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Justage des Bildausschnittes

Ich stand vor der grundsätzlichen Entscheidung, ob ich einen knappen Ausschnitt des sichtbaren Dias aufnehmen wollte (um die Auflösung der Kamera optimal zu nutzen und gleich randlose Bilder zu kriegen), oder ob ich auch den Rand der Dias noch leicht im Bild haben wollte (um garantiert das volle Bildfeld aufzunehmen und noch etwas Justierungs-Reserven zu haben). Ich entschied mich für Letzteres; ich wollte die Randbereiche nicht verlieren, und es schien mir kaum machbar, einen Innen-Ausschnitt exakt genug einzustellen. Es gab dann in der Praxis tatsächlich eine Reihe von Abweichungen im praktischen Betrieb, v. a. durch die verschiedenen Diarahmen.

Als nahezu unbrauchbar für das Einstellen des Ausschnittes erwies sich der Sucher der D200 mit seinen unsicheren Rändern (hier wäre ein 100-%-Sucher ein großer Vorteil). Ich ging dann dazu über, direkt über USB-Kabel in den Computer zu fotografieren und die Justage anhand von Testbelichtungen am Computermonitor abzugleichen.

Das Bildausschnitt-Justagedia aus dem Umrüstsatz war nicht hilfreich, denn es war hinter Glas gerahmt und stimmte überhaupt nicht mit dem Ausschnitt meiner meist glaslos geramten Dias überein. Auch ein Umrahmen brachte nicht viel, denn es ist nahezu unmöglich, das Dia in einen nicht pin-registierten Rahmen exakt waagerecht einzulegen und dort zu fixieren.

Ich behalf mir dann so, dass ich das Graudia (Weißabgleichs-Dia) auch zum Einstellen des Bildausschnittes nutze, und zwar anhand der Rahmen-Innenränder. Zusätzlich hatte ich in alle vier Innenseiten des Rahmens mit einem Teppichmesser kleine Aussparungen geschnitten, so dass ich ein Maß dafür hatte, wann der Rahmen schon außerhalb des Bildausschnittes liegt.

Um für die Justage überhaupt eine Ausgangsposition zu haben, ging ich vereinfachend davon aus, dass die Kamera und der Projektor (mit eingeschraubten Füßen) in sich jeweils "gerade" sind; dazu gehört, dass der Kameraboden exakt parallel zur Objektivachse verläuft, und dass das Dia im Projektor senkrecht zur Grundfläche sowie parallel bzw. im rechten Winkel zu den Außenkanten des Gehäuses steht. Ob das wirklich stimmt, kann ich nicht sicher sagen. Dafür spricht zumindest die Tatsache, dass das Ergebnis meiner Justage nicht völlig daneben lag.

Zunächst bestimmte ich den ungefähren Kamera-Projektor-Abstand und ermittelte dann die nötige Unterleg-Dicke für die Kameraplatte, so dass schon mal die Höhe stimmte. Dann schraubte ich die Kamera auf ihre Aufnahmeplatte (so, dass die Objektivachse genau senkrecht zur Vorderkante der Platte stand) und dann die Aufnahmeplatte in mittlerer Position auf die Grundplatte.

Der weitere Abgleich erfolgte durch Verschieben des Projektors, wobei ich immer darauf achtete, die Außenkante des Projektorgehäuses parallel zur Grundplatte zu halten (siehe obige Annahme). Nach Vollendung der Justage (passend für die von mir am meisten verwendeten CS-Magazine und -Rahmen) leimte ich rund um Kamera und Projektorfüße kleine Winkelleisten-Stücke.

Die Feineinstellung durch Lösen der beiden Schrauben und Verschieben der Kameraplatte hob ich mir für weitere Nachjustierungen aufgrund späterer Abweichungen auf.

Alle beobachteten Abweichungen sind bedingt durch unterschiedliche Auslegung der Diarahmen sowie die Verhaltensweise des Projektors. Das fängt damit an, dass der Projektor die Dias motorisch nicht ganz so weit in den Projektor schiebt wie im Handbetrieb (der Unterschied dürfte um 1 mm liegen, auch abhängig von der verwendeten Magazinsorte). Wenn ein Dia klemmt, reicht es daher nicht, von Hand den Schieber ganz in den Projektor einzuschieben; man würde es damit etwas zu weit schieben, und dann stimmt der Ausschnitt nicht mehr. Man muss also nochmal motorisch ein Dia zurück und eins vor schalten, damit das Dia wieder in der "regulären" Endposition steht. Wenn der Klemmer mehrfach auftritt, braucht das schon einige Versuche, oder man schiebt mit der Hand noch ein wenig mit (ohne jedoch die Endposition zu beeinflussen).

Innerhalb des Projektors wird das Dia in zwei V-Profil-Schienen gehalten; die eine ist unten starr montiert (im Bild gut zu sehen), die andere oben federnd. Das V-Profil sorgt dafür, dass die Dias immer in derselben Ebene zu stehen kommen. Allerdings geraten dickere Dias im unteren Profil automatisch etwas höher als dünn gerahmte Dias. Auch die Form der Rahmen-Ränder spielt eine Rolle: Rahmen mit runden Außenkanten sitzen etwas tiefer als solche mit scharfen, eckigen Kanten. Insgesamt habe ich auch hier eine Abweichung von knapp 1 mm nach oben festgestellt - ein weiteres Argument für Ausschnittsreserve (es sei denn, man will die Kamerahöhe wirklich für jede Sorte Diarahmen neu justieren).

Derartige Abweichungen treten prinzipbedingt mit fast allen Stangenmagazin-Projektoren auf. Ich hatte erwogen, stattdessen einen Rundmagazin-Projektor zu besorgen, dessen Fallschacht-Prinzip einen exakteren Bildstand ermöglicht.
Gebrauchte Rundmagazin-Projektoren (z. B. von Kodak) sind mittlerweile sehr günstig zu bekommen. Allerdings hätte ich dann alle Dias zuerst in Rundmagazine umsortieren müssen, was mir der exaktere Bildstand nicht wert war.

Ein letzter Faktor ist die unterschiedliche Größe der Diarahmen-Bildausschnitte. Das ist aber kein so großes Problem, da die Unterschiede gering sind (jedenfalls bei den Rahmen, die mir untergekommen sind) und die Bildausschnitte jeweils im Rahmen zentriert sind, d. h. schlimmstenfalls wird der schwarze Rand ums sichtbare Bild um 1/4 Millimeter dicker oder dünner.

Übrigens, falls sich jemand wundert: Aus dem Blickwinkel der Kamera stehen die Dias im Projektor seitenverkehrt und auf dem Kopf. Es ist nicht nötig, sie eigens vor dem Abfotografieren alle umzudrehen, denn das kann man später per EBV schneller und leichter erledigen.

So sah der aufgenommene Bildausschnitt mit CS-Rahmen und CS-Magazinen unmittelbar nach der ersten Justage aus. Je nach Magazinsorte kam es später zu leichter Verschiebung nach links oder rechts, was sich jedoch mit meinen beiden Justageschrauben schnell anpassen ließ.

So verschob sich die Höhe bei Verwendung dicker Diarahmen. Die Oberkante des Dia-Ausschnittes lag jetzt ziemlich genau auf der Oberkante des Digitalfotos.

Am wenigsten Problem hatte ich mit der Bildschärfe. Vorab-Versuche hatten nämlich gezeigt, dass mein Cosina Macroobjektiv bei Blende 16 nicht sichtbar schlechter abbildet als bei Blende 8 oder 11 (erst mit Blende 22 konnte ich Beugungsunschärfe wahrnehmen). Somit entschied ich mich für die größere Schärfentiefe von Blende 16. Es genügte dann, für jede Rahmensorte einmal scharfzustellen.

Kleiner Nachteil der hohen Schärfentiefe ist, dass Dreck auf dem Sensor der Kamera deutlicher hervortritt. Auf den ersten Bildern hatte ich an einer Stelle einen leichten Schatten (Staubpartikel), der sich zum Glück mit dem Blasebalg leicht vom Sensor runterblasen ließ. Ganz allgemein würde ich empfehlen, vor jedem Abfotografieren vieler Dias den Sensor gründlich abzublasen.

  

Ergänzende Hinweise und Aktualisierungen:

Dieser Artikel stammt im Kern aus dem Jahr 2009. Heutige Systemkameras (DSLRs und DSLMs) beherrschen längst einen LiveView-Modus (teilweise auch auf einem externen Computer/Tablet über USB-Kabel oder WLAN-Verbindung), was fürs Einstellen des Bildausschnittes eine enorme Erleichterung darstellt. Testbelichtungen zum Optimieren des Bildausschnittes sind also nicht mehr nötig. Da moderne Kameras auch viel mehr Auflösung bieten als fürs Dia-Digitalisieren benötigt, kann man ruhig die Sicherheitsränder großzügiger anlegen und hinterher entsprechend stärker beschneiden. Das erspart die späteren Nachjustagen.
Wer eine Kamera mit ≥24 MP verwendet, kann sogar mit sehr starkem Beschnitt kalkulieren und den Bildausschnitt so einrichten, dass in die Bildhöhe noch Hochformate passen. Das Drehen der Hochformat-Dias im Magazin kann somit entfallen. (Außerdem muss dann die Brennweite des Macroobjektivs nicht so lang sein.)

Und noch ein paar Hinweise zur Wahl der Blende: Blendenwerte sind, was die Bildqualität angeht, nicht über alle Kameras und Objektive hinweg vergleichbar. Das hat mit den unterschiedlichen Sensorgrößen zu tun, aber auch mit der unterschiedlichen Art, wie Kameras die Blende im Macrobereich anzeigen (z. B. Canon zeigt immer die absolute Blende, Nikon meist die effektive Blende mit Einberechnung des Auszugs-Verlustes – diese Werte können um bis zu zwei Stufen abweichen). Statt sich ewig mit Theorie zu befassen, würde ich empfehlen, mit Hilfe einer Blendenreihe herauszufinden, ab welcher Blende bereits Beugungsunschärfe auftritt. Für die eigentlichen Fotos würde ich dann so weit abblenden, dass dies gerade noch nicht der Fall ist. So kriegt man den optimalen Kompromiss aus Schärfe und Randschärfe. Dreck auf dem Sensor kann auch an heutigen Systemkameras noch auftreten, aber dank Selbstreinigung (Rütteln des Sensors) ist es seltener geworden.

Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: Juni 2021
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