Dias schnell digitalisieren

Diese Seite beschreibt meine Erfahrungen mit dem Digitalisieren von Dias mittels umgerüstetem Diaprojektor, DSLR und Macroobjektiv. Es ist keine Anleitung nach dem Motto "So und nicht anders", sondern zeigt einfach den Weg, den ich für meinen eigenen Zweck gewählt habe.

Wer Ähnliches plant, kann mein Verfahren übernehmen oder es für seine Zwecke abwandeln (oder aus meinen Fehlern und Problemen lernen und es gleich ganz anders machen).

Klaus Wagner hat bereits eine eigene Variante im DSLR-Forum vorgestellt. Klicken Sie hier, um seinen Beitrag zu lesen.

Vorgeschichte
Auswahl und Umrüstung der Geräte
Bau einer Grundplatte für Kamera und Projektor
Justage und Reproduzierbarkeit des Bildausschnitts
Kleine Praxis-Probleme
Weißabgleich, Belichtung und Kontraste
Ablauf der Digitalisierung nach Fertigstellung aller Einstellungen und Justierungen (incl. Demo-Video)
Software-Workflow
Erzielbare Bildqualität
Fazit nach vollendeter Arbeit

Vorgeschichte
Ausgangssituation war, dass ich als Hobbyfotograf zwischen 1983 und 2001 eine Menge KB-Dias angehäuft hatte und diese möglichst komplett digitalisiert haben wollte, damit ich künftig bei Bedarf bequem drauf zugreifen kann. Zusätzlich wollte ich noch Teile der Diasammlung meines Vaters in den Computer bekommen, soweit sie für mich einen persönlichen Wert hat (Fotos aus meiner Kindheit). Alles in allem schätzte ich das Gesamtvolumen auf ca. 4000 zu erfassende Dias. An dieser Zahl orientierten sich meine Überlegungen zum Zeitbedarf.
Es handelt sich übrigens nicht um fotografische Meisterwerke oder technisch erstklassige Archivaufnahmen, die ich noch irgendwem verkaufen könnte. Es sind in der Hauptsache rein private Jugend-Erinnerungen sowie fotografische Experimente.

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Meine ersten Versuche mit Scanner (Minolta Scan Dual II) erwiesen sich als untauglich, da das Scannen extrem lang dauerte. Insgesamt dreimal ließ ich dann eine gewisse Anzahl Dias von Firmen scannen. Jedoch waren die ersten beiden Serien qualitativ unter aller Kanone, und der dritte Anbieter lieferte zwar gute Qualität, nahm aber eine starke Farb- und Kontrastkorrektur vor, die nicht immer in meinem Sinne war. Außerdem waren alle diese Services letztlich zu teuer für meine Zwecke, da ich eine vollständige Erfassung meiner Dia-Bestände anstrebte.
Ich dachte dann an Miete oder vorübergehenden Kauf eines hochwertigen Nikon-Scanners mit automatischer Zuführung. Allerdings hätte mich das Scannen trotzdem sehr viel Zeit gekostet. Wenn man von 90 Sekunden Scan-Zeit ausgeht, sind das bei 4000 Bildern schon 100 Stunden reine Maschinenzeit. Hinzu kommt die Zeit fürs Vorbereiten und Einlegen der Dias.
Die Markteinführung der Magazin-Scanner von Reflecta und Braun machte mir kurzzeitig noch Hoffnung, aber ich hatte aufgrund des hakeligen Verhaltens meiner CS-Magazine wenig Hoffnung, ganze Magazine vollautomatisch einscannen zu können. Ich hätte also während des Scannens doch in der Nähe bleiben und aufpassen müssen, und damit wären wir wieder beim Zeitfaktor.

Noch eine weitere Überlegung schreckte mich vom Scannen ab: Scansoftware ist primär darauf ausgelegt, möglichst "fertige" Ergebnisse zu liefern. Das verlangt aber, dass man jedes Bild einzeln per Vorschauscan optimiert - was der Idee einer schnellen Erfassung ganzer Archive widerspricht (und auf eine Automatik verlassen wollte ich mich nicht, weil dann jedes Bild anders eingestellt wird und spätere Stapelbearbeitungen unmöglich werden). Werden in der Scansoftware größere Fehler gemacht (z. B. Tonwerte abgeschnitten), kann man diese auch durch spätere Nachbearbeitung nicht wiedergutmachen.
Einige Scanner bzw. deren Softwares können ein Scanner-Rohformat speichern, das es ermöglicht, die Bearbeitung zu einem späteren Zeitpunkt durchzuführen. Allerdings ist das gespeicherte Rohformat dann ein unkomprimiertes, lineares 16-Bit-TIFF, das bei 4000 ppi Auflösung pro Kleinbild-Dia rund 125 MB (!) braucht. Meine 4000 Dias kämen dann auf fast 500 GB. (Selbst mit 2700 ppi wäre es noch ca. die Hälfte.)
Ich habe weder Lust noch Zeit, alle meine gescannten Dias einzeln zu bearbeiten; dafür sind die meisten einfach nicht wertvoll genug. Ich will sie nur "für alle Fälle" in digitaler Form auf meiner Festplatte haben. An die wenigen Bilder, die ich dann zur Verwertung herauspicke, stelle ich aber gewisse Qualitätsansprüche.
Eine Archivierung der Scanner-Rohdaten wäre also wünschenswert, aber aufgrund des Speicherbedarfs nicht praktikabel. Eine ausschließliche Archivierung fertiger JPEGs wäre hingegen mit zu vielen Kompromissen verbunden - selbst wenn man die Scans nur für den Bildschirm und kleinformatige Abzüge braucht.

Als eine Fachzeitschrift das Digitalisieren von Dias mit Hilfe eines umgerüsteten Diaprojektors, einer digitalen Spiegelreflexkamera und eines Macroobjektivs vorstellte, hatte ich das Gefühl, "meine" Methode gefunden zu haben. Das Abfotografieren ist von Haus aus viel schneller als jedes Scan-Verfahren und erfordert, wenn man Diaprojektor und Kamera schon besitzt, nur eine begrenzte Investition. Fotografiert man im RAW-Format der Kamera (das viel weniger Speicher braucht als ein Scanner-Rohformat), erhält man sich auch für später noch eine Menge Bearbeitungsreserven und kann den gewohnten RAW-Konverter benutzen, mit dem man schon seine anderen Digitalfotos bearbeitet. Zumindest in der Theorie klang das alles sehr gut für mich.

Auswahl und Umrüstung der Geräte
Als Kamera diente meine Nikon D200. Dazu konnte ich günstig die manuelle Version des 3,5/100 Macroobjektivs von Cosina samt zugehörigem 1:1-Achromaten erstehen. Das Cosina ist sicher nicht das weltbeste Macroobjektiv, aber es kommt in Vergleichen gegen die mehrfach teureren Marken-Macros stets gut weg, und ich empfand es für meine Zwecke als absolut ausreichend.

Als Projektor stand mein Leica P600 IR zur Verfügung. Ich entschied mich zum Kauf eines passenden Diaprojektor-Umrüstsets von Image Engineering, das aus einer Milchglasscheibe, zwei Einstelldias (für Weißabgleich und Bildlage) sowie einer kurzen Umbauanleitung besteht.
Leider habe ich erfahren, dass Image Engineering die Herstellung dieser Produkte inzwischen eingestellt hat.
Ähnliche Umrüstsets gibt es weiterhin von Fotonovum (Vertrieb über Foto Brenner und ELV).

Ich weiß von Bastlern, die den Projektor-Umbau auf eigene Faust versucht haben, dass gerade eine gleichmäßige Beleuchtung des Dias schwierig herzustellen sein kann.

Das Umrüstset funktioniert prima und liefert auf Anhieb eine einwandfrei gleichmäßige Ausleuchtung. Bei den Preisen lohnt es sich kaum, selber mit Mattscheiben etc. zu experimentieren.

Hier habe ich das Weißabgleich-Testdia abfotografiert, das lediglich eine gleichmäßig graue Fläche zeigt. Wäre die Ausleuchtung im Projektor ungleichmäßig (Vignettierung bzw. Hotspot), würde man es an einer solchen strukturlosen Vorlage sofort sehen.

Auf eine automatische Steuerung von Projektor und Auslöser verzichtete ich aus Kostengründen. Das ist doch eher was für Leute, deren Dia-Bestände in die Zehntausende gehen.

Der Umbau des Projektors ist denkbar einfach: Objektiv rausschrauben, Deckel öffnen, eine bestimmte Kondensorlinse rausziehen, Milchglasscheibe einsetzen, Deckel schließen. Lässt sich auch jederzeit in umgekehrter Reihenfolge wieder rückgängig machen, so dass man wieder normal projizieren kann.

Im Gegensatz zu einigen Umbau-Empfehlungen im Internet arbeitet der von mir gewählte Umrüstsatz nicht mit einer schwächeren Halogenlampe, sondern mit der Originallampe des Projektors (in diesem Fall 250 Watt; mit Sparschaltung vielleicht noch 150 oder 200 Watt). Die mitgelieferte Milchglasscheibe ist aus echtem Glas und hält die Hitze aus.
Die starke Lampe hat Vor- und Nachteile. Nachteil ist, dass das Dia immer noch stark erwärmt wird (wenn auch nicht mehr so stark wie bei Einsatz des serienmäßigen Kondensors) und es somit noch zum Verbiegen und Ploppen kommen kann. Vorteil ist, dass die Belichtungszeit recht kurz wird und man sich somit nicht viele Gedanken über Wackeln und Spiegelschlag machen muss.

Bau einer Grundplatte für Kamera und Projektor
Als recht verzwickt erwies sich das Ausrichten der Kamera, denn es geht hierbei wirklich um Millimeterbruchteile. Meine Versuche mit normalem Stativ und Reprostativ waren nicht befriedigend; es ist schon schwer genug, die Kamera auf die richtige Höhe zu bringen, aber dann hat man immer noch nicht die Garantie, dass das Objektiv jetzt wirklich senkrecht aufs Dia schaut; ist dies nicht der Fall, bekommt man trapezförmige Verzerrungen. Hinzu kommt das Problem, dass der Projektor bei jedem Magazinwechsel und jeder unachtsamen Bewegung in Gefahr ist, seine Position etwas zu verschieben.

Letztlich entschloss ich mich zum Bau einer Aufnahmeplatte für Projektor und Kamera. Dadurch sollte nicht nur die Kamera bestmöglich aufs Dia ausgerichtet werden, sondern Kamera und Projektor sollten auch für die Dauer der Digitalisierung gut fixiert und somit sicher vor Verschiebung sein. Im Idealfall sollte die Position beider Geräte genau reproduzierbar sein, so dass man den ganzen Aufbau zu einem späteren Zeitpunkt ohne lange Neujustage wieder in Betrieb nehmen kann.

Die hier gezeigten Bilder können als Anregung für ähnliche Aufbauten genommen werden. Auf eine genaue Bastelanleitung (Grundriss, Teileliste etc.) verzichte ich, da die Einrichtung für jede Kombination aus Kameragehäuse, Macroobjektiv und Diaprojektor etwas anders ausfallen muss.

Die Vorrichtung besteht im Wesentlichen aus zwei MDF-Platten: Die eine bildet die Basis und Aufnahme für den Diaprojektor, die andere (darauf aufgesetzte) eine Aufnahme für die Kamera.

Die Feinjustierbarkeit wird durch extra große (15 mm) Befestigungslöcher in Verbindung mit großen Unterlegscheiben erreicht; so kann man bei Bedarf die Schauben lockern, die Platte verschieben und dann die Schrauben wieder festziehen. So ist eine Justage um je ein paar Millimeter nach links und rechts sowie nach vorn und hinten gegeben.

Unten in der Grundplatte habe ich Einschlagmuttern eingebaut. So kann ich die Schrauben von oben bequem eindrehen, ohne immer die Mutter gegenhalten zu müssen.

Die Höhe der Kamera wird durch Unterlegen der Auflageplatte mit Holzplatten, Karton oder dickem Papier festgelegt. Im Fall meiner Kamera-Projektor-Kombination war noch eine weitere MDF-Platte sowie ein ca. 1/2 mm dicker Karton nötig, um die Kamera auf Höhe des Dias zu bringen.

Die Kamera wird von unten mittels einer 1/4"-Schraube fixiert. Das Loch, über das man an diese Schraube kommt, habe ich auch in der Grundplatte mit etwas vergrößertem Durchmesser weitergeführt. So konnte ich später die Kamera lösen und wieder befestigen, ohne die Kameraplatte von der Grundplatte abschrauben zu müssen. (Ich benutzte dazu einen breiten Schraubenzieher. Nach ein paar Versuchen gelang mir das Lösen und Festziehen der Schraube blind, d. h. ohne die ganze Vorrichtung umdrehen oder unter den Tisch kriechen zu müssen.)

Nach der Justage leimte ich entlang der beiden Geräte eine Reihe von kurzen Winkelleisten-Stücken auf Grundplatte und Kameraplatte (in den Bildern gut zu sehen). Sie stellen sicher, dass Projektor und Kamera später wieder an derselben Stelle plaziert werden können und so die aufwendige Einstellung erhalten bleibt. (Das klappt natürlich nur, solange ich denselben Projektor und dieselbe Kamera verwende.)
Da das Dia gegenüber dem Kameraausschnitt leicht gekippt war (keine Ahnung, ob die Abweichung im Projektor oder in der Kamera liegt), erhöhte ich einen der Projektorfüße mit einem dünnen Stück Pappe, das ich später auch auf der Grundplatte festklebte. Die Projektorfüße ließ ich ganz eingeschraubt, damit ich die Stellung später wieder exakt gleich hinbekomme.

Justage und Reproduzierbarkeit des Bildausschnitts
Vor der Justage stand ich vor der grundsätzlichen Entscheidung, ob ich einen knappen Ausschnitt des sichtbaren Dias aufnehmen wollte (um die Auflösung der Kamera optimal zu nutzen und gleich randlose Bilder zu kriegen), oder ob ich auch den Rand der Dias noch leicht im Bild haben wollte (um garantiert das volle Bildfeld aufzunehmen und noch etwas Justierungs-Reserven zu haben). Ich entschied mich für Letzteres; ich wollte die Randbereiche nicht verlieren, und es schien mir kaum machbar, einen Innen-Ausschnitt exakt genug einzustellen. Es gab dann in der Praxis tatsächlich eine Reihe von Abweichungen im praktischen Betrieb, v. a. durch die verschiedenen Diarahmen.

Als nahezu unbrauchbar für das Einstellen des Ausschnittes erwies sich der Sucher der D200 mit seinen unsicheren Rändern (hier wäre ein 100-%-Sucher ein großer Vorteil). Ich ging dann dazu über, direkt über USB-Kabel in den Computer zu fotografieren und die Justage anhand von Testbelichtungen am Computermonitor abzugleichen.
Das Bildausschnitt-Justagedia aus dem Umrüstsatz war nicht hilfreich, denn es war hinter Glas gerahmt und stimmte überhaupt nicht mit dem Ausschnitt meiner meist glaslos geramten Dias überein. Auch ein Umrahmen brachte nicht viel, denn es ist nahezu unmöglich, das Dia in einen nicht pin-registierten Rahmen exakt waagerecht einzulegen und dort zu fixieren.
Ich behalf mir dann so, dass ich das Graudia (Weißabgleich-Dia) auch zum Einstellen des Bildausschnittes nutze, und zwar anhand der Rahmen-Innenränder. Zusätzlich hatte ich in alle vier Innenseiten des Rahmens mit einem Teppichmesser kleine Aussparungen geschnitten, so dass ich ein Maß dafür hatte, wann der Rahmen schon außerhalb des Bildausschnittes liegt.

Um für die Justage überhaupt eine Ausgangsposition zu haben, ging ich vereinfachend davon aus, dass die Kamera und der Projektor (mit eingeschraubten Füßen) in sich jeweils "gerade" sind; dazu gehört, dass der Kameraboden exakt parallel zur Objektivachse verläuft, und dass das Dia im Projektor senkrecht zur Grundfläche sowie parallel bzw. im rechten Winkel zu den Außenkanten des Gehäuses steht. Ob das wirklich stimmt, kann ich nicht sicher sagen. Aber zumindest lag das Ergebnis der Justage nicht völlig daneben.
Zunächst bestimmte ich den ungefähren Kamera-Projektor-Abstand und ermittelte dann die nötige Unterleg-Dicke für die Kameraplatte, so dass schon mal die Höhe stimmt. Dann schraubte ich die Kamera auf ihre Aufnahmeplatte (so, dass die Objektivachse genau senkrecht zur Vorderkante der Platte steht) und dann die Aufnahmeplatte in mittlerer Position auf die Grundplatte.
Der weitere Abgleich erfolgte durch Verschieben des Projektors, wobei ich immer darauf achtete, die Außenkante des Projektorgehäuses parallel zur Grundplatte zu halten (siehe obige Annahme). Nach Vollendung der Justage (passend für die von mir am meisten verwendeten CS-Magazine und -Rahmen) leimte ich rund um Kamera und Projektorfüße die besagten Winkelleisten-Stücke.
Die Feineinstellung durch Lösen der beiden Schrauben und Verschieben der Kameraplatte hob ich mir für weitere Nachjustierungen aufgrund späterer Abweichungen auf.

Alle beobachteten Abweichungen sind bedingt durch unterschiedliche Auslegung der Diarahmen sowie die Verhaltensweise des Projektors. Das fängt damit an, dass der Projektor die Dias motorisch nicht ganz so weit in den Projektor schiebt wie im Handbetrieb (der Unterschied dürfte um 1 mm liegen, auch abhängig von der verwendeten Magazinsorte). Wenn ein Dia klemmt, reicht es daher nicht, von Hand den Schieber ganz in den Projektor einzuschieben; man würde es damit etwas zu weit schieben, und dann stimmt der Ausschnitt nicht mehr. Man muss also nochmal motorisch ein Dia zurück und eins vor schalten, damit das Dia wieder in der "offiziellen" Endposition steht. Wenn der Klemmer mehrfach auftritt, braucht das schon einige Versuche, oder man schiebt mit der Hand noch ein wenig mit (ohne jedoch die Endposition zu beeinflussen).

Innerhalb des Projektors wird das Dia in zwei V-Profil-Schienen gehalten; die eine ist unten starr montiert (im Bild gut zu sehen), die andere oben federnd. Das V-Profil sorgt dafür, dass die Dias immer in derselben Ebene zu stehen kommen. Allerdings geraten dickere Dias im unteren Profil automatisch etwas höher als dünn gerahmte Dias. Auch die Form der Rahmen-Ränder spielt eine Rolle: Rahmen mit runden Außenkanten sitzen etwas tiefer als solche mit scharfen, eckigen Kanten. Insgesamt habe ich auch hier eine Abweichung von knapp 1 mm nach oben festgestellt - ein weiteres Argument für Ausschnittsreserve (es sei denn, man will die Kamerahöhe wirklich für jede Sorte Diarahmen neu justieren).

Derartige Abweichungen treten prinzipbedingt mit fast allen Stangenmagazin-Projektoren auf. Ich hatte erwogen, stattdessen einen Rundmagazin-Projektor zu besorgen, dessen Fallschacht-Prinzip einen exakteren Bildstand ermöglicht.
Gebrauchte Rundmagazin-Projektoren (z. B. von Kodak) sind mittlerweile sehr günstig zu bekommen. Allerdings hätte ich dann alle Dias zuerst in Rundmagazine umsortieren müssen, was mir der exaktere Bildstand nicht wert war.

Ein letzter Faktor ist die unterschiedliche Größe der Diarahmen-Bildausschnitte. Das ist aber kein so großes Problem, da die Unterschiede gering sind (jedenfalls bei den Rahmen, die mir untergekommen sind) und die Bildausschnitte jeweils im Rahmen zentriert sind, d. h. schlimmstenfalls wird der schwarze Rand ums sichtbare Bild um 1/4 Millimeter dicker oder dünner.

Übrigens, falls sich jemand wundert: Aus dem Blickwinkel der Kamera stehen die Dias im Projektor seitenverkehrt und auf dem Kopf. Es ist nicht nötig, sie eigens vor dem Abfotografieren alle umzudrehen, denn das kann man später per EBV schneller und leichter erledigen.
So sah der aufgenommene Bildausschnitt mit CS-Rahmen und CS-Magazinen unmittelbar nach der ersten Justage aus. Je nach Magazinsorte kam es später zu leichter Verschiebung nach links oder rechts, was sich jedoch mit meinen beiden Justageschrauben schnell anpassen ließ. So verschob sich die Höhe bei Verwendung dicker Diarahmen. Die Oberkante des Dia-Ausschnittes lag jetzt ziemlich genau auf der Oberkante des Digitalfotos.

Am wenigsten Problem hatte ich mit der Bildschärfe. Vorab-Versuche hatten nämlich gezeigt, dass mein Cosina Macroobjektiv bei Blende 16 nicht sichtbar schlechter abbildet als bei Blende 8 oder 11 (erst mit Blende 22 konnte ich Beugungsunschärfe wahrnehmen). Somit entschied ich mich für die größere Schärfentiefe von Blende 16. Es genügte dann, für jede Rahmensorte einmal scharfzustellen.
Kleiner Nachteil der hohen Schärfentiefe ist, dass Dreck auf dem Sensor der Kamera deutlicher hervortritt. Auf den ersten Bildern hatte ich an einer Stelle einen leichten Schatten (Staubpartikel), der sich zum Glück mit dem Blasebalg leicht vom Sensor runterblasen ließ. Ganz allgemein würde ich empfehlen, vor jedem Abfotografieren vieler Dias den Sensor gründlich abzublasen.

Kleine Praxis-Probleme
Das Prinzip funktionierte, aber der Teufel steckt oft im Detail. Als ich meine Kamera erstmals auf der Aufnahmeplatte montiert und die ersten Testbilder gemacht hatte, bekam ich die Speicherkarte nicht mehr raus.

Die rechte Justierschraube sitzt nämlich so knapp neben dem Kameragehäuse, dass das Öffnen des CF-Schachtes verhindert wird (ich hatte die Stativschraube im Brett mittig eingesetzt und nicht bedacht, dass das Kameragehäuse rechts weiter übersteht als links).

Um einen größeren Umbau der Konstruktion zu vermeiden, entschloss ich mich, die Bilder direkt über USB in den PC zu schicken. Außerdem stutzte ich die Unterlegscheibe etwas in Richtung Kamera, damit sie später nicht den Einstellbereich beschneidet.

Würde ich die Aufnahmeplatte heute neu bauen, würde ich die Kameraplatte natürlich breiter machen, so dass Schraube und Kamera bzw. CF-Fach sich nicht in die Quere kommen.

Ein ähnliches Problem ergab sich mit dem Akku; auch darüber hatte ich mir vorher keine Gedanken gemacht. Um den Akku zu wechseln, musste ich immer die Kamera vom Brett schrauben - was trotz Winkelleisten und Vorjustage manchmal kleine Abweichungen mit sich brachte. Die D200 geht ja mit dem Akkustrom nicht sehr sparsam um, und die Aufnahmen während der Justierungen verbrauchen auch Strom, so dass ich in der Praxis nur etwa 600 Bilder pro Batterieladung machen konnte. Der Kauf des Netztteils wäre eine Abhilfe gewesen, lohnte aber für diese ungewöhnliche Einzelaktion nicht.

Anfangs benutzte ich zur Auslösung der Kamera den Kabelauslöser. Als das erste Magazin zum Ende kam, geriet jedoch der Winkelstecker des Auslösekabels in Konflikt mit dem vorrückenden Magazin.

Tatsächlich zeigte sich, dass das Magazin gerade noch vor dem Kameragehäuse (ohne eingesteckten Auslöserstecker) zum Stehen kommt. Schaltet man den Projektor nach dem letzten Dia noch weiter, kommt es bereits zur leichten Berührung von Magazin und Kamera; da hatte ich wirklich Glück, dass die Brennweite meines Cosina Macro mit dem Achromaten lang genug war (der Achromat reduziert die Brennweite etwas).

Das Problem ist natürlich kameraspezifisch. Bei Kameras, deren Fernauslöser-Anschluss an der Seite liegt, tritt es nicht auf.

Da die Kamera auf dem Grundbrett sehr fest sitzt, die Belichtungszeit relativ kurz ist und ich außerdem noch 0,4 Sekunden Spiegelvorauslösung aktiviert hatte, ging ich einfach dazu über, direkt am Kameragehäuse auszulösen. Eine weitere Alternative wäre gewesen, vom PC aus (in Nikon Camera Control) auszulösen.

Ein Nachteil des knappen Abstandes blieb leider bestehen: Es war nicht genug Platz da, um das durchgelaufene Magazin in Projektionsrichtung rauszuziehen; stattdessen musste ich die Magazine im Projektor zurückschieben, was bei meinem Leica P600 nur über mitdrehende Zahnräder und somit recht schwergängig möglich ist.

Weißabgleich, Belichtung und Kontraste
Den manuellen Weißabgleich erledigte ich mit dem mitgelieferten Weißabgleich-Dia. Das führte auf Anhieb meist zu ordentlichen Ergebnissen, die dem optischen Eindruck, den man beim Betrachten der Dias mit bloßem Auge hat, recht nahe kommen.

Ausreißer gab es aber auch - insbesondere mit älteren Dias auf Agfacolor-Diafilm aus den 70ern (der auch sonst schwierig zu handhaben ist, z. B. lässt er sich nicht farbrichtig auf Kodak Duplikatfilm reproduzieren).

Das obere Beispiel ist so eines. Mit bloßem Auge sieht das Dia farbneutral aus, aber beim Abfotografieren mit dem Standard-Weißabgleich lt. ImageEngineering-Weißabgleichsdia kommen diese viel zu warmen Farben raus. Man bräuchte wohl ein eigenes Weißabgleichs-Dia für alte Agfacolor-Diafilme, aber an sowas hat damals niemand gedacht.

Im Gegensatz dazu wirkt das untere Dia auf Anhieb farbneutral. Es entstand Mitte der 90er Jahre auf Fujichrome Diafilm.
Ich weiß nicht, auf welchem Filmmaterial das Weißabgleichs-Dia gemacht wurde, aber es harmoniert eigentlich mit allen meinen jüngeren Dias, egal ob diese auf Agfachrome, Kodak Ektachrome oder Fujichrome gemacht wurden.

Beide Bilder links sind übrigens extrahierte JPEGs meiner RAW-Dateien, kamen also beim Abfotografieren farblich genau so aus der Kamera. Ich habe sie lediglich etwas beschnitten, herunterskaliert und geschärft.

Ein technisch neutraler Weißabgleich muss nicht immer das Optimum sein - wenn man an Dias mit nicht optimalen Farben denkt, die man beim Digitalisieren noch korrigieren möchte. Da ich alles im NEF-Format (Nikon-RAW) fotografierte, ist der Kamera-Weißabgleich ja nur für die stapelweise Konvertierung relevant; bearbeitet man später einzelne Bilder im RAW-Konverter, kann man die Farben wieder ganz anders festlegen.

Hier hatte ich im Jahr 1991 Krippenfiguren fotografiert. Leider wusste ich damals noch nichts von Farbtemperaturen. So nutze ich zur Ausleuchtung eine Filmleuchte (Halogen), die auf Tageslicht-Diafilm natürlich grausam gelbstichige Bilder produzierte.

Nach dem Abfotografieren habe ich jetzt die Möglichkeit, den NEF-Dateien einen neuen Weißabgleich zuzuweisen und so den Farbstich recht gut zu korrigieren. Dadurch werden plötzlich manche Dias brauchbar, die ich zu Analogzeiten wegen der falschen Farben aussortiert und nie vorgeführt hatte.

Fahren Sie mit dem Mauszeiger übers Bild, um zu sehen, wie sich eine solche Korrektur auswirkt.

Sehr viel komplizierter war die Wahl der optimalen Belichtung, denn die Kamera hat (scheinbar) Probleme, den kompletten Kontrastumfang eines Dias mit einer einzigen Belichtung zu erfassen.

Der Dichteumfang des Dias (also der Kontrastumfang der fertigen Diapositivs) hat nichts mit dem Kontrastumfang zu tun, den der Diafilm selbst aus der Realität abbildet. Das kann man leicht durcheinanderbringen. Auch wenn ein Diafilm z. B. nur 7 Blendenstufen Dynamik abbildet, kann daraus auf dem Dia ein Dichteumfang von 8 oder 9 Blendenstufen werden.
Schon zu Analogzeiten hatte man mit diesem kontraststeigernden Effekt zu kämpfen, wenn man versuchte, ein Dia wieder mit normalem Diafilm abzufotografieren; auch dabei gingen nämlich Details in Lichtern und Schatten verloren. Als Lösung gab es spezielle Duplikatfilme mit flacherer Gradation.

Fotografiert man einfach mit normaler Kontrasteinstellung, kommt es also zu einer starken Kontrastspreizung mit Verlust der Lichter und Schatten des Dias. Ich wählte zunächst in Kamera und RAW-Konverter die niedrigste Kontraststufe. Das führte bereits zu einer deutlichen Verbesserung, aber es ging bei kritischen Dias immer noch Zeichnung verloren.
Ich hatte schon daran gedacht, von jedem Dia drei Belichtungsvarianten aufzunehmen (um mich dann später für eine zu entscheiden oder ein DRI daraus zu machen), aber zum Glück zeigte sich, dass das RAW-Format hier noch einige Reserven aufweist. Ich fand dann durch Testreihen eine Belichtungszeit (1/200 Sekunde bei aktivierter Lampen-Sparschaltung), bei der sich aus dem RAW-Format gerade noch sehr helle Lichter-Details des Dias hervorholen lassen. Im Bereich der Schatten wird es dann etwas knapp (d. h. in sehr dunklen Details gibt es vielleicht minimale Zeichnungsverluste), aber der Kompromiss ist absolut tragbar. Man sollte auch nicht glauben, jeder "echte" Diascanner sei in der Lage, den Dichte-Umfang von Dias vollständig zu erfassen. Tatsächlich haben laut Tests viele dieser Geräte Probleme mit den Schattenbereichen der Dias.

Hier ein Beispiel für ein sehr kontrastreiches Dia. Es ist reichlich belichtet (mit bloßem Auge wirkt das Dia insgesamt überbelichtet), enthält aber in der unteren Hälfte auch noch sehr dunkle Stellen. Mit der standardmäßigen 1/200 Sekunde abfotografiert und ohne Korrekturen nach JPEG konvertiert, geht viel Zeichnung des Dias in hellen und dunklen Bereichen verloren. Wenn Sie mit dem Mauszeiger über das Bild fahren, sehen Sie, welche Details in Lichtern und Schatten sich noch aus der NEF-Datei hervorholen lassen.

Ich fotografierte also die meisten Serien mit 1/200 Sekunde. Lediglich in ein paar Fällen, wo Bilder eines kompletten Magazins tendenziell über- oder unterbelichtet waren (was mit den damals verwendeten Kameras zusammenhing), nahm ich 1/250 bzw. 1/160 Sekunde als besseren Kompromiss.

Es ist ja nicht so, dass jedes Dia einen gewaltigen Kontrastumfang und gleichzeitig bildwichtige Details in Lichtern und Schatten aufweist. Den meisten "normalen" Motiven tut die Kontraststeigerung, die sich beim Abfotografieren ergibt, sogar gut - denn so vermeidet man eine zu flaue Wiedergabe. Korrekt belichtete Dias sehen beim Abfotografieren mit meiner standardmäßigen Belichtungszeit von 1/200 Sekunde bereits ohne Nachbearbeitung sehr gut aus.

Eine automatische Belichtung, die die Unterschiede von über- oder unterbelichteten Dias etwas nivellieren könnte, halte ich übrigens für kontraproduktiv. Denn bei einer so knappen Dynamik der Kamera wäre die Gefahr sehr groß, durch variable Belichtung erst recht die Lichter und Schatten zu schädigen. Man muss sich ja nur die obige Aufnahme ansehen: Die Kameraautomatik würde zugunsten des Hintergrunds knapper belichten, und die dunklen Stellen im Vordergrund würden dadurch völlig im Schwarzen absaufen. Umgekehrt würde z. B. eine typische Nachtaufnahme viel zu hell abfotografiert, was den Verlust der Lichter-Details zur Folge hätte. Auch die RAW-Reserven würden dann nichts mehr nützen.
Die Wahl einer starren Belichtungszeit schien mir also die einzig sinnvolle Wahl zu sein, weil sie der Garant dafür ist, den Dichteumfang des Dias unabhängig vom Motiv möglichst vollständig zu erfassen. Dass dies eine gelegentliche Nacharbeit im RAW-Konverter erfordert, ist aus meiner Sicht kein wirklicher Nachteil. Hauptsache, die Details stecken in der Datei noch drin. Interessant wäre auch, wie eine Kamera mit verbesserter Dynamik (z. B. die Nikon D300) bei dieser Aufgabe abschneiden würde.

Ablauf der Digitalisierung nach Fertigstellung aller Einstellungen und Justierungen
Vorbereitender Schritt bei jedem Magazin war das manuelle Drehen der Hochformate; ich achtete darauf, alle in die gleiche Richtung zu drehen, weil dies später die Stapelverarbeitung erleichterte.
Das Zurückdrehen ins Hochformat habe ich mir gespart. Sollte ich die Dias jemals wieder aus diesen Magazinen projizieren wollen (wovon ich nicht ausgehe, da ich sie jetzt alle digital habe), kann ich die Drehung immer noch nachholen.

Kleiner Tip am Rande: Wer die Hochformate nach dem Digitalisieren wieder in die Senkrechte bringen will, sollte sie vorher markieren. Denkbar wäre, mit Lineal und Folienschreiber eine Linie quer über sämtliche Diarahmen im Magazin zu ziehen. So sieht man hinterher gleich, welche Rahmen gedreht wurden.

Das eigentliche Digitalisieren der Dia-Serien ging recht flott - vor allem im Vergleich zum Scannen. Ich nutzte zunächst den Timer des Diaprojektors, der in niedrigster Stellung automatisch alle 3,8 Sekunden einen Bildwechsel durchführt. Das Auslösen der Kamera machte ich manuell. Später ging ich dazu über, den Diawechsel auch manuell zu schalten, weil das noch etwas kürzere Pausen ermöglichte als der Timer.
Die Bilder gingen direkt über USB in den Computer, wo ich sie gleich stichprobenartig kontrollieren konnte.

Da sich dieser Ablauf in Text oder Foto nicht so anschaulich zeigen lässt, habe ich davon ein kurzes Demonstrationsvideo erstellt:

Der im Video hörbare Doppel-Klick beim Auslösen kommt übrigens nicht von einer langen Belichtungszeit, sondern von der Spiegelvorauslösung mit 0,4 Sekunden Dauer. (Die SVA war dank 1/200 Sekunde Belichtungszeit vermutlich nicht nötig, aber geschadet hat sie auch nicht.)

Ganz so reibungslos, wie das Video es zeigt, lief das Digitalisieren leider nicht immer ab. Ich wusste schon vorher, dass manche meiner CF-Magazine zum Blockieren neigen. Dieses altbekannte Phänomen trat auch während meiner Digitalisierungsaktion immer wieder auf und verlangsamte somit etwas den Ablauf. Zum Glück waren nicht alle CS-Magazine gleichermaßen betroffen; manche liefen glatt durch. Genauso problemlos ging es mit allen meinen Einheits- und LKM-Magazinen.

Solange ich dieselben Typen von Magazinen und Diarahmen verwendete, musste ich an der Justierung nichts ändern. Daher sortierte ich die zu digitalisierenden Kästen zunächst nach Magazin- und Rahmentyp, d. h. ich ließ erst alle CS-Magazine mit CS-Rahmen durchlaufen, dann LKM-Magazine mit CS-Rahmen, dann LKM-Magazine mit Quickpoint-Rahmen usw.
Leider habe ich Dias im Lauf der Jahre in vielerlei Rahmen und Magazine gepackt. Serien geglaster Dias rahmte ich, soweit nicht schon in den letzten Jahren geschehen, vor dem Digitalisieren in Glaslos-Rahmen um. (Ich habe das Abfotografieren auch mit Glas probiert, aber das trübt leider die Qualität deutlich.)

Immer nach ein paar Magazinen kontrollierte ich am Computermonitor wieder den Bildstand, und meist blieb er im Toleranzbereich (d. h. er verschob sich nur sehr minimal, so dass immer noch das komplette Bildfeld des Diarahmens abgebildet war). Gelegentlich musste ich die Kamera etwas nach links oder rechts verschieben. Auch die Höhe verließ bei dickeren Diarahmen knapp den Toleranzbereich, aber deren Ausgleich sparte ich mir, da der Bildverlust kaum merklich war und es nur wenige Dias betraf. Das Ändern der Höhe ist bei meiner Aufnahmeplatte ja leider nicht so einfach wie das Verschieben nach links und rechts.

Nachdem ich die wichtigen Serien abgearbeitet hatte und zu den weniger wichtigen Dias überging (z. B. fotografische Experimente und ursprünglich aussortierte Dias), nahm ich es mit der Justage nicht mehr ganz so genau und sparte mir das dauernde Kontrollieren und Nachjustieren. Zu großen Abweichungen kam es dennoch nicht.

Software-Workflow
Die Aufnahme der Bilder erfolgte über Nikon Camera Control (ein Teil von Nikons Capture 4 Software). Damit lässt sich die D200 mit allen Einstellungen vom Computer aus fernsteuern, und man kann die aufgenommenen Bilder zeitnah in einem weiteren Programm am Bildschirm öffnen lassen. Die USB-Übertragung zum PC geht nicht so schnell wie das Speichern auf eine schnelle CF-Karte in der Kamera, aber für meinen Zweck (alle 2 bis 3 Sekunden eine NEF-Datei übertragen) reicht es aus.
Ich nutzte die Möglichkeit der zeitnahen Bildkontrolle insbesondere am Anfang zum Justieren der Kamera und später für Nachjustierungen. Für den eigentlichen Digitalisierungs-Ablauf ist sie nicht so wichtig. Allerdings blieb ich trotzdem bei der Direktübertragung, da das CF-Fach meiner Kamera blockiert war (wie oben erläutert) und ich somit ohnehin den USB-Port der Kamera zur Übertragung hätte nutzen müssen, auch wenn ich auf CF fotografiert hätte.

Leider funktionierte die USB-Verbindung nicht zuverlässig und kostete mich einige Nerven, denn so ca. alle 150 Bilder kam es zum kurzzeitigen Ausfall der Verbindung, d. h. nach Füllung des Puffers verweigerte die Kamera weitere Aufnahmen. Nach Wiederherstellung der Verbindung wurde immerhin der Inhalt des Puffers tadellos zum PC überspielt, so dass ich keine Auslösung wiederholen musste. Trotzdem war es nervig. Da das Problem mit der Zeit immer häufiger auftrat, musste ich die Ursache doch abklären. Als Übeltäter erwies sich mein 5 Meter langes USB-Verlängerungskabel, denn nach dessen Austausch gab es nie wieder Verbindungsprobleme.

Ich fotografierte ausschließlich im NEF-Format. Anfangs hatte ich erwogen, gleichzeitig noch JPEGs zu speichern, aber das hätte die Übertragung zum PC weiter verlangsamt. Trotzdem wollte ich von allen aufgenommenen Bildern gleich unkorrigierte JPEGs haben. (Viele Bilder sind bereits ohne größere Korrektur zu gebrauchen, und selbst für die anderen Bilder, wo ich letztlich wieder aufs NEF zugreifen muss, sind JPEGs eine gute Hilfe zur Vorauswahl.)

Für die ersten Serien ging ich den langsamen Weg: Ich konvertierte sie mit Nikon Capture stapelweise in JPEG (volle Auflösung, höchste Qualität). Allerdings erschien mir das dann zu umständlich und angesichts der geplanten Verwendung zu speicherintensiv. So ging ich dazu über, mit Hilfe des Preview Extractor nur noch die Vorschau-JPEGs der NEF-Dateien zu extrahieren (bei der D200 sind das Kamera-JPEGs in voller Auflösung und Basic-Qualität).

Dies beschleunigte meinen Workflow gleich zweifach: Das Extrahieren geht extrem schnell (100 Bilder in weniger als 10 Sekunden), und die Weiterverarbeitung dieser Basic-JPEGs mit knapp 1 MB Größe geht viel schneller als mit den konvertierten Versionen in hoher Qualitätseinstellung (5 bis 8 MB pro Bild). Nun hatte ich zu jeder digitalisierten Serie zwei Ordner: einen mit NEFs und einen mit JPEGs. Die NEFs betrachtete ich nach der JPEG-Konvertierung zunächst als abgehakt; ich werde später wieder darauf zugreifen, wenn ich beim Nutzen einzelner Bilder hohe Qualität brauche oder größere Korrekturen machen muss.

Die JPEGs bedurften aber hinsichtlich späterer Vorschau-Nutzung noch einer Nachbehandlung, denn bedingt durch meine Digitalisierungsmethode waren alle Bilder kopfstehend und seitenverkehrt.

Um das zu ändern, bediente ich mich der verlustfreien JPEG-Operationen von IrfanView. Hier kann man in der Thumbnail-Ansicht alle Bilder eines Ordners markieren und dann über "Verlustfreie Rotation" mit "Vertikal spiegeln" in die richtige Position bringen.

Anschließend markierte ich noch alle Hochformate und erledigte mit derselben Funktion auch das Drehen verlustfrei.

Soweit ich mit den NEFs experimentierte und versuchte, mehr Qualität rauszuholen, benutzte ich als RAW-Konverter Nikon Capture 4.4. Wenn man einzelne Bilder bearbeitet, kann man das vertikale Spiegeln und das Drehen von Hochformaten bereits in Nikon Capture erledigen, d. h. hierfür ist dann kein weiterer Schritt mehr nötig. Auf die Ergebnisse der Bearbeitungen in Nikon Capture gehe ich weiter unten noch ein.

Erzielbare Bildqualität
Von der Bildqualität hängt ab, ob man sich im Einzelfall für diese Digitalisierungsmethode entscheidet, oder ob man doch lieber einen echten Diascanner beschafft. Von einer vollständigen Erfassung des Bildinhaltes (so dass man die Originaldias nach dem Digitalisieren ohne Magenschmerzen wegwerfen könnte) war ich nie ausgegangen. Dieser Anspruch wird selbst mit Spitzenscannern nur schwer zu erfüllen sein.

Natürlich ist die Beurteilung von Bildqualität ein Stück weit subjektiv und auch vom späteren Verwendungszweck abhängig. Ich habe hier einige Beispiele zusammengestellt - auch im Direktvergleich mit Scannern. Ich hoffe, dass dies Interessierten hilft, sich eine eigene Meinung zu bilden.

Im Wesentlichen haben sich zwei Aspekte der Bildqualität herauskristallisiert, die für die Verwendung der Bilder relevant und auch halbwegs eindeutig feststellbar sind: Auflösung und Dynamik.
Bei der Auflösung geht es darum, wie gut feinste Details des Dias im Digitalbild erhalten bleiben. Klar ist, dass eine 10-MP-Kamera bereits das Filmkorn sehr deutlich zeigt. Aber die Sichtbarkeit von Filmkorn heißt nicht automatisch, dass die Methode bereits den vollen Detailreichtum des Dias erfassen kann. Die Auflösung von Film ist ja nicht klar begrenzt und passt auch in kein Raster.
Mit Dynamik ist die Fähigkeit der Kamera gemeint, mit einer einzigen Belichtung sehr helle und sehr dunkle Details des Dias durchzuzeichnen. Das ist schwierig, weil Dias einen hohen Dichteumfang aufweisen können (siehe auch Erklärung weiter oben").

Nikon Coolscan 5000 Abfotografiert mit Nikon D200

An dieser Stelle noch ein paar Worte dazu, wie die hier gezeigten Vergleichs-Beispiele aufbereitet wurden. Sowohl in der Scan-Software als auch im RAW-Konverter gibt es ja unzählige Einstellmöglichkeiten.
Die Scans habe ich bei einem professionellen Scanservice machen lassen, der mit dem Nikon Coolscan 5000 arbeitet. Die Auflösung betrug 2700 ppi, und es wurden ICE (Staub-/Kratzerentfernung) sowie GEM (Filmkornreduktion) angewendet - also das volle Programm. Abgesehen von den Einstellungen der Scansoftware wurden die Dateien offenbar nachträglich noch etwas farbkorrigiert; das schließe ich aus den leichten Lücken im Histogramm.
Um einen halbwegs brauchbaren Vergleich zu erhalten, musste ich meine eigenen "Scans" entsprechend aufbereiten und anpassen. Im RAW-Konverter (Nikon Capture) wählte ich Kontrastkurve, Weißabgleich, Gammakorrektur und Farbsättigung so, dass Farbe und Helligkeit dem Vergleichsscan möglichst nahe kamen. Vollständig klappte das nicht (z. B. ist das Himmelsblau anders); aber letztlich ist die Farbgebung doch Geschmackssache.
Eine besondere Herausforderung war die Scharfzeichnung, da die kameraseitige Standard-Scharfzeichnung bei der groben Filmstruktur ziemlich wirkungslos ist. Ich drehte solange an der Unscharfmaskierung herum, bis der Schärfeeindruck der abfotografierten Dias in etwa dem entsprach, was der Scanservice geliefert hatte.
Da die Originalscans mit GEM-Filmkornreduktion behandelt waren, wirkten sie besonders in den gleichmäßigen Flächen etwas glatter. Daher bearbeitete ich meine abfotografierten Varianten noch leicht mit Noiseware, um sie auch in diesem Punkt anzupassen.
Als letzten Schritt skalierte ich die Bilder minimal herunter, damit sie der Größe der 2700-ppi-Scans möglichst nahe kamen und die Crops direkt vergleichbar wurden.

Das alles hört sich vielleicht nach großem Nachbearbeitungsaufwand an, aber letztlich ist die Optimierung nicht aufwendiger als beim qualitätsbewussten Scannen. Die Einstellung von Farbe und Helligkeit, Scharfzeichnung und Kornreduktion findet sonst halt in der Scansoftware statt und macht dort genauso viel oder wenig Arbeit wie nach dem Abfotografieren im RAW-Konverter. Vorteil meiner Methode bleibt aber, dass ich die Optimierung dank RAW-Format auf später verschieben kann. Ich brauche auch keinen Prescan.

Aufwendiger ist die Bearbeitung der abfotografierten Dias lediglich dann, wenn das Originaldia verkratzt oder dreckig war. Eine automatische Staubkorrektur gibt es beim Abfotografieren leider nicht.
In einem der hier gezeigten Crops ist tatsächlich ein großer Staubfaden zu sehen. Ich habe ihn zur Demonstration des Problems dringelassen; normalerweise würde man ihn natürlich ausstempeln, bevor man das Bild weiterverwendet.

Nikon Coolscan 5000 Abfotografiert mit Nikon D200

Fazit nach vollendeter Arbeit
Ich bin mit dem Ergebnis der Aktion sehr zufrieden. Insgesamt habe ich 4086 Dias digitalisiert - die anfängliche Schätzung kam der Wahrheit also recht nahe. Die Arbeit hat sich über ca. 6 Tage hingezogen; hätte ich mich auf das Dia-Digitalisieren beschränkt und an diesen Tagen nicht noch andere Dinge getan, wäre es wahrscheinlich auch in 3 Tagen zu machen gewesen.
Die meiste Zeit verschlangen das Nachjustieren der Vorrichtung sowie die Vorbereitung der Dias. Soweit ich nur Hochformate drehen musste, ging es schnell. Es waren aber auch Serien dabei, die ich erst noch glaslos umrahmen und/oder aus diversen Schachteln in Diamagazine einsortieren musste.

Die erzielte Bildqualität ist, wenn man erst ein wenig herumprobiert und die optimalen Werte im RAW-Konverter gefunden hat, sehr gut. Der hier zum Vergleich herangezogene Nikon Coolscan 5000 liefert natürlich noch etwas sauberere Details, weniger Artefakte und etwas mehr Dynamik - und er kann Kratzer und Staub automatisch korrigieren.
Aber man muss das auch relativ sehen: Der Aufwand fürs Scannen wäre erheblich größer gewesen, so dass ich niemals alle 4086 Dias mit dem Nikon bearbeitet hätte. Statt einer Auswahl in bestmöglicher Qualität habe ich nun wirklich alle Dias in Okay-Qualität auf Festplatte. Das ist für mich weit nützlicher.

Es ist erstaunlich, welche fotografischen Schätze (fast vergessene Bilder mit persönlichem Wert) ich im Rahmen der Aktion wiederentdeckt habe. In nächster Zeit werde ich bestimmt viele davon auf die eine oder andere Weise verwerten, z. B. auf meinem LCD-TV der Verwandtschaft vorführen, Galerien ins Internet stellen oder einfach Abzüge davon bestellen. Das Suchen und Sortieren in einem digitalen Archiv ist erheblich schneller (und macht mehr Spaß) als das Wühlen in einem großen Dia-Schrank.

Die Methode, Dias mit Hilfe einer DSLR abzufotografieren, kann ich Besitzern größerer Dia-Archive also sehr empfehlen. Wichtig ist aber eine gute Vorbereitung, insbesondere ein genaues Justieren der Kamera sowie ein sorgfältiges Austesten der Belichtung im Hinblick auf die vollständige Erfassung des Dichteumfangs. Der Versuch, "mal schnell" ein paar Dias abzufotografieren, wird bestimmt nicht zu der hier demonstrierten Qualität führen. Die vorbereitenden Arbeiten fallen jedoch hauptsächlich am Anfang an; danach geht das Digitalisieren sehr schnell.

Wenn ich jetzt noch eine ähnlich flotte Methode finden würde, meine alten Negative zu digitalisieren... ;)

Andreas Beitinger
Letzte Änderung: Januar 2009

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