Von entscheidender Bedeutung für die Anwendung von Polfiltern ist, dass sie in ihrer Fassung gedreht werden können. Daher bestehen Einschraub-Polfilter immer aus einem festen hinteren Teil, mit dem sie ins Objektivgewinde geschraubt werden, und einem beweglichen Vorderteil, das auch bei vollständig eingeschraubtem Filter drehbar bleibt. Polfilter, die man als Teil von Filtersystemen kauft, können innerhalb des jeweiligen Filterhalters gedreht werden.
Leider gibt es viele Objektive (v. a. billige Kit-Objektive), deren Filterfassung sich beim Fokussieren mitdreht. Solche Objektive sind in Verbindung mit Polarisationsfiltern nicht besonders praktisch zu benutzen. Würde man hier nach Einstellung des Polfilters nochmal den Autofokus aktivieren, würde sich auch die Drehung des Polfilters wieder verändern.
In der Praxis wird man daher entweder den Autofokus bei Verwendung von Polfiltern ganz abschalten und manuell fokussieren, oder man fokussiert mit Schärfespeicher und regelt die Drehung des Polfilters vor der eigentlichen Auslösung nochmal nach. Wenn der Fokusring sehr leichtgängig und die Drehung des Polfilters eher zäh ist, wird das schon gelegentlich zum Geschicklichkeitsspiel.
Wer gern mit Polfilter fotografiert, sollte beim Kauf neuer Objektive gleich darauf achten, dass das Filtergewinde sich nicht dreht. Diese Eigenschaft wird als "Geradführung" bezeichnet.
Innenfokussierte Objektive haben fast immer Geradführung, weil dort die Fokussierung - wie der Name schon sagt - im Inneren des Objektives stattfindet.
Die meisten Gegenlichtblenden sind heute mit Bajonettverschluss ausgestattet und werden außerhalb des Filtergewindes angebracht. Im Prinzip bleibt also das Filtergewinde für den Polfilter frei. Man muss natürlich die Gegenlichtblende abnehmen, um den Filter einschrauben zu können, kann sie aber danach wieder aufsetzen.
Allerdings ist dann der Zugang zum Polfilter und somit zu dessen Drehung erschwert. In relativ kurze oder weite Gegenlichtblenden kann man von vorn greifen und dann mit zwei gespreizten Fingern am Rand der Filterfassung drehen; ist die Gegenlichtblende sehr eng und tief (typischerweise bei Teleobjektiven) funktioniert das nicht mehr so gut.
Es gibt spezielle Gegenlichtblenden mit einer kleinen Öffnung, durch die man an den Filter herankommt. Das erfordert aber feine Finger, und außerdem wird der Wert der Gegenlichtblende dadurch gemindert.
Ganz selten findet man Konstruktionen mit einem gummierten Rädchen, das so angebracht ist, dass darüber der Polfilter von außen gedreht werden kann.
Etwas einfacher funktioniert das Ganze mit alten Objektiven, deren Gegenlichtblenden noch ins Filtergewinde geschraubt werden. Da setzt man die Gegenlichtblende auf den Polfilter drauf (vorausgesetzt, er hat vorn ein Innengewinde) und dreht dann direkt an der Blende. Auch für neuere Objektive kann man Einschraub-Blenden aus Metall oder Gummi nachkaufen, wenn man diese Variante bevorzugt. Es klappt sogar mit übergroßen Polfiltern, die mittels Adapterring verwendet werden: Man braucht dann lediglich eine Gegenlichtblende in der Größe des Filters.
Der bei weitem einfachste Weg ist allerdings, während der Benutzung des Polfilters ganz auf die Gegenlichtblende zu verzichten. Sollte wider Erwarten deutliches Streulicht auftreten (zu erkennen an Linsenflecken im Bild), kann man ja immer noch mit der linken Hand den Lichteinfall abschatten.
Manche Anwender sind von ihrem Polarisationsfilter so begeistert, dass sie ihn gar nicht mehr runternehmen wollen und als eine Art Schutzfilter zweckentfremden. Das ist aber aus mehreren Gründen nicht zu empfehlen.
Grundsätzlich kann jeder Filter die Bildqualität verschlechtern, weswegen Effektfilter nur aufgeschraubt bleiben sollten, solange ihr Effekt gewünscht wird. Die Filterung polarisierten Lichtes ist und bleibt eine Spezialanwendung; solange die Filterung für ein Motiv nicht ausdrücklich gewünscht und gebraucht wird, kann sie auch stören. Wenn man vor jeder Aufnahme zuerst die optimale Drehung des Filters suchen muss (weil man die Wirkung nicht dem Zufall überlassen sollte) macht dies das alltägliche Fotografieren gleich ein Stück umständlicher. Der ständige Lichtverlust von 1 bis 2 Blendenstufen ist ebenfalls ein Argument gegen die Dauernutzung von Polfiltern. Und ganz abgesehen davon sind hochwertige Polfilter als Objektivschutz viel zu teuer.
Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: August 2011
IMPRESSUM
DATENSCHUTZERKLÄRUNG
Einführung und Funktionsprinzip
Entstehung und Ausbreitung von polarisiertem Licht
Praktische Anwendung von Polfiltern
Anwendungen: Spiegelungen beseitigen oder verstärken
Anwendungen: Farben und Kontraste verbessern
Anwendungen: Glitzern auf Ölbildern beseitigen
Anwendungen: Direkten Blitz entschärfen (Guerilla-Methode)
Kaufberatung: Linear oder zirkular?
Kaufberatung: Billig oder teuer?