So bereitet man Bilder für die Belichtung vor
Anleitung für Skalierung und JPEG-Kompression mit Hilfe von IrfanView

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Die praktischste und schnellste Art, Digitalfotos zur Belichtung zu schicken, ist der Weg über das Internet. Das langwierige Verschicken von CD-Rs per Post ist so gut wie nie notwendig.
Wenn der Datenversand via Internet zu langsam ist, liegt dies daran, daß unnötig große Dateien verschickt werden. Viele Nutzer schicken ihre Bilder in voller Kameraauflösung zur Belichtung. Mit hochauflösenden Kameras und bei Bestellung kleinerer Bildformate bedeutet dies den Daten-Overkill.

Die Bestellsoftware mancher Belichtungsdienste reduziert die Auflösung ungefragt von sich aus; Tests haben gezeigt, daß hierbei nur eine bilineare Skalierungsmethode angewendet wird, die zwar schnell ist, aber qualitativ manchmal zu wünschen übrig läßt. Besser ist es daher, die Fotos vor der Datenübertragung selbst auf eine vernünftige Größe zu bringen.

Die auf dieser Seite beschriebene Methode habe ich selber schon oft erfolgreich angewendet. Meine bisher größte Bilderbestellung umfaßte mehr als 400 Motive. Ich darf also getrost behaupten, daß das Verfahren praxiserprobt ist.

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Abwägung zwischen Auflösung und Kompression
Es gibt zwei Schritte, die die Größe einer Bilddatei verringern: das Reduzieren ihrer Auflösung und die Anwendung der JPEG-Kompression. Ziel ist, die Dateigröße gerade so stark zu reduzieren, daß die Qualität des fertig ausbelichteten Fotos noch nicht sichtbar schlechter ist als eine Ausbelichtung der Originaldatei. Ob man eher eine hohe Auflösung belassen und stark komprimieren soll, oder ob man lieber die Auflösung stark reduzieren und dann nur leicht komprimieren soll, ist häufig eine Glaubensfrage.

Ich habe umfangreiche Tests sowohl mit Bildauflösungen als auch mit JPEG-Kompressionsstufen durchgeführt. Das Ergebnis in Kurzform: Eine Auflösung von 250 ppi (bezogen aufs bestellte Bildformat) reicht in jedem Fall aus. Ich kann dann keinen Unterschied mehr zu jenen Bildern feststellen, die in Originalauflösung (z. B. 500 ppi bezogen aufs Bildformat) verschickt wurden. (Hier finden Sie den umfassenden Vergleich) Dabei spielt es keine Rolle, ob der Belichter intern mit 300 ppi arbeitet (Fuji) oder mit 400 ppi (Agfa). Da die Dateien in der Belichtungsmaschine ohnehin nochmal skaliert werden, braucht man auf die native Auflösung des Belichters nicht zu achten.
Grundsätzlich sind bei einer niedrigen Auflösung die JPEG-Artefakte besser zu sehen als bei hohen Auflösungen; daher muß nach der Auflösungsreduzierung die JPEG-Kompression mit Bedacht durchgeführt werden. Mein JPEG-Kompressionstest hat gezeigt, daß 90 % in IrfanView oder Stufe 10 in Photoshop gut genug ist.

Wie deutlich JPEG-Artefakte tatsächlich im Bild sichtbar werden, hängt auch von der Arbeitsweise des Belichtungsdienstes ab. Bei guten Belichtungsdiensten kann man die Wirkung der JPEG-Kompression am Monitor voraussagen: Wenn in 100 % Darstellungsgröße keine störenden Artefakte auftreten, wird man auch auf einer 250-ppi-Belichtung keine sehen.
Anders sieht es aus, wenn der Belichtungsdienst stark scharfzeichnet; dann können plötzlich Artefakte deutlich sichtbar werden, die am Monitor noch ganz unauffällig waren.
Generell rate ich von Belichtungsdiensten ab, die die Bilddaten nachschärfen oder anderweitig verändern. Wer als Fotograf eine starke Scharfzeichnung oder eine Farbkorrektur wünscht, kann diese jederzeit selbst durchführen; der Belichtungsdienst sollte neutral arbeiten.
Aus eigener Erfahrung empfehlen kann ich Saal-Digital, Fotocommunity Prints und 24h-Bildexpress. Aus eigener Erfahrung abraten muß ich von Drogerie-Müller, Schlecker und Aldi-Fotos; diese Anbieter liefern nicht generell schlechte Qualität, aber sie greifen zu stark ins Ergebnis ein. Weitere Hinweise hierzu finden Sie in meinem (schon etwas älteren) Vergleich zweier Belichtungsdienste.

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Stapelverarbeitung mit IrfanView - Schritt für Schritt

Schritt 1: Installation und Grundeinstellung von IrfanView
IrfanView ist eine sehr vielseitige Software, deren gewinnbringende Nutzung eine gründliche Einarbeitung erfordert. Es gibt unheimlich viele Einstellmöglichkeiten, mit denen man leider auch viel falsch machen kann. Wenn Sie noch wenig Erfahrung mit dem Programm haben, halten Sie sich möglichst genau an die Anleitung.
In dieser Anleitung geht es hauptsächlich um die Funktion "Batch-Konvertierung" (Stapelverarbeitung). IrfanView kann auch als Bildbetrachter und Bilderbrowser ("Thumbnails"-Modus) genutzt werden, aber das ist nicht Gegenstand dieser Anleitung und wird hier nicht näher erklärt.

Falls Sie IrfanView noch nicht auf Ihrem Rechner haben, laden Sie es sich hier kostenlos herunter und installieren es. Zusätzlich empfiehlt sich die Installation der PlugIns (separater Download). Erst wenn auch die PlugIns installiert sind, steht der volle Funktionsumfang von IrfanView zur Verfügung.

IrfanView und die PlugIns werden ständig weiterentwickelt. Die Screenshots auf dieser Seite wurden mit Version 4.10 erstellt; neuere oder ältere Versionen könnten geringfügig abweichen. Fürs Nachvollziehen dieser Anleitung sollte das aber keine Rolle spielen.

Sollte das Programm beim ersten Start noch auf Englisch angezeigt werden, wählen Sie im Menü "Options" den Eintrag "Change language.." und aktivieren Sie dort "Deutsch".

Öffnen Sie nun ein beliebiges Foto. Wählen Sie im Menü "Bild" den Eintrag "Größe ändern...":

Unter "Methode" aktivieren Sie bitte "Resample (bessere Qualiät)" und wählen einen Resample-Filter aus.
Die zur Auswahl stehenden Filter sind unterschiedlich schnell und unterschiedlich gut. Mit der Voreinstellung "Lanczos Filter" bekommen Sie die bestmögliche Qualität. Ich bevorzuge jedoch den kaum schlechteren "Bell Filter", weil er wesentlich schneller arbeitet.
Klicken Sie anschließend auf "OK". Das genügt, um den eingestellten Filter als Voreinstellung zu speichern, so daß er künftig auch für die Batch-Verarbeitung eingesetzt wird. Das Bild selbst brauchen Sie danach nicht speichern.

Schritt 2: Auswahl und evtl. Korrektur der Bilder
Zur Auswahl eignet sich jedes Bildverwaltungsprogramm, z. B. IrfanView mit der "Thumbnails"-Ansicht - oder auch jeder andere Bildbetrachter. Nehmen Sie, womit Sie am besten zurecht kommen. Die Bildauswahl ist von der späteren Stapelverarbeitung völlig unabhäng.
Zur besseren Übersicht schlage ich folgende Vorgehensweise vor: Erstellen Sie zu jedem neuen Belichtungsauftrag ein neues Verzeichnis sowie darin ein Unterverzeichnis. Ins Hauptverzeichnis kopieren Sie alle Bilder, die Sie auf Papier belichten lassen wollen; ins Unterverzeichnis kommen später die stapelweise verkleinerten Versionen.

Wenn die ausgewählten Bilder vorher schon überprüft und bearbeitet waren, kann eine weitere Korrektur entfallen. Ansonsten sollten Sie jetzt jedes Bild öffnen und bedarfsweise Farb- und Kontrastkorrekturen, kleine Retuschen oder eine Ausschnittswahl vornehmen.

Hinweis: Labore/Belichtungsdienste, die Farbmanagement unterstützen, interpretieren profillose Bilder als sRGB. Alle anderen Labore verlangen ohnehin sRGB. Da IrfanView noch keine Farbprofile einbetten kann, eignet sich die hier beschriebene Methode also nur für sRGB-Bilder.

Schritt 3: Skalieren und Komprimieren
Rufen Sie die Stapelfunktion auf , indem Sie die Taste "B" drücken. Es öffnet sich das Fenster "Batch-Konvertierung":

Öffnen Sie das Verzeichnis mit Ihren ausgewählten Bildern und klicken Sie dann auf "Alle hinzuf.".
Unter "Zielverzeichnis" wählen Sie das Unterverzeichnis, in das die fertig skalierten Bildversionen kommen sollen.
Unter "Arbeite als:" wählen Sie "Batch-Konvertierung"
Unter "Zielformat" wählen Sie JPEG. Mit dem "Optionen"-Button daneben kommen Sie zum Fenster "JPEG/GIF Speichern":

Stellen Sie dort die Kompressionsstufe ein. Meine Empfehlung: 90 %
Die übrigen angebotenen Optionen ("Als Progressives-JPEG speichern" etc.) lassen Sie weg. Klicken Sie auf "OK". Sie sind dann wieder im Fenster "Batch-Konvertierung" (siehe oben).
Aktivieren Sie das Feld "Spezialoptionen verwenden" und klicken Sie dann auf "Spezialoptionen", worauf sich das Fenster "Für alle Bilder:" öffnet:

Aktivieren Sie dort "Größe ändern:" und "Kurze Seite setzen:". Als Einheit wählen Sie "Pixel". Den Pixelwert entnehmen Sie meiner untenstehenden Tabelle.

Erläuterung: Würde man einfach ein Pixelmaß vorgeben ("Beide Seiten setzen"), würden damit entweder Hochformate oder Querformate zu klein, bzw. man müßte sie separat verarbeiten. Die Option "Kurze Seite setzen" bewirkt hingegen, daß alle Bilder, unabhängig von Seitenformat und Ausrichtung, eine einheitliche Pixelbreite an der kürzeren Seite bekommen. Somit lassen sich auch Bilder mit unterschiedlichen Seitenverhältnissen gemeinsam verarbeiten, z. B. 4:3 aus der Kompaktkamera oder 3:2 aus der Spiegelreflex.

Pixelgrößen für verschiedene Ausgabeformate (ergibt jeweils ungefähr 250 ppi)
Unter "10er-Format" versteht man z. B. 10 x 13 oder 10 x 15 cm (je nach Seitenverhältnis der Bilder)
Ausgabeformat 9er 10er 13er 15er 20er
Pixelgröße für die kurze Seite 900 1000 1300 1500 2000

Kreuzen Sie weiterhin die drei Kästchen "Proportional", "Resample-Funktion verwenden" und "Kleine Bilder nicht vergrößern" an. Alle weiteren Kästchen des Fensters lassen Sie bitte unangekreuzt.

Klicken Sie auf "OK". Sie sind dann wieder im Fenster "Batch-Konvertierung" (siehe oben).
Wenn alle Einstellungen gemacht sind, klicken Sie auf "Start". IrfanView beginnt dann mit der Stapelverarbeitung und zeigt die Ergebnisse fortlaufend an:

Am Ende sollte unter "Fehler" und "Warnungen" jeweils 0 angezeigt werden, denn dann hat alles geklappt. Sie haben in Ihrem Unterverzeichnis nun die vorbereiteten Dateien, die Sie so zum Bilderdienst übertragen können.

Achtung: Wählen Sie im Bestellprogramm wirklich die verkleinerten Bilder aus dem Unterverzeichnis, nicht die Originale aus dem Hauptverzeichnis! Der Fehler ist mir selber schon passiert. (Man merkt es daran, daß die Internet-Übertragung dann ungewöhnlich lang dauert.)

Achten Sie darauf, daß Sie die Bilder höchstens in der Größe bestellen, für die Sie sie optimiert haben, denn eine Qualitätsreserve für größere Formate ist jetzt nicht mehr vorhanden. Dafür sind die Dateien nicht größer als nötig.

Die obige Anleitung geht von dem einfachsten Fall aus, daß alle Bilder auf dasselbe Ausgabeformat gebracht werden. Wenn Sie eine Mischbestellung mit mehreren Formaten aufgeben möchten, müssen Sie die Skalierung für jedes Format separat durchführen.

Rechenbeispiel zur Übertragungsdauer
Nehmen wir an, unsere Bestellung umfaßt 30 verschiedene Motive im Format 10 x 15 cm.
JPEGs aus einer 10-Megapixel-Kamera in bester Qualitätseinstellung liegen unbearbeitet bei rund 3,5 MB. Für die Gesamtbestellung wären das bereits 105 MB.
Wenn Sie Ihre Bilder nach obiger Anleitung vorbereiten, kommen Fotos im 10er-Format auf eine Dateigröße von 200 bis 600 kB, je nach Komplexität des Inhalts. Im Schnitt rechne ich mit 380 kB, was dann insgesamt eine zu übertragende Datenmenge von 11 MB ergibt. Das ist rund ein Zehntel der Originalgröße - ohne daß die fertigen Fotos schlechter aussehen. Meine obigen Vorschläge für Auflösung (250 ppi) und JPEG-Qualität (90 %) sind so gewählt, daß man wirklich keinen Qualitätsnachteil hat.

Die Übertragung von 11 MB dauert über 1 ISDN-Kanal (Upstream 64 kbps) ca. 33 Minuten. Mit 2 ISDN-Kanälen oder DSL1000 (Upstream 128 kbps) wären es 17 Minuten, mit DSL2000 (Upstream 192 kbps) nur noch 11 Minuten.

Diese Rechnung ist nur ein Beispiel. Bei größeren Bestellungen und/oder größeren Bildformaten steigt natürlich die Übertragungszeit.

Andreas Beitinger
Letzte Änderung: Januar 2008

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