Farbräume im Vergleich
Bei aller Begeisterung über die Kalibrierung darf man die physikalischen Grenzen eines Monitors nicht ignorieren. Es wird oft behauptet, dass die Farbwiedergabe herkömmlicher Röhrenmonitore noch etwas besser ist als die von TFTs, und dass Notebook-TFTs besonders schlecht sind. Das alles klingt für den Einsteiger ziemlich abstrakt.
Wenn der Monitor einen bestimmten Farbton nicht darstellen kann, wählt das Farbmanagement-System eine Näherung. Meist kommt man mit diesem Kompromiss aus, weil es nur wenige extreme Farbtöne betrifft, die in alltäglichen Fotos selten vorkommen. Wichtiger als die Darstellung der Extremfarben ist in der Praxis, dass die darstellbaren Farben korrekt gezeigt werden. Genau dafür sorgt die Monitorkalibrierung.
Unter www.iccview.de kann man sich Farbräume im Vergleich dreidimensional anzeigen lassen. Man kann auch eigene Profile (z. B. das von ColorPlus oder Spyder erzeugte Monitorprofil) hochladen und sieht dann, inwieweit gängige Farbräume vom eigenen Monitor abgedeckt werden. Ich habe das mit verschiedenen Monitorprofilen gemacht, die mir dankenswerterweise von Mitgliedern des DSLR-Forums zur Verfügung gestellt wurden.
Außer Konkurrenz habe ich zusätzlich auf der Eizo-Homepage Vergleiche mit dem Farbraum des 4000 Euro teuren Eizo CG220 gemacht, der mit seiner integrierten Farbkalibrierung speziell für die Bildbearbeitung konstruiert wurde und mit vollständiger Darstellung des AdobeRGB-Farbraumes beworben wird.
Vorgehensweise
Ich habe den Monitorfarbraum jeweils mit den gängigen Arbeitsfarbräumen sRGB und AdobeRGB verglichen. Weiterhin habe ich zum Vergleich ein Proof-Profil von "FotoCommunity Prints" herangezogen; daran kann man sehen, inwieweit der Monitor jene Farben darstellt, die maximal auf Papier ausbelichtet werden können. Die Monitorfarbräume sind als Farbkörper dargestellt, die Vergleichsfarbräume als Gittermodell.
Da zur Wiedergabe der 3D-Schemata ein spezielles PlugIn nötig wäre, beschränke ich mich hier auf verkleinerte Screenshots, die natürlich nicht alle Seiten der 3D-Darstellung zeigen. Wenn Sie die 3D-Ansicht direkt unter iccview.de mit PlugIn betrachten, können Sie die Farbraumdarstellung von allen Seiten anschauen; die Monitorprofile habe ich zum Download bereitgestellt.
Sie können unter iccview.de beliebige Profile vergleichen, z. B. auch zwei Monitore oder zwei Arbeitsfarbräume.
sRGB | AdobeRGB | FotoCommunity "Glossy Paper" | |
Apple Powerbook (2003) 12" TFT Notebook |
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Samsung X05 14" TFT Notebook |
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Fujitsu Siemens Amilo A1630 15" TFT Notebook |
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Apple Powerbook (2005) 17" TFT Notebook |
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Gericom C700 17" TFT Anschluss über VGA |
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Acer AL 718 17" TFT Anschluss über VGA |
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Sony HS 74 P 17" TFT Anschluss über DVI |
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Philips 180 B2 18" TFT Anschluss über VGA |
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Fujitsu Siemens 463V 18" TFT Anschluss über VGA |
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Belinea 101910 19" TFT Anschluss über VGA |
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Samsung Syncmaster 913N 19" TFT Anschluss über DVI |
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Eizo S1910 19" TFT Anschluss über DVI |
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Dell 1901 FP 19" TFT Anschluss über DVI |
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Eizo L997 21" TFT Anschluss über DVI |
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Apple HD Cinema Display 23" TFT Anschluss über DVI |
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Dell 2405 FPW 24" TFT Anschluss über DVI |
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CTX PR 960F Trinitron 19" CRT (18" sichtbar) Röhrenmonitor |
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Medion MD1998LM 19" CRT (18" sichtbar) Röhrenmonitor |
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Belinea 106035 19" CRT (18" sichtbar) Röhrenmonitor |
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Iiyama S900 MT1 10" CRT (18" sichtbar) Röhrenmonitor |
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Eizo CG220 22" TFT Anschluss über DVI integrierte Farbkalibrierung (Vergleich auf Eizo-Homepage) |
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Erläuterung der 3D-Ansichten
Bei einem idealen Monitor wäre der Monitorfarbraum (Farbkörper) gleich groß oder größer als der benutzte Arbeitsfarbraum (Gittermodell). Dann wäre sichergestellt, dass auch sämtliche Randfarben korrekt dargestellt werden können. Als kleinster sinnvoller Arbeitsfarbraum gilt sRGB.
Der Eizo CG220 hat den mit Abstand größten Farbraum und ist zweifellos der beste hier aufgeführte Bildbearbeitungsmonitor. Der Trinitron-Röhrenmonitor von CTX geht an fast allen Seiten über sRGB hinaus und erreicht ebenfalls das gesteckte Ziel - zumindest für sRGB. Die drei anderen Röhrenmonitore, der 19" TFT von Samsung, der Eizo L997 sowie der Sony HS74P liegen recht nahe an sRGB, gehen aber nirgends wesentlich darüber hinaus.
Etwas kleiner als sRGB sind die Farbräume der TFTs mit 18" bzw. 17".
Sichtlich aus der Reihe tanz der TFT 101910 von Belinea: Ihm fehlen viele sRGB-Farben im Blau-Magenta-Bereich, während er mit der rot-orangen Spitze nicht nur über sRGB, sondern sogar über AdobeRGB hinausgeht. In geringerer Auspägung besteht diese Tendenz auch beim Dell 1901 FP.
Mit Abstand am schlechtesten schneiden sämtliche Notebook-Displays ab, die sRGB bei weitem nicht erreichen.
An den hohen Anspruch, den AdobeRGB-Farbraum darzustellen, kommt nur der Eizo CG220 heran. Sein Farbraum ist genauso groß wie AdobeRGB, wirkt aber in der Darstellung gegen diesen "verdreht" (hat wohl mit dem Weißpunkt zu tun und lässt sich korrigieren).
Unter den "Bezahlbaren" schneidet der CTX Röhrenmonitor am besten ab, der immerhin gut 85 Prozent von AdobeRGB ausfüllt und wie der Belinea TFT an der rot-orangen Spitze darüber hinaus geht.
Sehr unregelmäßig ist der Farbraum, der Ausbelichtungen bei "FotoCommunity Prints" auf glänzendem Papier beschreibt. Dieser Farbraum ist vom Volumen her viel kleiner als sRGB, durchbricht aber dennoch an mehreren Stellen die Ränder von sRGB. Im Bereich der gesättigten Gelbtöne liegt er sogar noch außerhalb von AdobeRGB. Wollte man die Fähigkeiten des Belichtungsdienstes voll nutzen, müsste man einen besser angepassten Arbeitsfarbraum (z. B. PhotoGamutRGB oder ECI-RGB) wählen.
Keiner der aufgeführten Monitore kann den Belichter-Farbraum vollständig darstellen; am nächsten kommen erwartungsgemäß der Röhrenmonitor sowie der Eizo CG220. Selbst dem teure Eizo fehlen noch kleine Spitzen des Belichter-Farbraums.
Interessant ist, dass der Blau-Magenta-Bereich, der dem Belinea 101910 komplett fehlt, auch für den Belichter keine Rolle spielt; hingegen enthält der Belichter-Farbraum viele Farben im Gelb-Orange-Bereich, die beim Belinea ausgeprägter sind als bei den übrigen TFTs. Das könnte man so deuten, dass der Belinea für die Druckvorschau optimiert und nicht an sRGB angepasst wurde.
Zwei weitere interessante Vergleichsfarbräume, die in der 3D-Übersicht nicht berücksichtigt wurden, sind die gängigen CMYK-Druckfarbräume "ISO coated" (für gestrichene Papiere) und "ISO uncoated" (für rauhe Papiere). Diese Farbräume kommen im digitalen Offsetdruck zur Anwendung und können als Maß dafür gelten, welche Farben beim Druck von Zeitungen, Zeitschriften und Büchern reproduziert werden. Beide sind dem hier gezeigten FotoCommunity-Profil ähnlich, wobei "ISOcoated" im Blau-Magenta-Bereich weniger ausgeprägt und "ISOuncoated" insgesamt nochmal ein ganzes Stück kleiner ist. "ISOcoated" wird von AdobeRGB vollständig eingeschlossen. "ISOuncoated" passt sogar vollständig in sRGB und kann auf allen Monitoren (außer den Notebook-TFTs) komplett gezeigt werden.
Bitte beachten: Es handelt sich um keinen umfassenden Test dieser Monitore. Die Farbraum-Darstellungen zeigen nur die jeweiligen Farbgrenzen. Sie sagen nichts darüber aus, wie fein die Farbabstufungen dazwischen sind (ob also z. B. Color Banding auftreten kann). Erst recht sagen sie nichts über andere Eigenschaften der Monitore wie Kontrastumfang, Betrachtungswinkel und Reaktionszeit. Es gibt also noch weit mehr Qualitätsunterschiede als die gemessene Größe des Farbraums.
Fazit
Am 3D-Vergleich von Farbräumen erkennt man sehr einfach, ob die wichtigsten Farbbereiche dargestellt werden können und wo evtl. die Defizite liegen. Profile zum Vergleich bekommt man direkt vom Hersteller oder von anderen Nutzern.
Die besseren der überprüften Monitore können sRGB nahezu vollständig darstellen. Im technischen Sinne farbrichtig arbeiten kann man mit allen diesen Monitoren, sofern sie sauber kalibriert sind, und sofern sRGB als Arbeitsfarbraum benutzt wird: Zwar enthält der Farbraum des Belichters einige Farben, die der Monitor nicht kennt, aber das belichtete Foto enthält ja nur die Schnittmenge von Arbeits- und Belichterfarbraum. Der Farbraum des Belichters wird somit zwar nicht voll ausgeschöpft, aber wenigstens stimmt der Softproof auf dem Monitor.
Röhrenmonitore haben größere Farbräume als billige bzw. ältere TFTs, sind aber nicht in jedem Fall besser als aktuelle Mittelklasse-TFTs. Die verglichenen Notebook-Displays sind allerdings sichtbar schlechter als alleinstehende Monitore; selbst die Billig-TFTs zeigen einen größeren Farbraum.
Bis wir Normalsterblichen uns einen Monitor wie den CG220 leisten können, der AdobeRGB vollständig darstellt, werden noch ein paar Jahre vergehen. Selbst der beste aufgeführte Röhrenmonitor (CTX 960) kann da nicht ganz mithalten. Praktisch müssen wir also noch mit Monitoren auskommen, die nur sRGB beherrschen. Demnach ist es im Sinne der Farbsicherheit auch noch nicht sinnvoll, AdobeRGB bzw. andere große Arbeitsfarbräume einzustellen.
A. Beitinger
November 2005
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