Praxisvergleich Nikon D70 gegen D200
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Praktische Menüfunktionen
Bereits die D70 kann mit ihrem umfangreichen Menü den interessierten Einsteiger überfordern. Die D200 mit ihren noch viel umfassenderen Einstellmöglichkeiten zwingt wohl auch die meisten Profis, einige Zeit mit dem Handbuch zu verbringen. Nicht, daß die D200 ohne Handbuch nicht bedienbar wäre; die Grundfunktionen erschließen sich sehr schnell. Viele Vorteile der D200 gegenüber anderen Kameras ergeben sich jedoch gerade aus der umfangreichen Konfigurierbarkeit.
Ich möchte hier nicht jeden einzelnen Menüpunkt abhaken (dafür gibt es das Handbuch), sondern eine Übersicht der Funktionen geben, die ich selbst wichtig und nützlich finde - und natürlich auf Unterschiede zwischen D70(S), D80 und D200 hinweisen. Da die D200 den größten Funktionsumfang besitzt, gehe ich stets vom Menü der D200 aus und führe anschließend Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu den anderen Kameras auf.
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WIEDERGABE-MENÜ
Infos bei Wiedergabe
Hier läßt sich vorgeben, welche Infoseiten die D200 bei der Bildwiedergabe mit den Pfeiltasten durchschalten kann. (Bei D70 und D80 ist das starr vorgegeben.) Eine Reduzierung ist insofern hilfreich, als man die Optionen auf das reduzieren kann, was man wirklich benutzt; somit geht das Durchschalten schneller. Ich habe hier Metadaten, Lichter und RGB-Histogramm angekreuzt. Das normale Histogramm finde ich neben dem RGB-Histogramm überflüssig (die D80 hat nur noch das RGB-Histogramm, die D70 nur ein einfaches Grünkanal-Histogramm). Die verwendeten AF-Sensoren interessieren mich auch nicht (da ich meist mit Schärfespeicher arbeite und die Position dann sowieso abweicht). Ob man die Metadaten (Datum, Belichtungsdaten etc.) in der Kamera unbedingt braucht, ist ebenfalls fraglich; unmittelbar nach der Aufnahme weiß man meist noch, was man gerade benutzt hat. Vielleicht schalte ich sie irgendwann auch noch ab.
Bildkontrolle
Hier wird festgelegt, ob Bilder unmittelbar nach der Aufnahme automatisch auf dem Monitor gezeigt werden sollen. Anfangs hatte ich das deaktiviert, weil ich Akkukapazität sparen wollte. Dann hatte ich jedoch einige Probleme mit falschem Weißabgleich (die ich mangels Kontrolle nicht bemerkt habe) und ab da habe ich doch fast jedes Bild manuell anzeigen lassen. Inzwischen habe ich die Bildkontrolle wieder auf On gestellt; so viel macht es für den Akku nicht aus, und es gibt Sicherheit. Gerade falsche Weißabgleiche hat die Funktion schon einige verhindert, auch wenn ich das angezeigte Bild nur "im Augenwinkel" gesehen habe.
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AUFNAHME-MENÜ
Die Funktionen dieses Menüs kann man auch als Benutzerkonfiguration speichern, siehe hier.
Bildoptimierung
Was man hier einstellt, in ist großem Maße Geschmackssache und sollte ausprobiert werden. Wirkung haben diese Einstellungen auf Kamera-JPEGs sowie auf die RAW-Voreinstellung, die man in Nikon-Software (NikonView, PictureProject, NikonCapture) angezeigt bekommt. Keine Wirkung haben diese Einstellungen auf die RAW-Daten selbst; wer seine NEF-Dateien mit fremden Konvertern bearbeitet, braucht auf die Bildoptimierungen der Kamera nicht zu achten. In Nikon Capture sind diese Einstellungen zwar mitgespeicherte Vorgabe, aber man kann sie verlustfrei ändern; teilweise geht das auch noch mit NikonView. In PictureProject werden die Einstellungen hingegen unverändert angewandt.
Meine bevorzugten Einstellungen hier: Benutzerdefiniert, Scharfzeichnung +1, Tonwertkorrektur 0, Farbsättigung 0, Farbtonkorrektur 0, Farbwiedergabe I. Diese Einstellungen liefern recht neutrale Ergebnisse, die ich oft ohne Nachbearbeitung direkt verwenden kann. Ich meide die automatischen Einstellungen, weil damit Ergebnisse nicht reproduzierbar sind
Bei D70 und D80 gibt es im Prinzip dieselben Einstellungen, nur findet man hier statt "Farbwiedergabe" eine "Farbraum"-Einstellung, die neben einer Abstimmung auch gleich den Farbraum auf sRGB oder AdobeRGB festlegt; bei der D200 ist dies ein separater Menüpunkt.
Farbraum
An der D200 kann man unabhängig von den Farbwiedergabe-Einstellungen I und III den Ausgabe-Farbraum der Dateien auf sRGB oder AdobeRGB festlegen. Farbwiedergabe II ist, genau wie an D70/D80, auf AdobeRGB begrenzt (was übrigens aus meiner Sicht unverständlich ist).
Was man hier wählen sollte, hängt mit der geplanten Verwendung der Bilder sowie dem Farbmanagement-Workflow zusammen und kann Gegenstand stundenlanger Diskussionen zwischen Fachleuten sein. Manche Auftraggeber aus den Printmedien wünschen ausdrücklich AdobeRGB, die meisten Belichtungsdienste/Labore liefern nur mit sRGB korrekte Ergebnisse; auch für die Wiedergabe auf unkalibrierten Monitoren und im Web eignet sich sRGB besser. AdobeRGB hat theoretische Vorteile, aber sRGB ist problemloser anzuwenden und in 99 % aller Anwendungsfälle genauso gut. Das Thema hatte ich bereits hier sehr ausführlich aufgegriffen, daher belasse es jetzt bei einer Empfehlung: Solange Sie nicht 100prozentig verstanden haben, was AdobeRGB ist und wie es korrekt eingesetzt wird, bleiben Sie bei sRGB. (Ich selber benutze es auch. Zwar weiß ich mit AdobeRGB richtig umzugehen, aber es hat für meine Zwecke keine Vorteile und würde nur meine Arbeitsabläufe verkomplizieren.)
Bildqualität/Bildgröße/JPEG-Komprimierung
Einige dieser Einstellungen lassen sich nicht nur im Menü festlegen, sondern auch durch Drücken der Qual-Taste und Drehen des vorderen bzw. hinteren Einstellrades.
Hier wird entschieden, ob man im RAW-(NEF-)Format oder in JPEG fotografiert, oder beides. Die Entscheidung fürs RAW-Format ist eine vieldiskutierte: Man hat mehr Möglichkeiten in der Nachbearbeitung, aber bezahlt dies mit größerem Speicherbedarf und umständlicherem Workflow. Bei der D70 fällt der Griff zum RAW-Format noch etwas leichter, weil die Dateien kleiner (ca. 5,5 MB gegenüber ca. 8,5 MB bei D80/D200) sind, und weil die JPEG-Bearbeitung der D70 nicht die beste ist (d. h. konvertierte RAWs sehen auch schon ohne Bearbeitung etwas besser aus als JPEGs aus der Kamera, siehe Vergleich). Bei D80 und D200 ist die Lage etwas anders, denn sie liefern bereits aus der Kamera recht gute JPEGs, so daß man, wenn man keine größeren Bearbeitungen plant, hier mit RAW keinen nennenswerten Qualitätsgewinn hätte. Das gilt allerdings nur für die ISO-Einstellungen bis etwa 400. Ab ISO800 bietet das NEF-Format in Verbindung mit der Entrauschung in Nikon Capture wesentlich bessere Ergebnisse als die kamera-interne JPEG-Berechnung, siehe hier.
Im Falle des JPEG-Formats wird festgelegt, in welcher Größe JPEGs gespeichert werden sollen; dafür stehen je 3 Varianten L, M und S zur Auswahl. Bei der D70 gibt es keinen guten Grund, die volle L-Auflösung (3008 x 2000 Pixel) zu reduzieren. Bei D80/D200 ist dies jedoch eine Überlegung wert; 10 Megapixel (3872 x 2592) sind für viele Anwendungen mehr als benötigt, und da der Gewinn an Detailauflösung ohnehin nicht so groß ist (siehe Megapixel-Vergleich), verliert man mit Einstellung M (2896 x 1944) kaum Details. (Wenn Sie es nicht glauben, probieren Sie es aus.)
Neben der Pixelgröße lassen die Nikons auch noch die Wahl zwischen den Komprimierungsstufen Basic, Normal und Fine. An D70 und D80 gilt: Mit Fine macht man nichts falsch, und auch Normal ergibt noch sehr brauchbare Ergebnisse. In Basic können schon einige sichtbare Artefakte auftreten. Für die D70 hatte ich die Unterschiede hier einmal aufgezeigt. Für die D200 gilt in Werkseinstellung dasselbe - aber nicht mehr, wenn man die JPEG-Komprimierung umstellt: Die D200 bietet nämlich die Wahlmöglichkeit zwischen "Dateigrößenpriorität" und "Optimale Bildqualität" für die JPEG-Komprimierung. Standard ist "Dateigrößenpriorität", was auch in etwa dem Verhalten der anderen Kameras entspricht. Dabei wird die Dateigröße für die drei Kompressionsstufen Basic, Normal und Fine jeweils nach oben begrenzt, um eine bestimmte Mindestzahl von Aufnahmen auf dem Speichermedium zuzulassen. Wechselt man zu "Optimale Bildqualität", fällt diese Begrenzung weg, und die Dateigröße schwankt in Abhängigkeit vom Motiv wesentlich stärker. Wieviele Bilder auf die Speicherkarte passen, wird dann noch schwerer abschätzbar; dafür wird der Speicherplatz effektiver genutzt. In der Praxis erzielt man durch die Option "Optimale Bildqualität" schon mit Basic-Einstellung eine sehr gute Qualität, weil dann für feingliedrige Motive automatisch der Speicherbedarf erhöht wird. Meine Empfehlung für D200-Besitzer ist eindeutig die "Optimale Bildqualität".
Wer genug Speicher hat und sich alle Möglichkeiten offen halten will, benutzt an allen genannten Kameras die Einstellung RAW+JPEG, wo von jedem aufgenommenen Bild beide Varianten gespeichert werden: ein JPEG für die schnelle Anwendung und ein RAW für größere Korrekturen und besondere Qualitätsanforderungen. Bei D80 und D200 kann man die JPEG-Qualität dann immer noch frei einstellen, während die D70 zusammen mit RAW grundsätzlich ein Basic-JPEG speichert.
In dem Zusammenhang sollte noch erwähnt werden, daß alle genannten Nikons innerhalb ihrer RAW-Dateien bereits ein Basic-JPEG in voller Auflösung als Vorschaubild mitspeichern. Wer den zusätzlichen Speicherplatz fürs JPEG scheut, aber dennoch nach der RAW-Aufnahme ohne langwierige Konvertierung JPEGs haben will, kann diese mit geeigneter Software extrahieren. Das geht blitzschnell, ist also im Gegensatz zum stapelweisen Konvertieren keine zeitaufwendige Sache.
Meine eigenen bevorzugten Aufnahmeeinstellungen an der D200 sehen übrigens so aus: Meist fotografiere ich in RAW+JPEG, wobei ich fürs JPEG Stufe M, Komprimierung Basic und Optimale Bildqualität gewählt habe. Für die meisten Zwecke benutze ich später das JPEG; aufs RAW greife ich zurück, wenn größere Korrekturen nötig sind und/oder ich bessere Bildqualität im Bereich oberhalb ISO800 brauche. Für Bilder, deren Verwendungszweck von vornherein begrenzt ist (z. B. Produktfotos für eBay) nehme ich nur in JPEG auf und spare mir die NEF-Datei.
NEF-Komprimierung
Auch auf die D200 begrenzt ist die Möglichkeit, die Komprimierung der NEF-Dateien zu aktivieren oder zu deaktivieren. (Die anderen Kameras speichern immer komprimiert.) Die von Nikon genutzte Komprimierungsmethode ist theoretisch/mathematisch nicht völlig verlustfrei; im Bereich der Lichter könnten Zeichnungsverluste auftreten. Im Internet kursieren Beispielbilder, die die Verluste sichtbar machen sollen; diese Bilder wurden aber extrem stark bearbeitet, was die Motive bis zur Unkenntlichkeit verfremdet und die Relevanz der gezeigten Unterschiede deutlich begrenzt. In der Praxis sind die Verluste also zu 99,99 % unsichtbar. Meine klare Empfehlung geht zum komprimierten RAW-Format; unkomprimiertes RAW ist reine Speicherverschwendung.
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INDIVIDUALFUNKTIONEN-MENÜ
Die Funktionen dieses Menüs kann man auch als Benutzerkonfiguration speichern, siehe hier.
Da die Individualfunktionen durchnummeriert sind, schreibe ich die jeweiligen Nummern dazu, und zwar in der Reihenfolge D200/D80/D70. Für nicht vorhandene Funktionen steht ein Strich.
AF-Priorität (a1+a2/-/-)
Die D200 läßt dem Anwender die freie Wahl, ob er gespeicherten (AF-S) und kontinuierlichen (AF-C) Autofokus jeweils mit Schärfepriorität oder mit Auslösepriorität kombinieren will. Bei D70 und D80 ist AF-S fest mit Schärfepriorität und AF-C fest mit Auslösepriorität verbunden.
AF-S mit Auslösepriorität zu kombinieren, macht höchstens in Spezialfällen Sinn, v. a. in Verbindung mit der AF-On-Taste. Ein Beispiel habe ich in meinem D200-Benutzereinstellungen genannt.
Die Kombination aus AF-C mit Schärfepriorität erhöht erheblich die Trefferquote bei kontinuierlicher Fokussierung, hat aber Auswirkungen auf die maximale Bildfrequenz. Hier muß jeder für sich entscheiden, ob er lieber 5 Bilder pro Sekunde macht, von denen vielleicht jedes fünfte ganz scharf ist, oder ob er lieber 80 % scharfe Bilder will und dafür einen Einbruch der Bildrate in Kauf nimmt.
Lock-On (a5/-/-)
Hier läßt sich in der D200 eine Eigenschaft des kontinuierlichen AF, die prinzipiell bei allen Nikon-Kameras vorhanden ist, weiter verfeinern: Wenn der kontinuierliche AF ein Objekt "verliert" (was bei schneller Bewegung und/oder Kontrastarmut leicht passiert), fährt er nicht gleich wieder suchend hin und her, sondern wartet erst noch einen Moment, ob das Objekt im Schärfebereich nicht noch zurückkehrt. Dies soll verhindern, daß ein vorübergehend auftauchendes Hindernis gleich die Fokussierung aufs Hauptobjekt unterbricht. Je nach Anwendungsfall ist diese Funktion nützlich oder auch nicht. In typischen Sportplatz-Umgebungen, wo dauernd Leute durchs Bild laufen, ist die LockOn-Funktion sehr sinnvoll; dagegen finden Macrofotografen sie eher hinderlich, weil sie dort eine ausreichend schnelle Nachfokussierung unterbindet. Aus diesem Grund bietet diese Individualfunktion die Möglichkeit, die LockOn-Zeit in 4 Stufen von "aus" bis "lang" zu regeln.
Ich fotografiere nur selten schnelle Objekte und bin bislang gut mit der Werkseinstellung ausgekommen. Wer viel mit AF-C arbeitet und ein Schärfeproblem hat, sollte sich näher mit diesen Einstellungen auseinandersetzen.
ISO-Automatik und ISO-Schrittweite (b1/7/05 und b2/-/-)
Die D200 bietet zwei interessante Methoden zum Umgang mit der ISO-Empfindlichkeit: Die ISO-Automatik und die einstellbare Schrittweite.
Die ISO-Automatik ist eine konfigurierbare Funktion, bei der der Anwender eine Mindest- und Höchstzahl vorgeben kann; wird in Belichtungsautomatik die größtmögliche Blende erreicht und eine ebenfalls einstellbare Zeitgrenze überschritten, erhöht die Kamera automatisch bedarfsgerecht die ISO-Empfindlichkeit bis zum eingestellten Höchstwert. Das ist immer dann von Vorteil, wenn man unter knappen Lichtverhältnissen arbeitet und die ISO-Zahl nicht unnötig hoch voreinstellen möchte; die ISO-Automatik erhöht die Werte in kleinen Schritten und beugt somit einer unnötig hohen Einstellung vor. Anders als der Begriff "Automatik" vermuten läßt, ist diese ISO-Automatik ein sehr interessantes Instrument für den Könner, der sie gewinnbringend einzusetzen weiß; es ist keineswegs eine Vollautomatik für Einsteiger.
Wer lieber die ISOs von Hand einstellt, kann hierzu eine Schrittweite von 1/1, 1/2 oder 1/3 Blendenstufen vorgeben. Für den schnellen Wechsel ist 1/1 Stufe sehr interessant, weil man dann beim Umschalten nicht so weit am Einstellrad drehen muß. Eine feinere Einstellung der ISO-Werte braucht man eigentlich nur in Spezialfällen.
Die ISO-Automatik der D80 ist identisch mit der D200. Die ISO-Automatik der D70(s) ist etwas eingeschränkter und läßt lediglich die Vorgabe des unteren Grenzwertes zu; der obere Wert beträgt dann immer ISO1600. Die Schrittweite der manuellen ISO-Einstellung läßt sich bei D70(s)/D80 nicht unabhängig einstellen.
Belichtungsspeicher beim ersten Auslöser-Druckpunkt (c1/19/16)
Das Bedienkonzept werksseitig eingestellter Kameras von Nikon und Canon unterscheidet sich u. a. darin, daß Canon beim Halbdrücken des Auslösers neben der Schärfe (AF-S) auch die Belichtung speichert. Nikon hingegen speichert nur die Schärfe und verlangt für den Belichtungsspeicher das Halten der AE-L-Taste. Welches Konzept tatsächlich sinnvoller ist, hängt ganz stark von der persönlichen Arbeitsweise und Art der Belichtungsmessung ab. Ich persönlich bevorzuge das Belichtungsspeichern mit separater Taste. Wem das Verhalten der Canon-Kameras lieber ist, kann diese Individualfunktion auf On stellen.
Belegung der AE-L/AF-L-Taste (c2/18/15)
Die bereits erwähnte AE-L-Taste läßt sich sehr unterschiedlich programmieren. Neben der klassischen Funktion (Speichern der Belichtung, solange die Taste gedrückt wird) kann man sie auch so einstellen, daß die Belichtung bis zum nächsten Drücken der Taste über mehrere Auslösungen hinweg gespeichert beleibt (AE Hold); letztere ist meine bevorzugte Einstellung, da sie meinen Finger entlastet und häufig sogar den M-Modus ersetzen kann. Ferner kann man die Taste auch zur AF-Speichertaste umfunktionieren (obwohl zumindest die D200 hierfür eine eigene Taste hätte). Auch diese Einstellungen sind eine Frage der persönlichen Arbeitsweise.
Tonsignal (d1/1/01)
Hier gibt es die Option, das Piepsen der Kamera komplett zu unterbinden - was ich sehr empfehle. Ich habe nie verstanden, wozu dieses Piepsen gut sein soll. Wenn ich eine neue Kamera bekomme, ist eine meiner ersten Einstellungen stets das Abschalten sämtlicher akkustischer Störgeräusche.
Gitterlinien (d2/8/08)
Hier haben wir es mit einer echten Nikon-Spezialität zu tun: der Möglichkeit, Gitterlinien in den Sucher einzublenden. (Bei Kameras anderer Marken muß man hierzu eine spezielle Gitter-Mattscheibe einsetzen.) Diese Gitterlinien sind immer hilfreich, wenn es darum geht, Objekte/Motive gerade auszurichten. Besonders nützlich empfinde ich die Funktion bei Reproduktionen, aber auch der Horizont auf Landschaftsaufnahmen kann so begradigt werden. Hier muß man jedoch vorsichtig sein: Nicht jede Linie zwischen Himmel und Boden ist ein echter Horizont, der automatisch waagerecht ist. Am besten funktioniert es mit Aufnahmen des offenen Meeres, das durch seinen flüssigen Zustand sozusagen selbstnivellierend ist. Aber wenn eine Landschaft nicht eben ist, kann es durchaus sein, daß die Linie zwischen Boden und Himmel tatsächlich schräg ist; ein Ausrichten nach den Gitterlinien führt dann zu einem schiefen Bild. In Zweifelsfall ist es besser, statt der Gitterlinien eine kleine Wasserwaage auf dem Blitzschuh einzusetzen.
Integriertes Blitzgerät (e3/22/19)
Hinter dieser unscheinbaren Individualfunktion verstecken sich zwei Untermenüs, um den vollen Funktionsumfang des eingebauten Blitzgerätes auszuschöpfen. Die Funktionen TTL (automatisch), M (manuell) und Stroboskopblitz (nur D80/D200) steuern den Blitz in seiner Stärke. Aus meiner Sicht ist der integrierte Blitz als bildwirksamer Blitz uninteressant, weil er für schöne Ausleuchtung durch indirektes Blitzen, Softboxen, Farbfilter etc. viel zu schwach ist. (Da gehen die Meinungen natürlich auseinander. Dies ist meine.)
Richtig genial finde ich hingegen das, was sich hinter C (Master-Steuerung) verbirgt: Hier wird festgelegt, in welcher Weise der eingebaute Blitz ein externes Blitzgerät (z. B. SB600 oder SB800) steuern kann. Die Möglichkeiten von D80 und D200 gehen dabei noch etwas über die der D70 hinaus, weil sie Blitze in zwei Gruppen steuern können. (Ferner könnte man hier den eingebauten Blitz bildwirksam mit einbeziehen.) Die Steuerung erfolgt komplett von diesem Kameramenü aus, egal ob man die Blitzstärke per TTL oder manuell regeln möchte. Dann gibt es auch noch die Wahl zwischen 3 Kanälen, so daß theoretisch drei Nikon-Fotografen im selben Raum ihre Blitze unabhängig voneinander steuern könnten. Diese Vielzahl an Einstellungen macht das Menü sehr komplex, aber die Einarbeitung lohnt sich, wenn man kreativ mit Systemblitzen arbeiten möchte.
Belegung der Mitteltaste (f1/-/-)
Nur die D200 besitzt eine Mitteltaste in der Richtungswippe. Diese Taste kann man im Aufnahme- und Wiedergabebetrieb mit verschiedenen Funktionen belegen, wobei ich besonders eine Möglichkeit bei der Wiedergabe schätze: Über die Funktion "Ausschnitt an/aus" kommt man durch Drücken der Mitteltaste direkt auf eine vorwählbare Vergrößerungsstufe, um die Bildschärfe zu beurteilen. Bei D70 und D80 ist das Vergrößern eines Ausschnittes nicht so schnell und bequem zugänglich.
Pfeilrichtung für Bildinfo/Wiedergabe (f3/-/-)
Zu den Besonderheiten der D70 gehört, daß man im Wiedergabemodus mit dem Auf-Ab-Pfeiltasten zwischen den Bildern wechselt und mit den Links-Rechts-Pfeiltasten zwischen Metadaten, Histogramm usw. umschaltet. An den allermeisten Kameras (herstellerübergreifend), auch an D80 und D200, ist es umgekehrt. Wer von der D70 auf die D200 umsteigt und sich nicht mehr umgewöhnen mag, kann mit dieser Individualfunktion das Verhalten umdrehen.
Func-Taste (f4/16/-)
Zu den Neuerungen der D80/D200 gegenüber der D70 gehört auch eine programmierbare Funktionstaste, mit der man bestimmte Funktionen direkt anspricht, die sonst nur über Menü erreichbar wären. Besonders interessant finde ich hier die Funktion FV-Meßwertspeicher (Blitzbelichtungsspeicher), die man an der D70 leider nur bei Bedarf auf die AE-L-Taste legen kann, wo man normalerweise den gewöhnlichen Belichtungsspeicher nutzt - man muß also häufig im Menü herumfuhrwerken. FV-Meßwertspeicher macht mit dem Blitz das, was "AE Hold" mit der sonstigen Belichtung macht: Man drückt drauf, es wird ein Meßblitz ausgelöst und die Blitzbelichtung gespeichert, bis die Taste erneut gedrückt wird. Das ist, parallel zur normalen Belichtungsspeicherung, unter schwierigen Belichtungsbedingungen eine Hilfe. Man kann sogar die Blitzbelichtung auf Graukarte messen. (In dem Zusammenhang ist vielleicht interessant, daß die Belichtungsmeßarten Matrix, mittenbetont und Sport auch für die Blitzmessung zur Verfüpgung stehen. Für Graukartenmessung würde man evtl. die Spotmessung einschalten.)
Die D80 erlaubt alternativ, mit der Func-Taste den aktuellen ISO-Wert im Sucher einzublenden, was v. a. im Zusammenhang mit der ISO-Automatik von Bedeutung ist. Die D200 braucht das nicht, weil sie den ISO-Wert dauerhaft anzeigt.
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SYSTEM-MENÜ
Bildkommentar
In D80 und D200 kann man an dieser Stelle einen sogenannten Bildkommentar eingeben, der ab dann in alle EXIF-Daten geschrieben wird. Das ist eine nette Funktion und bietet sich an, um einen festen Copyright-Hinweis einzubauen. (Ob man Bilder tatsächlich mit den vollständigen EXIF-Daten weitergibt, oder ob man eher die EXIFs löscht und stattdessen sein Copyright als IPTC einbaut, ist natürlich eine andere Frage.)
Letzte Einstellungen
Das ist nochmal eine Spezialität der D200. In einem gesonderten Menü werden immer die 14 letztbenutzen Menüeinträge gesammelt, egal ob sie aus dem Aufnahme-, Wiedergabe-, System- oder Individualfunktionen-Menü stammten. Mit dieser Funktion kann man diese Einträge "einfrieren". Faktisch wird das Letzte-Einstellungen-Menü damit zu einem benutzerdefinierten Menü: Man wählt einfach die 14 gewünschten Funktionen in umgekehrter Reihenfolge an und setzt die "letzten Einstellungen" dann fest. Ich selber mache davon bisher keinen Gebrauch (ich nutze eher die Benutzer-Konfigurationen), aber je nach Arbeitsweise wird das Eine oder das Andere nützlicher sein. Schön, daß die D200 so viele Möglichkeiten hat.
Akkudiagnose
Hier bemerkt man den Generationsfortschritt zwischen D70 einerseits und D80/D200 andererseits. Die Akkudiagnose der beiden neueren Modelle ist wesentlich präziser und in der Praxis nützlicher als die Anzeige der D70, die nur eine 3stufige Anzeige hatte und auf ein Akkudiagnose-Menü ganz verzichtete. Nachteil der neuen Technik ist der höhere Preis der Akkus: Während man für Nachbauten der älteren EN-EL3 und EN-EL3a bei eBay teils unter 10 Euro bezahlt, kosten Nachbauten des aktuellen EN-EL3e noch mehr als das Doppelte. Kauft man Originale von Nikon, relativiert sich das Ganze, denn Nikon bietet nur noch den teuren EN-EL3e an.
Hier möchte ich auch noch darauf hinweisen, daß die Akkulaufzeit der D200 spürbar schlechter ist als die der D70. Ich habe keine Messungen angestellt, aber mit der D70 konnte ich fast ewig mit einer Akkuladung fotografieren, während man bei der D200 schrittweise den Rückgang der Ladung verfolgen kann. Die D80 soll irgendwo dazwischen liegen, also nicht so lang halten wie die D70, aber deutlich länger als die D200.
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