Artikel dieser Reihe: Übersicht – Blitz oder Dauerlicht fürs Fotostudio? – Sorten und Eigenschaften von Dauerlicht-Leuchten – Sorten und Eigenschaften von Blitzgeräten – Lichtfarbe, Spektrum, CRI und TLCI – Lichtflimmern und sein Einfluss auf Foto und Video – Leuchtdauer von Blitzgeräten – Stromversorgung: Netzbetrieb oder Akku
Gemeinhin gilt die Leuchtdauer von Blitzgeräten als extrem kurz – und somit gut geeignet, um auch schnelle Bewegungen einzufrieren. Mit bloßem Auge sieht ein Blitz immer wahnsinnig kurz aus. Tatsächlich gibt es aber ganz erhebliche Unterschiede in Leuchtdauer und Leuchtverlauf von Blitzen. Es kommt auf die Art des Blitzgerätes an und auch auf die Einstellung bzw. den gewählten Blitzmodus. Es gibt durchaus Blitze, unter denen noch eine gewisse Verwacklung möglich ist:
In allen Situationen, in denen man mit Blitzlicht arbeitet, hätte man
gern eine möglichst kurze Blitz-Leuchtdauer.
Dort, wo sie nicht zwingend gebraucht wird, schadet sie zumindest auch
nicht. Aber wenn man in der Praxis auch schon mal mit etwas längeren Leuchtdauern auskommen
muss, stellt sich die Frage, wie kurz denn „kurz genug“ ist. Es gelten dann im Wesentlichen dieselben Voraussetzungen wie für die
Belichtungszeiten in der Dauerlicht-Fotografie.
Allerdings kann man Blitzleuchtdauern nicht immer 1:1
vergleichen mit Belichtungszeiten an Systemkameras (DSLRs und DSLMs), weil
deren
Schlitzverschluss etwas andere Auswirkungen hat als eine „reine“
Belichtungszeit gleichen Betrages (siehe Erklärung und Beispiele weiter unten).
Wie kurz die Leuchtdauer bzw. Belichtungszeit mindestens werden muss, hängt zunächst mal von den Bewegungen des Motivs und vom Abbildungsmaßstab ab. Je größer das Motiv im Bild ist, desto stärker wirken sich Bewegungen aus. Im Fall der freihändigen Aufnahme kommt dann noch die Bewegung der Kamera hinzu. Je länger die Brennweite wird, desto stärker kann man verwackeln und desto kürzer sollte die Belichtungszeit oder Leuchtdauer sein.
Mit irgendwelchen „allgemeingültigen“ Faustregeln muss man sehr vorsichtig sein (auch über die Schlitzverschluss-bedingte Abweichung hinaus), denn jeder Fotograf wackelt anders. Zudem sind die Ansprüche an die Schärfe nicht überall gleich. Wer Fotos nur für kleinformatigen Druck oder Webseiten macht, kann meist großzügig kalkulieren. Wer aber eine hochauflösende Kamera benutzt und die Bilder für Großdrucke auch noch auf Pixelebene perfekt scharf haben möchte, muss deutlich kürzer belichten bzw. sollte unbedingt Blitzgeräte mit abgeriegelter Leuchtkurve verwenden.
Und mit dem Stichwort „abgeriegelte Leuchtkurve“ sind wir schon mitten im Thema. Denn der Leuchtverlauf eines Blitzgerätes ist nicht in jedem Fall klar begrenzt.
Die eigentliche Funktionsweise von Elektronenblitzgeräten ist immer dieselbe: Ein großer Kondensator wird zuerst elektrisch aufgeladen. Im Moment der Auslösung wird die Ladung schlagartig in eine Blitzröhre geleitet. Die Blitzröhre leuchtet dadurch kurz und hell auf. Dieses grundlegende Prinzip bleibt gleich – egal, ob man einen Aufsteckblitz, einen Kompaktblitz (kompakten Studioblitz) oder einen Blitzkopf (Studioblitz mit externem Generator) verwendet.
Am ursprünglichsten erhalten ist das Funktionsprinzip in den einfachen Studioblitzen, die keine besonderen Raffinessen bieten. In diese Kategorie gehören aktuelle Kompaktblitze der unteren Preisklasse, aber auch viele ältere Marken-Studioblitze. Sie beeinflussen den Leuchtverlauf nicht durch zusätzliche Regelungen. Dadurch ergibt sich immer die klassische Blitz-Leuchtkurve, die zunächst steil ansteigt bis zu einem Höhepunkt und dann abfällt. Dieser Abfall ist zunächst ebenfalls steil, aber verlangsamt sich immer mehr und läuft ganz allmählich aus. Man kann gar nicht genau sagen, wann der Blitz mit dem Leuchten komplett fertig ist. Hier als Diagramm:
Es gibt je nach Blitzgeräte-Modell durchaus Unterschiede, wie schnell
sich die Kurve nach Erreichen des Höhepunktes abflacht. Grobe Regel: Je größer der
Blitzkondensator (also je höher die maximal nutzbare Blitzenergie) ist,
desto länger zieht sich die Kurve hin.
Am hier gezeigten
Beispiel-Diagramm könnte
man sagen, dass die Kurve so etwa nach 1/150 Sekunde im Bereich der
Nulllinie ankommt. Ganz exakt ist das Ende, wie gesagt, nicht festzulegen.
Wenn man die Blitzenergie ein Stück herunterregelt (z. B. auf 1/2 oder 1/4), muss das Gerät erst mal die bisherige Ladung loswerden, also typischerweise „abblitzen“.
Nach dem Abblitzen wird der Kondensator frisch aufgeladen – aber diesmal nur noch so stark, wie es der neu eingestellten Blitzenergie entspricht – in diesem Beispiel ist das die Hälfte bzw. ein Viertel vom Maximum. Ist der Blitz nun mit der niedrigeren Energie geladen und löst man aus, sehen die Leuchtkurven im Direktvergleich zu vorher flacher aus:
Aber Achtung: Diese flacheren Darstellungen, die einen Höhenvergleich mit der vorher gezeigten Kurve erlauben, sind eigentlich gar nicht üblich. Ich zeige sie hier im Artikel nur ausnahmsweise, um zu erklären, wie das Blitzgerät seine Helligkeit reduziert.
Im Normalfall stellen Blitzbelichtungsmesser und Messprogramme, die solche Diagramme ausgeben können, die
Leuchtkurve gleich wieder normalisiert dar
(also so hochgezogen, dass der größte Ausschlag wieder die volle Höhe des
Diagramms einnimmt). Das verschleiert dann zwar die reduzierte
Helligkeit, macht aber dafür den Vergleich des Leuchtverlaufs und der Leuchtdauer leichter.
Die
normalisierten Kurven für 1/2 bzw. 1/4 Blitzenergie sehen der normalisierten Kurve für
1/1 Blitzenergie zum Verwechseln
ähnlich:
Wenn man Messungen für Teilstufen eines einfachen Studioblitzgerätes
macht (1/1, 1/2, 1/4, 1/8, 1/16 usw.) und sich jeweils die normalisierten Kurven
anschaut, wird klar: Der zeitliche Leuchtablauf bleibt immer ungefähr
gleich. Wenn sich überhaupt was ändert, wird die Kurve in den niedrigeren Stufen allmählich
etwas länger (aber nur geringfügig). Keinesfalls wird die Leuchtdauer
kürzer.
Der einzige praktische Vorteil, den
man an solchen Geräten mit den niedrigeren Stufen bekommt, ist eine Verkürzung der
Nachladedauer.
Bleibt zu klären, was so ein „langgezogener“ Leuchtverlauf für mögliche Verwacklungen
bedeutet. Laut
Faustregel fordert man als Minimalstandard für
unverwackelte Porträts und andere ruhige Studioaufnahmen eine
Belichtungszeit von 1/100 Sekunde oder kürzer. Mit einem Blitzablauf wie dem
hier gezeigten ist dies mehr als gewährleistet, denn schon nach Ablauf von ca. 1/200
Sekunde ist der allergrößte Teil der Leuchtdauer vorbei. Das geringe
Restlicht, das vielleicht noch über 1/200 Sekunde hinaus „nachglüht“, trägt
nichts Wesentliches mehr zum Bild bei. Die normalen, unvermeidlichen
Körperbewegungen fotografierter Personen oder ein mäßiges Wackeln der Kamera
bei studiotypischen Brennweiten werden bestimmt nicht zu auffälligen Unschärfen führen.
Wozu eine Leuchtkurve wie diese
nicht taugt, ist das kompromisslose Einfrieren richtig schneller Bewegungen wie bei
Tanz oder Sport. Wenn sich im Bild etwas schnell bewegt, wird der lange
Lichtschwanz für eine unscharfe Überlagerung sorgen – wie etwa in dem
eingangs gezeigten Bild von der bewegten Hand.
Aber keine Sorge: Die Hand
wurde für das Testbild schon ziemlich schnell bewegt, um den Effekt deutlich
zu zeigen. Dass so eine starke Verwacklung aus Versehen passiert, ist nahezu
ausgeschlossen. Was mal vorkommen kann, sind kleine Unschärfen im Detail,
die zumindest bei starker Vergrößerung des Bildes sichtbar werden könnten
(wenn man auf sowas achtet).
Die Regelung der Blitzenergie gängiger Aufsteckblitze (Systemblitze und einfache Slave-Blitze) funktioniert völlig anders als die oben gezeigte Regelung der einfachen Studioblitze. Die Kondensatoren der Aufsteckblitze werden immer ganz vollgeladen. Geringere Helligkeitsstufen werden ausschließlich durch Verkürzen der Blitzdauer hergestellt – egal, ob man auf TTL-Automatik zurückgreift oder die manuelle Regelung benutzt. Aufsteckblitze müssen deswegen auch nicht abgeblitzt werden.
Lediglich in der höchsten Einstellung, also auf 1/1 Blitzenergie, bekommt man hier noch eine vollständige Leuchtkurve zu sehen:
Sobald man die Blitzenergie reduziert (etwa auf 1/2 oder 1/4), greift die Elektronik des Blitzgerätes ein und beendet vorzeitig das Entladen. Der ungenutzte Rest der Ladung verbleibt im Kondensator, der danach gleich wieder nachgeladen wird:
An der Höhe des Peaks ändert sich nichts, nur am auslaufenden Ende der
Kurve. Nicht-normalisierte Kurven muss ich hier erst gar nicht zeigen, denn sie
würden nicht anders aussehen.
Das Verfahren mit der abgehackten
Leuchtkurve hat einen großen Vorteil: Der ganze „Lichtschwanz“ fällt weg und
man bekommt sehr klar abgegrenzte Leuchtdauern. Und diese Leuchtdauern
werden immer kürzer, je niedriger die abgerufene Blitzenergie ist. Geht man
mit der Blitzenergie sehr weit runter, erhält man teils ultrakurze
Leuchtzeiten von 1/10.000 Sekunde und weniger. Wir kurz die Leuchtdauern
wirklich werden, hängt aber auch noch vom jeweiligen Blitzgerät ab.
Neuere Studioblitzgeräte der etwas gehobenen Preiskategorie bieten, neben diversen anderen Vorteilen, auch eine optimierte Steuerung der Leuchtkurve. Das genaue Verhalten ist je nach Hersteller und Modell unterschiedlich – und teilweise auch noch vom eingestellten Blitzmodus abhängig. Von daher treffen die im Folgenden gezeigten Diagramme sicher nicht auf jedes Gerät dieser Kategorie exakt zu. Typisch für die ganze Geräteklasse ist aber, dass sie eine Mischung aus beiden oben gezeigten Funktionsprinzipien verwenden: Regelung der Blitzenergie über Teilladung des Kondensators und zusätzliches Abschneiden der Leuchtkurve.
Schaut man sich die normalisierten Leuchtkurven eines hochwertigen Studioblitzes an, ähneln sie auf den ersten Blick denen der Aufsteckblitze: Bei 1/1 Blitzenergie sieht man noch fast die komplette Leuchtkurve samt Lichtschwanz, bei Teilstufen ist die Leuchtdauer nach hinten etwas abgeriegelt. Die Abriegelung kommt allerdings nicht ganz so früh wie beim Aufsteckblitz:
Die Geräte erzielen ihre niedrigeren Stufen nicht allein durch das Abschneiden der Leuchtdauer, sondern sie reduzieren vorher auch noch die Gesamtladung. Man merkt es als Anwender daran, dass die Geräte nach jedem Reduzieren der Blitzenergie abblitzen müssen – wie man es schon von den einfachen, ungeregelten Studioblitzen kennt. Das Abhacken des Leuchtverlaufs ist hier lediglich eine zusätzliche Maßnahme, um die Leuchtdauer klarer zu begrenzen. Hier noch ergänzend die nicht-normalisierten Kurven, um das Prinzip zu verdeutlichen:
Die Leuchtdauer wird bei solchen
Studioblitzen tendenziell etwas kürzer, je geringer die eingestellte Blitzenergie ist –
aber längst nicht im gleichen Umfang wie bei Aufsteckblitzen, die ihre
Blitzenergie allein über das Beschränken der Leuchtdauer regeln. Das ist nicht
schlimm, denn für die allermeisten Motivbereiche sind gar keine
ultrakurzen Leuchtdauern nötig. Mit sauber abgeriegelten Leuchtdauern von
z. B.
1/500 Sekunde kann man ja schon sehr viel mehr erreichen als mit der
lang auslaufenden Leuchtkurve der einfachen Studioblitze.
Die Diagramme
hier sollen das Prinzip verdeutlichen und stehen nicht für ganz konkrete
Geräte. An manchen kann das Abriegeln durchaus früher erfolgen, so das man
schnell auf 1/2000 Sekunde und kürzer kommt. Einige Studioblitze bieten
sogar noch spezielle Kurzzeit-Blitzprogramme (nicht zu verwechseln mit dem
HSS-Blitzen).
Wenn sich ein Blitzgerät auf High-Speed-Sync (HSS) schalten lässt, gelten für die Leuchtdauer völlig andere Maßstäbe. (Wie HSS genau funktioniert, ist übrigens auf der Seite über Blitzgeräte-Eigenschaften erklärt.)
Für HSS braucht man bewusst lange Leuchtdauern. Konkret muss der Blitz
so lang leuchten, dass der Schlitzverschluss der Kamera in dieser Zeit
komplett durchlaufen kann. Wie schnell das ist, hängt von der Konstruktion
des Verschlusses und der Größe des Bildfensters ab, aber an den meisten
Kameras dürfte sich diese Zeit netto in einer Größenordnung von
1/200 Sekunde bewegen. Die genaue Verschlusszeit spielt für die Ablaufdauer
übrigens eine untergeordnete Rolle, weil der Schlitzverschluss mechanisch immer gleich schnell
runterläuft; zwischen 1/500 Sekunde und 1/8000 Sekunde ändert sich praktisch
nur noch die Breite des Schlitzes. Wie das aussieht, kann man sich sehr
schön im
Video der Slow
Mo Guys anschauen.
Die HSS-Funktion ist gewissermaßen das
Gegenstück zum Kurzzeitblitzen: Für HSS braucht man eine relativ lange
Leuchtdauer, fürs Kurzzeitblitzen eine möglichst kurze. Trotzdem ist das
verfolgte Ziel ein Ähnliches.
Echte HSS-Funktionen finden sich insbesondere in Systemblitzen, aber mittlerweile auch in einigen hochwertigen Studioblitzen (dort natürlich nur in Verbindung mit System-Funkauslösern – nicht über einfache Mittenkontakt-Auslöser oder PC-Kabel). HSS-Licht wird mit Hilfe einer sehr schnellen Abfolge von kurzen Blitzen erzeugt, so dass für die Zeit des Ablaufs ein näherungsweises Dauerlicht mit gleichbleibender Helligkeit entsteht. Eine wie auch immer geartete Kurve wäre hier unerwünscht, weil dann das Bild vom Schlitzverschluss ungleichmäßig belichtet würde. Typischerweise sieht die Leuchtkurve also so aus (hier im Diagramm überlagert von der Schlitzverschluss-Ablaufzeit in Blau):
Der Ablauf des Schlitzverschlusses startet idealerweise erst ganz kurz nach Start des HSS-Lichtes (FP-Synchronisation), so dass von Anfang der Belichtung an volle Helligkeit zur Verfügung steht. Das ist der Grund, warum die Kamera bewusst in einem speziellen HSS-Modus betrieben werden muss: Sie muss den Start des Verschlussablaufes so lang verzögern, bis das HSS-Licht mit dem Leuchten angefangen hat. Würde man den Blitz konventionell auslösen (X-Synchronisation), würde das Licht erst starten, nachdem der Schlitzverschluss schon ein Stück gelaufen ist; die Folge wäre ein schwarzer/abgeschatteter Rand an der Seite, an der der Verschlussablauf beginnt (auf Querformat-Fotos ist das meist die Unterkante).
Leider ist nicht überall echtes HSS drin, wo HSS draufsteht. Manche Studioblitze werden zwar mit HSS-Tauglichkeit beworben, aber tatsächlich beherrschen sie nur ein Pseudo-HSS. Diese Geräte erzeugen kein gleichmäßiges Dauerlicht wie im Diagramm gezeigt, sondern nutzen einfach eine normale (aber möglichst langgezogene) Leuchtkurve. Sie treiben also keinen zusätzlichen technischen Aufwand für die Lichterzeugung, sondern aktivieren lediglich die HSS-Synchronisation der Kamera, um den Start des Verschlussablaufs zu verzögern.
Die Blitzbelichtung kann im Fall von Pseudo-HSS nie ganz gleichmäßig
sein. An der Seite, wo der Schlitzverschluss startet (meist die
Bildfenster-Oberkante bzw. die Bild-Unterkante), gerät die Belichtung
am hellsten. Die Gegenkante ist am dunkelsten. Ob das in der Praxis stört, hängt von der
Art der Aufnahmen
ab.
Am stärksten würde man den Helligkeitsabfall sehen, wenn man ein
flächiges, gleichmäßig
helles Motiv fotografiert und den Blitz als alleinige Lichtquelle nutzt –
aber für sowas braucht man ja kein HSS.
Meist setzt man HSS zum
Aufhellen von Tageslicht/Gegenlicht ein. Dann ist nur der angeblitzte
Vordergrund vom Helligkeitsabfall betroffen – und auch hier nur der
Blitz-Anteil. Ein gewisser Teil der Vordergrund-Helligkeit wird bereits vom
Tageslicht beigesteuert, so dass die Ungleichmäßigkeit reduziert wird. Die
Hintergrundausleuchtung erfolgt ohnehin unabhängig vom Blitz. Das ist wohl
auch der Grund, warum viele Anwender in der Praxis mit der
Pseudo-HSS-Funktion ihres Blitzgerätes gut leben können.
Es klang in den vorigen Abschnitten schon einmal an: Die Farbe von Blitzlicht hängt nicht allein von der Machart der Blitzröhre ab. Die Leuchtdauer und die Form der Leuchtkurve kann ebenfalls gewissen Einfluss auf die Farbtemperatur haben. (Grundlegende Infos zu dem Thema enthält übrigens der Artikel über Lichtfarbe.)
Wenn man davon ausgeht, dass die Lichtfarbe im Wesentlichen von der Temperatur des Leuchtmittels abhängt, kann man sich die Unterschiede eigentlich ganz gut herleiten: Die Farbe des Blitzlichts ist nicht über die ganze Leuchtkurve hinweg gleich, sondern verändert sich mit der Helligkeit. An der Stelle, wo der Blitzablauf seinen Peak erreicht, ist die Temperatur der Blitzröhre am höchsten und das Licht deshalb besonders bläulich. Wenn die Leuchtkraft im weiteren Verklauf der Kurve nachlässt, sinkt auch die Temperatur und das Licht geht immer mehr in Richtung Orange. Fürs Bild relevant ist am Ende aber kein einzelner Moment auf der Leuchtkurve, sondern die fertige Mischung, die über die Leuchtzeit zusammengekommen ist.
Solange die Blitzkurve langsam auslaufen darf, wird der bläuliche Peak durch die wesentlich niedrigeren Farbtemperaturen überlagert und der Kelvin-Wert gesenkt. Je stärker jedoch die Blitzkurve abgeriegelt wird, desto weniger orange-rötlichen Ausgleich gibt es und desto höher fällt die Gesamt-Farbtemperatur aus. Deswegen haben Blitzgeräte im Kurzzeit-Modus oft besonders hohe Kelvin-Werte.
Eine Rolle spielt allerdings auch die Auslegung der Blitzröhre sowie die absolute Höhe des Peaks (die man im normalisierten Diagramm nicht sieht). Wenn man z. B. einen Studioblitz benutzt, dessen Lichtmenge hauptsächlich über die Ladung des Kondensators geregelt wird, wird der tatsächliche Peak immer niedriger, je geringer die eingestellte Blitzenergie ist. Demzufolge wird der Blauanteil immer geringer und der Kelvin-Wert somit ebenfalls niedriger.
Mit Höhe und Abriegelung der Leuchtkurve auf der einen Seite sowie der Auslegung der Blitzröhre (inkl. Färbung des Glaskolbens) auf der anderen Seite haben die Hersteller also Stellschrauben zur Verfügung, um die Lichtfarbe des Blitzes einzupegeln. Wenn der Hersteller möchte, kann er eine flache Kurve mit stärkerer Begrenzung der Leuchtdauer kompensieren oder umgekehrt. Es gibt sogar Blitzgeräte mit einem speziellen Modus, der diese gegensätzlichen Regulierungsmöglichkeiten nutzt und die Farbe über einen weiten Regelbereich konstant hält.
Man sollte aber betonen, dass es hier meist nur um Unterschiede von wenigen hundert Kelvin geht – also letztlich um Feinheiten der Farbgebung, die man für die meisten Arten der kreativen Studiofotografie ignorieren kann. Nur für farbkritische Spezialaufgaben muss man sich mit dem Thema auseinandersetzen. Etwa für die Repro-Fotografie mit Beleuchtung von zwei oder vier Seiten würde man darauf achten, stets typgleiche Blitzgeräte mit identischer Blitzenergie-Einstellung zu benutzen.
Viele Kaufinteressenten und Anwender von Blitzgeräten möchten am liebsten keine
Kurvenformen studieren müssen, sondern einen simplen Zahlenwert für die
Leuchtdauer zur Verfügung haben.
In
den Beschreibungen von Blitzgeräten findet man tatsächlich Angaben zur
Leuchtdauer, die ähnlich aussehen wie Belichtungszeiten-Werte. Wenn man die eingangs gezeigten Kurven für einfache
Studioblitze anschaut, muss man sich aber wundern, wo diese Zahlen herkommen –
denn eine Leuchtdauer ist dort ja nicht klar bestimmbar.
Schaut man genauer
hin, findet man noch eine kleine, unscheinbare Zusatzinformation:
ob die Leuchtdauer nach der Norm t=0.1 oder nach der Norm t=0.5 gemessen
wurde. Diesen wichtigen Hinweis kann man leicht
überlesen.
Besonders die klassischen Studioblitze mit ihren „endlos“ auslaufenden Leuchtkurven lassen ja erst mal kein konkretes Ende erkennen. Im Profibereich hat sich daher die Norm t=0.1 durchgesetzt: Sie misst die Leuchtdauer bis zu dem Zeitpunkt, an dem nur noch 10 % der Maximalhelligkeit vorhanden ist. In der normalisierten Leuchtkurve entspricht das einem Zehntel der Höhe:
Dieser Wert für t=0.1 ist ein praxistaugliches Maß. Zwar leuchtet der Blitz auch nach Erreichen dieser Grenze noch ein bisschen weiter, aber man kann davon ausgehen, dass dieses Nachleuchten nur noch geringfügig zum Bild beiträgt. Der größte Teil der Gesamt-Lichtmenge ist zu diesem Zeitpunkt ja schon abgefeuert.
Würden alle Blitzgerätehersteller Werte für t=0.1 angeben, hätten wir kein Problem. Doch im Segment der billigeren Studioblitze, die heute den Markt dominieren, hat sich leider die Norm t=0.5 durchgesetzt – also man misst die Zeit bereits bei 50 % der Helligkeit:
Nach Erreichen der halben Helligkeit ist zwar mehr als die Hälfte des Lichtes abgefeuert, aber auch das Licht unterhalb der halben Helligkeit kann noch deutlich sichtbaren Einfluss aufs Bild haben. Wenn man wirklich eine kurze Leuchtdauer zum Einfrieren von Bewegung benötigt, ist die Angabe nach t=0.5 also irreführend. Man merkt es spätestens dann, wenn eine fotografierte Person zufällig mal die Hand bewegt und diese dann bereits leicht verwischt – obwohl der Blitz laut Hersteller z. B. nur 1/600 Sekunde lang leuchtet. Man kann also diese Zeitangaben für t=0.5 überhaupt nicht mit Dauerlicht-Belichtungszeiten vergleichen.
Für einfache Studioblitze mit
weich auslaufender Leuchtkurve könnte man als
Faustregel den Wert mit 2,5 multiplizieren.
Wenn die t=0.5 Herstellerangabe z. B. 1/500 Sekunde beträgt, entspricht das
bei t=0.1 ungefähr
1/200 Sekunde.
Aber Vorsicht! Leider erfährt man aus den technischen
Daten meist nicht, wie der jeweilige Blitz gesteuert wird und ob er tatsächlich einer
klassischen Leuchtkurve folgt – denn nur dann kann man die Faustregel
sinnvoll anwenden. Wenn hingegen die Leuchtdauer abgeriegelt wird, können
die Werte für t=0.1 und t=0.5 sich stark annähern oder nahezu identisch
werden.
Und noch was muss angemerkt werden: Eine Faustregel hilft von vornherein nichts, wenn bereits die Herstellerangaben falsch
sind. Die Angaben zu einigen günstigen Blitzgeräten erscheinen
nämlich sehr unglaubwürdig. Zweifel sind etwa angebracht, wenn der einfach
aufgebaute
600-Ws-Studioblitz angeblich 1/2200 Sekunde Leuchtdauer hat; so kurz
kann die Zeit für einen nicht abgeriegelten Blitz selbst bei t=0.5 nicht werden.
Ebenfalls der Wurm ist drin, wenn bei einem einfachen Studioblitz angeblich
die Leuchtdauer in den niedrigeren Stufen immer kürzer wird – denn das kann rein technisch bei solchen Geräten nicht stimmen. Vermutlich
sind die Werte dann frei erfunden. Offenbar rechnen die Hersteller nicht
damit, dass es jemand nachprüft.
Wenn man einen Grund hat, den Herstellerangaben zu
misstrauen, kann man die Leuchtdauer/-kurve eines
Blitzgerätes selber messen
– oder wenigstens praktische Vergleichsfotos machen, die Rückschlüsse auf
die Leuchtdauer erlauben.
Dass man an Kameras mit Schlitzverschluss nur bestimmte Belichtungszeiten als Synchronzeit nutzen kann, dürfte bekannt sein. Belichtet man zu kurz, kommt zum Blitzzeitpunkt bereits der zweite Verschlussvorhang ins Bild und man kriegt einen komplett schwarzen Rand (der immer breiter wird, je kürzer man die Belichtungszeit einstellt).
Weniger bekannt ist, dass durch eine langgezogene Blitz-Leuchtkurve die Belichtung
ungleichmäßig werden kann – und zwar bereits lange vor Erreichen der
„offiziellen“ kürzesten Synchronzeit einer Kamera. Der zweite
Verschlussvorhang trifft dann zwar nicht mehr den hellsten Teil des
Leuchtablaufs, aber noch einen Teil des Lichtschwanzes.
Der folgende Test
zeigt Repro-Aufnahmen einer gleichmäßig grauen Fläche. Es wurde eine Kamera
verwendet, die laut Hersteller eine kürzeste Synchronzeit von 1/200 Sekunde
hat. Geblitzt wurde mit zwei einfachen Studioblitzen schräg von links und
rechts, so dass die Fläche eigentlich perfekt gleichmäßig hell sein sollte.
Ausgelöst wurden die Blitze per Kabel, also ohne zusätzliche Verzögerung. Trotzdem bekommt man hier bei 1/200 Sekunde Synchronzeit bereits einen Helligkeitsverlauf zum unteren Rand hin. Auch bei 1/160 Sekunde und selbst mit 1/125 Sekunde ist der untere Rand noch ein wenig abgedunkelt. Erst ab 1/100 Sekunde würde die Fläche perfekt gleichmäßig ausgeleuchtet. Hätte man statt des Kabels einen Funkauslöser benutzt, wäre wahrscheinlich 1/80 oder 1/60 Sekunde Synchronzeit für perfekte Gleichmäßigkeit nötig.
Dass dieser Effekt so wenig bekannt ist, hat wohl zwei Gründe: Erstens bemerkt man ihn nur an kritischen Motiven (z. B. Repros von sehr gleichmäßig hellen Zeichnungen). Und zweitens tritt er nur auf, wenn der Blitz einer klassischen Leuchtkurve folgt; das betrifft hauptsächlich die Benutzer einfacher Studioblitze. Wird der Blitz rechtzeitig abgeriegelt (wie das bei hochwertigen Studioblitzen und Aufsteckblitzen unterhalb von 1/1 Blitzenergie der Fall ist), tritt die allmähliche Abdunklung nicht auf. Da kriegt man entweder eine gleichmäßige Ausleuchtung oder einen harten schwarzen Balken.
Die häufigsten Verwacklungen, die man sich mit langsamen Blitzverläufen im Studio einhandelt, betreffen Bewegungen von fotografierten Menschen oder Tieren. Im eingangs gezeigten Beispielbild ist es die bewegte Hand, die unter Verwendung eines einfachen Studioblitzes verwischt. Das Verwischen kann aber sogar in ruhigen Porträts stören, wenn man eine besonders hochauflösende Kamera benutzt und die Ansprüche entsprechend hochschraubt – denn je nach Motiv und Verwendungszweck der Bilder wünscht man sich manchmal eine perfekte Schärfe bis ins feinste Detail. In solchen Fällen würden auch kleinste Verwacklungen stören. Dann macht es schon einen Unterschied, ob der Blitz z. B. 1/200 Sekunde oder nur 1/2000 Sekunde lang leuchtet.
Leider sind „menschliche“ Verwacklungen für gezielte Tests nicht auffällig genug und auch nicht gut genug reproduzierbar. Um zwischen den Leuchtabläufen verschiedener Blitze sowie ggfs. zwischen Blitz und Dauerlicht neutral vergleichen zu können, braucht man ein Motiv, das sich immer exakt gleich schnell bewegt.
Aufnahmen eines drehenden Ventilators sind ein
relativ einfacher Test, den man jederzeit mit Haushaltsmitteln durchführen
kann. Ganz ohne Messgerät (siehe nächster Abschnitt)
bekommt man damit einen guten Vergleich der Leuchtdauern der eigenen
Blitzgeräte sowie einen Vergleich mit Dauerlicht-Belichtungszeiten.
Einzige
Schwierigkeit kann die Anpassung der Belichtung an unterschiedliche Blitzenergie-Einstellungen
sein. Hierzu muss man Blende und/oder ISO-Wert variieren und für größere Sprünge auch mit ND-Filtern arbeiten.
Für die hier gezeigten Testaufnahmen benutze ich einen einfachen Tischventilator, der sich mit rund 2000 UpM im Uhrzeigersinn dreht. Um die Verwacklungen auch bei kürzeren Leuchtdauern unterscheiden zu können, habe ich zusätzlich Schriftaufkleber auf die Rotorblätter gemacht.
Hier kommt zunächst ein Bild bei stillstehendem Ventilator. So in etwa würde es auch aussehen, wenn sich der Ventilator dreht und man mit ultrakurzer Leuchtdauer blitzt:
Es folgen nun Aufnahmen mit verschiedenen Varianten der Blitzbeleuchtung.
Ich nenne immer nur die Kategorie von Blitzgerät, nicht konkrete Marken und
Modelle. Es soll ja ein allgemeingültiger Vergleich sein und kein
Testbericht bestimmter Geräte.
Das erste verglichene Gerät ist ein einfaches Studioblitzgerät (300 Ws) mit der klassischen Leuchtkurve. Ich habe drei Blitzenergie-Stufen getestet (1/1, 1/4 und 1/32):
Einfaches Studioblitzgerät 1/1 Blitzenergie:
Einfaches Studioblitzgerät 1/4 Blitzenergie:
Einfaches Studioblitzgerät 1/32 Blitzenergie:
Wie zu erwarten, zeigen die Bilder eine deutliche Bewegungsunschärfe und „Nachzieher“ an den Rotorblättern. Und wie ebenfalls zu erwarten, macht die eingestellte Stufe quasi keinen Unterschied.
Die nächste Reihe stammt von einem hochwertigen Studioblitzgerät (400 Ws). Es wurde wieder bei 1/1, 1/4 und 1/32 und zusätzlich noch bei 1/1 -0,3 (also eine Drittel-Blendenstufe unterm Maximum) getestet:
Hochwertiges Studioblitzgerät 1/1 Blitzenergie:
Hochwertiges Studioblitzgerät 1/1 -0.3 Blitzenergie:
Hochwertiges Studioblitzgerät 1/4 Blitzenergie:
Hochwertiges Studioblitzgerät 1/32 Blitzenergie:
Das Ergebnis bei 1/1 Blitzenergie ist deutlich verwischt (wie beim einfachen Studioblitzgerät). Bereits die Reduzierung auf 1/1 -0,3 beseitigt die starken „Nachzieher“ in Drehrichtung der Rotoren, weil hier schon eine deutlich frühere Abriegelung der Leuchtkurve stattfindet. In den kleineren Stufen wird das Ergebnis nochmal deutlich schärfer, was auf frühere Abriegelung hindeutet.
Schließlich folgt noch ein ganz normaler Aufsteckblitz, wieder bei 1/1, 1/4 und 1/32 getestet:
Aufsteckblitzgerät 1/1 Blitzenergie:
Aufsteckblitzgerät 1/4 Blitzenergie:
Aufsteckblitzgerät 1/32 Blitzenergie:
Die Abfolge ist ähnlich wie beim hochwertigen Studioblitz – wobei das Bild bei 1/32 noch schärfer rauskommt. Also offenbar riegelt der Aufsteckblitz die Leuchtdauer bei 1/32 Blitzenergie noch früher ab als der hochwertige Studioblitz. (Natürlich hinkt der Vergleich, weil die Lichtausbeute bei 1/32 am Aufsteckblitz viel geringer ist.)
Eine X-synchronisierte Blitzleuchtdauer
startet und endet (wenn der Blitz abgeriegelt wird) jeweils sehr plötzlich
und wirkt immer auf das komplette Bild
zeitgleich ein. Eine so sauber begrenzte Belichtung kriegt man mit Dauerlicht gar
nicht hin.
Jeder Fotograf hat aber gewisse Erfahrungen im Kopf, wie stark die
Bewegungsunschärfe mit einer bestimmten Belichtungszeit ausfällt. Deswegen
bietet es sich an, Blitz-Leuchtdauern mit Dauerlicht-Belichtungszeiten zu
vergleichen. Dabei muss man natürlich nach Verschlussarten unterscheiden.
In praktisch allen DSLRs und DSLMs kommt ein Schlitzverschluss zum Einsatz (das Funktionsprinzip wurde auf der
Seite zu
Blitzgeräte-Eigenschaften ausführlich erklärt). Ein Schlitzverschluss
belichtet nicht das ganze Bild auf einmal, sondern streifenförmig von
unten nach oben. Dadurch bekommt man im Vergleich zur Blitzbelichtung eine Verzerrung von
Bewegungen und gleichzeitig eine leicht verringerte
Bewegungsunschärfe. Ein Schlitzverschluss erlaubt also keine „reinen“ Belichtungszeiten
im Sinne von „Klappe auf, Belichtungszeit, Klappe zu“. Er belichtet das Bild
insgesamt so stark, als wäre es mit der eingestellten
Belichtungszeit belichtet worden – obwohl der zeitliche und räumliche Ablauf
in Wirklichkeit ein etwas anderer ist.
Anders wirkt sich die zahlenmäßig gleiche
Dauerlicht-Belichtungszeit aus, wenn die Kamera einen Zentralverschluss hat.
Einen Zentralverschluss findet man heute hauptsächlich an Kompakt- und Bridge-Kameras.
Der Zentralverschluss kommt einer sauber abgegrenzten
Belichtungszeit näher: Er öffnet und schließt sich wie eine Irisblende und belichtet daher nach dem
Prinzip „Aufblendezeit, Belichtungszeit, Abblendezeit“ (wobei Aufblende und
Abblende in der Berechnung der Gesamtbelichtung berücksichtigt sind, d. h.
die tatsächliche Gesamt-Ablaufzeit ist etwas länger).
Räumliche Verzerrungen wie beim
Schlitzverschluss gibt es nicht, aber die vollflächige Belichtung des Bildes
sowie die Auf- und Abblendphasen des Zentralverschlusses erzeugen etwas mehr Verwischung.
Eine
Sonderrolle spielt der elektronische Verschluss, mit dem
neuere Kameras eine lautlose und erschütterungsfreie Auslösung ermöglichen.
Das zeilenweise Auslesen des Sensors von oben nach unten resultiert im „Rolling-Shutter-Effekt“, der in Verbindung mit schnell
bewegten Motiven zu teils kuriosen Verzerrungen führen kann. Wie stark
dieser störende Effekt ist, hängt von der Auslesegeschwindigkeit des Sensors
ab. Mit Blitzbelichtung vergleichbar ist das Ergebnis überhaupt nicht.
Hier mal alle vier Varianten im Vergleich, damit man sich das besser vorstellen kann:
1/2000 Sekunde Blitz-Leuchtdauer (hart
abgeriegelt):
1/2000 Sekunde Belichtung mit Schlitzverschluss:
1/2000 Sekunde Belichtung mit Zentralverschluss:
1/2000 Sekunde Belichtung mit Elektronischem
Verschluss:
Das Bild mit Schlitzverschluss zeigt gegenüber der Blitz-Variante bereits Verzerrungen (man beachte die leichte Dehnung/Stauchung der Rotorblätter). Noch viel mehr sticht natürlich die Verzerrung des elektronischen Verschlusses heraus. In der Praxis am ehesten mit der Blitzbelichtung vergleichbar ist die Dauerlicht-Belichtung per Zentralverschluss.
Testaufnahmen sind nützlich, aber eine Darstellung der Leuchtkurve und/oder ein richtiger Messwert für t=0.1 wären noch schöner. Es gibt mehrere Möglichkeiten, solche Daten selber zu bestimmen.
Am einfachsten und bequemsten zu benutzen, aber leider nicht ganz billig in der Anschaffung, ist ein Blitzbelichtungsmesser mit grafischem Display wie der Sekonic L-858D. Hiermit kann man (neben der Grundfunktionalität eines Blitzbelichtungsmessers) den Leuchtverlauf des Blitzgerätes als normalisierte Kurve anzeigen lassen und nebenbei auch Werte für t=0.1 und t=0.5 bestimmen. Es bedarf hierzu gar keiner großen Vorbereitung, weil das Gerät explizit für solche Messungen gemacht ist.
Ein genauerer und vielseitigerer Weg, der aber auch komplizierter einzurichten ist, führt über ein Oszilloskop in Verbindung mit einem optischen Tastkopf. Aber das ist eher eine Methode für Leute, die bereits Erfahrung mit Labormesstechnik und ggfs. auch Zugriff auf entsprechende Geräte haben (z. B. innerhalb einer Schule oder Universität).
Die dritte Methode, die für Bastler mit kleinem Budget interessant ist,
verwendet die Onboard-Soundkarte eines Computers, eine
Soundbearbeitungssoftware (Audacity) und dazu einen
simplen Eigenbau-Lichtsensor (der hier wie ein Mikrofon
angeschlossen wird).
Das Verfahren erlaubt kein exaktes Messen von sehr kurzen
Leuchtdauern. Auch ein Bestimmen der Werte für t=0.1 und t=0,5 ist
nur sehr grob und näherungsweise möglich. Aber man kriegt immerhin eine grafische Darstellung der
Leuchtkurve und kann ein eventuelles Abriegeln der Leuchtdauer gut erkennen.
Zur Beurteilung der eigenen Blitzgeräte und Klärung der Frage, ob
und in welcher Einstellung sie zum Einfrieren von Bewegung taugen, ist das
meist ausreichend.
Für den Lichtsensor greife ich auf die Bauanleitung von
drsvanhay.de zurück. Man benötigt gerade mal zwei
elektronische Bauteile und ein Stück Kabel mit Klinkenstecker –
Gesamtpreis unter 10 Euro. Das Ergebnis ist natürlich kein professioneller
Labor-Lichtsensor, aber für das Einschätzen der Blitz-Leuchtkurve
gut genug.
Herauszufinden, ob die vorhandene Soundkarte
geeignet ist, wie man den Mikrofoneingang aussteuert, in welchem Abstand vom
Sensor man den Blitz platzieren muss und wie der praktische Mess-Ablauf
idealerweise aussehen kann, erfordert alles ein wenig Experimentierfreude.
Es ist und bleibt eine Bastellösung.
Wenn man in Audacity eine konkrete Zeitspanne innerhalb der Kurve messen will (z. B. vom Peak bis zum Moment der Abriegelung), markiert man den entsprechenden Abschnitt und stellt die Anzeige unter „Länge der Auswahl“ auf „Samples“ um. Bei der Aufnahme mit 48000 kHz ist ein Sample genau 1/48000 Sekunde lang. Im obigen Beispiel ist die Markierung 254 Samples lang, was demnach 1/189 Sekunde entspricht.
Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: Februar 2022
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