Einführung in das Nikon-Chaos
Die japanische Firma Nikon baut Objektive seit den 1920er-Jahren und Kameras seit den späten 1940er-Jahren. Im Jahr 1959 erschien mit der Nikon F die erste Spiegelreflex. Mit ihr begann der Aufbau des legendären Nikon-Kamerasystems aus F-Bajonett und Z-Bajonett, das bis heute rund 110 verschiedene Kameragehäuse, mehr als 470 Objektive („Nikkore“) sowie unzählige Zubehörteile hervorgebracht hat. Anders als manche Mitbewerber behielt Nikon bis zum Ende der Spiegelreflex-Ära das ursprüngliche Bajonett in seinen Grundzügen bei und bemühte sich trotz der unvermeidlichen Weiterentwicklungen um eine durchgehende Kamera-Objektiv-Kompatibilität. Das hat auch ein Stück weit funktioniert – aber leider um den Preis einer unüberschaubaren Vielzahl von Einschränkungen und Ausnahmen.
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Für wen die Kompatibilität im Nikon-System heute noch wichtig ist
Kompatibilitäts-Merkmale im Detail
Die verschiedenen Nikon-Bajonette
Objektive aus der Vor-Autofokus-Zeit (Non-AI, AI, AI-S, AI-P)
Autofokus-Versionen im F-Bajonett (AF, AF-I, AF-S, AF-P)
Von den mechanischen zu den elektronischen Kupplungen
Wer heute eine nagelneue Nikon-Ausrüstung kauft und keinem Sparzwang unterliegt, entscheidet sich vermutlich gleich für aktuelle Z-Kameragehäuse und passende Z-Bajonett-Objektive. Hierbei sind bislang noch keine Einschränkungen der Kompatibilität zu erwarten. Wer so vorgeht, braucht den vorliegenden Artikel eigentlich nicht zu lesen (außer vielleicht aus technikhistorischem Interesse).
Die Realität sieht aber häufig so aus, dass Fotografen schon einen
Bestand an Nikon-Objektiven besitzen und diese an einem neuen Kameragehäuse
weiterverwenden wollen. Auch der Gebrauchtkauf älterer Objektive kann
aus Kostengründen interessant sein. Selbst unter zahlungskräftigen
Fotografen gibt es manchmal Interesse an älteren Objektiven, die einen
speziellen Look versprechen oder für die es noch gar kein modernes
Äquivalent gibt.
Und nicht jeder macht heute
schon den Schritt zum spiegellosen Z-System, sondern entscheidet sich
vielleicht noch für eine ältere gebrauchte DSLR. Gelegentlich
reizt sogar der Griff zu sehr alten Analog-Kameragehäusen bis hin zu
mechanischen Modellen, mit denen man sich als gewohnter Digitalfotograf
auch ein wenig in
die klassische Film-Fotografie einarbeiten kann. Dann fragt man sich
natürlich, ob die vorhandenen Objektive (oder wenigstens manche davon)
an diesen sehr alten Kameras funktionieren.
Gelegentlich freuen sich Besitzer umfangreicher Nikon-Systeme
darüber, dass sie ihre teils über 60 Jahre alten Objektive noch an
ihren heutigen (digitalen) Kameragehäusen weiterverwenden können. An DSLR-Gehäuse von Nikon passen die alten
Nikon-Objektive sogar noch direkt. Für die Z-Nikons schafft man die
Verbindung mittels FTZ-Adapter.
Die Sache hat nur mittlerweile einen kleinen Dämpfer: Heute kann man ja an alle spiegellosen Kameras die alten mechanischen Objektive quer-adaptieren; das
funktioniert markenübergreifend und raubt dem Nikon-System
ein Stück seiner Exklusivität. Das Argument, man behalte innerhalb des Nikon-Systems
eine funktionierende Springblende, stimmt leider auch nur noch für
DSLRs, aber nicht mehr für die Adaptierung an den Z-Nikons.
Wenn man nicht ganz so tief in die Vergangenheit reist und statt der
Manualfokus-Nikkore die
verschiedenen Generationen von Autofokus-Nikkoren weiterbenutzen möchte, mit deren
Entwicklung die Kommunikation zwischen Kamera
und Objektiv komplexer geworden war, bröckelt die
verbliebene Kompatibilität bereits stärker. Und was für ganz alte Objektive und
ganz neue Kameras noch einigermaßen stimmt, gilt von vornherein nicht umgekehrt.
Denn ein heutiges,
komplett elektronisch gesteuertes Nikon-Objektiv ist an einer alten
mechanischen Nikon-Kamera gänzlich wertlos.
Die Idee der
Kompatibilität in beide Richtungen
war sicherlich mal gut gemeint, aber nie richtig zukunftstauglich.
Vielleicht konnten sich die Verantwortlichen in den späten 1950ern auch noch gar
nicht vorstellen, wie lange es das System geben und wieviele
Weiterentwicklungen es erfahren würde. Die Realität in der Geschichte
des Nikon-Systems war:
Jeder größere Entwicklungsschritt erforderte weitere Kompromisse. Denn
an gewissen Punkten standen die finanziellen und funktionellen Kosten der Rückwärtskompatibilität einfach
in keinem vernünftigen Verhältnis mehr zum Nutzen.
Im Lauf der Zeit gab also Nikon mit neuen Kameragehäusen und Objektiven immer wieder bewusst ein Stück Kompatibilität auf. Es entstand ein Flickenteppich aus ganzer, teilweiser und fehlender Nutzbarkeit einzelner Funktionen. Kombiniert man ältere Objektive und deutlich neuere Kameragehäuse, muss man mit vielfältigen technischen Kompromissen leben – vom bloßen Verlust der Programmautomatik über den Verlust des Autofokus und den Verzicht auf Springblende bis hin zum Rückfall auf manuelle Belichtung ohne kamerainterne Belichtungsmessung. Es gibt ein paar Kombinationen aus altem Objektiv und neuerer Kamera, die schlicht nicht funktionieren oder wo das Objektiv das Kamerabajonett beschädigen kann. Und noch schlechter steht es umgekehrt um die Kompatibilität neuerer Objektive an älteren Kameragehäusen: Viele passen überhaupt nicht mehr, manche nur noch mit großen funktionellen Einschränkungen.
Der anfängliche Wille der Firma Nikon zu einzigartiger Kompatibilität führte ironischerweise im Lauf der Jahrzehnte zu einem einzigartigen Kompatibilitätschaos. Zwar haben inzwischen auch andere Hersteller, die ihre Systeme über lange Zeit pflegen, gewisse Probleme dieser Art. Im Fall von Nikon mit der besonders weit zurückreichenden Systemgeschichte und dem sehr umfangreichen System sind sie aber besonders heftig. Das macht das Nikon-Chaos heute zum größten und unübersichtlichsten unter allen Kameraherstellern.
Eine kurze Beschäftigung mit dem Nikon-System und der Versuch, sich
einen Überlick über die Kompatibilität zwischen Objektiven und Kameras
zu verschaffen, kann ganz schön frustrierend enden. Kaum glaubt man eine Regel zu kennen und die Sache
verstanden zu haben, stößt man schon wieder auf die nächste Besonderheit
oder die nächste Ausnahme von der
Regel. Hinzukommt, dass über das Nikon-System mittlerweile vielerlei unvollständige
Informationen und Fehlinformationen in Umlauf sind. Es werden Besonderheiten
übersehen, Ausstattungsmerkmale unsinnig zusammengefasst, Bezeichnungen
falsch verwendet und teilweise sogar neue Bezeichnungen erfunden, um
Anwendern den Durchblick vermeintlich einfacher zu machen. Das alles
klappt aber am Ende nicht. Das Nikon-Systemchaos ist zu komplex, um in
eine einfache Tabelle zu passen.
Für die Beurteilung der Kompatibilität genügt es leider nicht,
die Kameras und Objektive in wenige Gruppen einzuteilen. Es gibt
vielmehr eine Reihe von Einzel-Eigenschaften, die in unterschiedlicher Art
kombiniert sein können. Manche dieser Kombinationen sind eher
selten, sodass sie den meisten Nutzern des Nikon-Systems unbekannt sind und auch in kaum einer
Aufzählung vorkommen. Wenn man Pech hat,
hat man es als Nutzer aber gerade mit so einem Objektiv und/oder so einer Kamera zu
tun, auf die die vereinfachten Regeln nicht zutreffen.
Wenn Sie irgendwo im Netz eine überschaubare Tabelle finden, die die Kompatibiliät zwischen Nikon-Kameras und Nikon-Objektiven erklären will, seinen Sie bitte misstrauisch: So eine Tabelle ist, selbst wenn sie auf einer eigentlich vertrauenswürdigen Webseite steht, ganz sicher in Teilen falsch oder unvollständig.
Die einzige mir bekannte Tabelle, die
zuverlässig sämtliche
Nikon-Objektive mit F-Bajonett (seit den AI-Nikkoren, also ca. 1977) sowie sämtliche Zwischenringe und
Telekonverter mit allen digitalen
Spiegelreflex-Kameragehäusen in Bezug setzt, stammt von Nikon selbst und
steht auf der Nikon-Supportseite zum Download bereit. Da der Inhalt
für eine Darstellung direkt auf der Webseite zu
umfangreich wäre, hat sich Nikon stattdessen für eine
mehrdimensionale
Excel-Datei
(2,5 MB) entschieden. Fast jedes
Kameragehäuse bekommt darin sein eigenes Tabellenblatt, in dem jeweils
die (In-)Kompatibilitäten für jedes einzelne Objektiv gelistet sind.
(Tipp
am Rande: Wer Microsoft
Excel nicht auf dem Rechner hat, kann zum Öffnen der Tabelle auch
LibreOffice
oder eine andere Alternative verwenden.)
Wer einfach nur im konkreten Fall wissen will, ob
ein bestimmtes F-Objektiv an eine bestimmte DSLR passt (und ggfs. mit
welchen Einschränkungen), ist mit der
besagten Nikon-Excel-Tabelle sehr gut bedient und sollte sie als maßgebliche
Referrenz heranziehen.
Was die Tabelle allerdings nicht mit
einschließt, sind analoge Kameragehäuse, Non-AI-Objektive, Z-Kameragehäuse, FTZ-Adapter
sowie Objektive mit Z-Bajonett. Auch die unzähligen Objektive von Fremdherstellern sind
natürlich nicht mit dabei.
Eine weitere gute Informationsquelle sind die Bedienungsanleitungen der DSLR-Kameragehäuse. Hier gibt es stets eine Übersicht der verwendbaren und nicht verwendbaren Objektivtypen sowie eine Liste mit nicht oder nur eingeschränkt kompatiblen Einzelobjektiven. So wird man auch auf Spezialfälle von Inkompatibiliät aufmerksam, z. B. wenn der Autofokus in dieser Kombination nur ungenau arbeitet oder wenn ein Objektiv wegen ausladender Anbauteile die Bedienung des Kameragehäuses behindert.
Ein kleiner Nachteil der gedruckten Bedienungsanleitungen ist, dass sie nur den Stand der Markteinführung der Kamera repräsentieren. Ob später erschienene Objektivtypen ebenfalls passen, geht daraus nicht hervor. Gelegentlich gibt es ja sogar den Fall, dass neuere Objektiveigenschaften später noch per Firmware-Update nutzbar wurden.
In den Bedienungsanleitungen der Z-Kameragehäuse gibt es keine ausführlichen Objektivlisten. Jedoch für die FTZ-Adapter, mit denen man F-Bajonett-Objektive an Z-Kameras anschließen kann, hat Nikon eine PDF-Übersicht der verwendbaren Objektive herausgegeben. Sie gilt für alle Z-Kameras.
Wenn die gewünschte Objektivsorte in der jeweiligen Kamera-Anleitung noch nicht als kompatibel gelistet ist, lohnt der zusätzliche Blick in die Übersicht der Firmware-Updates von Nikon. Dort kann man nicht nur die Kamera auf den neuesten Stand bringen, sondern ggfs. auch eine aktualisierte Bedienungsanleitung herunterladen.
Der vorliegende Artikel kann und will die Herstellerinformationen nicht ersetzen. Er möchte
stattdessen alle Kompatibilitäts-Aspekte
historisch und technisch erklären, damit man versteht, wie und
warum die diversen Inkompatibilitäten entstanden sind.
Der
Schwerpunkt liegt auf der Interaktion zwischen Objektiven und Kameragehäusen.
Man liest gelegentlich auch über verschiedene Bauformen und
Ausstattungslinien der Objektive, deren Unterschiede sich auf das äußere
Design, auf Bedienung, auf Bildqualität und auf Fokussiereigenschaften
beziehen. Solche Aspekte mögen auch interessant sein, bleiben hier auf
dieser Seite aber weitgehend unberücksichtigt. Das Thema Kompatibilität
ist schon komplex genug.
Am Aufbau einer eigenen Tabelle versuche ich mich erst gar nicht. Die müsste ja, um mehr als die große Nikon-Excel-Tabelle zu bieten, inhaltlich noch über diese hinausgehen und z. B. auch alle Kameragehäuse und Zubehörteile aus der Analog-Ära umfassen. Abgesehen von der immensen Zeit fürs Recherchieren würde die Erstellung einer zuverlässigen Tabelle auch viel Geld kosten, weil man angesichts der Unklarheiten das eine oder andere exotische Objektiv und Kameragehäuse selber besorgen und austesten müsste. Dieser Aufwand steht in keinem vernünftigen Verhältnis zum möglichen Leserinteresse. Und eine weitere lücken- und fehlerbehaftete Tabelle, die an ihrem eigenen Anspruch scheitert, nützt niemandem.
Von daher finde ich es sinnvoller, hier das Grundsätzliche zu
erläutern und in den entsprechenden Abschnitten auch Links
zu anderen verfügbaren Informationsquellen zu setzen. Damit sollten 99 %
der Nikon-Kompatibilitätsfragen beantwortet sein.
Die wenigen Leser, die
sich für eine richtig exotische Objektiv-Gehäuse-Kombination
interessieren, haben mit der Grundlageninfo von dieser Seite immerhin
einen Ausgangspunkt für eigene Recherchen.
Nikkore sind immer nach einem bestimmten Schema beschrieben und beschriftet.
Bei manuell fokussierten Objektiven beginnt die Bezeichnung, die
direkt auf dem Objektiv eingraviert ist, meist mit dem Wort „Nikkor“. In
Prospekten und Beschreibungen findet sich davor noch ein Zusatz für die genaue
Objektivsorte
wie AI oder AI-S. Bei Autofokus-Objektiven steht das vorgesetzte Kürzel
für die verwendete Antriebsart (AF, AF-I, AF-S oder AF-P) und findet
sich stets auch direkt auf dem Objektiv.
Im Fall von Sonderobjektiven
hat das Wort „Nikkor“ einen erklärenden Vorsatz wie „Micro-Nikkor“, „Fisheye-Nikkor“, „Reflex-Nikkor“ oder „PC-Nikkor“.
Bei Objektiven für Kameras mit DX-Sensorgröße steht zwischen der
Antriebsart und dem Wort „Nikkor“ das Kürzel DX. (Dagegen das Kürzel FX
steht nie auf Objektiven drauf. Also wenn das Objektiv nicht
ausdrücklich als DX gekennzeichnet ist, handelt es sich automatisch um
ein FX-Objektiv.)
Danach kommt
immer die Angabe der Brennweite bzw. des Brennweitenbereichs in
Millimetern, gefolgt von der Lichtstärke bzw. dem Lichtstärkebereich.
Mit oder ohne Abstand an die Lichtstärke-Zahl angeschlossen kommt der
einzelne Typ-Buchstabe (D, G oder E). Fehlt ein einzelner Buchstabe nach der
Lichtstärkezahl, ist es ein älteres AF-Objektiv ohne Typ-Zuordnung. Bei
den seltenen AI-P-Objektiven steht hier der Buchstabe P.
Hat
das Objektiv einen Bildstabilisator, steht das Kürzel VR oder VR II am
Ende der Bezeichnung.
Manchmal kommen vor VR noch Hinweise auf
spezielle optische Eigenschaften (z. B. ED, FL, SR, PF) und/oder Hinweise auf
Konstruktionsmerkmale (z. B. IF).
(Gelegentlich kann die Reihenfolge der
Angaben auch etwas anders sein.)
Alle diese Daten und Kürzel haben eine Bedeutung und können für die Benutzer wichtig sein. Entscheidend für die Kompatibilität mit Kameragehäusen sind aber nur die Objektivsorte bzw. Antriebsart, der Typ-Buchstabe, der Hinweis auf DX sowie der Hinweis auf VR.
Beispiel 1: AF-P Nikkor 70–300mm 1:4,5–5,6E ED VR
Dieses
Objektiv hat Autofokus mittels AF-P, hat Bildstabilisator (VR) und
gehört zum Typ E.
Beispiel 2: AF-S Nikkor 28-70mm 1:2,8 D
Dieses Objektiv
hat Autofokus mittels AF-S und gehört zum Typ D.
Beispiel 3: AF DX Fisheye-Nikkor 10,5mm 1:2,8 G ED
Dieses Objektiv hat Autofokus mittels AF
(„Stangenantrieb“), gehört zum Typ G und ist ein
DX-Objektiv.
Das bis heute am meisten gebrauchte Bajonett für Nikon-Kameras ist
das 1959 eingeführte F-Bajonett mit 46,5 mm Auflagemaß,
das im Kern unverändert (aber natürlich mit diversen Erweiterungen) bis
hin zu den jüngsten digitalen Spiegelreflexkameras verwendet wurde. Erst
2018 wurde es durch das Z-Bajonett ergänzt, das nun
mit 16 mm Auflagemaß für spiegellose Kamera optimiert ist. Es gibt die
sogenannten FTZ-Adapter („F To Z“), um F-Bajonett-Objektive an Kameras mit
Z-Bajonett verwenden zu können. Umgekehrt kann man Z-Bajonett-Objektive
nicht an F-Bajonett-Kameras adaptieren, weil dem das Auflagemaß
entgegensteht (man kann durch einen Adapter prinzipbedingt nur den
fehlenden Abstand überbrücken, aber nicht einen überschüssigen Abstand
reduzieren).
Der Übergang von F auf Z ist fließend. Auch nach
Markteinführung des Z-Bajonetts brachte Nikon noch drei DSLRs mit
F-Bajonett heraus. Aber diese Phase ist nun ganz offenbar vorbei; neue
Gehäuse oder Objektive fürs F-Bajonett sind nicht mehr zu erwarten. Noch
findet man beide parallel im Nikon-Sortiment, aber langfristig soll das
F-Bajonett natürlich vom Z-Bajonett abgelöst werden.
Bereits ab 1948 hatte Nikon eigene Messsucherkameras (zunächst Nachbauten der deutschen Contax-Kameras, später Eigenentwicklungen) und dazu passende S-Nikkore produziert. Das hierbei genutzte Nikon-S-Bajonett war im Wesentlichen identisch mit dem Contax-Bajonett, aber einige abweichende Details sorgten für Einschränkungen der Kompatibilität.
In den 1960er brachte Nikon unter dem Namen Nikonos eine Serie von
speziellen Unterwasser-Sucherkameras nebst passenden Objektiven auf den
Markt, die serienmäßig Dichtungen für den Unterwasserbetrieb hatten. Sie basierten auf der französischen Calypso-Kamera, deren Patente
Nikon aufgekauft hatte. Die Nikonos-Objektive benutzten ihr ganz
eigenes Nikonos-Bajonett.
Später kam mit der Nikonos RS
noch eine Unterwasser-SLR auf den Markt. Sie hatte ihr spezielles
Nikonos-RS-Bajonett, das lose dem F-Bajonett
nachempfunden, aber nicht damit kompatibel war. Aufgrund des geringen
Markterfolgs der Nikonos RS erschienen insgesamt nur vier entsprechende
Objektive.
Im Jahr 2011 führte Nikon das Nikon-1-System am Markt ein, das sein eigenes Nikon-1-Bajonett mit sich brachte. Mit 17 mm Auflagemaß und relativ geringem Durchmeser war es auf kleinere Sensoren (Nikon CX) begrenzt. Es gab auch den sogenannten FT1-Adapter, um F-Bajonett-Objektive an Nikon-1-Kameras adaptieren zu können. Die Nikon-1-Baureihe wurde nur wenige Jahre lang aktiv gepflegt, führte wegen geringer Kundenresonanz dann ein Geisterdasein im Sortiment und wurde schließlich im Jahr 2018, zeitgleich mit Einführung des Z-Systems, auch offiziell eingestellt. Die Objektive, die heute teilweise noch gebraucht angeboten werden, erkennt man an der Bezeichnung „1 Nikkor“. Sie passen ausschließlich an Nikon-1-Kameragehäuse, also weder an Kameras mit F-Bajonett noch an Kameras mit Z-Bajonett. (Ein Adaptieren wäre wegen des kleineren Bildkreises auch nicht sinnvoll.)
Eine Gemeinsamkeit der von Nikon selbst entwickelten Bajonette (F-Bajonett, Z-Bajonett, Nikon-1-Bajonett, Nikonos-RS-Bajonett) ist die „falsche“ Drehrichtung, die quasi einem Linksgewinde entspricht und für Umsteiger von anderen Marken gewöhnungsbedürftig ist.
Der Vollständigkeit halber erwähnen muss man, dass es im Lauf der Firmengeschichte auch noch weitere Nikon-Objektive mit anderen Anschlüssen gab, z. B. Vergrößerungsobjektive und Großformatobjektive. Findet man ein gebrauchtes Nikon-Objektiv, das sich keinem der bekannten Nikon-Bajonette zuordnen lässt, wird es wohl zu diesen Exoten zählen.
Wenn man allgemein vom „Nikon-System“ spricht, kann man übrigens
streiten, welche Bajonette oder Unter-Systeme dazugehören und welche
nicht.
Mit dem Z-Bajonett wurde ja eigentlich ein ganz neues System
geschaffen und das F-Bajonett ersetzt. Allerdings ist dank FTZ-Adaptern
die Kompatibilität der Z-Kameras zu den jüngeren Nikon-F-Objektiven so
umfassend, dass man die
Z-Nikons auch als konsequente Nachfolge der F-Nikons sehen und damit F
und Z als gemeinsames System betrachten kann. Wenn innerhalb dieses
Artikels vom Nikon-System die Rede ist, sind daher immer F-Bajonett und
Z-Bajonett gemeint.
Nicht ganz so klar ist
das mit dem Nikon-1-System; zwar gab es hier mit dem FT1-Adapter
ebenfalls die Anbindung an das F-Bajonett-Objektivsortiment, aber ein
universeller Austausch mit vorhandenen Objektiven verbietet sich schon
aufgrund der stark abweichenden Sensorgrößen. Die meisten Beobachter
würden das Nikon-1-System daher als etwas Separates einordnen, das
nicht zum regulären Nikon-System gehört und inzwischen keine Bedeutung
mehr hat. Auch separat zu
betrachten (und heute ebenfalls bedeutungslos) sind die
Nikonos-Objektive, die Nikonos-RS-Objektive und die
S-Bajonett-Objektive.
Die ersten Objektive für das F-Bajonett tragen keine spezielle Zusatzbezeichnung, sondern heißen einfach nur „Nikkor“ oder „F-Nikkor“. Rückblickend werden sie heute oft als Pre-AI, Vor-AI, Nicht-AI oder Non-AI bezeichnet. Das steht natürlich nicht so auf den Objektiven drauf, weil man zur Zeit ihrer Markteinführung diese Unterscheidung noch nicht hatte. Heute taucht der Begriff „Non-AI“ aber auch in Nikons eigener Support-Datenbank auf und kann insofern als offizielle Herstellerbezeichnung gelten.
Die Non-AI-Nikkore haben bereits eine Springblendenmechanik, d. h.
man bekommt im Ruhezustand ein maximal helles Sucherbild und das
Abblenden erfolgt erst im Moment der Aufnahme. (Deswegen tragen manche
das Wort „Auto“ in der Bezeichnung.) Das Objektivbajonett verfügt zum
Abblenden über ein unauffäliges kleines Blendenhebelchen, an das ein
Gegenstück am Kamerabajonett greift.
Soweit die damaligen Kameras bzw. Wechselsucher schon eine Zeitautomatik mit
Blendenvorwahl bieten, genügt jedoch das automatische Schließen der Blende
nicht. Die Kamera muss dann zusätzlich jederzeit auch „wissen“, wie weit am Ring des Objektives abgeblendet
wurde. Hierzu ertastet zusätzlich ihr stiftförmiger Blendenmitnehmer die Position der externen
Blendengabel (ein relativ auffälliges Metallteil, umgangssprachlich auch genannt „Hasenzahn“ oder
einfach „Nikon-Gabel“).
Diesen stiftförmigen Blendenmitnehmer findet man
nur noch an sehr alten Nikon-Kameragehäusen aus der Non-AI-Zeit (manchmal
sitzt er direkt am Gehäuse, häufiger ist er Teil des Wechselsuchers). Ab dem Modelljahr 1977,
also mit Einführung der AI-Objektive, wurde
an den Kameragehäusen ein modernerer
Blendenmitnehmer verbaut (siehe nächste Abbildung).
Die äußerlich
sichtbare Blendengabel wird seither eigentlich nicht mehr
benötigt. Nikon hat sie trotzdem noch jahrelang weiter verbaut, damit
die neueren Objektive auch an den alten Kameras nutzbar sind.
Umgekehrt gilt die Kompatibilität leider nicht so ohne weiteres. Die
alten Non-AI-Objektive sind an den seit 1977 gebauten Kameragehäusen (AI
bis hin zu DSLRs) sehr problematisch, weil
ihnen gewisse Aussparungen bzw. Absätze am Blendenring fehlen und sie damit die
empfindliche Mechanik am Bajonett neuerer Kameragehäuse beschädigen können.
Dann lassen sich
Non-AI-Objektive erst gar nicht bzw. nur mit etwas Gewalt montieren –
was in vielen Fällen zur Beschädigung führt. Das gilt für fast alle
seitdem auf den Markt gekommenen SLRs und DSLRs. Ausgenommen sind nur
die Modelle,
an denen sich der Blendenmitnehmer für den Betrieb mit Non-AI-Nikkoren
wegklappen lässt (das sind einige
alte analoge SLRs sowie die Nikon Df).
Einfachere DSLRs haben statt des
vollwertigen Blendenmitnehmers (der mit dem Blendenring mitfährt und
seine genaue Position ermittelt) nur noch einen
Blendenstellungs-Fühler (einen simplen Taster, der lediglich feststellt, ob der Blendenring auf der
kleinsten Blendenöffnung steht). Dieser Fühler/Taster kann aber ebenfalls
durch Ansetzen eines Non-AI-Objektivs beschädigt werden. Insbesondere
betrifft das den Blendenstellungs-Fühler älterer Bauart (wie man ihn an
einigen analogen SLRs sowie an D50, D70, D70s, D80, D90 und D100
findet).
An den einfacheren und/oder neueren DSLRs (D40, D40X, D60, Serien D3xxx/D5xxx;
D7500) sowie an den FTZ-Adaptern
ist der Fühler federnd konstruiert. Deshalb geht man in Fachkreisen
eigentlich davon aus, dass er vom Ansetzen eines Non-AI-Objektivs keinen
Schaden nimmt. Das ist aber kein Freibrief für das Verwenden sämtlicher Non-AI-Objektive. Man sollte also jedes Non-AI-Objektiv beim ersten
Versuch nur sehr vorsichtig ansetzen und genau schauen, ob es irgendwo
anschlägt und etwas verletzen kann. Als Anwender tut man das stets auf
eigene Gefahr, denn Nikon listet auch diese Kameras ausdrücklich als „nicht kompatibel“ mit Non-AI-Objektiven. Wer eine Z-Nikon verwendet und
das Problem ganz umgehen möchte, kann statt des FTZ-Adapters gleich einen
einfachen, billigen Adapter ohne Elektronik verwenden.
Die einzigen
drei DSLR-Modelle, an denen das Ansetzen von
unmodifizierten Non-AI-Objektiven ganz offiziell vom Hersteller erlaubt ist, sind die
Df sowie die D3400 und D3500. An der Df kann man den Blendenmitnehmer,
wie gesagt,
wegklappen. An den beiden Letztgenannten wurde der Blendenstellungs-Fühler
eingespart (siehe
Erklärung zu D3400/D3500).
Die universellste und sicherste Möglichkeit der Weiterverwendung sieht so aus, dass das Non-AI-Objektiv vor der Benutzung auf AI-Standard umgebaut wird. Für eine solche AI-Modifikation muss der Blendenring ausgetauscht werden. Das Non-AI-Objektiv wird durch den Umbau zu einem vollwertigen AI-Objektiv und kann künftig sorglos an alle Nikon SLR- und DSLR-Gehäuse angesetzt werden. Bis weit in die 1980er-Jahre war dieser Blendenring-Tausch ein sehr gängiger Service in Nikon-Werkstätten; AI-Blendenringe waren für nahezu alle bis dato angebotenen Nikkore verfügbar.
Heute ist ein passender
AI-Blendenring in der Regel nicht mehr zu bekommen. Dann kann ersatzweise der alte
Blendenring
durch Feilen oder Schleifen mit den nötigen Aussparungen versehen werden.
(Dabei wird typischerweise auch die Blendengabel entfernt, wodurch die
Kompatibilität zu den uralten Kameragehäusen aus der Vor-AI-Zeit
verloren geht. An allen Kameras ab ca. 1977 bleibt das Objektiv aber
nach der Modifikation nutzbar.)
Von Christoph
Breitkopf gibt es eine
ausführliche Anleitung für einen AI-Umbau in Eigenregie. Für
wertvollere Objektive mag es lohnen, die Modifikation professionell
in einer Fotowerkstatt machen zu lassen.
Man darf davon ausgehen, dass ein großer Teil der bis 1977 verkauften
Non-AI-Objektive bereits einen Umbau zu AI erhalten hat, weil ihre Besitzer
irgendwann mal auf aktuellere Kameragehäuse umgestiegen sind. Dementsprechend sind Non-AI-Objektive im Originalzustand
nicht mehr so oft auf dem Gebrauchtmarkt anzutreffen. Das erhöht allerdings
auch die Gefahr, sie im Fall des Falles nicht zu erkennen und aus Unwissenheit an eine
nicht kompatible Kamera anzusetzen (und diese dadurch zu beschädigen).
Die folgende Abbildung zeigt die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale.
Nicht relevant für die Unterscheidung ist übrigens die Ausgestaltung des
Bereichs um die Hinterlinsenelemente. Die wurde zwar teilweise beim
Übergang von Non-AI zu AI ebenfalls verändert, hängt aber letztlich mehr
vom einzelnen Objektiv ab und sieht z. B. an Weitwinkelobjektiven anders
aus als an Teleobjektiven. Es gibt lediglich Einzelfälle, wo sich
Non-AI-Objektive wegen ihrer ins Kameragehäuse ragenden Elemente auch
nach Modifikation nicht mit DSLRs vertragen (siehe
Sonderfälle).
Die zweite Generation der Nikon-Objektive waren dann also die
besagten AI-Objektive („Aperture Indexing“). Der
Blendenring von AI-Objektiven hat Absätze an bestimmten Stellen;
dorthin greift der neue Blendenmitnehmer der Kamera. AI-Objektive
(bzw. ältere Objektive nach professioneller AI-Modifikation mit
Blendenringtausch) sind dennoch voll
rückwärtskompatibel zu den ganz alten F-Kameragehäusen, weil sie
weiterhin auch mit einer Blendengabel ausgestattet sind.
Der Hauptvorteil von
AI gegenüber Non-AI
ist ein schnellerer Objektivwechsel: An den alten Kameras musste man den
externen Blendenmitnehmer bei jedem Objektivwechsel umständlich
an der Nikon-Gabel einrasten lassen, während der verdeckte AI-Blendenmitnehmer nun automatisch
richtig sitzt. Ist das Objektiv erst betriebsbereit montiert, sind die
Ausstattungsunterschiede nur noch gering: Sowohl Non-AI als auch AI beherrschen
lediglich das pauschale Öffnen und Schließen der Blende, aber keine
Steuerung der Blende durch die Kamera. Die Blende muss immer direkt am
Blendenring eingestellt werden. Es stehen also nur Zeitautomatik und
manuelle Belichtung zur Verfügung. Immerhin gibt es an AI-Objektiven
noch eine zweite Blendenskala unterhalb des Blendenrings mit etwas
kleiner eingravierten Zahlen. Sie dient dazu, den Blendenwert optisch in
den Sucher einzuspiegeln (so dass man ihn ablesen kann, ohne die Kamera
vom Auge zu nehmen). Dieser „doppelte Blendenring“ ist eines der äußere Unterscheidungsmerkmale zwischen Non-AI-Objektiven und
AI-Objektiven (siehe obige Abbildung).
Non-AI-Objektive, die lediglich durch Ausfeilen des
alten Blendenrings auf AI umgebaut wurden, haben die doppelte Skala in
der Regel nicht. Das ist heute meist egal, denn an modernen Kameras gibt
es eh keine optische Einspiegelung der Skala mehr.
Im Gegensatz zu den ursprünglichen AI-Objektiven bieten die leicht weiterentwickelten
AI-S-Objektive an ihrem Blendenhebel einen gleichmäßigen und einheitlichen
Abblendweg. Der erlaubt, dass die Kamera die Blende nicht mehr nur komplett
öffnen/schließen sondern auch in präzisen Zwischenschritten selbst steuern
kann. Die Steuerungsmöglichkeit der Blende durch das
Kameragehäuse ermöglicht erstmals Blendenautomatik und Programmautomatik,
während
die rein äußerlichen
Unterschiede zwischen AI und AI-S gering sind: Es gibt es an der Unterseite des Bajonetts eine Vertiefung, an der die Kamera ertasten kann, ob wirklich ein AI-S-Objektiv angesetzt ist
(und nur dann stehen Blenden- und Programmautomatik zur Verfügung).
Fairerweise sollte man erwähnen, dass Nikon
trotz Einführung von AI-S-Objektiven letztlich nur wenige
mechanische SLR-Gehäuse mit Programm- und Blendenautomatik ausgestattet hat. Nur
diese wenigen Kameragehäuse verfügten über den Fühler für die AI-S-Kerbe
am Objektiv. Die anderen analogen Nikon-SLRs und später auch sämtliche DSLRs
verzichteten darauf, die Kerbe zu ertasten. Sie erlauben Blenden- und
Programmautomatik daher nur mit Objektiven, die auch eine CPU haben
(AI-P-Objektive und Autofokus-Objektive – siehe weiter unten).
Wie
schon erwähnt, haben AI- und AI-S-Objektive (sowie die Non-AI-Objektive, die mit einem
AI-Blendenring nachgerüstet wurden) auch noch die „Nikon-Gabel“ für den externen stiftförmigen Blendenmitnehmer – den aber nur
noch ein paar uralte Kameras aus der
Vor-AI-Zeit benötigen. Da die Nikon-Gabel ein grobes Metallteil ist und hinderlich
sein kann, kann man es als Nutzer jüngerer Kameras ohne Nachteil
demontieren (einfach die zwei Schräubchen rausdrehen und dann die Teile
irgendwo aufbewahren).
In den letzten Jahren vor Einführung von Autofokus erschien
übrigens noch die sogenannte Series E von besonders günstigen
AI-S-Objektiven, die
erstmals auf die Blendengabel verzichteten und somit die
Kompatibilität zu den Vor-AI-Kameragehäusen aufgaben. Deswegen werden
Series-E-Objektive, obwohl sie zu den AI-S-Objektiven gehören, in Tabellen
meist separat aufgeführt. (Bitte die alte „Series E“ nicht verwechseln
mit dem „Typ E“ viel späterer Objektive. Das hat nichts miteinander zu
tun.)
Ebenfalls kurz vor Einführung von Autofokus entstand noch eine
Abwandlung namens AI-P. Das waren manuell fokussierte
AI-S-Objektive, die zusätzlich eine CPU (also einen Computerchip) und
elektrische Kontakte am Bajonett hatten.
Damit konnten sie erstmals Informationen über das Objektiv an
elektronisch gesteuerte Kameragehäuse übermitteln. Dadurch erlauben sie
heute die Belichtungsmessung mit allen DSLRs (auch solchen, die das sonst mit
manuellen Objektiven nicht können) und sie funktionieren per FTZ-Adapter
an den Z-Nikons mit nur wenigen Einschränkungen.
Auf den
betreffenden Objektiven steht allerdings nicht „AI-P“ drauf. Der
Buchstabe P findet sich unauffällig hinter der Lichtstärken-Angabe –
genau wie der Typ-Buchstabe späterer Autofokus-Nikkore. Man könnte
somit von Typ-P-Objektiven sprechen.
Nikon selbst tut das allerdings nicht und verwendet in heutigen Tabellen
stets das Kürzel AI-P. Deshalb halte ich mich auch innerhalb dieses
Artikels daran.
Nikon brachte
ohnehin nur noch drei verschiedene AI-P-Objektive auf den Markt; danach kamen
schon die ersten Autofokus-Objektive und machten das Konzept von AI-P obsolet. Es gibt allerdings einige Fremdhersteller
wie Zeiss oder Samyang, die auch später noch viele ihrer manuell fokussierbaren
Objektive mit CPU ausrüsteten und damit quasi zu AI-P machten (auch wenn
sie das nicht ausdrücklich so nannten). Vorteile hat die CPU gerade an
digitalen Kameragehäusen, weil man damit die korrekten Objektivdaten in
die EXIF-Daten bekommt und ggfs. eine objektivbezogene Feineinstellung
der PDAF-Sensoren speichern kann.
Normale AI- und AI-S-Objektive ohne CPU konnte man zunächst an allen AF-Gehäusen
weiterverwenden, wenn man das manuelle Fokussieren nicht
scheute. Die Blende wird dort immer am Blendenring des Objektivs eingestellt;
es stehen Zeitautomatik und manuelle Belichtung zur Verfügung.
In der Spätphase der analogen Fotografie ging Nikon dazu
über, an günstigeren Kameragehäusen die AI-/AI-S-Kompatibilität
weiter einzuschränken. Man konnte die manuellen Objektive zwar noch ansetzen und auch die
Springblende nutzen, aber die betreffenden Kameras hatten keinen
Blendenmitnehmer mehr und konnten somit die Belichtung nicht mehr
passend zur eingestellten Blende steuern. Um einer Fehlbedienung
vorzubeugen, sperrte Nikon die Belichtungsmessung dann gleich ganz. Man
musste die Belichtung also im Bedarfsfall mit einem externen
Belichtungsmesser ermitteln oder mit Hilfe irgendwelcher Faustregeln abschätzen (was mit Negativfilm eine akzeptable Option sein konnte).
Dasselbe Prinzip
gilt auch für die einfacher ausgestatteten DSLRs (das betrifft alle
zweistelligen Modellnamen von D40 bis D90, die D100, die D7500 sowie die D3xxx- und
D5xxx-Serien). Da man das Ergebnis an Digitalkameras aber sofort sehen
kann, besteht hier alternativ die Möglichkeit, die Belichtungswerte
durch eine Reihe von Testaufnahmen zu ermitteln.
An allen höherklassigen DSLRs ist der Blendenmitnehmer (siehe Foto oben) noch vorhanden und daher eine Belichtungsmessung mit CPU-losen Objektiven weiterhin möglich. Die Blende muss auch hier am Blendenring des Objektivs eingestellt werden. Dabei hat AI-S nun keinen Vorteil mehr gegenüber AI, denn alle neueren Kameras verzichten auf das Ertasten der AI-S-Kerbe und lassen auch mit AI-S-Objektiven nur manuelle Belichtung oder Zeitautomatik (Blendenvorwahl) zu. Dafür erlauben die jüngeren DSLR-Modelle, Objektivdaten für CPU-lose Objektive im Menü einzutragen, damit man später in den EXIF-Daten die korrekte Brennweite und Blende sehen kann.
Die FTZ-Adapter für die spiegellosen Z-Nikons haben leider keinen
Blendenmitnehmer. Da die Z-Kamera somit die eingestellte Blende nicht
kennt, wird der Wert auch nicht in die EXIF-Daten geschrieben. Die
manuellen Objektive werden am FTZ ausschließlich mit Arbeitsblende
verwendet (was teilweise das Fokussieren erschwert). Immerhin
funktioniert, anders als an den günstigen DSLRs, noch die Belichtungsautomatik mit Blendenvorwahl oder
wahlweise die manuelle Nachführmessung.
Unterm Strich ist die Unterstützung manueller
Objektive durch den FTZ-Adapter dürftig und auf jeden Fall
schlechter als an den höherwertigen DSLRs, die den Blendenmitnehmer
haben. Wer an seine Z-Kamera nur manuelle
Objektive adaptieren will, kann sich den FTZ-Adapter sogar sparen und
stattdessen einen billigen Adapter ohne Elektronik verwenden; die
Funktion der manuellen Objektive an den Z-Kameras ist damit dieselbe.
Ab 1986 führte Nikon sein erstes reguläres Autofokussystem ein. Es hatte keine Fokusmotoren in den einzelnen Objektiven, sondern einen zentralen Motor im Kameragehäuse und eine mechanische Antriebskupplung am Objektiv (die ein bisschen wie Schraubendreher und Schraube anmuten). Offenbar waren die Verantwortlichen bei Nikon damals der Meinung, ein eigener Motor in jedem Objektiv sei auf Dauer zu aufwendig und zu teuer.
Das mechanische Antriebsprinzip wird umgangssprachlich manchmal als „Stangenantrieb“ oder scherzhaft als „Schraubenzieher-Kupplung“ bezeichnet. In offiziellen Schriften von Nikon und direkt in der Objektivbeschriftung erkennt man diese Objektive daran, dass sie einfach nur die Buchstabenkombination AF im Namen tragen (ohne Bindestrich und weiteren Buchstaben). Auch innerhalb dieses Artikels benutze ich das Kürzel AF deshalb stets in dieser Bedeutung. Von anderen Leuten wird es aber oft auch ganz allgemein im Sinne von „Autofokus“ verwendet. (Dann würde es als Oberbegriff bei Nikon quasi AF-I, AF-S und AF-P mit einschließen.) Wann immer man etwas über das Nikon-System oder bestimmte Nikon-Objektive liest, muss man also genau hinschauen, was mit „AF“ im Einzelfall gemeint ist.
Das AF-System mit Motor im Kameragehäuse funktionierte im Prinzip gut und zuverlässig, war aber relativ laut, nicht immer optimal präzise und zudem in der Leistungsfähgkeit eingeschränkt. Insbesondere die großen, lichtstarken Telekanonen mit ihren schweren Linsenelementen konnten mittels langer Antriebswellen nur sehr behäbig bewegt werden. Allmählich setzte sich (auch mit Blick auf den erfolgreichen Mitbewerber Canon) bei Nikon die Erkenntnis durch, doch Fokusmotoren in den Objektiven zu brauchen. Daher brachte Nikon nun unter der Bezeichnung AF-I (das I steht für „Integrated“) ein paar große Teleobjektive mit eigenen Motoren auf den Markt. Die Motoren in den AF-I-Objektiven waren etwas leistungsfähiger als der gehäuseseitige AF, aber immer noch relativ laut und nicht immer optimal schnell. Letztlich kamen gerade mal drei verschiedene AF-I-Objektive auf den Markt. Als Reaktion auf die Einführung der USM-Motoren des Mitbewerbers Canon baute Nikon bald unter dem Kürzel AF-S (wobei das S für „Silent Wave“ steht) ebenfalls Ultraschallmotoren in seine Objektive. Das war nicht nochmal ein grundsätzlich anderes System, sondern nur eine neue und verbesserte Art von Motor. In Sachen Kompatibilität sind daher AF-I und AF-S identisch: Jede Kamera, an der AF-I-Objektive funktionieren, akzeptiert auch AF-S.
Leider werden AF-I
und AF-S von den AF-Kameragehäusen der ersten Generation nicht mehr unterstützt, weil
die dafür notwendigen Zusatzkontakte am Bajonett fehlten. Man kann die
Objektive zwar behelfsweise daran verwenden, aber nur mit manueller
Fokussierung. Unterstützung für AF-I/AF-S gab es immerhin an den
analogen Autofokus-Profikameras (F4, F5, F6) sowie an weiteren analogen Modellen,
die spät genug auf den Markt kamen (F65, F70, F75, F80, F90, F90X,
F100). Alle digitalen Kameragehäuse können selbstverständlich mit AF-I und AF-S
umgehen.
Während AF-I bald wieder verschwand, wurde AF-S dann für viele Jahre Standard im Nikon-Sortiment
und überdauerte auch den Übergang von analogen zu digitalen Kameragehäusen. Selbst an den
aktuellen Z-Gehäusen kann man AF-I- und AF-S-Objektive per FTZ-Adapter
problemlos
weiterverwenden.
Und noch kleiner Hinweis: In der Nikon-Logik sind Autofokus-Objektive mit eigenem Blendenring (d. h. die Typ-losen AF-Objektive sowie AF-, AF-I- und AF-S-Objektive vom Typ D) nur eine weitere Untervariante von AI und werden z. B. auch in der oben verlinkten Excel-Tabelle unter AI gelistet. Das kann etwas verwirrend sein, weil man sonst das Kürzel AI nur mit manuell fokussierten Objektiven verbindet.
Da zunehmend Videofunktionen in den DSLRs aufkamen, wurde auch das
geschmeidige Fokussieren im Videobetrieb immer mehr zum Thema; einige
Mitbewerber konnten das bereits sehr viel besser als Nikon. Außerdem
stießen die Objektivkonstrukteure vermehrt an Grenzen der Mechanik, wenn
sie die Fokussierung in komplexen Objektivaufbauten planten. Mit
Einführung von AF-P ging Nikon beide Probleme an. Die
neuen Schrittmotoren (das P steht hier für „Pulse“) funktionieren für Fotozwecke mindestens genauso gut
wie AF-S-Motoren, lassen sich aber zusätzlich auch gut für das
geschmeidige Fokussieren in Videos
verwenden. Außerdem haben Objektive mit AF-P nun grundsätzlich „Focus
By Wire“, also man verzichtet auf einen mechanischen Fokusring und
erledigt auch das manuelle Scharfstellen motorisch (gesteuert von einem
Ring am Objektiv, der keine mechanische Verbindung zu den Linsen hat und
nur die Fokusmotoren aktiviert).
Leider war die Einführung von AF-P
erneut mit einem Verlust an Rückwärtskompatibilität zu älteren
Kameragehäusen verbunden. An einigen wichtigeren DSLR-Modellen wurden
AF-P-Objektive nach und nach noch per Firmware-Update nutzbar gemacht (teils
mit leichten Einschränkungen, z. B. Verlust des Fokuspunktes nach
Ausschalten der Kamera oder die fehlende Abschaltoption für den
Bildstabilisator). Die frühen DSLRs und die analogen SLRs blieben jedoch alle
außen vor. Wer sich für ein AF-P-Objektiv interessiert, sollte also
immer vorher in der oben genannten
Excel-Tabelle bei Nikon nachschauen, ob das eigene
Kameramodell bereits AF-P unterstützt (ggfs. nach einem Update der
Firmware). Und falls jemandem diese Excel-Tabelle zu unübersichtlich
ist: Es gibt von Nikon auch noch eine separate,
einfachere Tabelle, die alle mit
AF-P kompatiblen DSLRs listet.
Ist die Unterstützung für AF-P an der
Kamera nicht gegeben, kann man das Objektiv
nicht sinnvoll verwenden – denn es fehlt in diesem Fall nicht nur
der Autofokus, sondern sogar die Möglichkeit des manuellen Fokussierens.
Mittels FTZ adaptiert an sämtliche Z-Kameragehäuse funktionieren AF-P-Objektive
einwandfrei und ohne Einschränkungen. (Von allen adaptierbaren
F-Bajonett-Objektiven sind die AF-P-Objektiven den nativen Z-Objektiven
am ähnlichsten, denn auch in den Z-Objektiven kommen Schrittmotoren und
Focus-By-Wire zum Einsatz.)
Von den vier Autofokus-Varianten verschwand nur AF-I schnell wieder aus dem Sortiment und wurde durch AF-S ersetzt. Ansonsten wurden die jeweils älteren Varianten nicht komplett verdrängt, sondern nur ergänzt. So wurden viele der bis dahin erhältlichen AF-S-Objektive nie auf AF-P umgestellt, sondern unverändert weiter als AF-S angeboten. Einige speziellere AF-Objektive kamen weder als AF-S- noch als AF-P-Versionen auf den Markt, sondern hielten sich bis zum Ende der DSLR-Ära unverändert als AF im Nikon-Sortiment. Und was noch erstaunlicher ist: Es gab sogar nach Einführung der ersten DSLRs (und Jahre nach Einführung von AF-S) noch einzelne AF-Neuerscheinungen, z. B. das AF DX Fisheye-Nikkor 10,5mm G.
Ungeachtet der immer noch im Sortiment befindlichen AF-Objektive wagte Nikon bereits im Jahr 2006
auch den
Schritt, mit der D40/D40X/D60 und den späteren D5xxx- und D3xxx-Baureihen (also
im unteren Marktsegment) die Kompatibilität zu AF-Objektiven teilweise aufzugeben.
Diese Gehäuse haben keinen AF-Motor nebst entsprechender Kupplung mehr und sind
im Gegenzug etwas
leichter (und natürlich billiger). Man kann AF-Objektive zwar an diesen
Kameras verwenden, muss
sie aber manuell fokussieren. Der Hintergrund zu dieser Entscheidung
waren wohl Umfragen, laut denen die meisten Käufer von „Einsteiger-DSLRs“ kaum weitere Objektive zu ihrem Kit-Zoom
dazukauften und erst recht keinen alten Bestand an
AF-Objektiven besaßen.
In den höherwertigen DSLR-Gehäusen behielt
Nikon die AF-Unterstützung bei und verbaute bis zuletzt die
notwendigen Motoren und Kupplungen. Erst beim Übergang zu den
spiegellosen Z-Kameras verzichtete Nikon darauf, auch noch die
FTZ-Adapter mit AF-Motoren auszurüsten. Adaptiert an die Z-Kameras
können AF-Objektive also nur noch mit manueller Fokussierung verwendet
werden. Zudem versagen die Z-Kameras mit AF-Objektiven die Springblende
und somit die Chance, immer bei Offenblende scharfzustellen; man stellt
zwar den Blendenwert übers Kameragehäuse ein (nicht am Objektivring wie
bei CPU-losen Nikkoren) und kann auch noch Programmautomatik nutzen,
aber die Blende bleibt immer auf den aktuellen Wert geschlossen und
öffnet sich zwischen den Aufnahmen nicht mehr. (Der technische
Hintergrund dieser Einschränkung ist nicht ganz klar.)
Immer wieder wird spekuliert, ob doch noch einmal ein verbesserter FTZ-Adapter auf den Markt kommen könnte, der mit einem Motor und Kupplung für AF-Objektive ausgestattet ist. Er könnte direkt von Nikon kommen oder auch von einem Fremdhersteller. Technisch möglich wäre das sicher und es gibt auch bereits ähnliche Produkte für andere Kamerasysteme. Allerdings steht zu befürchen, dass so ein Adapter dann aufgrund der geringen Stückzahlen relativ teuer wäre; ausgehend vom Preis vergleichbarer Produkte müsste man mit einem Listenpreis von 400 bis 500 Euro rechnen. Damit wäre er nur etwas für Nostalgiker und Anwender mit spezielleren Bedürfnissen. Aber er wäre für Besitzer alter AF-Objektive, die mit der Adaptierung hauptsächlich Kosten sparen wollten, nicht mehr allzu attraktiv.
Beispiele für Bajonette: Drei Autofokus-Varianten in Kombination mit jeweils einem Objektivtyp
Leider genügt es nicht, Nikon-Objektive rein nach ihrer Autofokusfunktion in AF, AF-S, AF-I und AF-P zu unterscheiden. Denn nach Einführung von Autofokus hat Nikon zusätzlich noch die Typ-Buchstaben D, G und E vergeben, die weiteren Einfluss auf die Kompatibilität mit den Kameragehäusen haben. Diese Typ-Buchstaben (die in der offiziellen Objektivbezeichnung immer hinter dem Lichtstärke-Wert stehen) haben teilweise etwas mit der Art der Blendensteuerung zu tun, teilweise auch mit anderen Features. Nikon hat hier mehrere Dinge vermixt.
Die drei im oben gezeigten Bild dargestellten Kombinationen sind lediglich Beispiele. Da es vier AF-Versionen gibt und zusätzlich zu den drei Typen auch noch typlose Objektive (also insgesamt vier Typ-Varianten), ergeben sich rechnerisch sechzehn theoretische Kombinationen. Tatsächlich auf den Markt gebracht hat Nikon „nur“ neun davon. Zur besseren Übersicht hier in Form einer kleinen Tabelle:
Ohne Typ | Typ D | Typ G | Typ E | |
AF | gibt es | gibt es | gibt es | – |
AF-I | – | gibt es | – | – |
AF-S | – | gibt es | gibt es | gibt es |
AF-P | – | – | gibt es | gibt es |
Die ersten AF-Objektive waren noch keinem gesonderten Typ zugeordnet. Nach ein paar Jahren führte Nikon dann den zusätzlichen Buchstaben D ein. Nikon spricht hier von einem Typ-D-Objektiv. Im Unterschied zu den frühen AF-Objektiven übermittelt ein Typ-D-Objektiv die eingestellte Entfernung ans Kameragehäuse (D steht für „Distance“); das erlaubt eine verfeinerte Matrix-Belichtungsmessung und verhindert ggfs. Unterbelichtung beim direkten Blitzen. Insgesamt ist die praktische Bedeutung des D-Features für die Belichtungssteuerung an SLRs und DSLRs nicht allzu groß. Eine überraschende neue Bedeutung bekam das D erst später mit Einführung der FTZ-Adapter. Wenn nämlich Typ-lose AF-Objektive (also die frühen AF-Objektive vor Einführung von D) an Z-Kameras adaptiert werden, funktionieren dort nicht alle sonst verfügbaren Hilfen für das manuelle Fokussieren. Das liegt wohl daran, dass die Kamera ohne D-Feature gar nicht mitbekommt, ob und wann jemand am Fokusring dreht.
Zum Typ D zählen grundsätzlich alle AF-Objektive, die etwa ab dem Jahr 1992 auf den Markt kamen. (Die bis dahin erhältlichen AF-Objektive hat Nikon alle nach und nach als Typ-D-Version neu aufgelegt und die alten Versionen aus dem Sortiment genommen.) Aber auch sämtliche AF-I-Objektive und einige der frühen AF-S-Objektive gehören dem Typ D an.
Umgangssprachlich werden die AF-Objektive vom Typ D häufig als
AF-D bezeichnet. Dieses Kürzel hat sich so verbreitet,
dass viele Anwender es gar für eine offizielle Bezeichnung halten. Die
Buchstabenfolge AF-D hat es im Nikon-Sortiment
jedoch nie gegeben
und sie steht auf keinem einzigen Nikon-Objektiv drauf. Sie wurde auch
(etwa im Gegensatz zu „AI-P“) nicht nachträglich in offiziellen
Schriften
von Nikon eingeführt.
AF-D
ist nur eine Erfindung von Fachjournalisten aus den 1990ern.
Kurz nach Markteinführung von Typ D war
diese Abkürzung
sicherlich naheliegend und es bestand noch keine Verwechslungsgefahr. Seit es jedoch im
Nikon-Sortiment offiziell auch AF-I, AF-S und AF-P gibt, ist das Kürzel AF-D höchst irreführend
geworden und sollte nicht mehr verwendet werden.
Manche Einsteiger
und sogar einige langjährige Nikon-Nutzer unterliegen heute dem
Irrglauben, der Buchstabe D stehe für den fehlenden
Autofokusmotor im Objektiv. Das hat aber in Wirklichkeit nichts miteinander zu tun.
Es
gibt ja auch AF-I- und AF-S-Objektive vom Typ D, die sehr wohl ihre
eigenen Fokusmotoren besitzen. Außerdem gibt es motorlose AF-Objektive ohne Typ-Buchstabe.
Und was noch weniger bekannt ist: Es gibt eine ganze Reihe von
AF-Objektiven mit Typ G – also Objektive, die ein moderneres Design
haben und zum Typ G gehören, aber dennoch auf „Stangenantrieb“ für die
Fokussierung angewiesen sind.
Allen Typ-D-Objektiven und den vorherigen AF-Objektive ohne D
gemeinsam ist, dass sie noch einen eigenen
Blendenring besitzen und dank ihm noch kompatibel zu älteren, manuell
gesteuerten Kameragehäusen sind (dort natürlich nur manuell zu
fokussieren). Das gilt selbstverständlich auch für AF-I- und
AF-S-Objektive vom Typ D. Im Gegensatz zu den AI-/AI-S-Objektiven ist an
den Autofokus-Nikkoren die Stellung mit der kleinsten Blendenöffnung
rastbar, so dass man den Blendenring „außer Gefecht setzen“ und vor versehentlichem Verstellen
schützen kann.
Bessere DSLRs
haben ohnehin einen Blendenmitnehmer (siehe Foto oben) und können ertasten, welche Blende
gerade
eingestellt ist. Wer für Zeitautomatik oder manuelle Belichtung die
Blende gern klassisch über den Blendenring einstellen will, kann das im
Menü so vorwählen. Ansonsten muss man den Blendenring aber stets auf
kleinster Blende (größter Blendenzahl) stehen lassen, damit die
Steuerung übers Kameragehäuse erfolgen kann.
Einsteiger- und Mittelklasse-DSLRs
sowie die FTZ-Adapter verwenden statt des
vollwertigen Blendenmitnehmers nur einen Fühler (siehe Foto
oben), der die korrekte
Stellung des Ringes kontrolliert. Die Regelung der Blende erfolgt
grundsätzlich über Bedienelemente am Kameragehäuse. (Ausnahmen sind
D3400 und D3500, an denen Objektive mit
Blendenring gar nicht mehr richtig funktionieren.)
Mit den Typ-G-Objektiven gab Nikon die Kompatibilität zu den alten
AI-Gehäusen und auch zu einigen der frühen
AF-Gehäuse auf. Die Typ-G-Objektive besitzen keinen eigenen
Blendenring mehr, weil das Einstellen der Blende an DSLRs und jüngeren
SLRs sowieso über
Bedienelemente an der
Kamera erfolgt. Das Schließen der Blende erfolgt aber weiterhin
über die mechnische Kupplung am Bajonett. Die
Beibehaltung der mechanischen Koppelung erlaubt, dass Typ-G-Objektive an
einigen (leider nicht allen) älteren Kameras zumindest noch behelfsweise in Blenden- oder
Programmautomatik verwendet werden können.
Die meisten AF-S-Objektive ab
ca. dem Jahr 2000 gehören zum Typ G, ebenso die Mehrzahl der
AF-P-Objektive (jeweils mit Ausnahme derer, die bereits zum Typ E
gehören). Darüber hinaus brachte Nikon noch ein paar AF-Objektive
vom Typ G auf den Markt.
An dieser Stelle sei angemerkt, dass die mit Typ D eingeführte
Übermittlung der eingestellten Entfernung natürlich auch für Objektive
vom Typ G und E beibehalten wurde, auch wenn diese nicht zusätzlich noch
den Buchstaben D im Namen tragen.
Eine noch größere Revolution war die Einführung von
Typ-E-Objektiven (bitte nicht mit der alten „Series E“
verwechseln). Mit Typ E wird die Blende nun rein
elektronisch angesteuert (also über einen Blendenmotor im Objektiv
bewegt) und es entfällt die mechanische Blendenkoppelung. Damit
schloss Nikon auf zu den Mitbewerbern, die das schon lange so machen
(allen voran Canon).
Aufgrund der fehlenden Mechanik am Bajonett sind jedoch
Typ-E-Objektive mit einer Vielzahl älterer Nikon-Kameragehäuse (fast allen
analogen SLRs und auch etliche der frühen DSLRs) inkompatibel. Man kann
sie dort allenfalls noch mit Offenblende nutzen. Vielleicht aus diesem
Grund war Nikon im F-Bajonett bis zuletzt zurückhaltend mit der Vergabe der
elektronisch gesteuerten Blende und nutzte sie nur an ausgesuchten
neuen Objektiven. Auch Jahre nach Einführung von Typ E kamen also weiter neue
Typ-G-Objektive auf den Markt. Sogar die Mehrzahl der AF-P-Objektive gehört noch zum Typ G
(was in Sachen Kompatibilität wenig Sinn ergibt, weil Typ E schon
einige Jahre vor AF-P eingeführt wurde und daher Kameras, die AF-P-Objektive
akzeptieren, erst recht mit der elektronischen Blende zurechtkommen
würden).
An Nikkoren bis zum Typ D bleibt die Blende, solange das
Objektiv nicht an einer Kamera sitzt, auf den am Blendenring
eingestellten Wert geschlossen. An Typ-G-Nikkoren ist es automatisch
immer die kleinstmögliche Blendenöffnung, also die maximale Abblendung.
Erst beim Ansetzen ans Kameragehäuse wird die Blende durch das Blendenhebelchen ganz geöffnet – um dann erst unmittelbar vor der
Aufnahme wieder auf den gewünschten Wert geschlossen zu werden.
An
Nikkoren vom Typ E ist die Blende bereits im unmontierten Zustand ganz geöffnet.
Abseits einer kompatiblen Kamera gibt es keinen Weg, sie abzublenden. An
älteren Kameras, die Typ E noch nicht unterstützen, kann man sie nur
behelfsweise mit Offenblende nutzen. Wenn man sie allerdings auf einer
kompatiblen Kamera benutzt und von dort im abgeblendeten Zustand abnimmt (z. B.
während einer laufenden Langzeitbelichtung oder aus dem LiveView
heraus), behalten sie die eingestellte Blendenöffnung bei, solange sie
nicht wieder mit Strom versorgt werden. Durch diesen Trick kann man sie
dann im abgeblendeten Zustand z. B. an einer mechanischen Nikon-Kamera
oder an einem Balgengerät benutzen.
Wer die Informationen zu den Objektiv-Typen nochmal aus erster Hand nachlesen will, findet auch eine entsprechende Erklärung direkt bei Nikon.
Auch wenn das Thema in den vorigen Abschnitten schon mit behandelt wurde, soll es hier nochmal separat aufgegriffen werden, weil es für das Verständnis der Kompatibiliät innerhalb des Nikon-Systems eine so große Rolle spielt: der Gegensatz von mechanischen und elektronischen Datenübertragungen zwischen Objektiv und Kameragehäuse.
In der Anfangszeit funktionierten die Nikon-F-Kameras rein mechanisch und dementsprechend musste auch die Kommunikation zwischen Objektiv und Kamera mechanisch erfolgen. Insbesondere gab es ein Hebelchen für das Öffnen/Schließen der Springblende (das seit AI-S auch für die Steuerung der Blende in Blenden-/Programmautomatik genutzt wurde) sowie für die Übertragung des eingestellten Blendenwertes einen Blendenmitnehmer (der anfangs extern an der „Nikon-Gabel“, seit AI dann an der Unterkante des Blendenringes ansetzte). Sogar die Information, ob das Objektiv zu AI oder zu AI-S gehört, wurde mechanisch mit Hilfe einer Vertiefung im Objektivbajonett erkannt.
Die Einführung der ersten elektronisch gesteuerten Kameragehäuse änderte daran zunächst nichts. Die Kommunikation mit dem Objektiv blieb mechanisch. Eine erste Neuerung kam erst mit den AI-P-Objektiven, die erstmals auch elektrische Kontakte hatten und darüber bestimmte Informationen über das Objektiv an die Kamera übermitteln konnten. Diese Elektronik hatte aber nur ergänzenden Charakter (sie spielte z. B. eine Rolle für bestimmte neue Belichtungsmessmethoden) und ersetzte die Mechanik im Kern nicht.
Mit der Einführung von Autofokus stellte sich erneut die Frage nach
Elektronik oder Mechanik. Während Mitbewerber Canon sogar sein bisheriges System aufgab,
ein völlig neues Bajonett einführte und fortan die Kommunikation
zwischen Kamera und Objektiv rein elektronisch abwickelte (d. h. die
Objektive hatten von Anfang an eigene Motoren für Blende und Autofokus), setzte
Nikon weiterhin auf das bestehende F-Bajonett und die mechanische
Blendenübertragung. Damit sollte ermöglicht werden, dass nicht nur
die alten Objektive an neuen Kameras weiterbenutzt werden können,
sondern auch die neuen Autofokus-Objektive an den alten
Manualfokus-Kameras funktionierten.
Was aus heutiger Sicht
verwundert: Das Kompatibilitäts-Argument greift eigentlich nur für die
Blende. Für den Autofokus hätte Nikon, ohne die Kompatibiliät
einzuschränken, gleich auf elektronische
Übertragung samt Motoren in den Objektiven setzen können (wie es sogar
bei den ersten Versuchen mit der F3 AF noch der Fall war, siehe
unten). Stattdessen entschied man sich nun jedoch
für die Einführung eines zentralen Autofokusmotors im Kameragehäuse und
damit die Notwendigkeit einer weiteren mechanischen Kupplung.
Hier beispielhaft das Bajonett eines AF-Nikkors vom Typ D:
Da sich mit der Zeit die Defizite des bisherigen Systems zeigten, bot
Nikon ab 1992 unter der Bezeichnung AF-I zumindest einige ausgesuchte
Objektive mit integriertem AF-Motor an. Im Jahr 1996 folgte mit AF-S
eine verbesserte Motorvariante, die sich fortan im Nikon-System breit
durchsetzen sollte.
Erst zwanzig Jahre nach AF-S kam mit AF-P noch
eine weitere Antriebsvariante hinzu, die man, im Nachhinein betrachtet,
wohl als ersten Schritt in Richtung spiegelloser Kameras betrachten
muss. (Als AF-P entwickelt wurde, stand noch die Möglichkeit im Raum,
dass Nikon das F-Bajonett trotz des großen Auflagemaßes für spiegellose
Kameras fortführen könnte. Diese Option wurde dann aber wenig später
zugunsten des neuen Z-Bajonetts verworfen.) Obwohl AF-P auf den ersten
Blick auch nur wieder eine andere Art von Motor darstellt, führte die
Einführung dennoch zu einer stark reduzierten Rückwärtskompatibilität.
Der Grund liegt im „Focus By Wire“, das vonseiten des Kameragehäuses
offenbar eine spezielle oder erweiterte Art des elektrischen Kontakts
benötigt (über die Details der Schnittstelle gibt Nikon leider nichts
bekannt).
Für die Steuerung der Blende, anders als beim Autofokus, hielt Nikon bis zum Ende der DSLR-Ära
überwiegend an der mechanischen Lösung fest. Zwar gab es schon ab etwa
2007 auch Nikkore vom neuen „Typ E“, der aber im Lauf der Jahre nur für
einzelne Objektive zum Einsatz kam (neue Objektivkonstruktionen, bei
denen vermutlich eine mechanische Blendenkoppelung zu kompliziert
umzusetzen gewesen wäre). Auch nach 2007 erschienen also noch die
meisten neuen Objektive als Typ G mit mechanischer Blendenübertragung.
Wenn bereits bekannte Objektive in leicht verbesserter Form neu
aufgelegt wurden, wurden sie teilweise auf AF-P umgestellt, aber dennoch
die Blendensteuerung bei Typ G belassen.
Man fand die elektronische Blende übrigens
auch im Sortiment der Fremdhersteller Sigma
und Tamron (auch wenn diese die Objektive nie offiziell als „Typ E“
kennzeichneten, so dass man sie nur am fehlenden Blendenhebelchen im
Bajonett erkennt).
Eine weitere „mechanische Erblast“ vieler Nikon-DSLRs ist eine fixe Verbindung zwischen
Spiegel- und Blendenmechanik. Sie sorgt dafür, dass die Blende nur in
Verbindung mit dem Spiegelschlag verändert werden kann. Beim normalen
Fotografieren durch den Sucher ist das ganz okay, denn hier soll ohnehin
erst mit dem Spiegelschlag abgeblendet werden. Im LiveView-Betrieb fällt allerdings
auf, dass ein Verändern der Blende keinen unmittelbaren Einfluss zeigt;
erst mit der jeweils nächsten Auslösung wird die Blende neu eingestellt
und wirkt sich erst danach auch auf die LiveView-Darstellung aus. Das
ist hinderlich, wenn man viel mit LiveView fotografiert oder gar filmt.
Außerdem sorgt es auch im LiveView-Betrieb für einen Spiegelschlag mit
jeder Aufnahme (anders als z. B. Canon-DSLRs, deren LiveView-Modus
stets ein erschütterungsarmes Fotografieren erlaubt und eine
Spiegelvorauslösung erübrigt). Die einzigen Objektive, mit denen das
Problem nicht auftritt, sind solche vom Typ E. Deren elektronisch
bediente Blende lässt sich an den betroffenen Kameras auch im LiveView
verändern.
Nur einige neuere und höhererwertige DSLRs (DX-Modelle
D7500/D500 sowie alle FX-Modelle außer D700/D600/D610) verfügen über einen unabhängigen Motor für die Steuerung
der Blende. Dadurch können sie auch mit Objektiven bis zum Typ G
jederzeit im LiveView die Blende verändern und müssen bei
eingeschaltetem LiveView nicht mehr für jede Aufnahme den Klappspiegel
bewegen.
Die (relativ wenigen) AF-S- und AF-P-Objektive vom Typ E sind die einzigen Nikon-Objektive fürs F-Bajonett, die gänzlich elektronisch mit der Kamera kommunizieren und keinerlei mechanische Kupplung mehr besitzen. Bei anderen Herstellern war dies schon länger so. Selbst das glücklose Nikon-1-Bajonett aus dem Jahr 2011 hatte bereits vollelektronische Übertragung. Aber erst mit dem Z-Bajonett ist sie nun endlich auch für FX- und DX-Kameras zum Standard geworden.
Die von Nikon hergestellten F-Bajonett-Adapter (FT1 fürs Nikon-1-System und FTZ I/II fürs Nikon-Z-System) haben eigene Motoren für die Ansteuerung der Blende, damit Objektive bis zum Typ G an den Z-Kameras genutzt werden können. Deswegen sind sie technisch aufwendiger als z. B. die Adapter von Canon EF auf Canon RF, die nur elektrische Kontakte weiterreichen müssen.
Ein besonderes Problem stellt sich bei Zwischenringen und Telekonvertern für Nikon F. Auch sie kommen nicht ohne mechanische Weitergabe der Blendensteuerung aus – was aufgrund nicht ganz perfekt sitzender Bajonette immer mal wieder zu Ungenauigkeiten in der Belichtung führt (besonders an Sets von Automatik-Zwischenringen, wo bis zu drei der mechanischen Kupplungen hintereinandergesetzt werden müssen).
Das F-Bajonett wurde geschaffen für Kameras mit Kleinbildfilm
(35-mm-Film). Der hat bekanntlich ein Filmfenster in 24 x 36 mm Größe, wofür das
Objektiv mindestens einen Bildkreis von 43,3 mm ausleuchten muss.
Kleinbild war über Jahrzehnte „der“ Standard für Kameras aller Marken.
Andere Filmformate und andere Bildfenstergrößen führten nur ein
Nischendasein.
Mit Einführung der ersten digitalen Kameragehäuse
änderte sich das zwangsläufig, weil Sensoren in 24 x 36 mm Größe nur
extrem teuer hergestellt werden konnten und somit nicht für einen
breiteren Markt taugten. Nikon entschied sich daher zunächst für etwas
kleinere Sensoren in 16 x 24 mm Größe, die gegenüber dem ursprünglichen
Kleinbildformat einen linearen „Crop-Faktor“ von 1,5 hatten. Dieses neue
Sensorformat wurde von Nikon als DX-Format bezeichnet.
Da die bis dahin gebräuchlichen Objektive aufgrund des Crop-Faktors
keinen ausreichenden Weitwinkel mehr erreichten, baute Nikon bald auch
spezielle DX-Objektive, die dann nur noch den kleineren Bildkreis des
DX-Formates ausleuchten mussten.
Einige Jahre später kamen allerdings
doch Nikon-DSLRs mit vollen 24 x 36 mm Sensorgröße auf den
Markt, die Nikon
zur leichteren Unterscheidung nun als FX-Format
bezeichnete. Das ist ein nur von Nikon verwendetes Kürzel, wobei es
dasselbe Sensorformat aber auch bei anderen Kameraherstellern gibt.
Umgangssprachlich wird es heute meist „Kleinbild“, „Vollformat“ oder „Full Frame“
genannt.
Es gibt also von Nikon sowohl Kameras als auch Objektive jeweils in DX- und FX-Variante. Grundsätzlich kann man Objektive und Kameras für DX und FX frei kombinieren, da das Bajonett immer dasselbe ist. Ein FX-Objektiv an einer DX-Kamera funktioniert von vornherein ohne Einschränkungen; sein größerer Bildkreis ist ja für den DX-Sensor kein grundsätzlicher Nachteil. Montiert man ein DX-Objektiv an eine FX-Kamera, muss man sich entscheiden: Standardmäßig schaltet die Kamera dann auf einen „DX-Modus“ und nutzt nur den entsprechenden Ausschnitt des Sensors (was im DSLR-Sucher als Rahmenlinie oder Randabdunklung angezeigt wird). Man kann aber auch auf Nutzung der vollen Sensorgröße umschalten. Dann muss man mit Abdunklung und/oder Schärfeverlust zu den Bildecken hin leben (oder das Bild später noch auf einen akzeptablen Ausschnitt beschneiden – der ja vielleicht im Einzelfall doch etwas größer als der DX-Crop ist). Wie brauchbar oder unbrauchbar die Bildqualität eines DX-Objektivs in den Außenbereichen des FX-Formates ist, ist sehr unterschiedlich (bei Zooms auch stark abhängig von der eingestellten Brennweite) und muss im Bedarfsfall für jedes Objektiv ausgetestet werden. Es ist immer eine experimentelle Anwendung, denn vom Hersteller her sind DX-Objektive nicht für die Verwendung im vollen FX-Format gedacht.
Auch das neue Z-Bajonett bietet wieder Kameras und Objektive jeweils für DX-Format und FX-Format. Adaptiert man F-Bajonett-Objektive mittels FTZ-Adapter an ein Z-Kameragehäuse, kann man sie in gleicher Weise nutzen wie an den entsprechenden DSLRs. Ein Vorteil der elektronischen Sucher gegenüber den optischen DSLR-Suchern ist, dass eine FX-Kamera im DX-Modus nun das komplette Sucherbild ausfüllt. Darin liegt allerdings auch die Gefahr, dass Anfänger aus Unwissenheit ein DX-Objektiv dauerhaft an ihrer FX-Kamera verwenden und gar nicht merken, dass sie damit einen Teil der Sensorfläche ungenutzt lassen (mit allen Nachteilen für Auflösung und Rauschverhalten).
Mit dem Nikon-1-System führte Nikon zwischenzeitlich noch eine weitere Sensorgröße für
Systemkameras ein, nämlich die sogenannten 1"-Sensoren (die aber in
Wahrheit nur eine nutzbare Diagonale von 16 mm haben, weil sich die namensgebende
Zoll-Größe von den Außendurchmessern alter Kameraröhren
ableitet). Nikon nennt diese Sensorgröße CX-Format. Sie
hat einen Crop-Faktor von 2,7 gegenüber FX. Das macht einen Austausch
mit anderen Nikon-Objektiven und -kameras eher uninteressant. Dennoch
bot Nikon den FT1-Adapter an, mit dem man F-Bajonett-Objektive an
Nikon-1-Gehäuse ansetzen konnte. Aufgrund des hohen Crop-Faktors war das
interessant, wenn man extreme Tele-Wirkungen brauchte (wobei die meisten
vorhandenen FX- und DX-Teleobjektive gar nicht hoch genug auflösten, um
die hohe Pixeldichte des CX-Sensors optimal zu bedienen).
Die
Adaptierung der speziellen CX-Objektive an FX- oder DX-Kameras ist nicht
möglich. Am F-Bajonett scheitert es ja bereits am Auflagemaß. Da das
Z-Bajonett ein minimal kürzeres Auflagemaß als das Nikon-1-Bajonett hat,
wäre es rein theoretisch denkbar, einen dünnen Adapter für Nikon-1-Objektive
an Z-Kameras zu konstruieren. Jenseits einer rein experimentellen
Nutzung hätte das aber wenig Sinn (man könnte ja nur einen kleinen
Ausschnitt des Sensors nutzen), weshalb bislang weder Nikon noch ein
Fremdhersteller so einen Adapter anbietet.
Die Brennweitenzahlen, die auf den Objektiven aufgedruckt sind, sind stets
die echten, physikalischen Brennweiten. Auch bei den DX- und
CX-Objektiven handelt es sich nicht etwa um
Kleinbild-Äquivalent-Brennweiten, wie man sie häufig auf Kompaktkameras
findet.
Wer keine FX-Kamera hat und das zu seinem
Kamerasensor passende KB-Äquivalent der Brennweite wissen möchte, muss es also anhand der
realen Brennweite des Objektivs und des Crop-Faktors der Kamera selber
ausrechnen. Der Crop-Faktor beträgt 1,5 für DX und 2,7 für CX. (Alles Weitere zum Thema Crop-Faktor und KB-Äquivalent steht
in meinem separaten Artikel.)
Etwa ab dem Jahr 2000 begann Nikon, optische Bildstabilisatoren in Objektive
einzubauen. In der Nikon-Sprache werden sie als VR („Vibration
Reduction“) bezeichnet.
Die ersten Stabilisatoren fanden sich noch in AF-Objektiven. Im großen Stil kam VR dann aber erst mit den AF-S-
und AF-P-Objektiven. Ein AF-I-Objektiv mit VR gab es nie.
Die VR-Funktion arbeitet mangels entsprechender Stromversorgung nicht
an älteren Manualfokus-SLRs und nicht an den frühen analogen
Autofokus-SLRs. Sie ist aber kompatibel mit sämtlich digitalen
Nikon-Kameragehäusen sowie mit den späteren analogen SLRs (denselben,
die auch bereits AF-I und AF-S unterstützen, Liste siehe
oben).
Wenn eine Kamera VR noch nicht unterstützt,
kann man ein VR-Objektiv daran trotzdem normal verwenden; auf die
Bildstabilierung muss man dann eben verzichten. Es ist also nur ein
Zusatzfeature, das die sonstige Kompatibilität nicht beeinflusst.
Die meisten F-Bajonett-Objektive mit VR haben einen Schalter, um die Bildstabilisierung ein- und auszuschalten und ggfs. zwischen verschiedenen Modi zu wählen. Manchen AF-P-Objektiven mit VR fehlt dieser Schalter jedoch, so dass man den VR über eine Menüfunktion am Kameragehäuse bedienen muss. An ein paar älteren DSLRs, die erst nachträglich per Firmwareupdate für AF-P tauglich gemacht wurden, gibt es diesen Menüpunkt leider nicht; man kann die Bildstabilisierung dann gar nicht deaktivieren und muss darauf hoffen, dass sie z. B. auf dem Stativ keine unerwünschten Wackler erzeugt.
Die meisten Z-Kameragehäuse bringen bereits einen Bildstabilisator
auf Sensorebene mit, der den Stabilisator im Objektiv gerade im Bereich
kürzerer Brennweiten entbehrlich macht. Folglich findet man VR eher in
Z-Objektiven mit langen Brennweiten, während die kürzeren Z-Objektive
auf den optischen Stabilisator verzichten.
Eine Ausnahme sind
Z-Objektive für das DX-Format. Sie sind noch überwiegend mit VR
ausgestattet, weil den bisherigen Z-DX-Kameragehäusen der
Sensor-Stabilisator fehlt.
Telekonverter verlängern die Brennweite eines Objektivs um einen bestimmten Faktor (meist 1,4 oder 2,0). Sie werden zwischen Kameragehäuse und Objektiv montiert. Daher müssen sie nicht nur mit dem Kameragehäuse kompatibel sein, sondern gleichzeitig auch mit dem verwendeten Objektiv.
Es gab Telekonverter von Nikon schon zu Non-AI-Objektiven, später auch jeweils passende zu AI-, AF-, AF-S- und AF-P-Objektiven. Dabei müssen auch die Konverter die entsprechenden mechanischen Kupplungen und elektrischen Kontakte bieten. Theoretisch sollte der Konverter also mindestens zur Technologie des Objektives passen. Praktisch gibt es aber so viele weitere Einschränkungen (schon in Sachen optischer Leistung harmoniert längst nicht jeder Telekonverter mit jeder Objektivrechnung), dass man die Kompatibilität letztlich für jede einzelne Kombi klären muss. Nikon selbst hat eine PDF-Tabelle zur Kompatibilität aller Nikon-Telekonverter veröffentlicht. Teilweise funktionieren die Konverter auch mit weiteren Nikkoren, die in der Tabelle nicht als kompatibel genannt sind; solche Kombinationen werden aber von Nikon nicht empfohlen und leiden stets unter qualitativen Einschränkungen.
Zusätzlich gibt es Telekonverter von Fremdherstellern. Die sind teilweise nur für ganz bestimmte Objektive des jeweiligen Herstellers gedacht, teilweise aber auch universell nutzbar (besonders Konverter der Firma Kenko). Sie unterstützen dann theoretisch alle F-Bajonett-Objektive, deren Technologie zum Zeitpunkt ihres Erscheinens verfügbar war. Praktisch gibt es natürlich auch hier viele Einschränkungen, weil manche Grundobjektive sich überhaupt nicht für die Benutzung mit Telekonverter eignen und dann unzureichende Bildqualität liefern. In der Regel funktionieren Telekonverter nur einigermaßen gut mit längeren Brennweiten. Außerdem muss bereits das Grundobjektiv sehr scharf abbilden, weil der Telekonverter quasi die Unschärfen vergrößert und somit Schwächen der Abbildungsqualität verstärkt. Ein häufiges Problem hat man auch mit dem Bildstabilisator des Grundobjektivs, der mit Telekonverter entweder gar nicht mehr oder nur noch unter auffälliger Geräuschentwicklung arbeitet. Zusätzlich muss man immer bedenken, dass die Lichtstärke des Objektivs um den Konverter-Faktor sinkt (z. B. ein 2-facher Konverter macht Lichtstärke 4 zu Lichtstärke 8) und deshalb in Verbindung mit lichtschwachen Grundobjektiven der Autofokus nicht mehr funktioniert (einziger Ausweg ist dann das manuelle Fokussieren per LiveView).
Werden AF-Objektive am Konverter verwendet, kann die Fokussiergeschwindigkeit sich stark verringern. Das liegt daran, dass die Hersteller gern Übersetzungsgetriebe in die Konverter einbauen, damit der AF-Motor im Kameragehäuse mit der zusätzlichen Last nicht überfordert wird. AF-I-, AF-S- und AF-P-Objektive sind von dieser Einschränkung natürlich nicht betroffen.
Welche Objektivdaten der Telekonverter elektronisch an die Kamera weitergibt (damit sie z. B. in den EXIF-Daten stehen können), hängt vom jeweiligen Modell ab. Einfache Konverter reichen die Daten einfach direkt durch – was dann natürlich falsche Zahlen liefert, weil sich ja Brennweite und Lichtstärke durch den Konverter ändern. Bessere Modelle besitzen eine intelligentere Elektronik, die die Daten automatisch anpasst.
Neben den „allgemeinen Regeln“ der Objektiv-Gehäuse-Kompatibiliät gibt es im Nikon-System auch noch eine Reihe von Spezialfällen. Die wichtigsten Beispiele sollen hier nun gewürdigt werden. Darüber hinaus gibt es noch kleinere Einschränkungen mit einzelnen Objektiven. Es lohnt also immer ein Blick in die Liste der verwendbaren Objektive in der Bedienungsanleitung der jeweiligen Kamera; gerade in den zugehörigen Fußnoten findet sich noch manche wertvolle Info.
Nikons erster halbherziger Versuch, eine Spiegelreflexkamera mit Autofokus
auszustatten, war die 1983 erschienene F3 AF. Passend dazu gab es zwei
AF-Objektive (80 und 200 mm) sowie einen 1,6-fachen AF-Telekonverter,
die jeweils über eingebaute Fokusmotoren verfügten. Nikon gab die
Weiterentwicklung des Systems aber schnell wieder auf und nahm sowohl
die F3 AF als auch die dazugehörigen Objektive vom Markt. Es blieb ein
in sich geschlossenes Experiment.
Die speziellen, für die F3
AF gebauten AF-Objektive sind mit anderen Kameragehäusen nicht
kompatibel; einzige Ausnahme ist die F4, die hierfür noch eine Spezialfunktion hatte.
An der F3 AF kann man spätere AF-Objektive zwar verwenden, muss diese
aber manuell fokussieren.
Die Pronea-Baureihe waren SLR-Kameras für den analogen APS-Film, der
sich am Markt bekanntlich nicht durchsetzte und damit der
Pronea-Baureihe nur einen kurzen Auftritt im Nikon-Sortiment bescherte.
An die Pronea-Kameras konnte man alle vorhandenen F-Bajonett-Objektive
anschließen. Ergänzend gab es aber auch noch fünf sogenannte
IX-Nikkore, die für den kleineren Bildkreis des APS-Formates gerechnet
waren. In gewisser Weise sind die IX-Objektive also die Vorgänger der
späteren DX-Objektive, sind mit diesen aber dennoch nicht kompatibel.
IX-Nikkore hatten nach hinten ragende Linsenelemente und ein leicht
modifiziertes Objektivbajonett, das ein Anbringen an andere Kameras
verhinderte. Somit passen IX-Nikkore ausschließlich an Pronea-Kameras und sind
nicht mit anderen (D)SLRs kompatibel.
Da
inzwischen keine APS-Filme mehr hergestellt werden, kann man mit
Pronea-Kameras nichts Sinnvolles mehr anstellen. Mit Hilfe einfacher Adapter
kann man IX-Nikkore an
spiegellosen Kameras (Nikon Z und andere) benutzen. Das ist dann
aber ein rein manueller Betrieb ohne Blendensteuerung und Autofokus. (Es
gibt Berichte, laut denen es auch mit dem FTZ-Adapter funktionieren
kann. Aber Nikon listet die IX-Nikkore für FTZ als nicht kompatibel,
d. h. man testet es auf eigenes Risiko.)
Es gab von Nikon für das
F-Bajonett etliche manuell zu fokussierende Shift-Objektive, die bei
Nikon am Kürzel „PC“ (Perspective Control) zu erkennen sind. Sie lassen
sich in vier Gruppen teilen, die jeweils ihre Besonderheiten haben.
Die allerersten Exemplare waren noch Non-AI-Nikkore für
vollmanuellen Betrieb, d. h. sie haben auch keine Springblende.
Man kann zwar die Blende an einem Blendenring einstellen, muss die Iris
aber zum einfacheren Fokussieren manuell öffnen und rechtzeitig vor der
Auslösung wieder manuell schließen. Wie andere Non-AI-Objektive können sie wegen des zu weit nach unten
ragenden Objektivgehäuses (auch wenn es in diesem Fall kein Blendenring
ist) an den meisten modernen Nikon-Kameras entweder gar
nicht mehr oder nur nach Umbau verwendet werden.
Auch die etwas späteren PC-Nikkore aus der AI-Zeit sind
noch genauso vollmanuell zu benutzen. Formal gehören sie damit eigentlich
nicht zu den AI-Objektiven (weil sich diese Bezeichnung auf die Art der
Blendenübertragung bezieht, die hier gar nicht stattfindet). Dafür sind diese
manuellen PC-Nikkore, wenn man sich mit der etwas umständlichen
Handhabung anfreunden kann, an sämtlichen jemals
gebauten SLR- und DSLR-Gehäusen von Nikon sowie über FTZ-Adapter auch an
allen Z-Nikons nutzbar.
Die viel später gebauten PC-E-Objektive vom Typ
D haben eine CPU und elektronische Übertragung (was z. B.
Vorteile für die Belichtungsmessung hat). Im Gegensatz zu ihren
Vorgängern, die reine Shift-Objektive waren, sind sie nun kombinierte
Shift-Tilt-Objektive. Manche von ihnen sind gleichzeitig Micro-Nikkore
und erlauben größere Naheinstellungen. Der Buchstabe E in
der Bezeichnung steht sogar für eine elektronische Steuerung der Blende
– obwohl die Objektive dem Typ D zugeordnet sind. Das ist innerhalb der
Nikon-Logik eigentlich ein Widerspruch. Er erklärt sich daraus, dass
diese Objektive noch vor der offiziellen Einführung von Typ E auf den
Markt kamen. Ihre Blende wird an den neueren Kameragehäusen, die auch
reguläre Typ-E-Objektive unterstützen (inkl. Z-Kameras mit FTZ-Adapter), automatisch gesteuert. Für etwas ältere
Kameragehäuse, die noch nicht mit Typ E zurechtkommen (frühe
DSLR-Modelle und einige der späten analogen SLRs) haben sie eine
Hilfsfunktion, die ein manuelles Auf- und Abblenden auf Knopfdruck
erlaubt. Mit den älteren analogen SLR-Gehäusen (ältere Autofokus-Modelle
und alle
Manualfokus-Modelle) sind sie aber nicht mehr sinnvoll nutzbar, weil
dort eine Stromversorgung für den Blendenmotor fehlt.
Der einzige
Vertreter der jüngsten Gruppe ist das PC Nikkor 19mm 1:4E.
Es ist immer noch ein kombiniertes Shift-Tilt-Objektiv, heißt nun wieder „PC“ ohne Zusatz und gehört dafür offiziell dem Typ E an. Eine
Hilfs-Abblendung für ältere Kameras hat es nicht mehr, sondern
funktioniert nur noch an den DSLR-Gehäusen, die auch sonst
Typ-E-Objektive unterstützen (und auch an den Z-Nikons via FTZ-Adapter).
Neben den allgemeinen Kompatibilitäts-Einschränkungen gibt es mit
manchen PC-Nikkoren auch mechanische Platzprobleme, weil ihre
Verstellknöpfe ein Stück aus dem Objektiv abstehen und dann an kleineren
Kameragehäusen nicht mehr in allen Verstellrichtungen genug Platz haben.
Falls solche Probleme bestehen, findet sich normalerweise ein Hinweis in
der Bedienungsanleitung des Kameragehäuses. Ansonsten muss man es
ausprobieren.
Die Spiegelobjektive von Nikon heißen Reflex-Nikkore und sind alle
manuell zu fokussieren. Es kamen im Lauf der Zeit Varianten mit 500 mm,
1000 mm und 2000 mm Brennweite auf den Markt. Innerhalb des
Nikon-Systems bilden sie eine ganz eigene Kategorie. Die meisten stammen
aus AI-Zeiten und lassen sich daher an modernen Nikon-DSLRs und am
FTZ-Adapter problemlos nutzen. Wirklich AI-Objektive im engeren Sinn
sind sie aber nicht, denn sie haben prinzipbedingt eine feste Blende und
daher weder Blendenring noch Springblende.
Die frühen Modelle waren
noch Non-AI-Versionen mit weiter nach unten reichendem Objektivgehäuse.
Sie brauchen also für die Nutzung an modernen Nikon-DSLRs eine Modifikation. Alternativ kann man sie an den Z-Nikons
mit einem einfachen Objektivadapter verwenden. Laut einzelnen
Anwenderberichten geht es auch mit dem FTZ-Adapter, aber Nikon verneint
die Kompatibilität.
Noch zu Vor-AI-Zeiten brachte Nikon drei extreme Fisheye-Objektive auf den
Markt, und zwar Varianten mit 6 mm, mit 8 mm und mit 7,5 mm Brennweite. Es
wurden davon insgesamt nur wenige tausend Stück gebaut, so dass sie heute recht
selten sind und eher als Sammlerstücke gekauft werden denn zur
wirklichen Benutzung. Sehr
speziell ist dabei die optische Konstruktion, deren hinterer Tubus weit
ins Innere des Kamera-Spiegelkastens ragt und erst kurz vor der
Filmebene endet. Hierzu ist es nötig, dass sich der Schwingspiegel
dauerhaft wegklappen lässt. Diese Funktion gab es an ein paar ganz
frühen Nikon-SLR-Gehäusen und dann später nur noch an den analogen
Profi-SLRs – zuletzt der F3, der F4 und der F5.
Keine digitale Nikon
ist offiziell mit diesen „invasiven Fisheyes“ kompatibel. Die kleinere
Hürde dabei ist die Non-AI-Bauweise; die kann man ja mittels Umbau aus
der Welt schaffen. Das zweite und größere Problem ist, dass an keiner
Nikon-DSLR ein dauerhaftes Wegklappen des Spiegels vorgesehen ist. Ein
paar Wagemutige wollen es angeblich geschafft haben, so ein Fisheye im
LiveView-Modus an ihre DSLR anzusetzen, Fotos zu machen und das Objektiv
rechtzeitig vor Ende des LiveView wieder runtergeschraubt zu haben.
Empfehlen kann man diese Vorgehensweise sicherlich nicht, weil jedes
versehentliche Ende des LiveView (und sei es auch nur wegen eines leeren
Akkus) den Spiegel beschädigen würde. Bei manchen einfacher
ausgestatteten Nikon-DSLRs ist es gar
so, dass aufgrund der Koppelung von Spiegel- und Blendenmechanik nach
jeder LiveView-Aufnahme der Spiel einmal runter- und wieder raufklappt.
Wenn man so ein Modell hat, wäre ein Zusammenstoß mit dem Tubus des
Objektivs vorprogrammiert.
Etwas weniger gefährlich mag heute die
Nutzung mittels Adapter an einer Z-Nikon sein. Hier kann ja kein Spiegel
mehr im Weg sein. Der originale FTZ-Adapter
verträgt sich laut Nikon nicht mit Non-AI (auch wenn man gelegentlich
liest, es funktioniere trotzdem). Sichere Alternativen wären der AI-Umbau
oder die
Benutzung eines einfachen, rein mechanischen Adapters.
Ob die
erzielbare Bildqualität am Ende den ganzen Aufwand rechtfertigt, ist eine
andere Frage. Denn der sehr flache Lichteinfallwinkel aus dem langen
Tubus wird sich nicht optimal mit dem Microlinsen-Design moderner
Sensoren vertragen. Diese alten Fisheye-Objektive wurden nun mal für das
Fotografieren auf Film gebaut, wo ein flacher Lichteinfall noch kein
Problem war.
Die Nachfolgemodelle der invasiven Fisheye-Objektive
sind übrigens Retrofokus-Konstruktionen und kommen ohne den ins Gehäuse
ragenden Tubus aus. Dafür sind sie ein Stück größer und schwerer.
An den invasiven Fisheye-Objektiven ist die Inkompatibilität mit dem
Klappspiegel so deutlich, dass man sie gar nicht versehentlich an eine
(D)SLR setzen kann. Allerdings hatte Nikon noch ein paar weitere
Objektive im Sortiment, deren Rückteile ebenfalls mit dem Spiegel oder
mit den Autofokus-Sensoren neuerer Kameragehäuse kollidieren können –
wobei es in diesem Fall nicht immer so offensichtlich ist. Das macht
diese Fälle besonders tückisch. Es handelt sich dabei um ältere
Non-AI-Objektive, die wegen dieser invasiven Anbauteile auch nach
erfolgreicher AI-Modifikation nicht an allen neueren (D)SLRs angesetzt
werden dürfen.
Man kann sich fragen, wieso Nikon solche Objektive
überhaupt gebaut hat. Der Grund liegt darin, dass die Kameragehäuse in
der Frühzeit des Systems noch einfach ausgestattet waren und im Inneren
etwas mehr Platz hatten; schon 1 bis 2 Millimeter machen hier den
Unterschied. In einigen Fällen bot Nikon später Umrüstungen für Besitzer
neuerer Kameragehäuse an. Teilweise wurde sogar das Design der Objektive
mit einem gewissen Herstellungsdatum geändert, sodass Objektiv-Exemplare
ab einer bestimmten Seriennummer nicht mehr betroffen sind.
Hinweise,
mit welchen Objektiven so ein Problem bestehen kann (und ggfs. bis zu
welcher Seriennummer), gibt es in den Bedienungsanleitungen der Kameras,
an denen man Non-AI-Objektive offiziell ansetzen darf (z. B. Df, D3400,
D3500). Wenn man die Objektive heute in Eigenregie auf Quasi-AI
modifiziert und dann an anderen Kameramodellen verwenden will, muss man
eigene Versuche machen (mit der gebotenen Vorsicht). Je nach Art des
Problems (z. B. wenn es nur ein unnützes Metallteil ist, das zu weit
heraussteht) lässt es sich vielleicht mit ein bisschen handwerklichem
Geschick selbst beseitigen.
Mit gerade mal zwei DSLRs,
namentlich der D3400 und der D3500, hat Nikon noch eine weitere kuriose Inkompatibilität geschaffen.
Offenbar sollte, weil es sich um günstige Einsteiger-DSLRs handelt, ein
weiteres kleines Teil am Bajonett eingespart werden, das für die
Erkennung der Blendenring-Stellung zuständig ist. Diese Kameras bieten
daher
für alle Objektive, die einen eigenen Blendenring besitzen, keine
Belichtungsmessung und ggfs. auch keinen Autofokus. Für AI-Objektive ohne CPU
ist das ja an den D3000er-DSLRs immer schon so, aber an der D3400/D3500
betrifft es nun
auch einige Objektive mit CPU. Konkret geht es um AI-P-Objektive, AF-Objektive mit
und ohne Typ D sowie AF-I- und AF-S-Objektive vom Typ D. Diese Objektive
funktionieren also an der D3400/D3500 nur
manuell und ohne Belichtungsmessung. Selbst der Autofokus bei AF-I und
AF-S bleibt deaktiviert, wenn die Objektive vom Typ D sind und somit
noch einen Blendenring haben. An
AF-Objektiven vom Typ G funktioniert zwar mangels Motor auch kein
Autofokus, aber immerhin die Belichtungsmessung – denn dank Typ G gibt
es hier ja keinen Blendenring. Weiterhin vollumfänglich funktionieren
tun natürlich AF-S- und AF-P-Objektive vom Typ G oder E.
Die früheren
Kameras derselben Baureihe (D3000, D3100, D3200, D3300) sind von der
Einschränkung nicht
betroffen. Sie haben noch den Blendenstellungs-Fühler. Somit erlauben
sie mit allen AF-Objektiven und AI-P-Objektiven die
Belichtungsmessung und können auch AF-I- und AF-S-Objektive vom Typ D
uneingeschränkt (inkl. Autofokus) nutzen.
Diese Seite befasst sich ganz überwiegend mit Originalobjektiven von Nikon und deren Varianten und Eigenheiten. Allerdings gab es schon früh auch Objektive „für Nikon“ von Fremdherstellern wie Tokina, Sigma, Tamron, Cosina und anderen.
Man findet fast alle Varianten von Objektiven auch im Sortiment der großen Fremdhersteller. Es gibt dort Objektive, die man z. B. aufgrund ihres Autofokusantriebs als AF, AF-I oder AF-S bezeichnen und aufgrund ihrer Blendensteuerung in die Typen D, G und E unterteilen könnte. Und natürlich gibt es auch von Fremdherstellern FX- und DX-Objektive. Aber leider halten sich die Fremdhersteller meist nicht an die von Nikon benutzten Kürzel und Bezeichnungen. Stattdessen haben sie jeweils ihren eigenen Dschungel an Kürzeln ersonnen, die man im Bedarfsfall recherchieren muss. Manchmal fehlen sogar wichtige technische Angaben. Dann muss man detektivisch vorgehen und anhand einer Abbildung des Bajonetts abschätzen, ob es sich z. B. um ein AF-Objektiv (mit mechanischer „Schraubenzieher-Kupplung“) handelt oder z. B. um ein Objektiv mit elektronisch gesteuerter Blende (zu erkennen daran, dass das mechanische Blendenhebelchen im Bajonett fehlt). Nur so kann man sich der Frage nähern, ob ein bestimmtes Fremdobjektiv an einem bestimmten Nikon-Kameragehäuse im Prinzip funktionieren würde.
Der Ausdruck „im Prinzip“ deutet schon an, dass es im Fall der
Fremdobjektive noch weitere Hürden geben kann, die über die von
Original-Nikkoren bekannten Kompatibilitätseinschränkungen hinausgehen.
Die allermeisten Fremdobjektive sind nämlich nicht von Nikon lizenziert
und basieren stattdessen auf Reverse Engineering, d. h. die Hersteller
mussten die Form des Bajonetts anhand der Originalobjektive nachbauen
und die Kommunikation zwischen Kamera und Objektiv selber austüfteln. In
den Anfängen mit der rein mechanischen Kommunikation klappte das noch
recht gut. Je mehr Elektronik allerdings zum Einsatz kam, desto
schwieriger und fehleranfälliger wurde das Reverse Engineering. Die
Fremdhersteller konnten ja immer nur die Signale der Originalobjektive
an den bisher erschienenen Kameras ausmessen, aber sie kannten nicht den
noch ungenutzten Rest des Übertragungsprotokolls. Dadurch kommt es bis
heute immer wieder zu Problemen mit neuen Kameragehäusen: Mal verweigern
die Objektive daran komplett ihren Dienst, mal sorgen sie für Unterbelichtung,
mal funktioniert der Autofokus und/oder Bildstabilisator an der neuen
Kamera nicht richtig. Je komplexer die Objektivfunktionen werden, desto
höher ist die Wahrscheinlichkeit von Kompatibilitätsproblemen.
In
aller Regel bieten die Objektivhersteller ihren Kunden zeitnah
Firmware-Updates an, damit die Fehler beseitigt und betroffene Objektive
an neueren Kameras weitergenutzt werden können. Das ist gerade im
Bereich hochpreisiger Objektive durchaus wichtig für den Ruf dieser
Firmen. Für sehr alte und/oder billige Fremdobjektive gibt es diesen
Service aber nicht mehr. Mit diesem Risiko muss man als Käufer
von Fremdobjektiven leben. Wer ein Objektiv gebraucht kauft, sollte sich
am besten vorab informieren (z. B. in einschlägigen Webseiten und
Internetforen), ob dieses Objektiv voraussichtlich an der vorhandenen Kamera ohne
Einschränkung funktioniert. Man kann die Kompatibilität auch beim
Service des jeweiligen Herstellers erfragen. Manchmal hängt die Funktion
von der Seriennummer ab oder von der Frage, ob das Objektiv früher schon
mal im Werk nachgerüstet wurde.
Es ist aber keineswegs so, als ob jedes alte
Fremdobjektiv Probleme macht. Oft hat man auch Glück und ein zwanzig
Jahre altes Tokina, Sigma oder Tamron ohne Firmware-Update arbeitet
selbst an
der neuesten Z-Nikon via FTZ-Adapter noch einwandfrei.
Neue Fremdobjektive für das F-Bajonett werden schon seit einigen
Jahren nicht mehr konstruiert. Die Hersteller verkaufen nur noch die
vorhandenen Modelle ab. Dennoch dauerte es relativ lang, bis auch erste Fremdobjektive für das
Z-Bajonett auf den Markt kamen (von rein manuell bedienbaren Objektiven
mal abgesehen). Man kann nur spekulieren, woran das lag. Vielleicht war
das Z-Übertragungsprotokoll mittels Reverse Engineering nur
schwer zu knacken oder vielleicht schützt Nikon das Z-Bajonett durch
wirksame Patente besser vor Nachbau als einst das F-Bajonett.
Inzwischen
sind jedenfalls einige vollumfänglich kompatible Z-Fremdobjektive
lieferbar. Es deutet allerdings viel darauf hin, dass sie im Gegensatz
zu ihren F-Bajonett-Vorgängern nicht mehr auf Reverse Engineering
sondern auf direkten Vereinbarungen mit Nikon beruhen. Falls sich das
bewahrheitet, garantiert es den Anwendern eine bessere Kompatibiliät mit
künftigen Z-Kameras. Es könnte gleichzeitig aber auch die Auswahl an
Fremdobjektiven stark beschränken, weil Nikon im Rahmen der Vereinbarungen
vermutlich mitredet und keine Objektive erlaubt, die den Z-Nikkoren
direkte Konkurrenz machen. Wie sich der Mark für Z-Fremdobjektive
künftig entwickelt, bleibt also abzuwarten. Da der Systemkamera-Markt
insgesamt schrumpft, wird es sicher keine so große Vielfalt mehr geben
wie zur Blütezeit des F-Bajonetts.
Der offensichtlichste mögliche Hinderungsgrund aller Objektiv-Adaptierungen ist das Auflagemaß, also die Distanz von der Film- bzw. Sensoroberfläche bis zur Oberkante des Bajonetts. Das Auflagemaß ist für jedes Kamerasystem etwas anders festgelegt. Nur wenn es beim Adaptieren voll ausgeglichen wird, kann man das Objektiv auch bis hin zum Unendlich-Bereich fokussieren. Ist das Auflagemaß der Kamera kleiner als das des Objektivs, kann der Adapter die fehlende Distanz überbrücken. Ist das Auflagemaß der Kamera größer als das des Objektivs, kann man es in der Regel nicht sinnvoll adaptieren. Und selbst wenn es vom Auflagemaß her gehen würde, kann die Adaptierung noch an der elektronischen Kommunikation scheitern.
Das Nikon F-Bajonett hat mit 46,5 mm eines der größten Auflagemaße
aller Spiegelreflex-Systeme. Dadurch kann man viele F-Bajonett-Objektive
an Kameras anderer Hersteller adaptieren. Günstig hierbei ist auch, dass
die meisten Nikon-Objektive noch eine mechanische Blendensteuerung besitzen
(bis zum Typ D geht das sogar am Blendenring des Objektivs, für Typ G
gibt es Adapter mit eigenem Blendenring). Entsprechende Adapter gibt es
heute für spiegellose Kameras aller Hersteller und für (D)SLRs von Canon
(deren geringes Auflagemaß von 44,0 mm in Verbindung mit einem großen
Bajonett-Durchmesser ausreichend Platz für einen 2,5 mm dünnen
Adapter lässt). Die Nikkore werden an der Fremd-Kamera in der Regel rein
manuell mit Arbeitsblende verwendet. Nicht auf rein mechanische Weise adaptieren
lassen sich jene Nikon-F-Objektive, die zwingend auf elektronische
Steuerung angewiesen sind (solche mit AF-P und/oder Typ E). Es gibt nur
vereinzelt Adapter, die eine
Übersetzung der Elektronik und somit die Verwendung von AF-P- und
Typ-E-Objektiven an Fremdgehäusen erlauben, aber die Umsetzung
(besonders in Sachen Autofokus) ist bis heute sehr holprig und daher
bestenfalls eine Notlösung.
Umgekehrt passen natürlich kaum Objektive anderer Systeme an
Nikon-(D)SLRs. Es werden zwar ein paar Adapter für den Anschluss manuell
steuerbarer Fremdobjektive angeboten, aber die verlängern unweigerlich
das Auflagemaß. Damit taugen sie nur fürs Fotografieren im
Macro-Bereich, wofür ein verlängerter Auszug und der Verlust der
Unendlich-Stellung kein Problem ist. Seltener gibt es auch noch „Adapter
mit Ausgleichslinse“. Die Linse wirkt dann wie ein leichter
Telekonverter (d. h. sie verlängert die Brennweite um den Faktor 1,1 bis
1,2) und verschlechtert dabei sichtbar die Abbildungsqualität – ist also
unterm Strich nicht wirklich zu empfehlen.
Mit dem Nikon-Z-Bajonett verhält es sich genau andersrum. Sein
Auflagemaß ist mit 16 mm das kürzeste unter allen spiegellosen Systemen.
Die Nikon-Z-Objektive passen daher an kein anderes System. Dafür lassen
sich nun alle manuell steuerbaren Spiegelreflex-Objektive und
Messsucher-Objektive anderer Hersteller an Nikon-Z-Kameras adaptieren.
Sogar für die elektronisch gesteuerten Canon-EF-Objektive gibt es
Adapter; die sind natürlich etwas komplexer und teurer als die rein
mechanischen Adapterringe, weil sie die Elektronik übersetzen müssen,
aber das klappt gar nicht schlecht.
Ironischerweise funktionieren daran so ziemlich alle jemals gebauten
Canon-EF-Objektive mitsamt Autofokus, während Nikons ältere AF-Objektive
(solche ohne AF-I, AF-S oder AF-P) am FTZ-Adapter nur noch manuell fokussiert werden können
und auch sonst funktionell eingeschränkt sind.
Doch damit nicht genug. Das Auflagemaß von Nikon Z ist so kurz, dass
sogar Objektive mit dem Sony-E-Bajonett, also einem anderen spiegellosen
Kamerasystem, an Nikon Z-Kameras adaptiert werden können – ebenfalls mit
Übersetzung der Elektronik.
Das Adaptieren einer Objektiv-Elektronik
ist mit Kompromissen verbunden. Man muss hier gegenüber einer nativen
Nutzung der Objektive sicherlich Abstriche in Sachen Geschwindigkeit
machen. Außerdem gibt es keine Garantie, dass die Adapter wirklich mit
jedem Canon-/Sony-Objektiv und jedem künftigen Z-Kameragehäuse
harmonieren. (Die meisten dieser Adapter sehen immerhin eine
Aktualisierung ihrer Firmware vor, sodass eine gewisse nachträgliche
Anpassung möglich wird.)
Rein vom Auflagemaß her wären auch
noch andere Adapter denkbar, um Objektive aus weiteren spiegellosen
Systemen an Nikon-Z-Kameras verwenden zu können. Ob irgendjemand mal
solche Adapter auf den Markt bringt, wird man sehen. Es muss ja immer
die entsprechende Nachfrage vorhanden sein, um den Aufwand für die
Entschlüsselung und Übersetzung der Elektronik zu rechtfertigen.
Autor: Andreas Beitinger
Letzte
Änderung: Februar 2025
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