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Die Windows-Farbverwaltung

Farbmanagement unter Windows einrichten und testen

Die Farbverwaltung ist unter Windows das, was ColorSync unter macOS ist. Bis zu Windows XP war das Farbmanagement noch ein Flickenteppich mit weit verstreuten Einstellmöglichkeiten. Seit Vista gibt es nun die zentrale Farbverwaltung, die zumindest den Anspruch hat, das gesamte Farbmanagement zu koordinieren. (Die Praxis sieht meist noch etwas anders aus.)

In diesem Artikel sollen die wichtigsten Einstellmöglichkeiten der Windows-Farbverwaltung erklärt und der Stand der Dinge in Sachen Farbmanagement unter Windows aufgezeigt werden. Das betrifft die Windows-Versionen Vista, 7, 8 und 10.

ACHTUNG: Das Verständnis dieses Artikels erfordert grundlegende Kenntnisse zur Funktionsweise von Farbmanagement. Einen ersten Einstieg finden Sie z. B. hier.

Allgemeines zum Farbmanagement unter Windows

Konfiguration der Windows-Farbverwaltung

  Geräte

  Alle Profile

  Erweitert

  Farbverwaltung - Systemstandards

Monitor-Farbmanagement austesten

  Laden der Kalibrierungsdaten testen

  Anwendung des Monitorprofils im Anwendungsprogramm testen

Windows-Farbmanagement für Drucker und Scanner

  Druckerprofile

  Scannerprofile


(Werbung in eigener Sache)

Allgemeines zum Farbmanagement unter Windows

Während macOS mit ColorSync schon länger ein gut integriertes Farbmanagement bietet, wurde es unter Windows erst nach und nach eingebaut. Die Unterstützung der Windows-Farbmagement-Funktionen durch die Softwarehersteller ist daher weniger ausgeprägt, d. h. die Programme nutzen für viele Aspekte noch ihre - historisch gewachsenen - eigenen Einstellmöglichkeiten am Betriebssystem vorbei.
Das heutige Windows-Farbmanagement bietet im Wesentlichen zwei Dinge: die zentrale Bereitstellung/Verwaltung von ICC-Profilen sowie ein eigenes CMM (Color Management Module), das Anwendungsprogramme nutzen können. Zwingend ist beides nicht; jedes Programm kann sein eigenes Süppchen kochen.
Was unter Windows im Gegensatz zu macOS fehlt, ist ein Monitor-Farbmanagement für Systemdarstellungen (Fenster, Inhalte, Systemprogramme); daher sehen diese Elemente z. B. auf Wide-Gamut-Monitoren zu grell aus und auf farbschwachen Notebook-Displays zu blass.
Was übrigens weder macOS noch Windows bieten, ist ein allumfassendes Farbmanagement für alle Programme; die Darstellung von Programmen, die selbst kein Farbmanagement beherrschen, bleibt also in jedem Fall unkorrekt. (Fairerweise muss man dazusagen: Unter macOS betrifft das weniger Programme als unter Windows.)

Microsoft hat versucht, mit dem "Windows Color System" einen erweiterten Standard für Farbmanagement zu schaffen, der über die bestehenden ICC-Standards hinausgeht. Dieser Versuch ist, soweit man das heute sagen kann, gescheitert. Die von Microsoft als Alternative zu ICC-Profilen eingeführten "WCS-Profile" werden von praktisch keinem Softwareanbieter unterstützt. Trotzdem hält Microsoft immer noch daran fest - weshalb man in der Farbverwaltung nach wie vor eine Reihe von WCS-Profilen und dazugehörige Einstellmöglichkeiten findet. Man sollte alles, was mit WCS-Profilen zu tun hat, einfach ignorieren. In der Praxis werden ausschließlich ICC-Profile (zu erkennen an den Endungen ICC und ICM) benutzt.

Längst nicht alles, was heute in der Windows-Farbverwaltung eingestellt werden kann, hat auch tatsächliche Auswirkungen. Etwa wenn man einem Gerät ein Profil zuordnet, bedeutet das nicht, dass Windows dieses Profil anwendet; stattdessen wird es nur den Anwendungsprogrammen und Gerätetreibern zur Verfügung gestellt. Also solange ein Anwendungsprogramm nicht von sich aus "nachschaut", welches Profil dem jeweiligen Gerät in der Farbverwaltung zugewiesen ist, hat die Zuweisung des Profils keinerlei Auswirkung.
Ein automatisches Auslesen dieser im System hinterlegten Profile ist heute immerhin für Monitore allgemein üblich. Das gilt ggfs. auch für mehrere gleichzeitig genutzte Monitore, deren Profile einzeln verwaltet werden müssen (siehe auch hier).
Dagegen die in der Farbverwaltung hinterlegten Profile für Drucker, Scanner und andere Geräte bleiben in den meisten Fällen ungenutzt, weil die Programme und Treiber sie ignorieren und stattdessen ihre ganz eigenen (oder auch gar keine) Einstellmöglichkeiten haben. Es schadet freilich nicht, Druckern und Scannern sicherheitshalber die korrekten Profile zuzuordnen, denn in ganz seltenen Fällen macht doch einmal ein Programm davon Gebrauch.

Das Wort "Standard" kann innerhalb der Windows-Farbverwaltung einige Verwirrung stiften. Es gibt Systemstandards, Benutzerstandards und Gerätestandards - und Letztere getrennt auf Systemebene und Benutzerebene. Also wann immer in der Farbverwaltung (und auch in diesem Artikel) von "Standard" die Rede ist, ist erhöhte Aufmerksamkeit gefragt.

Monitorprofile haben gegenüber anderen Profilen eine Besonderheit: Sie können - neben den eigentlichen Profildaten - auch sogenannte Kalibrierungsdaten enthalten, die beim Systemstart in die LUT der Grafikkarte geladen werden; so lassen sich Monitore kalibrieren, die nicht "hardwarekalibrierbar" sind. Erst mit der Kombination beider Maßnahmen, Kalibrierung sowie Anwendung des Profils im Anwendungsprogramm, kommt die korrekte Farbdarstellung zustande. (Falls Sie den Unterschied zwischen Profilierung und Kalibrierung noch nicht kennen, lesen Sie bitte hier nach.)
Das Laden der Kalibrierungsdaten wird unter Windows meist von externen Hilfsprogrammen (sogenannten "Loadern") übernommen, die zusammen mit einer Kalibrierungssoftware installiert werden. Die Windows-Farbverwaltung kann es bei Bedarf aber auch selbst ausführen, wenn man sie so konfiguriert (die entsprechende Einstellung ist leider gut versteckt). Dies ist übrigens der einzige Fall, wo eine Einstellung in der Windows-Farbverwaltung ganz unabhängig von den Anwendungsprogrammen direkte Auswirkungen hat.

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Konfiguration der Windows-Farbverwaltung

Das Einstellfenster "Farbverwaltung" (ein Teil der "Systemsteuerung") muss man erst mal finden.

In Windows Vista und Windows 7 öffnen Sie das Startmenü und klicken dort auf "Systemsteuerung".
Unter Windows 8 ist der kürzeste Weg ein Rechtsklick auf das Windows-Symbol in der linken unteren Ecke und dann der Klick auf "Systemsteuerung".
In Windows 10 (seit dem Creators-Update) ist der Weg noch etwas weiter: Zuerst Rechtsklick auf das Windows-Symbol in der linken unteren Ecke und dann der Klick auf "System". Im Reiter "Info" unter "Verwandte Einstellungen" auf "Zusätzliche Verwaltungstools" klicken. Dort in der Adresszeile zur Ebene "Alle Systemsteuerungselemente" gehen.

Wenn Sie die Anzeige auf "Kleine Symbole" umschalten, zeigt sich in der Liste unter Anderem der Eintrag "Farbverwaltung", auf den Sie klicken können.

Wenn Sie die Farbverwaltung häufiger brauchen, lohnt es sich, eine direkte Verknüpfung zu erstellen - ganz besonders unter Windows 10, wo der Zugriff auf die Systemsteuerung so umständlich ist. Einfach einen Rechtsklick auf den Eintrag "Farbverwaltung" machen, "Verknüpfung erstellen" wählen und anschließend bestätigen, dass Sie die Verknüpfung auf dem Desktop erstellen wollen. (Später können Sie die Verknüpfung ggfs. vom Desktop auch woanders hinschieben.)

Ein Leser dieser Seite wies mich noch auf folgende Alternative hin, die keine Verknüpfung benötigt und ebenfalls recht schnell geht: Drücken Sie die Windows-Taste (ersatzweise Strg+Esc) und geben Sie dann die Buchstaben "farbv" ein. Die Farbverwaltung wird nun als Suchergebnis anzeigt und kann angeklickt werden. Meist ist sie in der Liste sogar schon vorgewählt; dann genügt ein Drücken der Enter-Taste.

Das eigentliche Farbverwaltungs-Fenster müsste in allen Windows-Versionen so ähnlich wie dieses aussehen:

Im Tab "Geräte" lassen sich jedem Gerät ein oder mehrere Profile zuordnen. Unter "Alle Profile" findet sich eine Liste installierter ICC-Profile sowie die Möglichkeit, Profile im System zu installieren oder aus dem System zu entfernen. Unter "Erweitert" lassen sich Standardprofile festlegen, die für Geräte gelten sollen, denen kein individuelles Profil zugeordnet ist.

Geräte

Unter dem Tab "Geräte" lassen sich allen Druckern, Scannern, Kameras etc. Profile zuweisen. Sinnvoll ist dies insbesondere für Monitore. Für andere Geräte kann man es der Vollständigkeit halber auch tun, wenn man schon passende Profile hat. Aber in aller Regel bleibt dies ohne Wirkung (siehe oben).

Unter "Gerät" kann man aus einem Pulldown-Menü die installierten Geräte auswählen, um für sie jeweils die Profileinstellungen vorzunehmen. Die Bezeichnung beginnt immer mit der Geräteart, gefolgt von der Gerätebezeichnung. Bei Monitoren steht dann noch der Name der Grafikkarte dabei, um ggfs. die Unterscheidung zu erleichtern.
Falls man mehrere gleichartige Monitore verwendet, kann man sie nur an ihrer Nummer unterscheiden. Daher gibt es die Schaltfläche "Monitore identifizieren": Sie blendet auf jedem Monitor für kurze Zeit seine Nummer ein.

In einem frisch installierten Windows ist bei allen Geräten das Kästchen "Eigene Einstellungen für das Gerät verwenden" noch deaktiviert; es gilt für das Gerät dann vorläufig das System-Standardprofil (dazu später mehr). Soll dem Gerät jetzt ein individuelles Profil zugewiesen werden, muss man das Kästchen ankreuzen.
Monitor-Kalibrierungsprogramme (Spyder, iColor, DispCalGUI etc.) nehmen diese Einstellung in der Regel automatisch vor. Also wenn man einen Monitor vollständig kalibriert/profiliert hat, ist das Kästchen für diesen Monitor bereits angekreuzt.

Darunter gibt es die Liste der zugewiesenen Profile. Man kann hier Profile hinzufügen und entfernen. Hinzufügen kann man nur Profile, die bereits im System installiert sind, und beim Entfernen verschwinden sie lediglich aus dieser Zuordnung - nicht etwa ganz aus dem System.

In jüngeren Versionen von Windows 10 gibt es beim Hinzufügen von Profilen das Optionskästchen "Als erweitertes Farbprofil hinzufügen". Worin sein Sinn liegt, ist jedoch bisher unklar. In den Support-Dokumenten von Microsoft wird die neue Option noch nicht erwähnt - und auch im Netz findet sich bisher keine nützliche Info dazu. Meine ersten Versuche haben gezeigt: Profile, bei denen das Kästchen angekreuzt wird, bilden eine eigene Unterkategorie und bleiben noch ohne Auswirkung auf den Bildschirm. Möglicherweise gelten die so hinzugefügten Profile nur in Verbindung mit HDR-fähigen Monitoren und/oder in Verbindung mit speziellen Grafikkarten. Bisher sehe ich also keinen Sinn darin, das Kästchen anzukreuzen. Sollten mir irgendwann nähere Informationen vorliegen, werde ich sie an dieser Stelle veröffentlichen.

Man kann jedem Gerät mehrere Profile zuordnen. Das ist ursprünglich so gedacht, dass die Anwendungsprogramme, die auf diese Liste zugreifen, dann je nach Bedarf ein anderes Profil verwenden können (z. B. Monitorprofile für unterschiedliche Umgebungslicht-Verhältnisse oder Druckerprofile für verschiedene Papiersorten). In der Praxis allerdings hat sich diese Mehrfachauswahl bisher nicht durchgesetzt; die Anwendungsprogramme ignorieren zusätzliche Profile und verwenden immer nur jenes Profil, das in der Liste mit "Standard" gekennzeichnet ist. Welches das ist, kann man über die Schaltfläche "Als Standardprofil festlegen" bestimmen.
Trotzdem ist es nicht völlig sinnlos, hier zusätzliche Profile einzutragen, falls man das Profil ab und zu wechseln will (z. B. wenn man ein Anwendungsprogramm auf Farbmanagement testen will und dazu vorübergehend ein Testprofil aktiviert, siehe weiter unten). Das Wechseln ist bequemer, wenn man die in Frage kommenden Profile schon in der Liste stehen hat und nur noch das Standardprofil anders festlegen muss.
Unter Windows 10 kann man Monitorprofile seit dem Creators-Update noch schneller wechseln, indem man einen Rechtsklick auf den Desktop macht, auf "Anzeigeeinstellungen" klickt, ggfs. den gewünschten Monitor wählt und dann das Profil aus der Liste unter "Farbprofil" auswählt; dies bewirkt dasselbe, wie wenn man in der Farbverwaltung ein anderes Profil aus der Liste auf "Standard" setzt. Profile in die Liste neu hinzufügen oder daraus löschen kann man aber weiterhin nur direkt in der Farbverwaltung.

Falls beim Systemstart Kalibrierungsdaten geladen werden sollen, werden auch diese immer aus dem Profil bezogen, das hier für einen Monitor als Standardprofil festgelegt ist. Das gilt unabhängig davon, ob die Kalibrierung mit Windows-Bordmitteln oder mit einem eigenen Programm geladen wird.

Alle Profile

Der mittlere Tab "Alle Profile" ist die Basis aller weiteren Einstellungen, denn hier wird festgelegt, welche Profile überhaupt im System nutzbar sind. Oben in der Liste findet man eine Reihe von nutzlosen WCS-Einträgen; interessant sind nur die ICC- und ICM-Profile weiter unten. Klickt man ein Profil an, werden unter "Beschreibung" Informationen dazu angezeigt.

Auf einem frisch installierten Windows gibt es hier nur das sRGB-Profil (sRGB Color Space Profile.icm). Kalibrierungsprogramme hinterlegen die von ihnen erzeugten Profile selbstständig im System, so dass sie nach erfolgter Kalibrierung/Profilierung automatisch in dieser Liste auftauchen. Mit der Installation von Bildbearbeitungsprogrammen kommen oft noch weitere Standardprofile hinzu, z. B. AdobeRGB und ProPhotoRGB.

Außerdem kann man Profile, die man selbst erstellt oder aus dem Internet heruntergeladen hat, manuell installieren. Das geht hier in der Farbverwaltung über "Hinzufügen", oder man macht einfach auf die Profildatei einen Rechtsklick und wählt "Profil installieren".
Umgekehrt kann man Profile durch Klick auf "Entfernen" auch wieder vom System löschen.

Alle installierten Profile verwahrt Windows im System-Profilordner, einem versteckten Ordner auf der System-Festplatte (typischerweise C:\Windows\System32\spool\drivers\color oder ein ähnlicher Pfad).
Auf ihn muss man direkt zugreifen, wenn man Profildateien anderweitig nutzen will, etwa um sie auf einen anderen Computer zu kopieren. Um den System-Profilordner zu finden, muss man als Administrator angemeldet sein und die versteckten Dateien und Systemdateien sichtbar machen.

Erweitert

Der Tab "Erweitert" ist insbesondere für Standardprofile zuständig. Der Großteil der Einstellungen bezieht sich auf die Einbindung der (irrelevanten) WCS-Profile. Wichtig ist hingegen der oberste Eintrag "Geräteprofil": Was hier eingestellt ist, wird allen Geräten zugewiesen, die kein individuelles Profil haben. Es empfiehlt sich hierfür das sRGB-Profil - und das ist von Windows auch schon so voreingestellt.

Unten gibt es eine Schaltfläche "Bildschirm kalibrieren". Die bezieht sich auf ein Windows-eigenes Monitorkalibrierungsprogramm, das ohne Messgerät arbeitet - was natürlich Blödsinn ist. Also sollte man diese Möglichkeit meiden. Daneben steht ein Kästchen "Windows-Bildschirmkalibrierung verwenden" - das seltsamerweise ausgegraut ist, d. h. man darf es hier weder ankreuzen noch deaktivieren. (Mehr dazu im nächsten Abschnitt "Farbverwaltung - Systemstandards".)

Wer genau hinschaut, findet in diesem Tab noch weitere Merkwürdigkeiten. Zum Beispiel kann man alles auch auf "Systemstandard" schalten. Das ist etwas widersprüchlich, weil doch eigentlich erst auf dieser Seite die Standardprofile festgelegt werden sollen.
Des Rätsels Lösung: Windows verwaltet die Standards hierarchisch nach Benutzerkonten. Was hier in diesem Tab eingestellt wird, gilt nur für den aktuellen Benutzer. Darüber hinaus gibt es systemweite Einstellungen, die übergreifende Standards für alle Benutzer definieren - und die gelten, solange nicht auf Benutzerebene etwas Abweichendes eingestellt wurde. Das ist alles ein bisschen unübersichtlich, aber zum Glück braucht man hier nur selten etwas verändern.

Farbverwaltung - Systemstandards

An die systemweiten Standard-Einstellungen kommen Sie nur ran, wenn Sie in Windows als Administrator angemeldet sind. In diesem Fall können Sie in der Farbverwaltung im Tab "Erweitert" unten auf die Schaltfläche "Systemstandards ändern..." klicken.

Und jetzt wird es erst richtig verwirrend. Es erscheint nämlich ein weiteres Fenster, das den Titel "Farbverwaltung - Systemstandards" trägt und ansonsten dem Fenster "Farbverwaltung" zum Verwechseln ähnlich sieht. Es gibt dort die gleichen drei Tabs "Geräte", "Alle Profile" und "Erweitert" mit den gleichen Einstellmöglichkeiten. Nur werden hier nicht die Standards für den jeweiligen Benutzer, sondern eben die systemweiten Standards festgelegt.

Ich empfehle, als Einzelplatznutzer von diesen systemweiten Einstellmöglichkeiten im Normalfall keinen Gebrauch zu machen und stattdessen alle benötigten Einstellungen auf Benutzerebene vorzunehmen.
Systemweite Vorgaben könnten nur auf Computern sinnvoll sein, auf denen verschiedene Benutzerkonten angelegt sind.

Es gibt allerdings eine Ausnahme - nämlich eine Einstellung, die Windows aus unerfindlichen Gründen nur hier auf Systemebene erlaubt: Unter dem Tab "Erweitert" gibt es auch das Kästchen "Windows-Bildschirmkalibrierung verwenden" - und hier ist es nicht mehr ausgegraut:

Wird es angekreuzt, lädt Windows künftig beim Systemstart und beim Wechsel von Monitorprofilen von sich aus die passenden Kalibrierungsdaten in die LUT der Grafikkarte - ganz ohne externen Loader. Das bezieht sich nicht etwa nur auf Kalibrierungsdaten, die vom Windows-eigenen Kalibrierungsprogramm erzeugt wurden, sondern funktioniert auch mit Kalibrierungsdaten aus anderen Profildateien und auch getrennt für mehrere Monitore.
Maßgeblich ist das Profil, das dem jeweiligen Monitor unter "Geräte" als Standard zugeordnet ist (siehe Erklärungen weiter oben im Abschnitt "Geräte"): Enthält dieses Monitorprofil Kalibrierungsdaten, werden diese verwendet; enthält es keine Kalibrierungsdaten, passiert nichts.
Normalerweise spricht nichts dagegen, dieses Kästchen zu aktivieren und dauerhaft aktiviert zu lassen. Bei Bedarf ersetzt es einen externen Loader – und es ermöglicht ein Umschalten der Kalibrierungen direkt von der Farbverwaltung aus. Selbst wenn man eine Kalibrierungssoftware mit eigenem Loader verwendet, schadet es nicht, wenn Windows die Daten ebenfalls lädt und damit der externen Software zuvorkommt. Man kann die Daten beliebig oft erneut in die Grafikkarte laden; es kommt hier zu keiner Mehrfachkonvertierung.
Kleiner Hinweis: Falls Sie einen hardwarekalibrierbaren Eizo-Monitor besitzen, kann das Aktivieren des Kästchens leider zu einer Fehlermeldung innerhalb der Eizo-Software führen. In diesem speziellen Fall müssen Sie das Kreuz also entfernen, bevor Sie die Eizo-Software starten.

Monitor-Farbmanagement austesten

Oft bestehen Unklarheiten darüber, ob das Monitorfarbmanagement in einer bestimmten Konstellation überhaupt wirkt. Zur Erinnerung: Eine vollständig korrekte Farbdarstellung erfordert zuerst die Kalibrierung des Monitors auf Weißpunkt, Gamma und Graustufen und danach die Anpassung der Farbsättigungen gemäß Profil in den jeweiligen Anwendungsprogrammen. Das sind zwei Teilschritte mit jeweils eigenen Tücken.

Die Kalibrierung kann fehlschlagen, wenn es Probleme mit der LUT der Grafikarte gibt. Zum Beispiel verlieren manche Grafikkarten die Kalibrierungsdaten, wenn ein Betriebsmodus umgeschaltet oder der Computer zwischenzeitlich in Standby versetzt wird. Manche ältere Grafikkarten lassen zwar den Anschluss von zwei Monitoren zu, haben aber keine getrennten LUTs, so dass immer einer der Monitore die falschen Kalibrierungsdaten zugewiesen bekommt.
Der zweite Schritt, die Umrechnung der Farben vom Farbraum der Bilddatei in den Monitorfarbraum, setzt eine Software mit Farbmanagement-Fähigkeiten voraus. Viele Programme jenseits von Bildbearbeitung und Druckvorstufe können überhaupt kein Farbmanagement. Bei manchen muss das Farbmanagement erst manuell aktiviert werden. Es gibt auch immer noch Programme, die ein manuelles Einstellen des Monitorprofils erfordern - weil sie nicht in der Lage sind, das System-Monitorprofil selbstständig zu finden.
(Eine noch Liste der Farbmanagement-Fähigkeiten gängiger Programme finden Sie übrigens hier.)

Gewissheit hat man nur, wenn man das Verhalten des eigenen Computers und der eigenen Programme austestet.

Laden der Kalibrierungsdaten testen

Ob sich die Systemfarben beim Laden der Kalibrierungsdaten deutlich sichtbar verändern, hängt davon ab, wie stark die Kalibrierung von den hardwaremäßigen Werten des Monitors abweicht. Hat man den Monitor im Zuge der Kalibrierung schon gut voreingestellt und/oder auf den nativen Weißpunkt kalibriert, können die Veränderungen sehr dezent ausfallen; man muss dann schon genau hinschauen. Zum Testen ist das denkbar ungünstig.

Daher stelle ich hier zwei Profile zur Verfügung, die absichtlich schlechte Kalibrierungsdaten enthalten. Das eine Profil erzeugt einen rötlichen Farbstich, das andere einen bläulichen:

Testkalibrierung mit rötlichem Farbstich
Testkalibrierung mit bläulichem Farbstich

Laden Sie die Profile herunter und installieren Sie sie im System (Rechtsklick - "Profil installieren"). Gehen Sie dann in die Farbverwaltung in den Tab "Geräte", wählen Sie den gewünschten Monitor in der Liste aus, klicken Sie auf "Hinzufügen" und nehmen die soeben installierten Profile in die Liste auf. Falls Sie einen zweiten Monitor betreiben, wiederholen Sie die Prozedur für diesen.
Ideal wäre, wenn Sie zu Vergleichszwecken zusätzlich noch ein Profil in die Liste holen, das keine Kalibrierungsdaten enthält, z. B. das einfache sRGB-Profil.

Für einen wirksamen Test muss außerdem das Kästchen bei "Windows-Bildschirmkalibrierung verwenden" gesetzt sein, so wie oben im Abschnitt "Farbverwaltung - Systemstandards" erklärt.

Nun haben Sie die Möglichkeit, dem Monitor bzw. den Monitoren die neuen Test-Kalibrierungen zuzuweisen - einfach, indem Sie das jeweilige Profil "Als Standardprofil festlegen". Sobald ein anderes Profil zum Standard gemacht wird, schaltet die Kalibrierung sofort um. Sie müssten jetzt also zwischen der rötlichen und bläulichen Kalibrierung umschalten können. Wenn Sie wieder Ihr normales Monitorprofil zum Standard machen, haben Sie wieder die gewohnte (korrekte) Kalibrierung. Wenn Sie ein Profil ohne Kalibrierungsdaten (z. B. das sRGB-Profil) zum Standard machen, wird die Kalibrierung aus der Grafikkarte gelöscht.

Mit den Kalibrierungsdaten aus den Testprofilen können Sie verschiedene Tests durchführen. Sie können z. B. klar sehen, ob und wann die Kalibrierung überhaupt geladen wird. Sie können sehen, ob die Kalibrierung auch nach einem Standby oder Ruhezustand erhalten bleibt, oder ob die Kalibrierung durch das Umschalten in den Vollbildmodus verloren geht (wie vereinzelt von Nutzern berichtet). Als Besitzer von zwei Monitoren können Sie auch testen, ob mit Ihrer Grafikkarte das Laden getrennter Kalibrierungsdaten klappt; weisen Sie hierfür dem einen Monitor die rötliche und dem anderen Monitor die bläuliche Kalibrierung zu.

Nach dem Test müssen Sie die Testprofile weder von den Monitoren noch vom System entfernen; Sie können sie dort für spätere Test belassen. Legen Sie am Ende einfach wieder Ihr normales Monitorprofil (ersatzweise das sRGB-Profil, wenn Sie noch kein eigenes Monitorprofil haben) als Standard fest.

Anwendung des Monitorprofils im Anwendungsprogramm testen

Wie schon mehrfach erwähnt, ist die Kalibrierung des Monitors nur die halbe Miete. Für die korrekte Farbdarstellung viel wichtiger ist das eigentliche Farbmanagement innerhalb der Anwendungsprogramm (also die Umrechnung der Farben vom Farbraum der Bilddatei in den Farbraum des Monitors). Ähnlich wie bei der Kalibrierung gibt es auch hier das Problem, dass die sichtbaren Unterschiede oft gering und je nach Motiv gar nicht zu sehen sind. Also benötigen wir auch hier ein Testprofil, dessen Verwendung zweifelsfrei sichtbar ist:

Extra-falsches Profil - CM-Test_sRGB

Dieses Profil ist eine Abwandlung des sRGB-Profils mit verdrehten Farbkanälen. Wird es als Monitorprofil verwendet, werden Bilder in völlig falschen Farben angezeigt. Installieren Sie es und setzen Sie es für den jeweiligen Monitor als Standard - genau wie im vorigen Abschnitt "Laden der Kalibrierungsdaten testen" beschrieben.
Das Profil "CM-Test_sRGB.icc" enthält übrigens keine Kalibrierungsdaten, sondern nur reine Profildaten. Jetzt geht es ja nicht mehr um die Kalibrierung, sondern um das eigentliche Profil.

Ist das extra-falsche Testprofil für den Monitor als Standard gesetzt, können Sie leicht ausprobieren, mit welchen Programmen tatsächlich Farbmanagement unter Beachtung des Monitorprofils gemacht wird: Die Farben in diesen Programmen sehen dann völlig falsch aus. (Achtung: Manche Programme müssen Sie zuerst schließen und neu starten, damit das geänderte Monitorprofil erkannt wird.)

So kommen Sie dahinter, wo tatsächlich Farbmanagement stattfindet und wo nicht. Viele Programme machen überhaupt kein Farbmanagement oder nur ein Pseudo-Farbmanagement unter Missachtung des Monitorprofils. Manche nutzen immer nur das Profil des Hauptmonitors, auch wenn das Programmfenster auf dem anderen Monitor läuft. In manchen muss das Farbmanagement eigens eingeschaltet oder konfiguriert werden. In manchen muss das Monitorprofil erst manuell eingestellt werden (das können Sie dann ebenfalls mit dem extra-falschen Profil testen). Manche Bildbearbeitungsprogramme zeigen zwar die Hauptansicht korrekt mit Farbmanagement an, nicht jedoch die Vorschaubilder etc.

Weitere Tests für die Farbmanagement-Tauglichkeit von Programmen finden Sie hier beschrieben. Speziell zum Test des Farbmanagements in Browsern gibt es noch eine Extraseite. Weitere Hinweise zum Farbmanagement in Mehr-Monitor-Systemen gibt es hier.

Windows-Farbmanagement für Drucker und Scanner

Dass hier in dieser Abhandlung überwiegend von Monitorprofilen die Rede ist, hat einen einfachen Grund: Das Farbmanagement für Drucker und Scanner ist unter Windows noch weitgehend Sache der einzelnen Anwendungsprogramme und Treiber. Wer glaubt, nach Zuweisung eines Drucker- oder Scannerprofils in der Farbverwaltung würde dieses "irgendwie" von Windows automatisch beim Drucken bzw. Scannen angewendet, sieht sich getäuscht: Da passiert gar nichts.
Nur in seltenen Ausnahmefällen ist ein Anwendungsprogramm oder Treiber unter Windows schon in der Lage, das Drucker- oder Scannerprofil aus der Farbverwaltung auszulesen (so wie es für Monitorprofile längst üblich ist). Aber auch in diesen Fällen findet die Anwendung des Profils im Anwendungsprogramm bzw. Treiber statt - nicht etwa in Windows selber.

Ob ein Profil angewendet wird, kann man für Drucker und Scanner genauso testen wie weiter oben für Monitore beschrieben, nämlich mit Hilfe des Testprofils CM-Test_sRGB. Setzt man dieses Profil als Scannerprofil ein, sollte man Scans mit Falschfarben erhalten. Setzt man es als Druckerprofil ein, sollten Drucke in Falschfarben rauskommen.

Druckerprofile

Die gängigste (und einzige sicher funktionierende) Methode, Druckerprofile zu verwenden, ist die Einbindung direkt im Anwendungsprogramm. Das geht natürlich nur, wenn das Anwendungsprogramm ein eigenes Druckerfarbmanagement bietet. Die Einstellungen im Druckertreiber werden dann auf möglichst neutrale Werte geschaltet, also alle Optimierungen und Anpassungen werden deaktiviert. Hat man mehrere Profile für verschiedene Papiersorten, muss man sie jeweils manuell auswählen.

Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von Druckerprofilen im Druckertreiber, sofern der Druckertreiber ein konfigurierbares Farbmanagement hat. Die Zuordnung mehrerer Profile zu den Papiersorten lässt sich in manchen Druckertreibern sogar automatisieren. Voraussetzung für korrekte Funktion ist allerdings, dass das Anwendungsprogramm den Farbraum der zu druckenden Bilddatei korrekt an den Druckertreiber weiterreicht. (Farbmanagement braucht ja immer zwei Profile: das Quellprofil, in diesem Fall das Profil des Bildes, und ein Zielprofil, in diesem Fall das Druckerprofil.) Leider klappt diese Weiterreichung mit manchen farbmanagementfähigen Programmen nicht; wenn das Programm kein Farbmanagement kann, geht es sowieso nicht. Daher ist die Einbindung von Druckerprofilen im Druckertreiber eine unsichere Sache und sollte vor einem ernsthaften Einsatz genau ausgetestet werden.

Einige wenige Druckertreiber können, wenn sie vom Anwendungsprogramm kein Profil übermittelt bekommen, das Bild automatisch im Standardfarbraum sRGB interpretieren. Das ist eine tragbare Behelfslösung, sofern man ausschließlich mit sRGB-Bildern arbeitet. Auf diese Weise kann man sogar aus Programmen, die selber kein Farbmanagement können (z. B. Office-Programme), unter Verwendung eines Druckerprofils drucken.

In der Regel steht so eine Funktion im Druckertreiber leider nicht zur Verfügung. Wenn dann auch das Anwendungsprogramm selber kein Druckerfarbmanagement hat, kann man beim Drucken die Druckerprofile also nicht regulär verwenden.
Wenn das Bildbearbeitungsprogramm wenigstens Farbraum-Konvertierungen erlaubt, kann man die Bilddaten manuell ins Druckerprofil konvertieren und anschließend drucken - aber dafür sollte man schon sehr genau wissen, was man tut.
Oder man verwendet einen alternativen Druckertreiber (z. B. PrintFab), der die nötigen Farbmanagement-Fähigkeiten besitzt.

Scannerprofile

Ein Scannerprofil kann auf zwei Arten eingebunden werden: direkt im Scannertreiber/Scanprogramm oder in einem Bildbearbeitungsprogramm, aus dem heraus man den Scannertreiber aufruft.

Die Variante im Scannertreiber/Scanprogramm ist die elegantere Variante. Im Idealfall kann man dort neben dem gemessenen Scannerprofil (das hier als Eingangsprofil fungiert) auch gleich ein Arbeitsfarbraum-Profil festlegen, in das die Farben nach dem Scannen konvertiert werden sollen. So landet auf der Festplatte bzw. im Bildbearbeitungsprogramm gleich ein Bild in einem genormten Arbeitsfarbraum, und man erspart sich manuelle Konvertierungen.

Hat der Scannertreiber keine Möglichkeit, Eingangsprofile zu verwenden, kann man mit neutralen Einstellungen scannen und das Scannerprofil später im Bildbearbeitungsprogramm dem Bild zuweisen. Das können manche Bildbearbeitungsprograme automatisch machen, wenn ein Bild von einem Scannertreiber übergeben wird; fehlt diese Funktion oder wird nicht direkt ins Bilbearbeitungsprogramm gescannt, kann man das Scannerprofil auch manuell zuweisen.
Allerdings liegt in beiden Fällen das Bild zunächst noch im "krummen" Scannerfarbraum vor, in dem man das Bild nicht weiter bearbeiten sollte. Daher empfiehlt es sich, die Farben noch manuell in einen genormten Arbeitsfarbraum zu konvertieren.

Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: Januar 2023
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