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Praktische Farbmanagement-Anwendungen

Fotos für Druckereien in CMYK konvertieren

Offset-Druckmaschinen, die für Massen-Drucksachen eingesetzt werden, arbeiten mit CMYK-Farbräumen (siehe hier). Die Konvertierung in einen CMYK-Farbraum sollte auf dem Weg zur Druckvorlage jedoch einer der letzten Schritte sein. Den Großteil der Bearbeitung erledigt man besser vorher in einem RGB-Arbeitsfarbraum - schon wegen der Größe und Linearität dieser Farbräume.

Der CMYK-Farbraum, in den konvertiert wird, muss auf die verwendete Druckmaschine abgestimmt sein. Zwar gibt es einige Standards, aber noch nicht "den einen und einzigen" Standard. Wer Bilder in CMYK verlangt, muss entweder dazusagen, welcher genormte CMYK-Farbraum gemeint ist, oder er muss dem Fotografen das gewünschte CMYK-Profil übermitteln. Einfach nur irgendwie nach CMYK zu konvertieren, ist im Hinblick auf farbliche Übereinstimmung Murks.

Wenn man als Fotograf für einen Verlag oder eine Zeitung arbeitet und aufgefordert wird, ein Bild im CMYK-Farbraum abzuliefern, ist Vorsicht geboten. Es ist sehr ungewöhnlich und deutet nicht unbedingt auf große Fachkompetenz, wenn die verantwortlichen Setzer oder Grafiker die zugelieferten Bilder überhaupt in CMYK haben möchten; die meisten, die ihr Handwerk beherrschen, bevorzugen als Ausgangsmaterial einen ausreichend großen RGB-Farbraum (sRGB oder besser noch AdobeRGB), von dem aus sie selber gemäß hausinterner Vorgaben nach CMYK konvertieren können.

Etwas spezieller verhält es sich, wenn man selber etwas bei einer digitalen Druckerei in Auftrag geben und die Gestaltung der Druckvorlage selber übernehmen möchte. Der folgende Absatz soll keine Einführung in die Druckvorlagen-Herstellung sein, sondern nur eine erste Ahnung davon vermitteln, dass die Erstellung druckbarer Datensätze gewisse Vorkenntnisse erfordert:

Druckvorlagen werden heute im PDF-Format an die Druckerei übermittelt, wobei ausschließlich CMYK-Farben verwendet werden dürfen; damit steuert man direkt die Druckfarben der Druckmaschine. Wenn man z. B. eine knallrote Fläche haben möchte (also das beste Rot, das gedruckt werden kann), nimmt man je 100 % Magenta und Yellow sowie je 0 % Cyan und Black. Würde man hier leicht abweichende Farben wählen, oder würden bei einer Konvertierung krumme Werte rauskommen, müssten diese im Druck durch Rasterung erzeugt werden - was keine so gleichmäßige und scharfe Grafik mehr ermöglicht wie die 100-%-Farben. Auch innerhalb von Fotos und anderen Bildern sollte man im Hinblick auf das Druckverfahren immer wissen, wie die Farben zusammengesetzt werden und welcher Effekt dadurch entsteht.
Gerade die Frage, wann man zusätzlich die schwarze Druckfarbe braucht und aus welchen Farbanteilen überhaupt der "Schwarz-Aufbau" besteht, ist komplex. Etwa innerhalb von Fotos druckt man schwarze Flächen nicht nur mit schwarzer Druckfarbe, sondern zwecks gleichmäßigerer Rasterung und besserer Deckung (und somit besserem Kontrastumfang) auch noch mit Anteilen von Cyan und Magenta; wie genau gemischt wird, ist im verwendeten CMYK-Profil festgelegt. Dagegen druckt man feine Texte und Strichgrafiken ausschließlich in Schwarz, um eventuellen Farbsäumen durch ungenaue Positionierung der Druck-Durchgänge vorzubeugen. Richtig kompliziert wird es, wenn man optische Übereinstimmung zwischen dem Schwarz in einem Foto und dem Schwarz in einer Grafik drumherum herstellen will (z. B. wenn eine Person vor schwarzem Hintergrund fotografiert wurde und dieser nahtlos in die schwarze Grundfarbe eines Prospektes übergehen soll); hier muss man darauf achten, in beiden Fällen genau denselben Schwarz-Aufbau zu verwenden, weil man sonst am fertigen Druck den Übergang erkennt. Auf dem Monitor lässt sich dieser optische Eindruck nicht simulieren; der Monitor arbeitet ja in RGB und zeigt jeden Schwarz-Aufbau einfach einheitlich schwarz.

 Es genügt also nicht, mit irgendeiner Software irgendwie eine PDF-Vorlage zu erzeugen. Die meisten PDFs, die mit gängigen Office-Programmen ausgegeben werden, sind als Druckvorlagen ungeeignet. Zwar sind Druckereien heute in der Lage, auch RGB-Vorlagen zu verarbeiten und selber nach CMYK zu konvertieren, aber dabei können, wenn das Layout komplexer wird, eine Menge Unwägbarkeiten entstehen. Bevor man selber PDFs für den Offset-Druck erstellt, sollte man sich unbedingt entsprechende Kenntnisse anlesen. Die Konvertierung der Fotos in einen CMYK-Farbraum ist dabei noch der einfachste Teil.

Jede digitale Druckerei schreibt auf ihren Internetseiten, welche Vorgaben für ihre Druckmaschine richtig sind. Dazu gehört immer auch die Nennung des richtigen CMYK-Profils. Man lädt sich dann dieses Profil herunter und konvertiert die Bilder dorthin; das läuft nicht viel anders als die Konvertierung zwischen zwei RGB-Farbräumen ab. Schon nach der Konvertierung bemerkt man, wo eventuell Farben verloren gegangen sind (oder man macht vorher einen Softproof). Dann kann man probieren, ob je nach Motiv die relativ farbmetrische oder die perzeptive Methode bessere Ergebnisse bringt.

Die gängigsten Standardprofile in CMYK, die von Druckereien in Europa heute gewünscht werden, heißen ISOcoated_v2 (für "gestrichene", also glatte Papiere) und PSOuncoated (für "ungestrichene", also raue Papiere). Daneben gibt es noch Druckereien, die nicht ihre Druckmaschinen auf einen dieser Standards kalibrieren, sondern lieber mit einem gemessenen Profil ihrer eigenen Druckmaschine arbeiten.

Jetzt könnte man auf die Idee kommen, die selbstgemachte Vorlage einfach mal testweise drucken zu lassen (so wie man es mit einem Tintenstrahl- oder Laserdrucker tun würde) und dann in Ruhe zu beurteilen. Das geht aber nicht so einfach: Digitale Offset-Druckmaschinen arbeiten mit Druckplatten oder Matrizen, die vor Beginn des eigentlichen Druckvorgangs erstellt werden und ein spürbarer Kostenfaktor sind; daher eignet sich der Offsetdruck nur für größere Auflagen. Man kann also nicht testweise schnell einen Ausdruck ausprobieren, sondern muss ggfs. gleich eine ganze Auflage drucken. Man erkennt das auch leicht an der Preisgestaltung der Druckereien: 100 Exemplare kosten quasi dasselbe wie 1000 Exemplare; erst in deutlich höheren Auflagen wirken sich dann die Stückkosten aus.
Umso wichtiger sind das Farbmanagement und ein einwandfreier Softproof. Druckereien bieten gegen Aufpreis auch einen Proof-Druck an (auch "Hardproof" genannt). Dabei wird die farbliche Eigenschaft des späteren Offsetdrucks mit Hilfe einer absolut farbmetrischen Konvertierung auf einem Tintenstrahldrucker simuliert. Man kann darauf Farben und Kontraste des späteren Druck-Ergebnisses recht exakt beurteilen - nicht jedoch die Wirkung des Druckrasters. Ein Tintenstrahler rastert nun mal ganz anders als die Offset-Maschine und gibt z. B. Farbflächen oder feine farbige Linie etwas anders wieder. Wer mit Offset-Druck noch wenig Erfahrung hat, muss sich also - trotz Farbmanagement und Proof - immer noch ein wenig vom Ergebnis des Drucks überraschen lassen.

Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: November 2017
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