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Praktische Farbmanagement-Anwendungen

Programme auf Farbmanagement-Tauglichkeit testen

Wenn man Farben korrekt anzeigen möchte, ist grundsätzlich Farbmanagement im jeweiligen Anwendungsprogramm erforderlich. Das Laden der Kalibrierungsdaten in die LUT der Grafikkarte genügt nicht - auch wenn dies irrtümlich oft angenommen wird. (Näheres zum Zusammenspiel von Monitorkalibrierung und Farbmanagement siehe hier.)

Nicht immer ist einwandfrei klar, ob ein Programm Farbmanagement beherrscht. Viele tun es leider nicht. Zudem gibt es einige unausgegorene Lösungen, die zunächst nach Farbmanagement-Unterstützung aussehen, aber bei genauerer Betrachtung dem Anspruch doch nicht ganz gerecht werden. Im Zusammenhang mit Browsern wurden ja schon ein paar Fehlermöglichkeiten genannt, aber auch andere Programme wie Bildbearbeitungsprogramme und Bildbetrachter können betroffen sein.

Man kann im Internet nach konkreten Erfahrungsberichten suchen. Mit etwas Glück hat schon jemand anders das Programm auf Farbmanagement hin untersucht und irgendwo seine Erfahrungen aufgeschrieben. Zum Beispiel die Tabelle hier listet bereits die Ausstattung einer Reihe von Programmen auf.

Ansonsten können Sie nach folgender Checkliste vorgehen, um die wichtigsten Aspekte selber zu durchleuchten.

1. Werden eingebettete Profile beachtet?

Wird ein Monitor verwendet, dessen Farbraum relativ nah an sRGB liegt, fällt vielleicht gar nicht auf den ersten Blick auf, ob das Programm Farbmanagement beherrscht. Das würde man dann erst in farblichen Feinheiten beurteilen können - aber das ist zeitaufwendig und braucht ein geschultes Auge.

Einfacher geht es mit einem speziellen Testbild, dass Sie sich hier herunterladen können. Dieses Bild ist in einem verdrehten Farbraum angelegt (rot wird blau, grün wird rot und blau wird grün). Wird es ohne aktives Farbmanagement betrachtet, sehen die Farben daher sehr seltsam aus, und die Beschreibung der Farben stimmt nicht mit den jeweiligen Schriftfarben überein.

Die Ergebnisse dieses Tests können aufschlussreich sein. Es gibt z. B. Bildbetrachtungsprogramme, die zwar das Hauptbild mit Farbmanagement anzeigen, aber die kleinen Vorschaubilder konventionell im Monitorfarbraum. (Das ist nicht schlimm, aber interessant zu wissen.)

Der Test ist zudem nützlich, um herauszufinden, wie das Farbmanagement richtig eingeschaltet wird. Es gibt nämlich einige (ältere) Programme, die zwar irgendwo in den Tiefen des Menüs die Fähigkeit für Farbmanagement versteckt haben, aber dieses im Installationszustand noch deaktiviert lassen (z. B. weil das Programm dadurch etwas verlangsamt wird).

2. Wird das richtige Monitorprofil benutzt?

Verläuft der erste Test negativ, kann man sicher sein, dass kein Farbmanagement angewendet wird. Umgekehrt heißt ein positiver Test aber noch nicht, dass die Farben wirklich stimmen. Es hat sich nämlich auch eine seltsame Halblösung etabliert: ein Pseudo-Farbmanagement. Betroffene Programme konvertieren Bilder aus anderen Farbräumen lediglich nach sRGB - aber nicht ins wirkliche Monitorprofil. Offenbar gingen die Programmierer davon aus, dass die Benutzer sowieso kein exaktes Monitorprofil verwenden; auch in Windows ist ja nach der Installation nur sRGB als Fallback-Geräteprofil voreingestellt.
Die Konvertierung nach sRGB sorgt dafür, dass große Farbräume nicht mit blassen Farben dargestellt werden und das Testbild auf den ersten Blick "richtig" aussieht. Je weiter jedoch der Monitorfarbraum von sRGB abweicht, desto falscher ist das Ergebnis. Besitzer farbstarker Wide-Gamut-Monitore haben unter Pseudo-Farbmanagement besonders heftig zu leiden. Mit "normalen" Monitoren ist der Fehler nicht so offensichtlich. Doch gerade die farblichen Feinheiten, die das individuelle Monitorprofil angleichen soll, gehen verloren.

Bleibt die Frage, wie man echtes Farbmanagement von Pseudo-Farbmanagement sicher unterscheiden kann.
Wenn das Programm eine eigene Einstellung fürs Monitorprofil hat, ist der Fall relativ klar: Wenn hier das korrekte Monitorprofil gewählt wird, müsste alles stimmen.
Manche Programme verwenden automatisch das System-Monitorprofil und zeigen dessen Namen zur Kontrolle irgendwo an. Auch das ist einigermaßen sicher.
Schwierig wird die Einschätzung, wenn es weder eine Einstellung noch eine Anzeige des Profilnamens gibt. Zwar sollte das Programm dann ebenfalls das System-Monitorprofil verwenden (und die meisten, bei denen das Testbild richtig angezeigt wird, tun es zum Glück ja auch), aber sicher sein kann man nicht. Eine ähnliche Unsicherheit entsteht bei Vorhandensein mehrerer Monitore: Man kann nie ganz darauf vertrauen, dass das Programm wirklich das richtige Monitorprofil zugeordnet hat bzw. überhaupt mehrere getrennte Monitore unterstützt.

Am besten behelfen Sie sich mit folgendem Trick: Installieren Sie in Ihrem Betriebssystem vorübergehend statt Ihres korrekten Monitorprofils ein völlig falsches Profil, dessen Auswirkung Sie auf den ersten Blick sehen können. Ich empfehle hierzu das spezielle Test-Profil CM-Test_sRGB.icc, das eine total verdrehte Farbwiedergabe bewirkt. Das sieht ähnlich aus, aber doch etwas anders als im obigen Testbild. (Also bitte diese Tests nicht durcheinanderbringen, sondern unabhängig voneinander durchführen.)

Wie man ein Monitorprofil unter Windows installiert, können Sie übrigens unter Windows-Farbverwaltung nachlesen. Dasselbe für macOS erfahren Sie unter ColorSync.

Schließen Sie nach Installation des falschen Monitorprofils das zu überprüfende Programm und starten Sie es neu, damit das Monitorprofil neu detektiert werden kann. (Unter macOS gibt es einige Programme, die ein neues Profil sofort nach dem Wechsel und ohne Neustart umschalten. Aber das gilt nicht für alle!)
Das falsche Monitorprofil wird die Farben, die mit seiner Hilfe verarbeitet wurden, sehr seltsam verbiegen; zum Beispiel wird Himmelblau zu Rosa. Dadurch haben Sie den sicheren Beweis, dass das Monitorprofil angewendet wird. (Benutzen Sie für diesen Test normale Bilder - also nicht das obige Testbild. Das würde durch die zusätzliche Farbdrehung nur Verwirrung stiften.)
Zeigt Ihr Programm hingegen weiterhin normale Farben, heißt das, dass das eingestellte Monitorprofil nicht beachtet wird.

3. Welche Bildformate werden unterstützt?

Wenn Sie schon mal testweise das verdrehte Monitorprofil installiert haben, können Sie bei der Gelegenheit auch gleich ein paar weitere Versuche durchführen.

Probieren Sie Bilder in verschiedenen Farbräumen (sRGB, AdobeRGB, ProPhotoRGB etc.) und verschiedenen Dateiformaten (JPEG, TIFF, PNG etc.) aus. Probieren Sie Bilder mit und ohne eingebettetes Profil - denn manche Programme machen Farbmanagement nur mit Bildern, die ein eingebettetes Profil mitbringen, während andere Programme profillose Bilder z. B. als sRGB interpretieren.

Man kann es nicht oft genug betonen: Das Interpretieren der Bildfarben als sRGB ist nicht dasselbe wie das Fehlen von Farbmanagement.

Vergessen Sie nach Abschluss des Tests bitte nicht, wieder das echte/normale Monitorprofil einzustellen.

Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: August 2019
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