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Absolute und relative Farben

Ein Monitorpanel besitzt eine Hintergrundbeleuchtung oder besteht selbst aus leuchtenden LEDs – also er enthält in jedem Fall seine eigene Lichtquelle. Die bleibt immer gleich, solange man nicht an den Reglern dreht. Die Farben eines Papierbildes sind hingegen nicht konstant, denn sie hängen von der Farbe des Umgebungslichtes ab, von dem sie beleuchtet werden.

Wenn Sie ein Papierbild z. B. abends im Schein vom Glühlampenlicht (Farbtemperatur etwa 2500 K) anschauen, sehen Sie eigentlich viel wärmere Farben als mittags bei einfallendem Tageslicht (etwa 7000 K), aber das merken Sie kaum. Unser Auge kann sich nämlich sehr gut an verschiedene Lichtfarben anpassen und die Unterschiede kompensieren. Wir können überhaupt keine absoluten Farben sehen, sondern nur relative - also immer relativ zur Farbe des Lichtes. Auch im Farbmanagement passt man die Farben daher nicht absolut an, sondern nur relativ. Etwa das Blau auf einem Papierbild misst man in Relation zum Weiß des Papiers, oder ein Blau auf dem Monitor misst man relativ zum reinen Weiß des Monitors - egal, wie das gerade eingestellt ist.

Aber: Im Direktvergleich sehen wir den farblichen Unterschied durchaus. Wenn wir ein Papierbild zum Vergleich ganz nah neben den Monitor halten, bekommen wir nur in den seltensten Fällen eine farbliche Übereinstimmung. Es wäre ja großer Zufall, wenn das einfallende Tageslicht oder das künstliche Raumlicht, das das Papierbild beleuchtet, gerade exakt der Farbe und Helligkeit des Monitors entsprechen würde. Auch eine Monitorkalibrierung und -profilierung ändert an diesen Unterschieden nichts! Kann ja gar nicht sein.

In Grafikstudios verwendet man Normlicht, das in Farbe und Helligkeit dem Monitorbild entspricht. Damit wird die Zimmerbeleuchtung oder die Beleuchtung einer Papier-Vorlage genau an den Monitor angepasst. Für uns Amateurfotografen ist sowas jedoch zuviel Aufwand. Wie also kommen wir aus dem Dilemma raus?
Die Antwort mag verblüffen: Wir sollten einfach darauf verzichten, Papierbilder zum Direktvergleich neben den Monitor zu halten - auch wenn uns die Herausgeber mancher "Kalibrierungs-Testbilder" einreden wollen, man könne so den Monitor farblich einstellen. Das ist schlicht und einfach Blödsinn.

Weil unser Auge sich so gut an verschiedene Lichtsorten gewöhnen kann, ist es nicht schwer, Farben auf dem Monitor korrekt zu sehen, selbst wenn das Umgebungslicht eine ganz andere Farbtemperatur hat. Unser Auge braucht allerdings auf dem Monitor stets eine Grau-Referenz, also eine farbneutrale Graufläche mittlerer Helligkeit, an der es sich orientieren kann. Aus diesem Grund haben alle guten Bildbearbeitungsprogramme einen neutralgrauen Hintergrund. Wenn Sie die Farben eines Fotos am Monitor beurteilen wollen (z. B. um Farbstiche zu identifizieren), sollten Sie es nicht zu groß anzeigen, so dass um das Bild herum noch genug neutrales Grau bleibt, an dem Ihr Auge sich orientieren kann. Man kann das richtige Farbsehen auf dem Monitor, also das bewusste Ignorieren der Umgebung, sogar üben. Bildschirmfüllende Anzeige oder ein schwarzer Hintergrund sind für die Farbbeurteilung nicht geeignet.

Jetzt fragen Sie sich wohl langsam, was dann der ganze Aufwand bringen soll, wenn am Ende die Farben doch nicht mit dem Papierbild übereinstimmen.
Und hier ist die Antwort: Sie stimmen schon überein, aber nicht absolut, sondern relativ. Bei einer korrekt durchgeführten Profilierung des Monitors und Anwendung von Farbmanagement geht es darum, eine Monitordarstellung zu bekommen, die in sich korrekt ist. So kann man zuverlässig erkennen, wenn z. B. ein Grünstich vorliegt, die Hautfarben ungesund aussehen oder dunkle Details nicht mehr unterscheidbar sind. Das Monitor-Farbmanagement verschafft uns die Sicherheit, die wir für die Bildbearbeitung brauchen. Wenn ein Bild innerhalb der Monitordarstellung keinen Farbstich hat, hat es auch später auf Papier keinen.

Wie man dann auch noch zu farbrichtigen Drucken und Ausbelichtungen kommt (also das Drucker-Farbmanagement), ist wieder ein Kapitel für sich. Dazu kommen wir aber erst im letzten Artikel dieser Reihe.

Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: Januar 2022
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