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Belichtung, Weißabgleich, Kontraste und kleinere Praxis-Probleme

Der Teufel steckt oft im Detail. Als ich meine Kamera erstmals auf der Aufnahmeplatte montiert und die ersten Testbilder gemacht hatte, bekam ich die Speicherkarte nicht mehr raus.

Die rechte Justierschraube sitzt nämlich so knapp neben dem Kameragehäuse, dass das Öffnen des CF-Schachtes verhindert wird (ich hatte die Stativschraube im Brett mittig eingesetzt und nicht bedacht, dass das Kameragehäuse rechts weiter übersteht als links).

Um einen größeren Umbau der Konstruktion zu vermeiden, entschloss ich mich, die Bilder direkt über USB in den PC zu schicken. Außerdem stutzte ich die Unterlegscheibe etwas in Richtung Kamera, damit sie später nicht den Einstellbereich beschneidet.

Würde ich die Aufnahmeplatte heute neu bauen, würde ich die Kameraplatte natürlich breiter machen, so dass Schraube und Kamera bzw. CF-Fach sich nicht in die Quere kommen.

Ein ähnliches Problem ergab sich mit dem Akku; auch darüber hatte ich mir vorher keine Gedanken gemacht. Um den Akku zu wechseln, musste ich immer die Kamera vom Brett schrauben - was trotz Winkelleisten und Vorjustage manchmal kleine Abweichungen mit sich brachte. Die D200 geht ja mit dem Akkustrom nicht sehr sparsam um, und die Aufnahmen während der Justierungen verbrauchen auch Strom, so dass ich in der Praxis nur etwa 600 Bilder pro Batterieladung machen konnte. Der Kauf des Netztteils wäre eine Abhilfe gewesen, lohnte aber für diese ungewöhnliche Einzelaktion nicht.

Anfangs benutzte ich zur Auslösung der Kamera den Kabelauslöser. Als das erste Magazin zum Ende kam, geriet jedoch der Winkelstecker des Auslösekabels in Konflikt mit dem vorrückenden Magazin.

Tatsächlich zeigte sich, dass das Magazin gerade noch vor dem Kameragehäuse (ohne eingesteckten Auslöserstecker) zum Stehen kommt. Schaltet man den Projektor nach dem letzten Dia noch weiter, kommt es bereits zur leichten Berührung von Magazin und Kamera; da hatte ich wirklich Glück, dass die Brennweite meines Cosina Macro mit dem Achromaten lang genug war (der Achromat reduziert die Brennweite etwas).

Das Problem ist natürlich kameraspezifisch. Bei Kameras, deren Fernauslöser-Anschluss an der Seite liegt, tritt es nicht auf.

Da die Kamera auf dem Grundbrett sehr fest sitzt, die Belichtungszeit relativ kurz ist und ich außerdem noch 0,4 Sekunden Spiegelvorauslösung aktiviert hatte, ging ich einfach dazu über, direkt am Kameragehäuse auszulösen. Eine weitere Alternative wäre gewesen, vom PC aus (in Nikon Camera Control) auszulösen.

Ein Nachteil des knappen Abstandes blieb leider bestehen: Es war nicht genug Platz da, um das durchgelaufene Magazin in Projektionsrichtung rauszuziehen; stattdessen musste ich die Magazine im Projektor zurückschieben, was bei meinem Leica P600 nur über mitdrehende Zahnräder und somit recht schwergängig möglich ist.

Weißabgleich, Belichtung und Kontraste

Den manuellen Weißabgleich erledigte ich mit dem mitgelieferten Weißabgleich-Dia. Das führte auf Anhieb meist zu ordentlichen Ergebnissen, die dem optischen Eindruck, den man beim Betrachten der Dias mit bloßem Auge hat, recht nahe kommen.

Ausreißer gab es aber auch - insbesondere mit älteren Dias auf Agfacolor-Diafilm aus den 70ern (der auch sonst schwierig zu handhaben ist, z. B. lässt er sich nicht farbrichtig auf normalem Duplikatfilm reproduzieren).

Das linke Beispiel ist so eines. Mit bloßem Auge sieht das Dia farbneutral aus, aber beim Abfotografieren mit dem Standard-Weißabgleich lt. ImageEngineering-Weißabgleichsdia kommen diese viel zu gelblich-grünen Farben raus. Man bräuchte wohl ein eigenes Weißabgleichs-Dia auf altem Agfacolor-Diafilm, aber an sowas hat damals niemand gedacht.
Im Gegensatz dazu wirkt das rechte Dia auf Anhieb farbneutral. Es entstand Mitte der 90er Jahre auf Fujichrome Diafilm.

Ich weiß nicht, auf welchem Filmmaterial das Weißabgleichs-Dia von Image Engineering gemacht wurde, aber es harmoniert eigentlich mit allen meinen jüngeren Dias, egal ob diese auf Agfachrome, Kodak Ektachrome oder Fujichrome (d. h. E6-Diafilme) gemacht wurden.

Beide Bilder sind übrigens extrahierte JPEGs meiner RAW-Dateien, kamen also beim Abfotografieren farblich genau so aus der Kamera. Ich habe sie lediglich etwas beschnitten, herunterskaliert und geschärft.

Ein technisch neutraler Weißabgleich muss nicht immer das Optimum sein - wenn man an Dias mit nicht optimalen Farben denkt, die man beim Digitalisieren noch korrigieren möchte. Da ich alles im NEF-Format (Nikon-RAW) fotografierte, ist der Kamera-Weißabgleich ja nur für die stapelweise Konvertierung relevant; bearbeitet man später einzelne Bilder im RAW-Konverter, kann man die Farben wieder ganz anders festlegen.

Hier hatte ich im Jahr 1991 Krippenfiguren fotografiert. Leider wusste ich damals noch nichts über Farbtemperaturen. So nutze ich zur Ausleuchtung eine Filmleuchte (Halogen, 3200 K), die auf Tageslicht-Diafilm grausam gelbstichige Bilder produzierte.

Nach dem Abfotografieren habe ich jetzt die Möglichkeit, den NEF-Dateien einen neuen Weißabgleich zuzuweisen und so den Farbstich recht gut zu korrigieren. Dadurch werden plötzlich manche Dias brauchbar, die ich zu Analogzeiten wegen der falschen Farben aussortiert und nie vorgeführt hatte.
Fahren Sie mit dem Mauszeiger übers Bild, um zu sehen, wie sich eine solche Korrektur auswirkt.

Belichtung

Recht komplizierter war die Wahl der optimalen Belichtung, denn die Kamera hat Probleme, den kompletten Kontrastumfang eines Dias mit einer einzigen Belichtung zu erfassen.

Der Dichteumfang des Dias (also der Unterschied zwischen dunkelstem Schwarz und hellstem Weiß des fertigen Diapositivs) hat nichts mit dem Kontrastumfang zu tun, den der Diafilm selbst aus der Realität abbildet. Das kann man leicht durcheinanderbringen. Auch wenn ein Diafilm z. B. nur 7 Blendenstufen Dynamik des Motivs abbildet, kann daraus auf dem Dia ein Dichteumfang von 8 oder 9 Blendenstufen werden. Man sagt auch, Diafilme hätten eine "steile Gradation".
Schon zu Analogzeiten hatte man mit diesem kontraststeigernden Effekt zu kämpfen, wenn man versuchte, ein Dia wieder mit normalem Diafilm abzufotografieren; auch dabei gingen nämlich Details in Lichtern und Schatten verloren. Als Lösung gab es spezielle Duplikatfilme mit flacherer Gradation.

Fotografiert man einfach mit normaler Kontrasteinstellung, kommt es also zu einer starken Kontrastspreizung mit Verlust der Lichter und Schatten des Dias. Ich wählte zunächst in Kamera und RAW-Konverter die niedrigste Kontraststufe. Das führte bereits zu einer Verbesserung, aber es ging bei kritischen Dias immer noch Zeichnung verloren.

Ich hatte schon daran gedacht, von jedem Dia drei Belichtungsvarianten aufzunehmen (um mich dann später für eine zu entscheiden oder ein DRI daraus zu machen), aber zum Glück zeigte sich, dass das RAW-Format hier noch einige Reserven aufweist. Ich fand dann durch Testreihen eine Belichtungszeit (1/200 Sekunde bei aktivierter Lampen-Sparschaltung), bei der sich aus dem RAW-Format gerade noch sehr helle Lichter-Details des Dias hervorholen lassen. Im Bereich der Schatten wird es dann etwas knapp (d. h. in sehr dunklen Details gibt es vielleicht minimale Zeichnungsverluste), aber der Kompromiss ist tragbar. Man sollte auch nicht glauben, jeder "echte" Diascanner sei in der Lage, den Dichte-Umfang von Dias vollständig zu erfassen. Tatsächlich haben laut Tests viele dieser Geräte Probleme mit den Schattenbereichen der Dias.

Hier ein Beispiel für ein sehr kontrastreiches Dia. Es ist reichlich belichtet (mit bloßem Auge wirkt das Dia insgesamt überbelichtet), enthält aber in der unteren Hälfte auch noch sehr dunkle Stellen. Mit der standardmäßigen 1/200 Sekunde abfotografiert und ohne Korrekturen nach JPEG konvertiert, geht viel Zeichnung des Dias in hellen und dunklen Bereichen verloren. Wenn Sie mit dem Mauszeiger über das Bild fahren, sehen Sie, welche Details in Lichtern und Schatten sich noch aus der NEF-Datei hervorholen lassen.

Ich fotografierte also die meisten Serien mit 1/200 Sekunde. Lediglich in ein paar Fällen, wo Bilder eines kompletten Magazins tendenziell über- oder unterbelichtet waren (was mit den damals verwendeten Kameras zusammenhing), nahm ich 1/250 bzw. 1/160 Sekunde als besseren Kompromiss.

Es ist ja nicht so, dass jedes Dia einen gewaltigen Kontrastumfang und gleichzeitig bildwichtige Details in Lichtern und Schatten aufweist. Den meisten "normalen" Motiven tut die Kontraststeigerung, die sich beim Abfotografieren ergibt, sogar gut - denn so vermeidet man eine zu flaue Wiedergabe. Korrekt belichtete Dias sehen beim Abfotografieren mit meiner standardmäßigen Belichtungszeit von 1/200 Sekunde bereits ohne Nachbearbeitung gut aus.

Eine automatische Belichtung, die die Unterschiede von über- oder unterbelichteten Dias etwas nivellieren könnte, halte ich übrigens für kontraproduktiv. Sie würde zwar die mittleren Bereiche ordentlich belichten und relativ "fertige" Bilder liefern, aber angesichts der knappen Dynamik der Kamera wäre die Gefahr sehr groß, erst recht die Lichter oder Schatten zu schädigen - je nachdem, in welche Richtung die Automatik korrigiert.
Man muss sich ja nur die obige Aufnahme ansehen: Die Kameraautomatik würde zugunsten des hellen Hintergrunds knapper belichten, und die dunklen Stellen im Vordergrund würden dadurch völlig im Schwarzen absaufen. Umgekehrt würde z. B. eine typische Nachtaufnahme viel zu hell abfotografiert, was den Verlust der Lichter-Details zur Folge hätte. Auch die RAW-Reserven würden dann nichts mehr nützen.

Die Wahl einer starren Belichtungszeit schien mir also die einzig sinnvolle Wahl zu sein, weil sie der Garant dafür ist, den Dichteumfang des Dias unabhängig vom Motiv möglichst vollständig zu erfassen. Dass dies eine gelegentliche Nacharbeit im RAW-Konverter erfordert, ist aus meiner Sicht kein wirklicher Nachteil. Hauptsache, die Details stecken in der Datei noch drin.

Wenn alles andere versagt und man hohe Ansprüche an den Erhalt von Lichter- und Schattenzeichnung stellt, könnte man kritische Motive immer noch als Belichtungsreihe aufnehmen und die Teilbilder hinterher über Ebenenbearbeitung oder ein DRI-Programm zusammenfügen.
Interessant wäre auch, wie eine Kamera mit erweiterter Dynamik (z. B. die Fuji S5) bei dieser Aufgabe abschneiden würde.

Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: November 2009
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