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Softproof, Druck und Ausbelichtung

Laut Theorie des Farbmanagements sollte es kein Problem sein, die Farben 1:1 auf Papier zu bringen. In Wahrheit klappt das aber nicht, denn hier kommen mal wieder die Gesetze der Physik ins Spiel: Ausbelichtete Fotos oder Tintenstrahldrucke besitzen einen recht kleinen Farbraum. Man kann nicht alle Farben, die z. B. im Arbeitsfarbraum sRGB vorkommen und auf einem guten Monitor gezeigt werden können, auch auf Papier übertragen; hier versucht das Farbmanagement, wenn schon keine direkte Übertragung möglich ist, eine bestmögliche Annäherung. Zudem besitzt das Fotopapier einen geringeren Kontrastumfang als der Monitor. Das alles erklärt, warum Bilder auf Papier nicht immer so aussehen wie zuvor auf dem Monitor - selbst wenn der Monitor tadellos profiliert ist und das Bild in einem Programm angeschaut wird, das Farbmanagement beherrscht.

Softproof

Wir können die Defizite nicht aus der Welt schaffen. Wir können jedoch mit einem Softproof am Monitor simulieren, wie das Bild auf Papier aussehen wird. Enthält das Foto Farben, die nicht gedruckt werden können, werden sie dann bereits am Monitor mit entsprechend verringerter Farbsättigung angezeigt. Zusätzlich wird in manchen Programmen auch noch der Kontrastumfang so reduziert, dass er ungefähr dem Kontrastumfang eines Papierfotos entspricht ("Papierweiß-Simulation").
Wenn Sie mit der Maus über das Beispielbild fahren, können Sie sehen, wie so ein Softproof wirken kann.

Um die Papier-Ausgabe per Softproof simulieren zu können, muss der Farbraum des Ausgabegerätes bekannt sind. Man braucht also ein ICC-Profil dieser Maschine; im Zusammenhang mit dem Soft-Proof spricht man dann vom Proof-Profil.

Für den Soft-Proof benötigt das Farbmanagement nicht nur zwei, sondern ausnahmsweise sogar drei ICC-Profile gleichzeitig: das Arbeitsfarbraum-Profil des Bildes, das Profil des Druckers/Belichters sowie das Profil des Monitors.

Um den Softproof einzustellen, muss man im Anwendungsprogramm an entsprechender Stelle das Proof-Profil des zu simulierenden Druckverfahrens angeben. Anschließend kann man die Proof-Ansicht ein- und ausschalten. Das setzt natürlich voraus, dass das Programm überhaupt so eine Funktion besitzt.
Photoshop kann es schon seit Ewigkeiten. Auch PhotoLine, AffinityPhoto und Gimp bringen die entsprechende Funktion mit (teils unter der Bezeichnung "Drucksimulation"). Weitere Beispiele für Programme mit Softproof/Drucksimulation sind die RAW-Konverter Capture One und Adobe Lightroom.

Man kann unterschiedlicher Meinung sein, was man als Bildbearbeiter mit dem Softproof anfangen soll. Die meisten benutzen ihn nur als Vorschau und akzeptieren das Ergebnis; schließlich ist das Farbmanagement bereits darauf ausgelegt, aus den begrenzten Möglichkeiten des Ausgabemediums etwas Brauchbares rauszuholen und dabei Zeichnung, Sättigung und Kontraste im Rahmen des Möglichen aufs Papier zu übertragen.

Das Farbmanagement versucht jedoch stur, alle Zeichnungsdetails und den vollen Kontrastumfang ins Papier zu überführen – auch wenn aus künstlerischer Sicht manches davon verzichtbar wäre und für ein „knackiges“ Ergebnis nachteilig ist. Mit etwas Erfahrung kann man daher den Sofproof auch nutzen, um durch zusätzliche Bearbeitung die Prioritäten anders zu setzen. Zum Beispiel, wenn man lieber die Sättigung weiter erhöht und dafür auf Zeichnung in farbigen Bereichen verzichtet. Oder wenn man lieber die ganz hellen Stellen ausfressen lässt, um in den mittleren Helligkeitsbereichen den Kontrast hochzuschrauben.

Im Softproof ein bisschen schwierig zu handhaben ist das Thema Helligkeitsverteilung, weil man ja vorher noch gar nicht weiß, unter welcher Beleuchtung die Papierbilder später betrachtet werden. Der normale Softproof simuliert einen Druck, der unter gutem Tageslicht angeschaut wird; hier stimmt der Softproof dann auch in der Helligkeit sehr gut mit dem gedruckten Ergebnis überein. Werden aber Papierbilder unter gedämpftem Licht (z. B. abends im Wohnzimmer) angeschaut, ist der Eindruck nicht mehr ganz derselbe. Besonders Motive, die viele dunklere Tonwerte enthalten, die unser Auge unter schwachem Licht nicht mehr so gut unterscheiden kann, werden dann ein wenig unterbelichtet wirken. Dem kann man nur entgegenwirken, indem man die dunkleren Bildbereiche gezielt aufhellt – auch über das Maß hinaus, das man anhand des Softproofs für nötig halten würde.
Einen extra Softproof, der die Betrachtung von Papierbildern unter Schwachlicht simuliert, gibt es leider noch nicht.

Drucken mit Farbmanagement

Wenn Sie einen eigenen Fotodrucker benutzen, brauchen Sie für ihn - wie für jedes Gerät der Farbmanagement-Kette - ein gemessenes ICC-Profil. (Streng genommen, brauchen Sie sogar für jede Papiersorte ein eigenes Profil.) Dasselbe Profil, das Sie zum Drucken verwenden, können Sie dann natürlich auch als Proof-Profil benutzen, um Ihren Drucker zu simulieren.

Zur Profilierung von Druckern gibt es Messgeräte, mit denen Farbfelder auf einem Probedruck angemessen werden. Diese Messgeräte sind allerdings für Gelegenheitsanwender viel zu teuer.
Alternativ kann man sich das Profil von einem Dienstleister (z. B. digitalefarbe.de oder Fotodesign Winkler) anfertigen lassen: Man druckt eine Testseite mit speziellen Farbfeldern aus, schickt sie per Post an den Dienstleister und bekommt nach wenigen Tagen per E-Mail das fertige ICC-Profil zugeschickt.
Wer es ganz billig haben will, kann auch ein "halbwegs passendes" Profil vom Hersteller seines Druckers oder vom Hersteller des Papiers bekommen. Hier gilt dasselbe wie für die Monitorprofile: Nicht alle Hersteller nehmen es mit ihren Druckerprofilen so genau.

Bleibt noch die Frage, wie das Profil in den Workflow eingebunden wird. Unter Windows die zuverlässigste und einzig wirklich empfehlenswerte Methode ist, das Druckerprofil direkt in dem Programm einzubinden, mit dem man druckt. Dies setzt natürlich die Unterstützung von Drucker-Farbmanagement durch das Programm voraus. Mit Photoshop klappt das selbstverständlich. Auch Photoshop Elements, Lightroom, PhotoLine oder AffinityPhoto bieten ein eigenes Drucker-Farbmanagement. Bietet das Programm aber kein eigenes Druckerfarbmanagement, ist es unter Windows fast unmöglich, mit Profil zu drucken. Nur wenige Druckertreiber bieten dafür eine eigene Möglichkeit.
Unter macOS ist die Sache deutlich einfacher. Dort kann das Betriebssystem auf Wunsch sein eigenes Druckerfarbmanagement anwenden – auch fürs Drucken aus Programmen, die selber kein Farbmanagement bieten.

Ausbelichten mit Farbmanagement

Falls Sie Fotos in einem Labor ausbelichten (umgangssprachlich "entwickeln") lassen wollen, müssen Sie darauf achten, dass dort wirklich ICC-Farbmanagement angewendet wird. Leider tun das nur sehr wenige; die vielleicht bekanntesten sind Saal-Digital und Fotoexakt.

Wenn das Labor Farbmanagement anwendet, können Sie Ihre Bilder in verschiedenen Arbeitsfarbräumen anlegen und auf ein korrektes Ergebnis vertrauen. Mit sRGB und AdobeRGB geht es auf jeden Fall; welche anderen Farbräume unterstützt werden, können Sie beim Anbieter erfragen. Achten Sie stets darauf, das Profil des Arbeitsfarbraums in jede Bilddatei einzubetten - besonders, wenn Sie nicht sRGB benutzen. Um das ICC-Profil der Belichtungsmaschine brauchen Sie sich hingegen nicht zu kümmern: Das Labor profiliert seine Maschinen regelmäßig neu und wendet das jeweils aktuelle Profil beim Ausbelichten an.

Wenn Sie vorab einen Soft-Proof durchführen wollen, können Sie von der Homepage des Labors ein Proof-Profil herunterladen. Dieses Proof-Profil entspricht oft nicht 100-prozentig dem verwendeten Maschinenprofil (es ist z. B. nur ein Durchschnittsprofil für mehrere Papiersorten), aber es ist für den Zweck des Softproofs genau genug.

Die Mehrzahl der heutigen Bilderdienste praktiziert leider kein (echtes) Farbmanagement und liefert daher keine verbindlichen Farben. Labore, die eine nicht abschaltbare "Optimierung" der Bilder durchführen, sind für korrekte Farbwiedergabe sowieso nicht zu gebrauchen.

Bei der Auswahl des Labors ist Vorsicht geboten: Längst nicht alles, was heute unter dem Stichwort "Farbmanagement" angepriesen wird, erfüllt diese Erwartung. Nur weil ein Labor ein Proof-Profil zum Download anbietet, heißt das noch lange nicht, dass auch der Rest des Farbmanagement-Workflows stimmt.
Manchmal verbirgt sich hinter dem beworbenen Farbmanagement nur ein fragwürdiges Monitor-Testbild und der Hinweis, man solle sRGB verwenden. Manche Labore nehmen zwar Bilder in großen Farbräumen an, konvertieren diese aber intern nach sRGB und belichten dann im unkalibrierten sRGB-Modus der Maschine; so hat man weder ein verlässliches Ergebnis noch die Vorteile großer Farbräume. Mit ICC-Farbmanagement hat das alles nicht viel zu tun.

Was Sie sonst noch wissen müssen

Jetzt sind wir am Ende dieser kleinen Artikel-Reihe angekommen. Aber Sie haben es vermutlich schon gemerkt: Farbmanagement ist eine ganz schön komplexe Sache mit vielen Fehlerquellen. Fast jede Antwort wirft neue Frage auf, und es dauert seine Zeit, bis man richtig durchblickt. Beim Schreiben dieser Artikel hat es mich oft in den Fingern gejuckt, noch mehr ins Detail zu gehen und weitere Aspekte zu erläutern. Aber ein schneller Einstieg in die Thematik soll ja nicht schon durch seinen Umfang abschrecken.

Wer als Hobbyfotograf Bilder bearbeiten und die Ergebnisse nicht dem Zufall überlassen will, wird langfristig nicht um eine eingehende Beschäftigung mit dem Thema Farbmanagement herumkommen.
Besonders empfehlen möchte ich mein eigenes Standardwerk mit dem Titel Farbmanagement für Hobbyfotografen, das ursprünglich mal als kostenpflichtiges E-Book erhältlich war und nun in leicht gekürzter und mehrfach überarbeiteter Form online zur Verfügung steht. Sie finden dort auch Links zu weiteren Farbmanagement-Artikeln anderer Autoren.

Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: Januar 2022
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