Definierte Farbräume
Die Farbwerte von RGB oder CMYK sind in der Praxis zunächst ziemlich nichtssagend. Eine Datei kann z. B. eine RGB-Farbe 255/0/0 enthalten, was "das maximal helle und maximal gesättigte Rot" darstellt; damit ist aber nirgends festgelegt, wie dieses Rot absolut auszusehen hat. Ein Monitor stellt es dann mit seinem maximalen Rot dar (das beste Rot, das er rein physikalisch schafft), aber ein anderer Monitor mag aufgrund anderen Aufbaus ein viel stärkeres oder schwächeres maximales Rot zeigen. Das gilt natürlich nicht nur für 255/0/0, sondern auch für jeden anderen Farbwert.
Genau an dieser Stelle setzt nun das Farbmanagement an. Mit Farbmanagement gibt es nicht mehr "den" RGB-Farbraum oder "den" CMYK-Farbraum, sondern es gibt nur noch definierte Farbräume. Definiert heißt, dass jedem Wert des Farbraums ein exakter Wert im CIE-Lab-Referenzfarbraum zugewiesen werden kann.
Nehmen wir als Beispiel den sRGB-Farbraum - den wohl weitest verbreiteten
definierten RGB-Arbeitsfarbraum im Bereich der Digitalfotografie. Sobald
man festgelegt hat, dass ein Bild im sRGB-Farbraum vorliegt, kann man ganz
eindeutig sagen, wie das Rot mit dem Wert 255/0/0 auszusehen hat. Es
entspricht dann einem ganz bestimmten Wert in CIE-Lab.
Liegt das Bild in einem anderen definierten RGB-Farbraum vor, kann es
ebenfalls Pixel in der Farbe 255/0/0 enthalten, nur entsprechen die dann
einer anderen absoluten Farbe.
Dieselbe absolute Farbe, die in sRGB den Wert 255/0/0 hat, hat etwa in
AdobeRGB den Wert 219/0/0, oder in ProPhotoRGB wäre es 179/70/26 - um nur
zwei weitere definierte RGB-Farbräume zu nennen.
Umgekehrt könnte man allerdings die Farbe, die in ProPhotoRGB den Wert
255/0/0 hat, nicht in einem sRGB-Wert ausdrücken - denn diese absolute
Farbe liegt weit außerhalb von sRGB.
Etwas verwirrend mag für den Einsteiger der Wechsel zwischen den
Farbsystemen sein. Da sucht man für einen RGB-Wert eine Entsprechung in
einem Lab-System, und eventuell sucht man dann dieselbe Farbe für den
Druck noch in einem CMYK-Farbraum. Das erfordert natürlich immer wieder
interne Umrechnungen.
Ich habe aber in den Erklärungen ganz bewusst nur RGB-Werte und keine Lab-
oder CMYK-Werte genannt, weil das die Verwirrung nur größer macht, und
weil wir als Hobbyfotografen doch immer wieder bei RGB landen. Die
Umrechnungen können wir komplett dem Farbmanagement-System überlassen.
Das Wissen um die Existenz des Referenzfarbraums CIE-Lab ist dennoch
sinnvoll, wenn man die Funktionsweise des Farbmanagements verstehen will.
Es wird klar, wie in Lab ein Farbton getrennt von der Helligkeit bewertet
werden kann, obwohl doch die Helligkeit in RGB-Werten stets mit den
Farbwerten vermischt ist.
In einem Lab-Koordinatensystem (oder vereinfacht als 2D-Darstellung in
einem ab-Koordinatensystem) können wir jeden Farbraum darstellen und auch
alle definierten Farbräume vergleichen, egal ob es sich um Lab-, RGB- oder
CMYK-Farbräume handelt.
Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: Oktober 2017
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