Praxisvergleich Nikon D70 gegen D200

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Nikon D70 gegen D200 - Gesamtfazit und Kaufberatung

Wie wird mein Fazit ausfallen? Kommt es sehr überraschend, wenn ich die D200 zur insgesamt besseren Kamera küre? Wohl kaum, denn sonst hätte ich meine D200 längst wieder zurückgegeben und die D70 behalten.
Was die Leser dieser Seite vermutlich mehr interessiert, sind einmal mehr die Details, und damit natürlich Antworten auf die allgegenwärtigen Kaufentscheidungs-Fragen: Lohnt sich der Umstieg von der D70(s) auf die D200? Wäre die D80 vielleicht die günstigere Alternative zur D200? Soll ich als Einsteiger ein gebrauchte D70 nehmen, eine D80 oder gleich eine D200? Oder etwa eine D40(x)?

Es mag nach einem Klischee klingen, aber dieser Satz stimmt immer noch: Beide Testkandidaten sind sehr gute Kameras, und mit beiden lassen sich hervorragende Fotos machen - wenn der Mensch dahinter sein Handwerk versteht.
99 % aller Alltagsbilder (also Fotos im familiären Umfeld, übliche Urlaubsfotos usw.) kann man mit der D70 und der D200 gleich gut machen; man wird auf den fertigen Album-Abzügen selbst im direkten Vergleich nicht sagen können, mit welcher Kamera die Bilder aufgenommen wurden. Etwas anders sieht es aus, wenn man speziellere Motive fotografiert, die an den Grenzen der D70 kratzen: Wer Sport und Action aufnimmt, wird die höhere Serienbildgeschwindigkeit und die leistungsfähigeren Autofokus-Funktionen der D200 für sich nutzen können; hier steigt die Trefferquote (also Anzahl scharfer Bilder) gegenüber der D70 deutlich. Wer Stativaufnahmen mit kritischen Belichtungszeiten plant, wird die SVA der D200 zu schätzen wissen. Wer schwere Objektive verwendet und seine Kamera nicht immer sanft behandelt, profitiert vom stabilieren Gehäuse der D200. Wer auf ein schnelles Einstellen der wichtigen Kamerafunktionen angewiesen ist, holt mit der D200 gegenüber der D70 die entscheidenden Sekunden raus. Wer JPEGs direkt aus der Kamera verwenden will/muß und trotzdem große Abzüge oder Ausschnittsvergößerungen macht, erzielt mit der D200 eine etwas bessere Bildqualität als mit der D70, deren bestmögliche Bildqualität erst aus dem RAW-Format entsteht (besonders gilt das für die Arbeit mit höheren ISOs, da die D70 noch keine kamera-interne Entrauschung kennt).

Wer die erklärte Absicht hat, das Fotografieren von Grund auf zu erlernen, kann die D200 als (dafür recht teure) Einsteigerkamera nehmen; vom Preis-Leistungs-Gedanken her finde ich das jedoch nicht sinnvoll. Als Einsteiger hat man mit der D70 definitiv mehr Spaß. Zwar ist auch sie bereits sehr gut ausgestattet und hat ein umfangreiches Menü, aber das ist gar nichts im Vergleich zur fast unüberschaubaren Konfigurierbarkeit der D200, die selbst Profis nicht auf Anhieb überblicken werden. Die D70 verfügt über Vollautomatik und Motivprogramme; fortgeschrittene Amateure mögen darüber die Nase rümpfen, aber für den unvorbelasteten Einsteiger sind solche Programme zumindest ein Notbehelf, um von Anfang an mit ihrer Kamera arbeiten zu können. Nicht wenige Leute gönnen sich ihre erste DSLR kurz vor einem Urlaub oder sonstigen Ereignis; dann wollen sie auch von Anfang an brauchbare Bilder schießen und nicht erst ein mehrmonatiges Foto-Studium absolvieren. Trotzdem bietet die D70 alle manuellen Einstellmöglichkeiten, so daß einer späteren Weiterentwicklung der eigenen Kenntnisse nicht im Weg steht. Ob man das tatsächlich tut, oder ob man aus Bequemlichkeit bei den Motivprogrammen bleibt, muß jeder für sich selber entscheiden. Die D70 läßt dem Anwender jedenfalls die Wahl.
Die D200 ist für derart schnellen Einstieg ungeeignet. Ohne ein Grundwissen um Blende, Belichtungszeit, ISO-Empfindlichkeit usw. wird man mit der D200 nicht so viel anfangen können, weil ihr Konzept von Anfang an auf dem Mitdenken des Fotografen aufbaut. Selbst vorgebildete Hobbyfotografen werden nicht in wenigen Stunden von einer anderen Kamera auf die D200 "umlernen". Natürlich kann man in den Menüs weitgehend die Werkseinstellungen stehen lassen und gleich mit den (fast) selbsterklärenden Direkt-Bedienelementen loslegen, aber einen praktischen Vorteil gegenüber billigeren Kameramodellen hat man erst nach der Einarbeitung.

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Da die D70(s) nur noch als Auslaufmodell erhältlich ist, rückt jetzt die D80 mehr ins Interesse der Käufer. Fragt sich also, wo man die D80 hier einordnen kann. Vom Bedienkonzept und der Gehäusequalität liegt die D80 sehr nah an der D70(s). Auch die D80 bietet einsteigergerechte Automatikfunktionen und gleichzeitig alle manuellen Steuerungen. Aufgrund der verbesserten JPEG-Fähigkeiten ist die D80 das noch problemlosere Einsteigermodell als die D70; zusätzlich teilt sie nicht die Tendenz der D70 (auch der D200) zu etwas knapper Belichtung mit Matrixmessung, was zwar aus professioneller Sicht (Erhalt der Lichter) ein Nachteil sein kann, jedoch dem unerfahrenen Einsteiger direkt nutzbare Fotos beschert, die auch ohne Nachbearbeitung hell genug sind. Die meisten der kleinen Kritikpunkte der D70 wurden bei der D80 ausgemerzt: Sie hat eine Direkttaste zum Umschalten zwischen AF-S und AF-C, sie hat eine Spiegelvorauslösung (zwar nur die 0,4-Sekunden-Variante, aber die reicht ja meist aus, wie der Test gezeigt hat), eine programmierbare Funktionstaste (z. B. für den Blitzbelichtungsspeicher) sowie den größeren Sucher und den größeren Monitor (wie die D200). Die kamera-interne JPEG-Berechnung und Entrauschung höherer ISO-Werte ist ebenfalls auf gleichem Niveau wie in der D200. Die Zahl der AF-Felder entspricht zwar auch der D200, allerdings bietet die D80 für den AF nicht so viele Konfigurationen und kann daher im Action-Bereich nicht ganz mithalten.

Ach ja, es gibt natürlich noch ein paar weitere Modelle im aktuellen Nikon-Sortiment und auf dem jungen Gebrauchtmarkt. Die reinen Profimodelle der D2-Reihe lasse ich gleich außen vor, weil sie für Amateure (wie mich) preislich praktisch unerreichbar sind.
Die jüngere D70s habe ich im Vergleichtest weitgehend der klassischen D70 gleichgestellt, weil es zu 99 % dieselbe Kamera ist. Das vielbeschworene Software-Update 2.0, das aus der D70 eine D70s machen soll, ändert im Wesentlichen nur die Menüfarben und macht ein paar Feinjustierungen am Autofokus, aber es kommen reine relevanten Funktionen dazu. Der einzige praxisrelevante Hardware-Unterschied der D70s ist das Vorhandensein einer Kabelauslöser-Buchse (der Kabelauslöser ist bei Langzeitbelichtungen, wo man die Kamera von hinten bedient, zuverlässiger als der IR-Auslöser). Aber ich würde für das s-Modell auf dem Gebrauchtmarkt keinen Euro mehr bezahlen als für die "alte" D70.
Die D50 ist eine funktionell abgespeckte Version der D70s, der so schöne Bedienungsdetails wie das 2. Einstellrad und das beleuchtete Display vorenthalten bleiben, ebenso die drahtlose iTTL-Funktionalität und die einblendbaren Gitterlinien. Außerdem markiert die D50 Nikons Übergang von der CF-Karte zur SD-Karte im Amateursegment. Eine D50 würde ich nur kaufen, wenn sie deutlich billiger als die D70 zu bekommen wäre.
In Foren wird immer mal wieder die alte D100 (Vorgängermodell der D200) empfohlen, die gebraucht im Preissegment der D70 liegt. Ihre Vorteile gegenüber der D70 beschränken sich auf die SVA und die Anschlußmöglichkeit für einen Hochformat-Handgriff. Letzterer ist allerdings heute noch so teuer, daß man dann fürs gleiche Gesamtbudget bereits eine D80 bekommt, die technisch in jeder Hinsicht besser ist. Für die meisten Anwender ist auch die D70 der D100 vorzuziehen; die D100 hat noch einen sehr langsamen Prozessor und braucht z. B. zum Abspeichern komprimierter RAW-Dateien eine kleine Ewigkeit. Auch der Sensor der D100 liefert, trotz nominell gleicher Auflösung, keine so scharfen Bilder wie der der D70. Ist einfach Technik von gestern, so hart das nach diesen paar Jahren klingt.
In jüngerer Zeit hat Nikon uns noch zwei Einsteigermodelle präsentiert: Die D40 und die D40x. Beide leiden an der großen Einschränkung, keinen eigenen AF-Motor zu besitzen und daher Objektive mit eingebautem Motor (d. h. AF-S in der Nikon-Typenbezeichnung) zu benötigen. Das schränkt die Objektivauswahl ziemlich ein, gerade im Hinblick auf Fremdhersteller-Objektive (deren Nikon-Versionen noch überwiegend ohne eigenen Motor angeboten werden); aber auch die meisten der beliebten Nikon-Festbrennweiten taugen noch nicht für die D40(x). Auch darüber hinaus sind die Modelle funktionsreduziert (weniger Bedienelemente, weniger AF-Felder etc.), was sie für ernsthafte Amateure komplett uninteressant macht. Die D40 ist derzeit eines der billigsten DSLR-Modelle und hat für Einsteiger ohne große Objektivkauf-Ambitionen daher noch eine gewisse Existenzberechtigung. Die D40x hat gegenüber der D40 keinen ernsthaften Vorteil und ist schon so teuer, daß man für das Geld bei anderen Herstellern wesentlich interessantere Kameras mit weniger Einschränkungen bekommt. Das System-Argument, bei Nikon auf ein größeres Objektivsortiment zurückgreifen zu können als bei Sony, Pentax oder Olympus, gilt für D40 und D40x ja gerade nicht.

Zurück zu meinen Testkandidaten D70 und D200 sowie der einzigen anderen für Amateure interessanten Kamera im aktuellen Nikon-Sortiment, der D80. Es gibt eine Reihe guter Gründe, statt einer gebrauchten D70 heute eine D80 zu nehmen (oder sogar von der D70 auf die D80 aufzusteigen, wenn man an der D70 was vermißt). Warum man statt der D80 eine D200 nehmen sollte, ist aus Sicht des Amateurs weniger offensichtlich, aber auch hierfür kann es Argumente geben. Um die Sache übersichtlicher zu halten, habe ich nun zwei Spalten-Vergleiche mit den wichtigsten Argumenten aufgestellt, einmal D70 gegen D80, und einmal D80 gegen D200.

Diese Aufzählung zeigt die (aus meiner Sicht) potentiell kaufentscheidenden Punkte für oder gegen die einzelnen Modelle. Darunter stehen die Punkte, die sich unterscheiden, aber nicht eindeutig Pro und Contra zuzuordnen sind.

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Für die D80 spricht... Für die D70 spricht...
Größerer Sucher mit 0,94 % Vergrößerung (gegenüber 0,75 % in der D70)

Direkttaste zum Umschalten zwischen AF-S und AF-C (geht an der D70 nur übers Menü)

Anschlußmöglichkeit für einen echten Hochformat-Handgriff mit Auslöser. Für die D70 gibt es nur Griffe von Fremdherstellern, die einen unbrauchbaren oder gar keinen Auslöser besitzen. (Für die D70s sind allerdings echte Hochformatgriffe erhältlich, die mit einem Kabel an der Fernauslöserbuchse angeschlossen werden.)

11 AF-Meßfelder, die z. T. auch auf den klassischen Bildkompositionspunkten (Goldener Schnitt) liegen; das erspart wildes Schwenken nach dem Schärfespeichern und macht die Nutzung der kontinuierlichen Fokussierung flexibler. Die D70 hat nur 5 rautenförmig angeordnete Felder.

Der Selbstauslöser bleibt bis zur Deaktivierung oder dem Ausschalten der Kamera bestehen. Bei der D70 muß man ihn nach jeder Aufnahme neu aktivieren.

RGB-Histogramm, das alle drei Kanäle berücksichtigt. Die D70 besitzt nur ein Grünkanal-Histogramm, das Überbelichtungen nicht immer zuverlässig anzeigt.

Bessere JPEG-Berechnung und kamera-interne Rauschreduzierung für höhere ISO-Werte

Einstellung für ISO3200

Auf dem Gebrauchtmarkt günstigerer Preis

Kürzeste Verschlußzeit 1/8000 und kürzeste Blitzsynchronzeit 1/500 Sekunde (gegenüber 1/4000 bzw. 1/200 bei der D80). Dies hat mit dem elektronischen Verschluß der D70 zu tun. In Verbindung mit Studioblitzen ist die Synchronzeit der D70 sogar unbegrenzt, weil es sich nicht um einen Schlitzverschluß handelt.

RAW-Dateien sind auch kompatibel zu den bewährten Nikon-Programmen NikonView und Nikon Capture 4. Die RAWs der D80 erfordern PictureProject, NikonCapture NX und/oder CameraControl Pro.

Kompaktere RAW-Dateien von etwa 5,5 MB Größe (gegenüber ca. 8,5 MB bei der D80)

Sehr billige Fremd-Akkus (vom alten Typ EN-EL3 ohne die aufwendige Elektronik) erhältlich

Etwas längere Akku-Betriebsdauer

Die D70 speichert auf CF-Karten, die D80 auf SD-Karten.

Das Gehäuse der D80 ist etwas kleiner und leichter, das Gehäuse der D70 eignet sich besser für Fotografen mit großen Händen.

Der Sensor der D70 reagiert empfindlicher auf IR-Licht, weshalb sich einerseits die D70 besser für IR-Fotografie eignet, andererseits aber leichter ein Rotstich in bestimmten Motivteilen sichtbar werden kann.

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Für die D200 spricht... Für die D80 spricht...
Am Bedarf von Profis orientiertes Bedienkonzept mit vielen Direkt-Bedienelementen

Umfangreiche Menü-Konfigurierbarkeit, um die Kamera schnell auf häufig wiederkehrende Aufnahmesituationen einzustellen

Echte Spiegelvorauslösung, nicht nur 0,4 Sekunden wie bei der D80

Stabiles, gegen Staub und Spritzwasser abgedichtetes Metallgehäuse

Belichtungsmessung auch mit älteren Objektiven aus der Vor-Autofokus-Zeit (Nikon AI) sowie mit adaptierten Fremdobjektiven, Balgengeräten etc.

Stark konfigurierbarer Autofokus für schnelle Motive verschiedenster Art

Hohe Serienbildgeschwindigkeit (5 BpS, gegenüber 3 BpS bei der D80)

Großer Pufferspeicher (für 22 RAWs, die D80 schafft nur 6 RAWs)

1/8000 Sekunde Belichtungszeit und 1/250 Sekunde Blitzsynchronzeit (gegenüber 1/4000 bzw. 1/200 bei der D80)

5 Speicher für manuellen Weißabgleich (die D80 hat nur 1)

RAW-Dateien sind auch kompatibel zu den bewährten Nikon-Programmen NikonView und Nikon Capture 4. Die RAWs der D80 erfordern PictureProject, NikonCapture NX und/oder CameraControl Pro.

Deutlich günstigerer Preis

Leichteres, im Alltag handlicheres Kunststoffgehäuse

Vollautomatik und Motivprogramme, die auch unbedarften Einsteigern oder Gelegenheitsnutzern (z. B. Freunden und Familienangehörigen der Besitzer) ein Benutzen der Kamera ermöglichen

Abdeckung für Kabelauslöser besser bedienbar als an D200

Längere Akku-Betriebsdauer

Eingebauter Empfänger für IR-Fernbedienung (die D200 braucht dafür einen extra aufsteckbaren Empfänger)

Die D200 speichert auf CF-Karten (immer noch Standard im Foto-Profibereich), die D80 auf SD-Karten (Standard bei Kompaktkameras, auch schon häufig im Videobereich anzutreffen und etwas günstiger zu bekommen als CF)

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Eine vollständige Übersicht der Unterschiede ergibt sich übrigens aus meiner umfangreichen Vergleichstabelle, die auch noch die Modelle D50 und D70s mit berücksichtigt.

Andreas Beitinger
2006
IMPRESSUM
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