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An Nikon-DSLRs im LiveView die Blende verändern

Viele Nikon-DSLRs haben ein kurioses Problem: Während die Kamera sich im LiveView-Betrieb befindet, kann man die Blende nicht verändern. Man kann zwar den Blendenwert jederzeit anders einstellen, aber wirksam und sichtbar wird die Änderung immer erst, nachdem der Klappspiegel bewegt wurde. Diese Einschränkung (die es bei anderen Herstellern so nicht gibt) ist ärgerlich für Videofilmer, die während einer Aufnahme gern die Blende zur Helligkeitssteuerung verwenden würden. Genauso ärgerlich ist es für Fotografen, die sich vom LiveView eine jederzeit korrekte Vorschau der Schärfentiefe sowie die Möglichkeit zum präzisen manuellen Fokussieren erhoffen. Denn auch ein vorübergehendes Öffnen der Blende, wie es fürs manuelle Fokussieren nützlich wäre, beherrschen die betroffenen Kameras im LiveView nicht.

Betroffen von der blockierten Blendensteuerung im LiveView sind folgende DSLRs von Nikon:
D3, D700, D300, D300s, D90, D7000, D7100, D7200, D600, D610, Df sowie die Serien D3xxx und D5xxx.

Des Übels Ursache ist die mechanische Koppelung von Klappspiegel und Blendenmechanik, wie sie traditionell an Nikon-SLRs eingesetzt wird. An den analogen SLRs und den ganz frühen DSLRs von Nikon war das natürlich noch kein Problem; der Bedarf ergab sich erst mit dem Einzug von LiveView und Videoaufnahme. Irgendwann hat Nikon darauf reagiert und seine höherwertigen DSLR-Modelle mit unabhängigen Motoren für die Blende ausgestattet. Bei Einführung der ersten LiveView-fähigen DSLRs war Nikon aber technisch noch nicht so weit. Das erklärt, warum selbst eine Profikamera wie die D3 mit dieser hinderlichen Einschränkung daherkommt. An den günstigeren DSLR-Modellen wurde die Koppelung von Blende und Spiegel sogar später noch beibehalten (bis hin zur D3500 aus dem Jahr 2018). Deswegen sind bis heute sehr viele betroffene Nikon-Kameras im praktischen Einsatz. 

Wer sich mit der fehlenden Blendensteuerung im LiveView nicht abfinden (und trotzdem nicht gleich aus Frust einen Systemwechsel vollziehen) will, hat mehrere Möglichkeiten für Upgrades oder Workarounds. Aber nicht jeder Trick funktioniert mit jedem Kameragehäuse und jedem Objektiv.

Upgrade: Nikon-Kameras mit unabhängigem Blendenmotor

Die naheliegendste und universellste Upgrade-Lösung ist der Umstieg auf ein Nikon-Kameramodell, das einen separaten Blendenmotor besitzt und damit auch im LiveView ein jederzeitiges Verändern der Blende erlaubt. Im DX-Bereich ist die Auswahl hierfür mit D500 und D7500 eher übersichtlich. Unter den FX-DSLRs sieht es etwas besser aus: D3s, D4, D4s, D5, D6, D750, D780, D800, D800e, D810 und D850.

Eine weitere Option ist eine spiegellose Z-Nikon, wo sich die Frage der Koppelung von Spiegel- und Blendenmechanik nicht mehr stellt. Sowohl die FTZ-Adapter als auch die Z-Objektive haben eigene Blendenmotoren. Man kann die Blende also grundsätzlich jederzeit verändern.
Allerdings verhält sich die Blendensteuerung der Z-Nikons etwas eigenwillig und zeigt im Foto-Modus nur Blendenwerte bis 5,6 direkt als Vorschau an. Falls man stärker abblenden will, bekommt man die korrekte Vorschau nur mittels Schärfentiefe-Vorschaufunktion zu sehen. Hierfür kann man sich eine Funktionstaste programmieren (ähnlich der Abblendtaste an DSLRs).

Upgrade: Objektive vom Typ E

Einige F-Objektive von Nikon gehören dem „Typ E“ an. Sie besitzen bereits ihren eigenen Motor zur Steuerung der Blende (genau wie Z-Objektive) und sind nicht mehr auf die mechanische Blendenübertragung vom Kameragehäuse angewiesen. Deswegen sind sie auch von der Koppelung an die Spiegelmechanik nicht betroffen. Verwendet man ein Objektiv vom Typ E, kann man daher die Blende jederzeit auch im LiveView-Betrieb ändern. Übrigens sind nahezu alle LiveView-fähigen DSLRs (mit Ausnahme der D90) kompatibel mit Objektiven vom Typ E.

Den Typ E erkennt man bei originalen Nikon-Objektiven ganz einfach an der Objektivbezeichnung – konkret am Buchstaben E hinter der Lichtstärke-Angabe. Die Fremdhersteller Sigma und Tamron haben ebenfalls einige Objektive mit elektronisch gesteuerter Blende im Programm, jedoch gibt es dort keine so klare Kennzeichnung und meist auch keine entsprechenden Hinweise in den technischen Daten. Man erkennt sie im Zweifelsfall nur daran, dass sie am Bajonett keinen Blendenhebel mehr besitzen.

Für die Besitzer preiswerter Einsteiger-DSLRs wäre schön, wenn man das Kit-Zoom einfach durch ein günstiges Standardzoom vom Typ E ersetzen könnte – aber das gibt es leider nicht. Die meisten verfügbaren Typ-E-Objektive von Nikon sind hochpreisig: lichtstarke Zooms, lichtstarke Superteleobjektive oder Spezialobjektive.
Für DX preislich am ehesten in Frage kommt das AF-S DX Nikkor 16-80mm 1:2,8-4E ED VR. Wer ein Superzoom für DX bevorzugt, könnte das Tamron 18-400mm F/3.5-6.3 Di II VC HLD nehmen.
Für FX-Kameras mag das Telezoom AF-P 70–300mm 1:4,5–5,6E VR von Interesse sein. Das „preiswerteste“ FX-Standardzoom mit elektronischer Blendensteuerung dürfte das Tamron 35-150mm F/2.8-4 Di VC OSD sein.

Der Kauf eines Typ-E-Objektivs allein zur Überwindung der fehlenden LiveView-Blendensteuerung wird sich also finanziell nur in Ausnahmenfällen lohnen. In der Regel ist es günstiger, auf ein Kameragehäuse mit eigenem Blendenmotor umzusteigen. Doch wenn man ohnehin schon teure Typ-E-Objektive als Teil eines umfangreichen Systems besitzt, spricht nichts dagegen, sie gelegentlich auch an älteren und einfacheren DSLRs zu verwenden und dann im LiveView vom objektivseitigen Blendenmotor zu profitieren.

Upgrade: Autofokus-Objektive mit eigenem Blendenring

Ältere Autofokus-Nikkore haben aus Kompatibilitätsgründen noch einen eigenen Blendenring. Normalerweise wird dieser Blendenring an DSLRs gar nicht mehr verwendet; er musss immer auf der kleinsten Blende (also dem größten Blendenwert) stehen bleiben und kann dort verriegelt werden. Einige DSLRs bieten jedoch eine Individualfunktion, die es erlaubt, den Blendenring zu reaktivieren. Man kann dann in den Betriebsarten M und A die Blende statt über das Einstellrad der Kamera direkt am Blendenring einstellen. Diese Einstellung funktioniert, je nach Kameramodell, auch jederzeit im LiveView-Betrieb.

An folgenden DSLRs kann man den Blendenring des Objektivs als Workaround nutzen: D7000, D7100, D7200, D600, D610 und Df. (An allen anderen DSLRs kann entweder der Blendenring im LiveView-Betrieb nicht genutzt werden oder sie verfügen bereits über einen eigenen Blendenmotor, so dass der Umweg über den Blendenring unnötig ist.)

Zu den Autofokus-Objektiven mit Blendenring gehören AF-Nikkore ohne Typ-Buchstabe, AF-Nikkore vom Typ D, alle AF-I-Nikkore sowie die AF-S-Nikkore vom Typ D. (Aber Vorsicht: Nur die ersten AF-S-Modelle aus den späten 1990ern gehören zu Typ D; alle ab dem Jahr 2000 auf den Markt gekommenen AF-S-Nikkore sind vom Typ G oder E und haben demnach keinen Blendenring mehr.)
Für FX findet sich eine schöne Auswahl an Objektiven, auf die die genannten Kriterien zutreffen. Besonders die AF-Objektive mit Blendenring sind aufgrund ihres Alters auf dem Gebrauchtmarkt oft sehr günstig zu bekommen.
Speziell für DX hat Nikon aber nie Objektive mit Blendenring gebaut. Hier kann man ggfs. nur auf FX-Objektive ausweichen (sofern mit dem gewünschten Brennweitenbereich verfügbar).

Upgrade/Workaround: Manuell fokussierte Objektive

Wer keinen Autofokus benötigt, kann auch auf manuelle Objektive ohne CPU (AI- und AI-S-Nikkore) zurückgreifen. Die haben alle einen Blendenring und benötigen für dessen Nutzung auch keine spezielle Individualfunktion. Manuelle Nikkore bieten sich als preiswerte Alternative an, wenn man die Blendensteuerung im LiveView hauptsächlich für die Makro-, Produkt- oder Landschaftsfotografie benötigt (wofür Autofokus in der Regel unnötig ist).

Leider bieten nicht alle DSLRs einen sogenannten Blendenmitnehmer (der die Voraussetzung ist, um mit CPU-losen Nikkoren Belichtungsmessung zu erlauben). Es sind nur die folgenden der betroffenen Modelle: D3, D700, D300, D300s, D7000, D7100, D7200, D600, D610 und Df. Mit den übrigen Modellen kann man die manuellen Objektive zwar ebenfalls verwenden (inkl. Blendensteuerung während LiveView), aber die Belichtungswerte muss man dann durch Testbilder oder mit externem Belichtungsmesser ermitteln.

Eine Sonderstellung unter den manuellen Nikkoren nehmen die AI-P-Nikkore ein: Sie sind manuell zu fokussieren, haben aber bereits eine CPU. (Bitte AI-P nicht mit AF-P verwechseln!) Solche Objektive gib es von Nikon und auch von wenigen Fremdherstellern wie Zeiss oder Samyang. Sie verhalten sich bis auf den fehlenden Autofokus wie AF-Objektive ohne Typ-Buchstabe. Das bedeutet: Die Blendenverstellung mittels Blendenring funktioniert nur, wenn die Kamera dafür die entsprechende Individualfunktion bietet.

Bastellösung: Objektiv-CPU lahmlegen

Wenn man ein Autofokus-Objektiv mit Blendenring (bzw. ein AI-P-Objektiv) besitzt, aber die verwendete Kamera die besagte Individualfunktion nicht bietet, kann man zu einem Trick greifen: Klebt man die Kontakte mit einem Stück Tesafilm ab, wird das Objektiv von der Kamera als AI-Nikkor ohne CPU erkannt. Man kann dann auf jeden Fall die Blende am Blendenring einstellen – natürlich unter Verzicht auf Autofokus und ggfs. Belichtungsmessung.

Man muss sicherlich abwägen, was im konkreten Fall wichtiger ist. Dort, wo Belichtung und Fokus gut planbar sind (z. B. Produkt- und Makrofotografie im Studio) kann durchaus die Blendensteuerung im LiveView wertvoller sein als das Funktionieren von Autofokus und Belichtungsmesser.

Kostenloser Workaround: Manuelles „Bestätigen“ jeder Blendenänderung

Wer nichts investieren will, muss mit der fehlenden Blendensteuerung im LiveView umzugehen lernen. Das bedeutet: Wenn man jederzeit die einwandfreie Vorschau der Schärfentiefe haben bzw. im Videobetrieb mit einer bestimmten Blende filmen will, muss man nach jeder Änderung des Blendenwertes die Kamera dazu bringen, den Spiegel einmal runter- und wieder raufzuklappen. Hierzu kann man den LiveView-Betrieb kurz verlassen und dann gleich wieder einschalten, also zweimal hintereinander die LiveView-Taste betätigen. Alternativ kann man direkt ein Foto machen – denn auch dann klappt, wenn zuvor der Blendenwert verändert wurde, der Spiegel automatisch runter und dann wieder rauf. Nach der Aufnahme stimmt dann auch die LiveView-Vorschau wieder (so lange, bis man den Blendenwert erneut ändert).

Für sporadischen Bedarf kann man mit diesen „Tricks“ einigermaßen leben. Bei häufigerer Nutzung fühlt sich die Vorgehensweise allerdings umständlich an. Und was damit von vornherein nicht funktioniert, ist das Ändern der Blende während einer laufenden Videoaufnahme.

Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: Januar 2024
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