Adobe Photoshop
Das Farbmanagement-Konzept in Adobe Photoshop war eines der ersten auf dem Markt. Seit Photoshop 6 (erschienen im Jahr 2000) hat sich das Farbmanagement nur noch in Nuancen verändert; die Bezeichnungen einiger Funktionen wurden allerdings je nach Version etwas anders ins Deutsche übersetzt.
So vielseitig und umfangreich wie in Adobe Photoshop ist die Einstellung des Farbmanagements wohl in keiner anderen Software. Die Kehrseite ist, dass es unübersichtlich einzustellen ist und für Farbmanagement-Unkundige eine Vielzahl möglicher Fehlerquellen bereithält.
Mittlerweile beweisen Programme wie PhotoLine
oder Affinity Photo, dass man die entscheidenden Funktionen auch übersichtlicher anbieten kann, ohne dass der Anwender wirklich etwas vermisst.
Adobe bleibt aber mit Photoshop beim bekannten Konzept, weil die
langjährigen Nutzer es so gewohnt sind.
Die Einstellungen für Photoshop erkläre ich besonders ausführlich, da hier so ziemlich alle denkbaren Varianten abgedeckt sind; die Beschreibung der Funktionen der weiteren Programme (in den folgenden Artikeln) baut dann darauf auf und ist entsprechend knapper. Die Liste der Programme ist beispielhaft und keineswegs vollständig. Die Konzepte der meisten Programme ähneln aber den hier vorgestellten, so dass diese Auswahl schon einen guten Überblick vermittelt.
Eine aktuelle Übersicht über die Farbmanagement-Tauglichkeit verschiedener Programme bietet die Tabelle hier.
Mit der Installation von Photoshop werden einige Standardprofile installiert. Beliebige weitere Profile verschiedener Herkunft kann man ebenfalls verwenden, indem man sie selber im System installiert. So kann man mit Photoshop nicht nur beliebige Kamera- und Druckerprofile verwenden, sondern auch beliebige Arbeitsfarbräume.
Photoshop unterscheidet nicht grundsätzlich zwischen Eingabe-, Ausgabe- und Arbeitsfarbraum-Profilen. Man kann fast jedes Profil überall einstellen, solange es vom Farbsystem her funktioniert - ob es an dieser Stelle sinnvoll ist oder nicht. Daraus ergeben sich Fehlermöglichkeiten für unkundige Anwender
- etwa wenn ein Monitorprofil fälschlicherweise als Arbeitsfarbraum eingestellt wird.
Die "Schaltzentrale" des Farbmanagements ist das Menü
Es gibt hier nicht "die" richtigen Einstellungen, sondern man muss alles verstehen und dann
passend zum eigenen Workflow entscheiden.
Den Arbeitsfarbraum für CMYK kann man ignorieren, solange man sich nicht mit dem Offsetdruck beschäftigt (siehe hier).
Als Arbeitsfarbraum für Graustufen sollte unbedingt GrayGamma 2,2 gewählt werden; die Konvertierungsfunktion unter
nutzt immer den hier eingestellten Farbraum, und von daher ist diese Einstellung manchmal wichtig.Deutlich schwieriger gestaltet sich die Entscheidung für den RGB-Arbeitsfarbraum. Denn was "Arbeitsfarbraum" in Photoshop überhaupt praktisch bedeutet, muss man zuerst im Bereich
Farbmanagement-Richtlinien einstellen:
Eingebettete Profile können behalten, verworfen oder in den Arbeitsfarbraum konvertiert werden.
Weiterhin kann man vorgeben, dass Photoshop im Fall von Profilfehlern (d. h. vom Arbeitsfarbraum abweichender Profile) oder fehlender Profile einen Fragedialog ausgeben soll.
Der eingestellte Arbeitsfarbraum in Photoshop hat untergeordnete Bedeutung, sobald
Eingebettete Profile behalten aktiviert ist (was meist zu empfehlen ist). Er wird dann nur für neu erstellte Dateien und profillose Dateien verwendet, während alle profilierten Dateien ihren eigenen Farbraum behalten dürfen. (In Photoshop können sogar gleichzeitig mehrere Bilder in verschiedenen Farbräumen geöffnet sein.)
Oft wird empfohlen, den am meisten genutzten Farbraum als Arbeitsfarbraum zu wählen. Das ist
auf den ersten Blick naheliegend, aber es kann auch ungünstig sein: Angenommen, Sie geben Ihre Bilder mit dem RAW-Konverter in ECI-RGB aus. Dann
würden Sie naheliegenderweise auch den Photoshop-Arbeitsfarbraum auf ECI-RGB einstellen, damit es nicht zu Profilfehlern kommt.
Wenn Sie dann allerdings gelegentlich ein Bild aus anderer Quelle bearbeiten möchten (z. B. aus dem Internet), würde diesem Bild automatisch auch der ECI-RGB-Farbraum zugewiesen - und das wäre in den meisten Fällen falsch.
Die meisten unprofilierten Bilder entsprechen ja am ehesten dem
sRGB-Farbraum.
Abhelfen könnten Sie dem, wenn Sie unter Profilfehler die Option
Beim Öffnen wählen aktivieren, denn dann würden Sie beim Öffnen noch gefragt, welchen Farbraum Sie der Datei zuweisen wollen.
Wenn Sie jeden Tag unprofilierte Bilder öffnen müssen, wird das aber
bald unpraktisch.
Eleganter ist eine andere Variante: Wählen Sie, trotzdem Sie meist
ECI-RGB oder einen anderen Farbraum benutzen, als Arbeitsfarbraum sRGB. Denn die Dateien aus dem RAW-Konverter bringen sowieso ihr Profil mit, so dass der
Photoshop-Arbeitsfarbraum nur noch für unprofilierte Dateien zur Anwendung kommt - und eben da ist sRGB meist die richtige Wahl.
Es gibt auch Gegenbeispiele: Angenommen, Sie benutzen häufig Bilddateien aus einem RAW-Konverter, der aus irgendeinem Grund kein Profil einbettet (oder das Profil geht im Zuge einer Zwischenbearbeitung verloren), dann wäre es sinnvoll, AdobeRGB auch als Arbeitsfarbraum einzustellen.
Sonst müssten Sie beim Öffnen jeder Datei einzeln AdobeRGB aus der Liste auswählen; Photoshop
würde als Voreinstellung sRGB zuweisen.
Eine kleine Erleichterung ist in diesem Zusammenhang, dass Photoshop auch Farbraum-Kennzeichnungen aus den EXIF-Daten (sRGB oder AdobeRGB) lesen und auswerten kann, solange die Datei kein Profil enthält (Ersatzkennzeichnung, siehe hier). Dadurch werden profillose Kamera-JPEGs meist korrekt interpretiert, obwohl die Voreinstellung sonst profillosen Dateien einen anderen Farbraum zuweisen würde. Photoshop behandelt diese Dateien von vornherein so, als sei ein Profil eingebettet (und beim Speichern passiert dies dann auch tatsächlich).
Mit der Option
Es mag auch durchaus Arbeitsweisen geben, die ein
grundsätzliches Konvertieren in den Arbeitsfarbraum oder sogar ein Verwerfen eingebetteter Profile notwendig machen.
All das erlaubt das Farbmanagement von Photoshop.
Wie Sie sehen, wollen die Farbeinstellungen in Photoshop verstanden
und anschließend gut durchdacht sein.
Generell wird die Arbeit einfacher, wenn Sie möglichst alle Dateien in demselben Farbraum vorliegen haben. Je mehr verschiedene Farbräume Sie im Einsatz haben, umso komplizierter wird die Voreinstellung von Photoshop. Auch wenn Sie selber nur noch in einem einzigen großen Farbraum (z. B.
ProPhotoRGB) arbeiten, werden Ihnen immer wieder mal sRGB- und
AdobeRGB-Bilder unterkommen, die dann ebenfalls korrekt interpretiert
werden sollten.
Wann immer man Kamera-Rohdaten verwenden will, öffnet sich der eingebaute RAW-Konverter von Photoshop. ACR ist ein weitgehend eigenständiges Programm und hat auch sein eigenes Farbmanagement. In welchen Arbeitsfarbraum die Rohdaten konvertiert werden sollen, muss direkt in ACR eingestellt werden; die Farbeinstellungen des Hauptprogramms haben darauf keinen Einfluss. Bei der Übergabe der Bilddaten von ACR zum Photoshop-Hauptprogramm kann es sogar zu Profilfehlern kommen; Photoshop behandelt Bilddaten, die von ACR kommen, nicht anders als Bilddaten aus anderen Quellen.
Das heißt aber nicht, dass man in ACR stets denselben Ausgabefarbraum wählen muss, der auch als RGB-Arbeitsfarbraum im Photoshop-Hauptprogramm eingestellt ist. Wie oben schon erläutert, kann es durchaus sinnvoll sein, in Photoshop zugunsten der Interpretation profilloser Bilder sRGB, aber in ACR trotzdem einen größeren Farbraum zu wählen.
Man sollte nur eine neuerliche Konvertierung bei der Übergabe an Photoshop vermeiden; das könnte insbesondere mit der Richtlinie "In Arbeitsfarbraum konvertieren" passieren.
Bitte verwechseln Sie den Ausgabefarbraum nicht mit den Kamera-Profilen, die man in ACR zur Interpretation der Rohdaten wählen kann. Hierbei handelt es nicht um ICC-Profile, sondern um herstellerspezifische DCP-Profile (siehe Kameraprofilierung).
Über die Menüeinträge
(in älteren PS-Versionen ) und (in älteren PS-Versionen ) stehen zwei sehr wichtige Farbmanagement-Funktionen zu Verfügung.Profil zuweisen wird meist dann benötigt, wenn ein Bild ohne Profil geöffnet wurde und nicht bereits beim Import das passende Profil zugeordnet wird (etwa weil die Nachfrage in den Farbeinstellungen deaktiviert war). Ferner kann man die Funktion auch für gezielte Fehlzuweisung nutzen, z. B., wenn man sich davon einen Effekt verspricht oder Experimente macht.
Mit
kann man ein vorhandenes Profil ausschalten. Zur Darstellung am Monitor wird das Bild dann so interpretiert, als liege es im Standard-Arbeitsfarbraum vor; beim Speichern wird jedoch kein Profil eingebettet.In Profil umwandeln (Profil konvertieren) braucht man, um ganz bewusst ein Bild von einem in den anderen Farbraum zu überführen, ohne die Farben zu verändern (soweit aufgrund der Größe des Zielfarbraums möglich). Häufigste Anwendungen sind die Konvertierung aus einem großen Farbraum nach sRGB für Web-Anwendung und die Konvertierung in einen CMYK-Farbraum für Druckzwecke. In Spezialfällen kann aber auch die Konvertierung in einen größeren Arbeitsfarbraum sinnvoll sein.
Soll ein Bild fürs Internet oder anderweitige Verwendung von einem größeren Farbraum nach sRGB konvertiert werden, wird dies in der Regel über
Zudem gibt es im Dialog speichern die Option, Web-Bilder beim Speichern automatisch in den sRGB-Farbraum zu konvertieren.
Unabhängig davon kann man wählen, ob das Profil des aktuellen Datei-Farbraums eingebettet werden soll (was für aktuelle Browser mit Farbmanagement sehr sinnvoll sein kann, siehe hier).
Die Monitordarstellung erfolgt automatisch mit Hilfe des System-Monitorprofils und bedarf keiner besonderen Einstellung. Das gilt unter Windows genauso wie unter macOS. Auch für mehrere angeschlossene Monitore wird jeweils das korrekte Profil benutzt; Photoshop kann sogar Fenster, die man auf die Grenze zwischen zwei Monitore schiebt, anteilig mit dem jeweils zuständigen Monitorprofil darstellen.
Ein häufiger Anfängerfehler besteht darin, in den Photoshop-Farbeinstellungen unter Arbeitsfarbräume (RGB) das Monitorprofil zu wählen. Dort hat es aber nichts verloren.
Unter hier).
(wahlweise Strg+Y) lässt sich ein Softproof, also eine Simulation des Druck-Ergebnisses am Monitor, ein- und ausschalten. (Näheres zum Softproof lesen SieNatürlich wird für den Softproof ein gemessenes Profil des Druckers bzw. der Belichtungsmaschine benötigt. Unter
(Ansicht > Proof einrichten > Eigene..) lässt sich festlegen, welches Druckerprofil der Softproof verwenden soll. Als Rendering Intent ("Rederpriorität") sollte hier dieselbe Einstellung gewählt werden, unter der später auch gedruckt wird. Die meisten Druckdienste und Labore verwenden "relativ farbmetrisch", manche aber auch "perzeptiv". Das muss im Einzelfall erfragt werden.Die beiden Optionen "Schwarze Druckfarbe simulieren" und "Papierfarbe simulieren" ermöglichen eine Anpassung an den erzielbaren Kontrastumfang des Druckmediums. In älteren Photoshop-Versionen waren diese Optionen immer zu empfehlen, um eine gute Vorschau zu gewährleisten. Seit Version CS2 übertreibt Photoshop leider mit der Papierweiß-Simulation, so dass es dann manchmal besser ist, die Option deaktiviert zu lassen.
Eine Ergänzung zum Softproof ist die Farbumfang-Warnung. Mit
(wahlweise Umschalt+Strg+Y) werden Stellen, die bei Anwendung des eingestellten Softproof-Profils an Farbsättigung verlieren würden, farblich gekennzeichnet. So kann man auch ohne große visuelle Auffälligkeiten im Softproof abschätzen, wo im Bild ggfs. Farben von einer Konvertierung betroffen wären.Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: August 2019
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