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Anwendungen: Spiegelungen beseitigen oder verstärken

Gespiegeltes Licht lässt sich nur dann mit einem Polarisationsfilter entfernen, wenn es selber polarisiert ist. Soweit nicht das Motiv selbst schon polarisiertes Licht abgibt, funktioniert es also nur, wenn das Licht an einer nichtmetallischen Oberfläche im richtigen Winkel gespiegelt wird.
Als ersten Anhaltspunkt probiert man es aus etwa 35°, schaut durch den Sucher und dreht dann den Polfilter in die richtige Position. Den exakten Winkel kann man anschließend durch Probieren (d. h. Änderung des Standortes in kleinen Schritten) ermitteln.

Fahren Sie mit der Maus über das Bild, um den Unterschied zu sehen: Aus dem richtigen Winkel lässt sich die Spiegelung so gut entfernen, dass man glauben könnte, das Seitenfenster des Autos sei heruntergelassen; ist es aber nicht. Am Lack der Fahrertür ist der Effekt ebenfalls gut zu sehen. An der unteren Hälfte der Fahrertür ist die Entspiegelung bereits schwächer, weil dort der Winkel schon ein wenig vom Idealwert abweicht.
Interessanter Nebeneffekt: an der Windschutzscheibe wird die Spiegelung durch den Polfilter sogar etwas stärker, weil ihre Schräge in einer anderen Richtung liegt. Man könnte den Filter so drehen, dass die Spiegelung an der Windschutzscheibe verschwindet, aber dann würde dafür die Spiegelung an der Seitenscheibe stärker.

Man entfernt mit diesem Verfahren genau die Polarisationsrichtung, die dem reflektierten Licht entspricht, und somit wird die Spiegelung unsichtbar. Damit entfernt man leider auch rund die Häflte des unpolarisierten Lichtes, das man für die Aufnahme nutzen will. Somit schluckt ein Polfilter bei solchen Anwendungen mindestens 1 Blendenstufe; wenn die ursprüngliche Spiegelung sehr hell war, kann die gemessene Belichtungsabweichung auch wesentlich größer ausfallen. Als Faustregel geht man von 1,5 bis 2 Blenden Lichtverlust aus - der natürlich über die Belichtungseinstellung (automatisch oder manuell) ausgeglichen werden muss.

Leider sind die Aufnahmebedingungen nicht immer so flexibel, dass man sich den Winkel aussuchen kann. Wenn man den Winkel nur so ungefähr trifft, fällt die Wirkung geringer aus. Je stärker man vom optimalen Winkel abweicht, und je näher man an 90° kommt, umso geringer wird der Effekt. Wenn die Kamera sich selbst spiegelt, sind es immer 90° - und damit ist der Polarisationsfilter wirkungslos. Ein Polarisationsfilter eignet sich also nicht für das Entfernen von Eigenspiegelungen.

Fotografiert man mit kurzer Brennweite, wird die Wirkung nicht über das ganze Bildfeld gleichmäßig sein, weil dann innerhalb des Bildausschnittes recht verschiedene Einfallswinkel auftreten. Mit längeren Brennweiten gibt es weniger Winkelabweichung, und somit wird die Wirkung des Polfilters gleichmäßiger.

Also wenn man eine Spiegelung bestmöglich entfernen will, wählt man eine längere Brennweite (d. h. man geht weiter weg) und fotografiert im optimalen Winkel. Das geht natürlich nur, wenn vor Ort genügend Platz ist. Manchmal kann man sich den Standort nicht aussuchen; dann muss man mit dem Effekt leben, der vom Standort aus möglich ist.

Das Verstärken von Spiegelungen erreicht man durch Umkehr des Verfahrens, mit dem man Spiegelungen entfernt. Man fotografiert idealerweise aus genau demselben Winkel, aus dem man Spiegelungen entfernen würde - nur dreht man den Polfilter um 90°.
Statt die Spiegelung zu entfernen, wird sie nun gegenüber der Umgebung um etwa 1 Blendenstufe heller wiedergegeben: Das gespiegelte (polarisierte) Licht wird nun nahezu vollständig durchgelassen, während das unpolarisierte Umgebungslicht durch das Aussperren der anderen Richtung weiterhin um 1 Blende reduziert wird (was die Belichtungsmessung ausgleicht).
Fairerweise muss man sagen, dass dieser Spiegelungs-Verstärkungs-Effekt im fertigen Bild eher dezent ausfällt. Bilder, in denen eine Spiegelung wichtiger Motivbestandteil ist (z. B. ein romantischer See, in dem sich ein Schloss spiegelt), können vom Polfilter etwas profitieren; so augenfällig und für jedermann beeindruckend wie das Entfernen einer Spiegelung ist der Effekt aber nicht.

Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: Juli 2011
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Nächster Teil

Einführung und Funktionsprinzip

Entstehung und Ausbreitung von polarisiertem Licht

Praktische Anwendung von Polfiltern

Anwendungen: Spiegelungen beseitigen oder verstärken

Anwendungen: Farben und Kontraste verbessern

Anwendungen: Glitzern auf Ölbildern beseitigen

Anwendungen: Direkten Blitz entschärfen (Guerilla-Methode)

Anwendungen: sonstige

Kaufberatung: Linear oder zirkular?

Kaufberatung: Billig oder teuer?

Kaufberatung: Größe und Bauform

Fazit: Wann braucht man Polarisationsfilter wirklich?