Hinweise ausblenden

Diese Webseite verwendet Cookies.
Diese Webseite enthält Affiliate-Links von Amazon.
Näheres siehe Datenschutzerklärung

FOTOVIDEOTEC.DE HAUPTSEITE   IMPRESSUM   DATENSCHUTZERKLÄRUNG

Geht es auch ohne eigenes Farbmessgerät?

Farbmessgeräte kosten Geld. Da taucht natürlich die Frage auf, ob sie nicht doch irgendwie entbehrlich (oder wenigstens billiger zu beschaffen) sind.

Wer Fotos am Computer bearbeitet, will sicherstellen, dass er dabei die korrekte Helligkeitsverteilung und die korrekten Farbsättigungen sieht. Es ist wichtig, wahrzunehmen, wann Details in dunklen Bildbereichen noch erkennbar sind und wann sie langsam im Schwarz versinken. Es ist genauso wichtig, Farbstiche als solche identifizieren zu können und zuverlässig zu erkennen, wie sich bestimmte Kontrastkorrekturen auswirken.

Keine "manuelle Kalibrierung" der Monitorfarben nach Testbildern kann eine Anpassung von Farbräumen ersetzen. An der Benutzung von Farbmanagement führt für ernsthafte Bildbearbeitung daher kein Weg vorbei - und eine der Voraussetzungen für die Nutzung von Farbmanagement ist nun mal das Vorhandensein eines passenden Monitorprofils. Diskutieren kann man allenfalls darüber, welche Ansprüche an die Präzision des Profils man stellt.

Abgleich nach Testfotos

Egal, wie oft es schon irgendwo empfohlen wurde: Ein Musterfoto neben den Monitor zu halten und dann irgendwie einen visuellen Abgleich zu suchen, ist aus mehreren Gründen kompletter Blödsinn. Man kann es leider nicht höflicher sagen.

Profil eines typgleichen Monitors

Solange Sie nur sehr begrenzte Ansprüche an die Genauigkeit haben, können Sie ein Profil verwenden, das nicht speziell an Ihrem Monitor gemessen wurde, sondern lediglich an einem anderen Monitor desselben Typs. Wenn Sie einen guten Markenmonitor benutzen, dürfen Sie davon ausgehen, dass die Serienstreuung sich anfangs in erträglichen Grenzen hält. Viele Monitorhersteller bieten sogar auf ihren Internetseiten Profile für ihre Monitore zum Download.

Besser als ein laienhaftes "Kalibrieren nach Sicht" ist die Verwendung eines ungefähren Profils allemal.

Allerdings gibt es oft kleine Abweichungen (bedingt durch Serienstreuung oder Alterung), die man auf den ersten Blick noch gar nicht bemerkt, die aber dann z. B. zu einer falschen Hauttonwiedergabe oder einem nicht ganz neutralen Mittelgrau führen können.

Farbmessgerät ausleihen/teilen

Wenn man die Software-Lizenzfragen klären kann, ist das gelegentliche Mieten bzw. Ausleihen eines Colorimeters eine praktikable Lösung.

Manche Hersteller behaupten, man müsse aufgrund der Alterung des Monitors mindestens monatlich die Kalibrierung und Profilierung neu durchführen. Die meisten Experten finden das übertrieben, und es ist auch eine Frage der Technik: Die LED-Beleuchtungen moderner Flachbildschirme altern nicht mehr so stark wie die CCFL-Beleuchtungen älterer Modelle oder die Farbstoffe von Röhrenmonitoren; daher kann man die Intervalle bei den heute üblichen LCD-LED-Monitoren ruhig deutlich länger machen. Dasselbe gilt für OLED-Monitore, die ja ebenfalls auf LED-Technik basieren.

Naheliegend wäre dann die Idee, ein Farbmessgerät nur gelegentlich (z. B. einmal jährlich) bei einem Fachhändler auszuleihen - oder ein Gerät zusammen mit gleichgesinnten Freunden anzuschaffen und herumzureichen.
Das scheitert zunächst an den Lizenzbedingungen der mitgelieferten Software, die den Verleih und das Teilen nicht gestatten. Meist werden Mehrfachinstallationen auch durch ausgefeilte Aktivierungsverfahren unterbunden. Ein praktischer und juristischer Ausweg ist dann die Verwendung der kostenlosen Software DisplayCal (siehe Anleitung hier).

Ergänzend sei erwähnt: Ganz streng genommen hilft auch DisplayCal nur in den Fällen, wo man komplett ohne Treiber und Korrekturdaten des Colorimeter-Herstellers auskommt. Für die meisten Colorimeter braucht man aber mindestens eines von beiden - und das setzt eigentlich wieder voraus, dass man Gerät und Software selber gekauft hat. (Vor einem Gericht endgültig geklärt wurde die Frage der Treiber- und Korrekturdatennutzung meines Wissens noch nicht.)

Gebrauchtes Messgerät kaufen

Ein Colorimeter kann man sich gebraucht kaufen und damit etwas Geld sparen. Dabei ist allerdings Vorsicht geboten, denn Colorimeter unterliegen der Alterung; sie altern nicht so schnell wie Monitore, aber je nach Art der verbauten Farbfilter verlieren sie früher oder später an Genauigkeit.
Teure Profi-Messgeräte kann man beim Hersteller aufwendig überprüfen und korrigieren lassen, aber für die gängigen Geräte der Preisklasse unter 300 Euro rechnet sich das nicht. Tests haben übrigens gezeigt: Auch die vielgelobten "anorganischen" Filter mancher Colorimeter können messbar altern.

Beim Gebrauchtkauf weiß man nicht immer, wie der Vorbesitzer das Gerät behandelt hat: Wurde es dunkel im Schrank aufbewahrt, kann es fünf Jahre später noch in gutem Zustand sein. Stand es hingegen offen im Raum und war jahrelang dem Tageslicht ausgesetzt, dürften seine Farbfilter schon stark verändert sein. Macht der Verkäufer keine Angaben zu Alter und Lagerung des Colorimeters, sollte man generell die Finger davon lassen.

Auf keinen Fall noch kaufen sollte man ältere Gerätemodelle wie Huey, Spyder 2 oder Spyder 3. Bedenkenlos gebraucht kaufen kann man aktuelle Geräte, die erst wenige Wochen alt sind (häufig von "Sparfüchsen" angeboten, die nur einmal ihren Monitor vermessen haben und nun glauben, das Gerät nicht mehr zu brauchen).

Übrigens darf der Vorbesitzer des Gerätes die mitgelieferte Software nicht mehr nutzen, sobald er das Komplettpaket weiterverkauft hat. Das mit der Software erstellte ICC-Profil samt Kalibrierungsdaten kann zwar weiterverwendet werden, aber die mit dem Colorimeter gelieferte Loader-Software muss deinstalliert und durch freie Software oder eine entsprechende Funktion des Betriebssystems ersetzt werden. Wie das mit Windows funktioniert, können Sie hier nachlesen. (Unter macOS werden die Kalibrierungsdaten immer vom Betriebssystem geladen, so dass hier kein Konflikt entsteht.)

Oder halt doch ein neues Messgerät kaufen

Auf Nummer sicher geht man stets mit dem Kauf eines neuen Paketes (Messgerät und Software). Neben den Kosten für Kameras, Objektive und Computer-Hardware sind moderne Colorimeter absolut erschwinglich, und man umgeht alle Unsicherheiten von Gebrauchtkauf oder Ausleihe.

Mit dem Calibrite ColorChecker Display (Nachfolgemodell des X-rite i1 Display Pro) bekommen Sie heute ein sehr gutes und empfehlenswertes Messgerät samt flexibler Software. Wenn es etwas billiger sein soll, müssen Sie auf den Spyder X Pro ausweichen.

Für Monitore mit besonders hohem nativem Kontrastumfang (das betrifft in erster Linie OLED-Monitore) muss das Messgerät diese ausdrücklich unterstützen. Das ist z. B. beim Calibrite ColorChecker Display Plus der Fall.

Wann immer Ihnen die mitgelieferte Software zu eingeschränkt ist, rate ich zur Verwendung der freien Software DisplayCaI. Hier finden Sie eine ausführliche Anleitung dazu.

Ihr Kauf bei Amazon über die Angebote oder diesen Link unterstützt die Seite fotovideotec.de.

 

Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: Januar 2022
IMPRESSUM
DATENSCHUTZERKLÄRUNG

Nächster Artikel

Einführung in die Monitorkalibrierung und -profilierung

Absolute und relative Farben

Kalibrierung und Profilierung - der große Unterschied

Geht es auch ohne eigenes Farbmessgerät?

Praktische Durchführung von Kalibrierung und Profilierung

Softproof, Druck und Ausbelichtung