Sortimente.
Manche Funkauslösesysteme sind reine Auslöser ohne Zusatzfunktionen. Manche können, sofern die Empfänger fest in den Blitzgeräten eingebaut sind, zusätzlich die kompletten Einstellungen der Blitzgeräte fernsteuern – was sehr praktisch ist, wenn die Geräte hoch auf einem Stativ stecken oder anderweitig schlecht zugänglich sind. Je nach System kann die Einstellung auch in mehreren Gruppen erfolgen, so dass man an mehreren einzelnen Blitzgeräte oder jeweils für eine Gruppe von Blitzgeräten die Blitzenergie unabhängig einstellen kann.
Die Einfacheren der kameraseitigen Auslöser haben an ihrem Fuß nur den
Mittenkontakt und sind dann für alle Kameramarken gleichermaßen geeignet.
Die höherwertigen Modelle besitzen
jedoch herstellerspezifische Kontakte und funktionieren nur an Kameras einer
bestimmten Marke. Manche lassen sich zwischen mehreren Marken/Kamerasystemen
umschalten (ggfs. werden dann noch Blitzschuh-Adapter zur Anpassung
benötigt). Wenn man mehrere Kameramarken und/oder Blitzgeräte-Typen
verwendet, muss man also sehr sorgfältig planen, was wie zusammenpasst.
Funkauslöser,
die mit konkreten Kamerasystemen kommunizieren, sind dann nicht mehr
unbedingt auf das bloße Auslösen beschränkt. Sie können häufig auch auf TTL-Automatik, HSS und andere
herstellerspezifische Spezialfunktionen
zurückgreifen.
Ein Problem aller Funkauslöser ist eine technisch bedingte Verzögerung. Sie ist an hochwertigen Systemen relativ gering, aber doch immer noch vorhanden. Eine Rolle spielt sie insbesondere für die nutzbaren Synchronzeiten (also die kameraseitigen Belichtungszeiten, bei denen gerade noch keine Abdunklung durch den Verschluss entsteht). Typischerweise kostet die Funkverbindung an einem guten System rund 1/3 Blendenstufe nutzbarer Synchronzeit – also wenn mit Kabelauslöser z. B. gerade noch 1/200 Sekunde ohne Abschattung möglich ist, muss man mit Funk auf 1/160 Sekunde verlängern. Das sollte man, wenn man auf möglichst kurze Synchronzeiten angewiesen ist (z. B. wenn man Störlicht überblitzen muss), mit jedem Funkauslöser einmal sorgfältig austesten.
Sehr universell funktioniert die optische Slave-Auslösung – insbesondere in der ganz einfachen, nicht herstellerspezifischen Variante, die man auch als „dummen“ Slave bezeichnet. Ein optischer Slave ist eine Vorrichtung, die einen anderen Blitz am schnellen Aufleuchten erkennt und dann einfach „mitblitzt“. In geschlossenen Räumen mit weißen Wänden funktioniert das problemlos und sehr zuverlässig. In sehr großen und dunklen Räumen oder draußen im Freien muss man ggfs. auf direkte Sichtverbindung achten. Die Auslöseverzögerung einer optischen Auslösung ist erstaunlich kurz und in der Praxis im Vergleich zur Kabelverbindung kaum merklich – und auf jeden Fall kürzer als die eines Funkauslösers.
Das Blitzgerät muss für das Verfahren einen optischen
Sensor haben – was heute bei nahezu allen Studioblitzen und auch bei vielen
Aufsteckblitzen bereits serienmäßig der Fall ist. Falls so ein Sensor fehlt,
kann man optische Slave-Auslöser auch als separate Geräte kaufen und an den
Blitz anstecken.
Als „Master“ (Auslöser) kann
im Prinzip jeder andere Blitz dienen. Dabei sind allerhand Varianten
denkbar, weil das Verfahren so universell ist. Die vielleicht gängigste
Anwendung ist, dass man in einem Studioaufbau nur einen der Studioblitze per
Funk oder per Kabel ansteuert und die übrigen Blitze als optische Slaves
mitblitzen lässt. So spart man sich komplexe Verkabelungen bzw. den Kauf
zusätzlicher Funkempfänger.
Arbeitet man komplett optisch, will man meist vermeiden, dass der auslösende Blitz selber
Einfluss aufs fertige Bild nimmt. Dazu wird man ihn möglichst weit
runterregeln; er muss ja nur gerade noch hell genug sein, um die Slaves zu
erreichen. Wenn der Masterblitz schwenkbar ist, kann man ihn in Richtung
Decke oder Wand drehen, um nur noch indirekt und somit noch schwächer aufs
Bild einzuwirken. Ist der Blitz nicht schwenkbar, kann man sich mit einem
Stückchen hingebogener Alufolie behelfen, die den Blitz umleitet. Eine
andere Möglichkeit ist die Verwendung eines IR-Filters vor
dem Blitz. Ersatzweise tut es ein Stück schwarzer, entwickelter Diafilm: Da
die Bildsensoren der meisten heutigen Kameras mit IR-Sperrfiltern ausgestattet sind,
hat Infrarotlicht praktisch keinen Einfluss aufs Bild – aber die
Slave-Sensoren der Blitzgeräte reagieren trotzdem gut darauf.
Bevor sich
die Funkauslöser in Fotostudios durchsetzten, waren ausgewiesene
IR-Blitzauslöser sehr gebräuchlich. Im Prinzip sind das nichts
Anderes als kleine Aufsteckblitze mit fest angebautem Infrarotfilter davor.
Wenn man sich an der simplen Technik und am Batterieverbrauch nicht stört, haben diese Geräte
auch heute noch ihre Berechtigung – obwohl sie inzwischen ein Nischenprodukt
sind. Der nach wie vor große Vorteil von IR-Auslösern gegenüber Funkauslösern
ist die besagte Universalität: Man kann damit nahezu alle Studioblitze sowie
die meisten entfesselten Aufsteckblitze auslösen und muss nicht auf
Markenkompatibilität achten. Nur an Orten, wo mehrere Fotografen mit ihren Blitzen
zusammenkommen, sind Kabel oder codierbare Funkauslöser besser
geeignet.
Man kann auch den eingebauten Kamerablitz als Auslöseblitz
(Master) verwenden. Über diesen
Umweg lassen sich sogar manche Kompakt- und Bridge-Kameras, die weder
PC-Buchse noch Blitzschuh besitzen, für die Studiofotografie mit Blitz verwenden. Voraussetzung ist
allerdings, dass sich der auslösende Blitz vollmanuell steuern lässt und keinerlei
Vorblitze abgibt (weil diese zu einer vorzeitigen Auslösung der Slaves
führen würden).
Leider gibt es immer noch viele eingebaute Kamerablitze,
deren Vorblitze sich nicht abschalten lassen. Man kann dann als Notlösung
optische Slave-Empfänger mit „Vorblitz-Erkennung“ probieren, aber solche
Lösungen funktionieren oft nicht richtig oder nur unzuverlässig.
Alle hier bisher genannten Varianten der optischen Auslösung zählen, wie gesagt, zu den „dummen“ Slaves (die nur die reine Auslösung ohne weitere Kommunikation zwischen Blitz und Kamera beherrschen). Davon abgrenzen muss man die „intelligenten“ optischen Master-Slave-Verfahren, die von einigen Kameraherstellern angeboten werden. Dazu wird jeweils ein eingebauter Kamerablitz oder ein Systemblitz als Master konfiguriert, während weitere (entfesselte) Systemblitze als Slaves dienen. Hierbei sind dann auch Fernsteuerung der Blitzstärke, TTL-Messung, HSS und andere Raffinessen möglich. Die Steuerung der intelligenten Slaves erfolgt immer über eine Abfolge von Vorblitzen. Diese Verfahren sind jedoch herstellerspezifisch und nicht systemübergreifend einsetzbar – und man kann aufgrund der Vorblitze nicht einfach einen „intelligenten“ Master mit einem „dummen“ Slave-Blitzgerät kombinieren oder umgekehrt. Es sind eigenständige Verfahren, deren Vor- und Nachteile gut abgewogen werden wollen. Da es heute bidirektionale Funksysteme gibt, die ebenfalls eine umfangreiche Steuerung der Blitzfunktionen erlauben (siehe oben), verlieren die komplexen optischen Verfahren immer mehr an Bedeutung.
Möchte man blitzen, kann man an der Kamera nicht beliebig kurze Belichtungszeiten (Synchronzeiten) wählen. Das hängt mit dem Zusammenspiel von Kameraverschluss und Blitzleuchtkurve zusammen. Insbesondere ein Schlitzverschluss, wie er an heutigen Systemkameras (DSLRs und DSLMs) verwendet wird, macht hierbei Probleme. Da bei kürzeren Belichtungszeiten das Bildfenster zu keinem Zeitpunkt mehr komplett geöffnet ist, würde immer ein Teil der Blitzleuchtdauer abgeschnitten. (Wie ein Schlitzverschluss abläuft, sieht man gut in einem Video der Slow Mo Guys.)
Möchte man dennoch einen Blitz in Verbindung mit kurzer Kamerabelichtungszeit verwenden, kann man auf ein Verfahren namens High Speed Sync (HSS) zurückgreifen. Das ist eine spezielle Technik, die es ursprünglich nur in Verbindung mit Systemblitzen gab, die aber mittlerweile auch in einigen Studioblitzen verfügbar ist. Im Grunde handelt es sich bei HSS gar nicht mehr um ein echtes Blitzen, sondern eher um ein kurzes Dauerlicht (das aber mit bloßem Auge immer noch wie ein Blitz aussieht). Der Blitz wird hier, anders als fürs reguläre Blitzen, schon kurz vor dem Öffnen des Kameraverschlusses gestartet. Für die Zeit, die der Schlitzverschluss für seinen Ablauf benötigt, hält die Leuchtdauer des Blitzes an. Erst nach dem kompletten Schließen des Kameraverschlusses geht das Licht wieder aus.
In Systemblitzen und hochwertigen
Studioblitzen wird das HSS-Licht durch einen schnellen Stroboskop-Blitz
erzeugt. Also es wird in
sehr hoher Frequenz eine Salve von Kurzblitzen abgefeuert, die zu einem
gleichmäßig hellen Dauerlicht verschmelzen. Dagegen an billigeren
Studioblitzen ist der HSS-Modus oft Etikettenschwindel und benutzt nur einen
ganz normalen (langsamen) Blitzablauf mit abflachender Kurve; das hat dann
den Nachteil, dass die Helligkeit im Bild etwas ungleichmäßig werden kann.
(Näheres dazu steht auf der Seite zur
Leuchtdauer von Blitzgeräten.)
Egal ob echtes HSS oder Pseudo-HSS: Es
wird niemanden überraschen, dass mit HSS gegenüber dem regulären
Blitzen eine Menge Licht verloren geht. Beim normalen Blitzen reizt man die
Leuchtdauer stets komplett aus, während mit HSS der Kameraverschluss einen
großen Teil der Leuchtdauer abschattet. Der Schlitzverschluss läuft ja
immer gleich schnell runter (wie im oben verlinkten Video gut zu sehen), so
dass das Kurz-Dauerlicht immer gleich lang leuchten muss. Je kürzer aber die
eingestellte Belichtungszeit ist, desto schmäler wird der Schlitz und
desto weniger vom erzeugten Licht landet letztlich auf dem Sensor.
Während ein Blitz fürs normale Blitzen erst
nach vollständiger Öffnung des ersten Verschlussvorhangs gezündet wird
(X-Synchronisation), muss er für HSS schon vor dem Beginn
der Verschlussbewegung gestartet werden
(FP-Synchronisation). Leider
erlauben moderne Kameras keine simple Umschaltung von X-Synchronisation auf
FP-Synchronisation. Man muss daher immer den Umweg über die markenabhängige
HSS-Steuerung gehen, die für Systemblitze vorgesehen ist. Studioblitze
können HSS nur in Verbindung mit markenspezifischen Funkauslösern nutzen – also
nicht mit universellen Mittenkontakt-Auslösern und auch nicht über die
PC-Buchse.
Möglicher Workaround: Man verwendet einen auf HSS geschalteten
Systemblitz als optischen Auslöser und löst den HSS-Studioblitz als
optischen Slave aus.
Die klassische Anwendung für HSS ist das Einfrieren von Bewegungen, wenn
bei Tageslicht fotografiert und dabei aufhellgeblitzt werden soll. Also mal
angenommen, wir fotografieren im Freibad einen Turmspringer beim Eintauchen ins Wasser
und haben dabei Gegenlicht, das wir durch einen Blitz aufhellen. Um den Springer und
die Wasserspritzer knackig scharf einzufrieren, ist 1/2000 oder 1/4000
Sekunde Belichtungszeit nötig. Blitz funktioniert dann eben nur noch in Form
von HSS.
Man könnte alternativ vielleicht auf Blitz verzichten und
stattdessen mit weißen oder silbernen Aufhellern arbeiten, aber das ist vor
Ort umständlicher zu handhaben und bringt eine zusätzliche Blendgefahr für
den Sportler mit sich. Von daher ist hier HSS-Blitzen tatsächlich erste Wahl – wenn
denn das Blitzgerät im HSS-Modus genug Power hat.
Ebenfalls HSS verwenden könnte man, wenn eine schnelle Bewegung unter Studiobedingungen (d. h. mit Blitz als vorherrschender Lichtquelle) aufgenommen werden soll. Man denke an die schnelle Drehung eines Leichtathleten in der Turnhalle. In diesem Fall gibt es aber eine Alternative, die unterm Strich meist besser funktioniert als HSS – nämlich die Verwendung eines Blitzes mit kurzer, klar begrenzter Leuchtdauer. Damit friert man Bewegungen sogar sauberer ein als über die Kamerabelichtungszeit, weil der zeitliche Versatz des Schlitzverschlusses wegfällt. An der Kamera begnügt man sich dabei mit der kürzesten regulären Synchronzeit (meist irgendwas zwischen 1/100 und 1/250 Sekunde – der genaue Wert macht bei wenig Umgebungslicht keinen Unterschied fürs Ergebnis) und kriegt dank kurzem Blitz trotzdem die Bewegung eingefroren. Erst recht gilt das für noch schnellere Objekte, die Einfrierzeiten weit unterhab von 1/8000 Sekunde verlangen; das kriegt man sowieso nur über kurze Blitzleuchtdauern hin und nicht mit Schlitzverschluss.
Ein weiterer möglicher Anwendungsbereich für HSS, der aber nichts mit dem
Einfrieren von Bewegung zu tun hat, ist das Aufhellblitzen offenblendiger
Porträts. Eine große Blendenöffnung erfordert draußen bei hellem Tageslicht
eine kurze Belichtungszeit. Soll dann gleichzeitig geblitzt werden und die
Kamera erlaubt bestenfalls 1/200 Sekunde Synchronzeit, fängt man sich
eine massive Überbelichtung ein.
Erst mit HSS kann man die Belichtungszeit auf die nötige Kürze bringen.
Wenn
man gerade nur den Systemblitz und kein anderes Zubehör dabei hat, spricht
auch gar nichts dagegen,
für solche Zwecke spontan auf die HSS-Einstellung zurückzugreifen.
HSS-fähige Studioblitze eigens
fürs Porträt-Aufhellen zu kaufen, wird aber nicht
lohnen. Für geplante Aufnahmen kann man genauso gut normale Studioblitze
verwenden und an der Kamera die kürzeste X-Synchronzeit einstellen. Man muss
dann einen geeigneten ND-Filter vors Objektiv setzen, um die Überbelichtung
durch den Tageslicht-Anteil zu verhindern.
Zum Ausgleich müssen die Blitze natürlich höher eingestellt werden, weil die
ND-Filter immer auch das Blitzlicht reduzieren. Dazu müssen die Blitze genug
Leistungsreserve haben. Aber das ist gegenüber HSS kein echter Nachteil, weil HSS
die Helligkeit ähnlich stark dämpft wie der ND-Filter und
ähnlich viel Leistungsreserve erfordert.
Ob im Grenzbereich
(also wenn das Aufhelllicht knapp wird) die HSS-Methode oder die ND-Filter-Methode mehr
Helligkeit übrig lässt, hängt immer vom Einzelfall ab.
Die ersten Automatikblitze hatten noch ihre eigenen Messsensoren, die
sich noch nicht mal an die Bildausschnitte verschiedener Brennweiten
anpassen konnten. Eine große Verbesserung war dann eine Automatik, für die
der Blitz mit der Kamera zusammenarbeitete und die Messung direkt durchs
Objektiv vornahm. Das nannte sich dementsprechend Through The Lens
oder kurz TTL. Ursprünglich wurde in Echtzeit direkt auf der
Filmoberfläche gemessen. Mit Einzug der Digitalkameras kam dann die Messung
per Vorblitz. Jeder Kamerahersteller hat dazu sein eigenes System.
Die
TTL-Blitzmessung ist, auch wenn man sie im Bedarfsfall korrigieren oder
abschalten kann, bis heute die Standardeinstellung für eingebaute
Kamerablitze und Systemblitze. Dagegen bei Verwendung von Studioblitzen wird
die Belichtung normalerweise manuell bestimmt. Trotzdem gibt es auch
schon etliche Studioblitze, die die TTL-Verfahren der Kamerahersteller
nutzen können und somit eine automatische Regelung der Blitzbelichtung
ermöglichen.
Erzählt man Fotostudio-Einsteigern von Studioblitzen mit TTL-Automatik,
sind sie erst mal sehr interessiert. Sie würden ihre Blitzbelichtung
liebend gern einer Automatik überlassen – wenigstens für den Anfang.
Fragt man alte Fotostudio-Hasen, winken sie
kopfschüttelnd ab. Sie erkennen beim besten Willen keinen Vorteil darin, sich ohne
Not den Unwägbarkeiten einer Automatik auszuliefern – jedenfalls unter
komplett kontrollierbaren Bedingungen wie im Studio.
Wir wollen fair bleiben. Die TTL-Automatik von
Studioblitzen ist kein Blödsinn, mit dem die Hersteller nur
ahnungslose Anfänger ködern wollen. Es gibt sinnvolle (Nischen-)Anwendungen,
für die auch gestandene Fotoprofis gern auf eine TTL-Automatik im
Studioblitzgerät zurückgreifen.
Wenn man einen größeren Raum (oder einen
größeren Platz im Freien) mit Studioblitzen ausstattet und die
aufzunehmenden Personen oder Objekte sich darin frei bewegen, können sie
ihren Abstand zu diesen Blitzen immer wieder ändern. So eine Situation
könnte etwa mit herumrennenden Tieren in einem großen Laufstall oder mit
Handballern während eines Spiels in der Halle auftreten – nur um mal zwei
nicht allzu absurde Beispiele zu nennen. Auch das entfesselte Aufhellblitzen
von vorbeikommenden Rennradlern oder Langstreckenläufern erlaubt nicht immer
die Einhaltung eines einheitlichen Abstands der Sportler zu den
Blitzgeräten. Aber im Abstand von 2 Metern vom Motiv muss der Blitz nun mal
weniger stark blitzen als in 6 oder 8 Metern Abstand. Da man unter
hektischen Aufnahmebedingungen die Belichtung kaum für jede Aufnahme manuell
anpassen kann, ist hierfür eine TTL-Blitzautomatik tatsächlich ein Vorteil. Sie mag
nicht jederzeit perfekte Ergebnisse liefern und kann sich auch mal komplett
vertun, aber sie veringert doch insgesamt den Ausschuss.
Klassische Studiofotografie unter kontrollierten Bedingungen ist dann
ein ganz anderes Thema. Hier werden die fotografierten Gegenstände oder
Personen weitgehend ortsfest platziert, weswegen man den Blitz nicht
nachregeln muss. Das Motto „Benutze keine Automatik, solange du sie nicht
brauchst.“ passt in diesem Fall ganz gut. Eine TTL-Blitzautomatik
stört im Studio von gleich zwei Seiten: durch die fehlende
Reproduzierbarkeit der Belichtung sowie durch die Notwendigkeit für
Vorblitze (Messblitze).
Bereits geringfügige Änderungen des
Bildausschnittes oder des Motivs können dazu führen, dass die Blitzautomatik
sich etwas anders entscheidet als beim vorigen Bild und dann eine halbe
Stufe stärker oder schwächer belichtet. Das macht die Nachbearbeitung
der Aufnahmen umständlicher. Häufig möchte man einer Serie von Bildern
zunächst im Rohkonverter einheitliche Korrekturwerte zuweisen – aber das
funktioniert nicht, wenn jede Belichtung ein bisschen anders
ausgefallen ist. Zudem erhöhen Variationen die Wahrscheinlichkeit von
gelegentlichen Fehlbelichtungen und sorgen somit für vermeidbaren Ausschuss.
Um die
Blitzbelichtung überhaupt bestimmen zu können, feuert die TTL-Automatik kurz
vor jeder Aufnahme einen oder mehrere Messblitze ab. Sie sorgen nicht selten
dafür, dass fotografierte Personen unbewusst die Augen zukneifen und dann im
Moment der tatsächlichen Belichtung mit geschlossenen Augen zu sehen sind.
Außerdem verhindern die Messblitze die gleichzeitige Verwendung von „dummen“
Slave-Blitzen, mit denen man sonst z. B. den Hintergrund ausleuchten könnte.
Die Slaves würden dann ja schon im Moment des Messblitzes auslösen und wären
für die Aufnahmen wirkungslos.
Alle diese negativen Begleiterscheinungen lassen sich vermeiden, wenn man im Studio auf TTL-Automatik samt Vorblitz verzichtet und die Belichtung ganz manuell regelt. Man kann auch Anfängern nur dringend zu dieser Arbeitsweise raten. Sofern man nicht plant, die Blitzgeräte außerhalb einer kontrollierbaren Studioumgebung zu benutzen (wie in den genannten Beispielen), kann man sich den Aufpreis für TTL-taugliche Studioblitze gleich sparen. Das Geld ist besser angelegt in zusätzlichen Blitzgeräten, zusätzlichen Lichtformern oder anderen Zubehörteilen, die die kreativen Möglichkeiten vergrößern.
Ein paar Hersteller von LED-Flächenleuchten und Mono-LED-Leuchten statten ihre Geräte inzwischen mit einer sogenannten Blitzfunktion auf LED-Basis aus. Diese Geräte besitzen keine Blitzröhre, können aber dennoch wie ein Blitz ausgelöst werden.
Im Prinzip handelt es sich dabei immer um ein kurzzeitig verstärktes
LED-Licht. Die verbauten LEDs sind so ausgelegt, dass
sie für kurze Zeit auch mal eine etwas höhere Helligkeit aushalten; Stand
der Technik ist ungefähr die vierfache Helligkeit gegenüber
dem Dauerlicht-Betrieb, also ein Gewinn um rund zwei Blendenstufen.
Gerade
im HSS-Betrieb, wo man ja ohnehin ein kurzes Dauerlicht benötigt, können sie damit schon einigermaßen nützlich sein. Auch die mögliche
Blitzfolgezeit ist relativ hoch, weil es keinen Blitzkondensator gibt,
der zwischen den Aufnahmen nachgeladen werden müsste.
Allerdings ist die
Lichtausbeute (insbesondere außerhalb des HSS-Modus) ziemlich bescheiden und bedingt auch relativ lange Leuchtdauern.
Insofern können LED-Blitzfunktionen beim derzeitigen Entwicklungsstand noch
keine Blitzröhren ersetzen. Sie erreichen weder die enorme Lichtausbeute
noch die extrem kurzen Abbrennzeiten echter Blitzgeräte.
Aufsteckblitze werden im Normalfall aus Batterien oder Akkus
stromversorgt, Studioblitze im Normalfall aus dem Stromnetz. In den letzten
Jahren kamen aber auch immer mehr „mobile“ Studioblitze auf den Markt, deren
Stromversorgung aus einem separaten Akkupack oder aus einem anflanschbaren
Akku möglich ist. Die netzunabhängige Stromversorgung erweitert die
Einsatzmöglichkeiten und beschleunigt den Aufbau, hat aber gegenüber
netzbetriebenen Studioblitzen auch einige Nachteile – nicht zuletzt den
höheren Preis.
Näheres zur Abwägung zwischen
Netz- und Akku-Betrieb steht im
Artikel zur Stromversorgung von Leuchten und Blitzgeräten.
Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: Februar 2022
IMPRESSUM
DATENSCHUTZERKLÄRUNG
Artikel dieser Reihe: Übersicht – Blitz oder Dauerlicht fürs Fotostudio? – Sorten und Eigenschaften von Dauerlicht-Leuchten – Sorten und Eigenschaften von Blitzgeräten – Lichtfarbe, Spektrum, CRI und TLCI – Lichtflimmern und sein Einfluss auf Foto und Video – Leuchtdauer von Blitzgeräten – Stromversorgung: Netzbetrieb oder Akku