Praxisvergleich Nikon D70 gegen D200
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Benutzereinstellungen der D200
Zu den anfangs eher unauffälligen Unterschieden zwischen D70/D70s/D80 und D200 gehören die benutzerdefinierten Einstellungen der D200 (je 4 Speicherplätze A-D für Aufnahmemenü und Individualfunktionen). Wer die D200 mal kurz ausprobiert, wird sich nicht die Mühe machen, hier tatsächlich Einstellungen abzuspeichern. Das wird erst sinnvoll, wenn man längere Zeit mit der Kamera arbeitet und verschiedene, immer wiederkehrende Aufnahmesituationen bewältigen muß.
Streiten kann man darüber, ob die Unterteilung in Aufnahme-Einstellungen und Individualfunktionen-Einstellungen sinnvoll ist, oder ob es nicht besser wäre, beides gemeinsam abspeichern zu können. Das hängt wahrscheinlich auch mit dem konkreten Einsatzzweck zusammen. Immerhin gibt es ja Überschneidungen (z. B. ISO-Wert in den Aufnahmeeinstellungen, ISO-Automatik an/aus in den Individualfunktionen).
Die Einstellungen des Aufnahmemenüs umfassen im Wesentlichen die Bildqualität (JPEG, RAW), Farbraum, Bildoptimierung, Weißabgleich und ISO-Empfindlichkeit. Die Individualfunktionen sind wesentlich umfassender, so daß die Definition von Speichern hier noch mehr lohnt. Was in keinem von beiden Speichern erfaßt wird, sind das Belichtungsprogramm (P/A/S/M) sowie all jene Funktionen, für die die D200 feste Bedienelemente hat (Belichtungsmeßmethode, AF-Betriebsart, AF-Meßfeldwahl, Selbstauslöser usw.). Wenn man die Speicher konsequent einsetzt, würde man sich manchmal wünschen, auch diese Dinge gleich mit abspeichern zu können, aber das geht rein von der Bedienlogik nicht, weil dann die Kamera die Stellung ihrer eigenen Schalter ignorieren müßte (sofern sie nicht ohnehin mechanisch bedient werden, wie der AF-Schalter oder die Blitz-Ausklapp-Taste). So genügt es nicht, beim Umstellen auf eine andere Aufnahmesituation je einen anderen Speicher für Aufnahmemenü und Individualfunktionen zu wählen, sondern man muß auch die Stellung sämtlicher Kamera-Bedienelemente prüfen.
Statt nun unzählige erfundene Varianten aufzutischen, was man für welchen exotischen Zweck speichern könnte, will ich an dieser Stelle einfach die Einstellungen aufzählen, die ich an meiner eigenen D200 vorgenommen habe. Dies soll keine Aufforderung sein, es nun genau so zu machen (dazu sind die Einstellungen viel zu sehr an meinen Bedarf angepaßt), sondern es soll eine Anregung zum Festlegen eigener Einstellungen sein oder einfach ein Beispiel geben, wozu diese Konfigurierbarkeit überhaupt gut ist. Eine genauere Beschreibung der Menüeinstellungen und ihrer Auswirkungen gibt es übrigens hier.
Zu beachten ist, daß man die Einstellungen nicht auf andere Speicher kopieren kann, d. h. man muß die immer gleichen Basiseinstellungen unter jedem Speicherplatz wieder neu eingeben. Wenn man z. B. unter A alle Grundeinstellungen vorgenommen hat und dann auf B schaltet, findet man dort zunächst wieder die Werkseinstellungen vor.
Weiterhin ist zu beachten, daß sich jede einzelne Menüeinstellungs-Änderung auf den gerade gewählten Speicherplatz auswirkt. Man kann den Inhalt der Speicher nirgends schützen oder einfrieren. Also muß man darauf achten, evtl. nötige vorübergehende Änderungen wieder manuell rückgängig zu machen.
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AUFNAHME
Die 4 Speicher des Aufnahmemenüs nutze ich selten. Ich hatte darüber nachgedacht, zwei Grundeinstellungen festzulegen: eine universelle Einstellung mit RAW+JPEG als Dateiformat und neutralen Bildoptimierungen, und eine Schnellschuß-Einstellungen mit JPEG M als alleinigem Dateiformat und etwas kräftigeren Farb- und Kontrastwerten (für sofort verwendbare JPEGs). Aber in der Praxis bin ich dazu übergegangen, die Bildoptimierungen immer gleich zu lassen und nur noch zwischen RAW+JPEG und JPEG umzuschalten - und dafür hat die D200 eine eigene Taste, die schneller bedient werden kann als das Menü.
Neben der Basiseinstellung mit meinen "allzeit gültigen" Bildoptimierungen habe ich lediglich noch eine Einstellung fürs Abfotografieren von Dias angelegt; hier hat sich gezeigt, daß schwache Einstellungen für Kontrast und Farbsättigung vorteilhaft sind, weil die Diafilme schon von Haus aus eine steile Gradation haben. Ist aber ein Spezial-Ding, das nur sehr selten zum Einsatz kommt. Sonst bleibe ich bei besagter Basiseinstellung.
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INDIVIDUALFUNKTIONEN
Mehr Mühe habe ich mir gemacht, die Speicher der Individualfunktionen zu belegen. Es ergab sich aus dem fotografischen Alltag (was in meinem Fall v. a. private Anlässe verschiedener Art sind), daß ich immer wieder ähnliche Aufnahmesituationen zu bewältigen hatte und dafür eine Reihe von Funktionen einzeln umstellen mußte; einige davon übernehmen jetzt die Speicher.
A: Standard
Dies ist meine Basiseinstellung, die dem entspricht, was ich bereits in der Beschreibung der Individualfunktionen als bevorzugte Einstellung genannt habe. Haupt-Nutzungsprofil ist das freihändige Fotografieren ruhiger Objekte bei guten Lichtverhältnissen. Jene Einstellungen, die ich dann noch variieren muß, sind ohnehin nicht Teil des Menü-Speichers: Umschaltung zwischen AF-S und AF-C, Umschaltung der Belichtungsmessung, Wahl des AF-Meßfeldes etc.
B: Stativaufnahme
Hier habe ich alles vorgewählt, was mir für problemlose Stativaufnahmen wichtig erscheint. Am wichtigsten ist dabei der Umgang mit der Fokussierung: Hier habe ich über a6 festgelegt, daß der Fokus nur noch auf Drücken der AF-On-Taste (also nicht mehr auf den ersten Druckpunkt des Auslösers) erfolgen soll. Zusätzlich muß auch noch über a2 die Schärfe auf Auslösepriorität geschaltet werden, um einem Blockieren des Auslösers vorzubeugen. Das ermöglicht mir, vor Festschrauben des Stativkopfes einmal die Schärfe auf Knopfdruck anzuwählen und mich dann nicht mehr darüm kümmern zu müssen. Bei der D70 habe ich auf dem Stativ meist den manuellen Fokus benutzt, um einer Änderung vorzubeugen. Jetzt, mit der AF-On-Taste, geht das schneller und präziser, und ich spare mir die Umschaltung auf MF. Zusammen mit der Funktion AE-Hold (c2) habe ich volle Kontrolle über Fokus und Belichtung, ohne etwas manuell einstellen zu müssen.
Zusätzlich habe ich für Stativaufnahmen die Gitterlinien (d2) und die 0,4-Sekunden-Spiegelvorauslösung (d5) aktiviert. Das sind Funktionen nach dem Prinzip "wo sie nicht nutzen, schaden sie zumindest nicht". Selbst wenn man unter ungünstigsten Verhältnissen den Fernauslöser nutzt und oben am Wahlrad auf M-Up (längere SVA) schaltet, stört die zusätzliche 0,4-Sekunden-SVA meist nicht.
Da ich Stativaufnahmen oft unter schlechten Lichtverhältnissen mache, habe ich die automatische Displaybeleuchtung mit d7 aktiviert. Den Selbstauslöser c4 habe ich gegenüber meiner Basiseinstellung von 10 auf 5 Sekunden reduziert, weil das auf dem Stativ meist genügt. (Für wackelige Stative und/oder kritische Zeiten würde ich sowieso auf M-Up schalten und den Kabelauslöser nehmen.)
C: Available Light
Da ich nur ungern blitze, gehört die Arbeit mit höheren ISO-Einstellungen für mich zum Standard. Hauptunterschied zur Konfiguration A ist hierbei die aktive ISO-Automatik unter b1. Ich habe ISO 1600 als obersten Wert definiert und 1/60 Sekunde als Grenz-Belichtungszeit eingestellt; angesichts meiner meist ruhigen Motive und der nicht allzu langen Brennweiten, komme ich mit 1/60 Sekunde aus.
Schade finde ich, daß die ISO-Automatik nicht nur auf ISO 1600 als oberen Wert begrenzt ist, sondern auch ein manuelles Hochschalten auf Hi 1.0 (= ISO 3200) verhindert. So muß man, wenn man denn mal ISO 3200 braucht, immer erst erst die ISO-Automatik deaktivieren, was dann unnötig Zeit kostet.
Weiterhin habe ich unter b7 für die Matrixmessung eine Korrektur von +3/6 vorgegeben. Generell belichtet ja die Matrixmessung der D200 eher knapp, was unter normalen Lichtverhältnissen gut dem Ausfressen der Lichter vorbeugt; die Mitten aufhellen kann man dann immer noch später im RAW-Konverter. Bei typischen ISO 1600 gelten jedoch andere Prioritäten, weil dort jede nachträgliche Erhöhung der Helligkeit das Rauschen sichtbar verstärkt; dann ist es besser, ausreichend hell zu belichten und überstrahlende Lichter in Kauf zu nehmen. Hierbei hat sich die "feste Belichungskorrektur" von +1/2 Blende als praktisch erwiesen.
D: Action
Mit diesem Motivbereich habe ich noch wenig Erfahrung, daher betrachte ich diese Einstellungen noch als nicht komplett ausgereift. Sollte ich einmal mehr Sport u. ä. fotografieren, ergeben sich bestimmt noch Änderungen aus der Praxis.
Die AF-Priorität für AF-C (a1) habe ich auf Schärfepriorität gesetzt, weil ich wenig Sinn darin sehe, bei einer höheren Bildrate mehr Ausschuß zu produzieren. Mit der AF-Meßfeldgröße (a3), den AF-Meßfeldgruppen (a4) und Lock-On (a5) muß ich noch mehr herumprobieren; noch habe ich hier alles auf Werksvorgabe. Hier spielen ja auch noch die Einstellungen der Drehschalter für AF-Feld-Wahl und AF-Betriebsart eine Rolle, also kann man gar nicht alle AF-Funktionen mit abspeichern.
Da auch bei Sportaufnahmen das Licht schwächer werden kann und mir ein verrauschtes Bild lieber als ein verwackeltes ist, habe ich wieder die ISO-Automatik aktiviert, diesmal jedoch mit einer Grenzbelichtungszeit von 1/160 Sekunde. Ob das ausreicht, hängt von der Geschwindigkeit der Akteure ab; wahrscheinlich muß man diese Einstellung für jeden Einsatz neu anpassen.